Seit Dienstag, dem 23. Januar 2018 befinden sich neun Aktivistis aus dem Hambacher Forst in Untersuchungshaft.

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Seit Dienstag, dem 23. Januar 2018 befinden sich neun Aktivistis aus dem Hambacher Forst wegen des Vorwurf des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte in Untersuchungshaft. Schreibt ihnen Briefe, die Adressen und mehr Infos unter:
https://abcrhineland.blackblogs.org/

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Augenzeug*enbericht der Barrikadenräumungen

Die Person, die uns diesen Bericht geschickt hat, gehört zum Kreis der Menschen aus dem Umkreis, die uns unterstützen
Ich bin gegen 8.00 im Wald angekommen. Als ich am Tripod (Jesuspoint) richtung Gallien wollte kamen 3 Polizisten (Vermutlich Soko Hambach) Sie haben abfällige und beleidigende Äußerungen gegenüber den Aktivis*innen getätigt. Als ich dann in Gallien ankam habe ich mehrere andere Bürger*innen getroffen. In Gallien befanden sich ca 14 Polizist*innen der Beweissicherungseinheiten, Sie haben Fotos und Videos gemacht. (Anmerkung: Diese wurden später bei der Vorbereitung von Baumhausräumungen und andern größeren Aktionen verwendet)

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Barrikadenräumung 22.01.17 – Zitatesammlung

Während einer Barrikadenräumung kommt es immer wieder zu absurden Dialogen. Hier eine kleine Sammlung für euch, die vermutlich auch einiges über Polizei und Sicherheitsdienst aussagt. Alle Zitate sind aus dem Gedächtnis zitiert.

Triggerwarnung: Androhung sexueller Gewalt

Polizist: „Wir stehen hier damit ihr nicht in den Tagebau lauft und euch verletzt.“
Der selbe Polizist später beim weggehen: „Wenn ihr jetzt in den Tagebau fallt und verunglückt habt doch bitte euren Perso in der Hand.“

(Aktivistin kommt zu einer Gruppe Aktivist*innen dazu)
Ein Aktivist (offensichtlich sarkastisch): „Du bist die Verstärkung auf die wir gewartet haben, jetzt brechen wir durch.“
(Polizei macht sich panisch bereit bevor sie bemerkt das es ein Scherz war.)

Polizist: „Warum sind die Frauen bei euch eigentlich immer die schlimmsten?“

Aktivistin (unvermummt): „Wir würden gerne eine Spontandemo gegen die Entfernung der Verkehrsberuhigungsanlagen abhalten, die Route wäre zu den Toiletten.“
Polizist: „Verkehrsberuhigungsanlagen? Im Wald? Ernsthaft?
Aktivistin: „Ob ihr den Anlass für sinnvoll haltet tut Versammlungsrechtlich erstmal nichts zur Sache. Fakt ist das es sich hier um einen „aktuellen Anlass“ handelt und eine nicht angemeldete Spontandemo zulässig ist. Wenn ihr das ablehnt hätte ich gerne eine Versammlungsrechtliche Begründung.“
Polizist: „Und die Toiletten benutzt ihr dann auch?“
Aktivistin: „Naja, diese Art der Meinungskundgabe ist ja rechtlich nicht explizit ausgeschlossen, oder?

Polizist: (Pfeift einem Aktivisten zu der gerade am pinkeln ist).
Aktivist: „Na, Gefällt dir was du siehst?“
Polizist: „Ne, ist mir zu kurz“

Secu ruft Aktivisti zu: „Ich fick dich in den Arsch“
Aktivisti: „Lass doch ein Stückchen gehen wo wir Ruhe haben und das da ausmachen.“
(Secu beginnt mit einem Schwall Beleidigungen)
Polizistin zu Secu: „Gehen sie lieber mal weg hier, der Hobbit ist doch den Stress nicht wert.“

Wenn ihr noch weitere absurde oder entlarvende Dialoge bemerkt habt schreibt gerne in die Kommentare.

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Pressemitteilung zur Barrikadenräumung 22.01.18

Heute war es mal wieder so weit. Zur Sicherung der Rettungswege, oder wegen forstwirtschaftlichen Vorschriften, oder nein, wegen der gefährlichen „rechtsfreien Räume“ in Deutschland… Ach egal, es wurden mal wieder Barrikaden geräumt und wenn wir ehrlich sind, haben die Gründe dafür bisher auch keine Rolle gespielt.
Unter kurzzeitiger Beobachtung einiger ausgewählter Parlamentarier_Innen und erstmalig auch begleitet von mehrsprachigen Lautsprecheransagen räumten die Polizei und RWE Barrikaden, die uns vor unerwünschten Besucher_Innen, Gewalt und Überwachung schützen sollen.
Neben einfachen Gräben und viel Zeug auf der Straße fanden unsere Gäste:

1 Tunnelsystem mit einer darin angeketteten Person
2 Tripods (3-Beinige, mit Personen besetzte Konstruktionen)
1 Skypod (über den Weg gespannte Seilkonstruktion, in denen Menschen angeseilt sind)
3 Monopods (siehe: Tripod, nur einbeinig)

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Ticker Barrikadenräumung 22.01.18

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WICHTIG: Wenn ihr persönliche Infos zu den Personen in Haft habt dann überlegt was ihr öffentlich macht und was ihr über Handys und andere unsichere Kanäle kommuniziert. Wir wissen aktuell NICHT was Polizei und Justiz wissen.

Aktuelle Infos über die Inhaftierten gibt es hier und zuerst bei ABC Rhineland

Macht Soliaktionen und schickt uns gerne Fotos! Schreibt den Gefangenen Briefe (gerne mit Rückumschlägen und Briefmarken)! Adressen gibt es bei ABC Rhineland.

23.01.

Schreibt den Menschen in U-Haft Briefe, mehr Infos unter: https://abcrhineland.blackblogs.org/

21:30 Die vier Menschen aus Kerpen sind jetzt auch in Untersuchungshaft

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Offener Brief einer Gruppe Aktivist*innen an die Abgeordneten des Landtag von NRW

Liebe Landtagsabgeordnete,

Ihr redet immer wieder viel über uns. Am 30.11.17 habt Ihr eine ganze „aktuelle Stunde“ über uns abgehalten, in der Ihr uns mehrfach als Chaoten¹, Kriminelle oder sogar Terroristen¹ bezeichnet habt. Jetzt geht das Gerücht um, dass einige von Euch beim nächsten Polizeieinsatz im Hambacher Forst dabei sein möchten.
Wir möchten Euch (also die Abgeordneten von den Landtagsfraktionen der Grünen, der SPD, der FDP und der CDU ²) hiermit einladen, MIT uns, statt ÜBER uns zu reden. Wie wäre es, wenn Ihr nicht kommt, wenn bewaffnete und gewaltbereite Hundertschaften unser Zuhause stürmen und verwüsten (ja, genau so fühlt sich das an), sondern angekündigt, so dass wir euch die Schönheit des Waldes zeigen und bei Tee, Kaffee oder Bier mit Euch reden und diskutieren können. Vielleicht stellt Ihr ja fest, dass wir gar nicht so schlimm sind, wie Ihr denkt. Oder vielleicht wisst ihr sogar, dass wir gar nicht so schlimm sind und tut trotzdem so – Taktik?

Vielleicht finden nicht alle Menschen, die im Wald aktiv sind, diese Einladung gut. Wir können auch nur für uns als Gruppe schreiben. Aber wir können Euch versprechen, dass Euch niemand etwas tun wird.

Aber ihr seid doch alles Anarchist*innen, die Rechtstaat und Demokratie ablehnen?

Dieser Vorwurf wird uns immer wieder gemacht. Warum das nicht völlig falsch ist, aber einem miteinander Reden in keinster Weise im Weg steht, könnt Ihr hier nachlesen.

Liebe Grüße

Eine Gruppe Aktivist*innen im Hambacher Forst.

Update 22.11.: Auch nach der Barrikadenräumung die auch von Landtagsabgeordneten begleitet wurde bleibt die Einladung bestehen.

¹Natürlich sind nicht nur männliche Aktivist*innen im Forst aktiv, wir haben uns hier entschieden die Begriffe, die mehrfach in der Debatte fielen wortwörtlich zu zitieren.

²Natürlich sind auch Vertreter*innen von Linkspartei, Piratenpartei und weiteren aktuell nicht im Landtag vertretenen, nicht rechtsextremen oder religiös fundamentalistischen, Parteien eingeladen.

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Alles Anarchist*innen?

Dieser Text gibt die Meinung und Wahrnehmung einer Gruppe Menschen, die im Hambacher Forst aktiv sind wieder, und nicht zwangsläufig die Meinung aller Aktivist*innen.

Wenn MIT uns oder ÜBER uns geredet wird, taucht immer mal wieder der Vorwurf auf, dass wir ja alles Anarchist*innen sind, die Rechtsstaat und Demokratie ablehnen. Wir wollen hier darauf eingehen.

Also Erstens: Ja, ein Großteil der Menschen, die im Forst aktiv sind, verordnen sich im anarchistischen Spektrum. Ist das wirklich so schlimm? Das heißt ja letztendlich erst mal, dass wir uns eine Gesellschaftsordnung ohne Hierarchien, Zwang und Gewalt wünschen. Ein paar Fakten zum Anarchismus:

– Der Anarchismus ist eine ähnlich traditionsreiche Ideologie wie der Kommunismus, die Sozialdemokratie und der Liberalismus.

– Es gibt viele Anarchist*innen, auf deren Werke auch von Demokrat*innen bis hinein in die bürgerliche Mitte Bezug genommen wird. Beispielsweise der christliche Anarchist Lew Nikolajewitsch Tolstoi, dessen (durchaus auch politische) Hauptwerke „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ heute als Klassiker des realistischen Romans gesehen werden, der im KZ Oranienburg ermordete Anarchist Erich Mühsam, oder der dem Anarchismus zumindest nahe stehende George Orwell (Autor unter anderem von „1984“, „mein Katalonien“ und „Animal Farm“), der im spanischen Bürgerkrieg sogar auf anarchistischer Seite kämpfte. Und viele mehr.

– Beispielsweise im spanischen Bürgerkrieg haben Anarchist*innen gemeinsam mit Demokrat*innen und Kommunst*innen gegen den Faschismus gekämpft.

Und was die Sache mit der Ablehnung von Demokratie angeht: Da gibt es innerhalb des anarchistischen Spektrums verschiedene Meinungen zu. Einmal die, dass Demokratie und Anarchismus unvereinbar sind, aber auch die, dass Anarchismus letztendlich die konsequenteste Form der Demokratie ist. So oder so: Ist es wirklich so schrecklich, dass es Menschen gibt, die glauben, dass mit der repräsentativen Demokratie und der Strafjustiz noch nicht die bestmögliche Form des Zusammenlebens erreicht ist? Oder, dass zumindest neben dieser Form des Zusammenlebens noch andere existieren könnten?

Letztendlich vertreten wir (als Kleingruppe) die Meinung. dass Anarchist*innen und Demokrat*innen mehr miteinander reden sollten. Denn nur so können sich beide Ideen weiterentwickeln. Also kommt in den Forst und diskutiert mit uns!

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