Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung

ACHTUNG Das Amtsgericht Jülich hat den unten stehenden Prozess auf den 18.12. verschoben.

Am Dienstag den 27.11. um 11:10 findet vor dem Amtsgericht Jülich der erste Prozesstag gegen zwei Aktivistis statt. Ihnen wird vorgeworfen, Anfang Juli 2017, während die Polizei weitestgehend mit dem G20-Gipfel in Hamburg beschäftigt war, die Hambachbahn blockiert zu haben (Aktionserklärung und Pressespiegel zu dem Vorfall). In Jura-Deutsch lauten die Vorwürfe „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in besonders schwerem Fall“ (§113 Abs. 2 StGB) und „Nötigung“ (§240 StGB). Einem der Angeklagten wird zusätzlich „Sachbeschädigung“ (§303 StGB) vorgeworfen.

Von den insgesamt elf Zeugis plant das Gericht sechs (fünf davon Bullen) am ersten Verhandlungstag zu vernehmen. Hier ein Statement einer der Angeklagten zu dem Prozess:

„Repression soll uns einschüchtern, zermürben, kaputt machen und uns dazu bringen, uns konform zu verhalten, doch wir haben Mittel dagegen. Unser stärkstes ist Solidarität!
Im Fall von Gerichtsprozessen ist das, was viele Aktivistis fertig macht, nicht mal die Strafe, die am Ende raus kommt, sondern der Weg dahin. Das Gefühl von Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein bei jedem Verhandlungstag. Das ist etwas, bei dem ich nicht mitspielen werde. Die stärksten Waffen gegen diese Art von Repression sind für mich (neben Solidarität natürlich) Selbstermächtigung und Spaß. Deshalb werde ich nicht auf Anwältis bauen, die den Prozess für mich führen, auch wenn ich solidarischen Anwältis, die das anbieten, natürlich dankbar dafür bin. Stattdessen werde ich mich selber, gemeinsam mit Menschen, mit denen ich ohnehin gerne Zeit verbringe (was nicht heißt, dass ich nicht auch mit einigen Anwältis gerne Zeit verbringe), auf den Prozess vorbereiten und ihn während der Verhandlung aktiv gestalten.
Ich werde mich davon, dass ich zu einer blöden Hauptverhandlung muss, nicht davon abhalten lassen, gemeinsam mit den Menschen, die ich liebe, Spaß zu haben, selbst wenn das ganze im Gerichtssaal passiert. In dem Moment, in dem wir das erreichen, fällt die Repression wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Deshalb lade ich euch ein, gemeinsam einen tollen Vormittag im Amtsgericht Jülich zu verbringen und dafür zu sorgen, dass der Vormittag für Richti und Staatsanwaltschafts-Sitzungsvertretung deutlich weniger spaßig wird. Und wenn sie uns sehen und so viel Angst vor uns haben, dass sie nach ein paar Minuten den Prozess unterbrechen, aussetzen oder einstellen, dann lasst uns die Feier eben nach draußen verlegen. Es wird so oder so ein tolles gemeinsames Erlebnis. Macht euch keine Sorgen darüber, dass damit die Prozesskosten in die Höhe getrieben werden könnten. Ich und mein Mitangeklagter leben beide weit unter der Pfändungsgrenze und haben nicht vor das in unserem Leben nochmal zu ändern, das Gericht bleibt also auf seinen Kosten sitzen. Party auf Staatskosten. Wetten darauf, zu wie vielen Zeugis das Gericht tatsächlich kommt, werden bis zum Aufruf der Sache angenommen. Es wäre cool, wenn einige Leute Snacks und Getränke mitbringen! Gerichte sind zum Essen da!“

Wann und wo:
Dienstag, 27.11.2018, 11:10 Uhr
Amtsgericht Jülich, 1. Etage, Sitzungssaal 1.09
Adresse: Wilhelmstraße 15, 52428 Jülich

ACHTUNG Das Amtsgericht Jülich hat diesen Prozess auf den 18.12. verschoben.

Dieser Beitrag hat 40 Kommentare

  1. Jacques Jacobus Curfs

    Ein Feuer kann Lodern,
    Demokratie kann Demokratisch sein
    Aktionäre zuchten Anarchie
    Lobbyisten wissen wie man Terrorist Schreibt.
    Anarchisten die an gerechte Demokratie Glauben, lassen sich Verprügeln von Lobbyisten.

    1. hambacherforst

      Wir sind uns nicht zu 100% sicher was du uns mitteilen möchtest…

  2. Sailor

    Ihr habt einen an der Waffel. Und das ganz ordentlich. Bei Euch hilft nur die KITA-Methode (kick in the ass).

    1. hambacherforst

      Es freut mich immer sehr wenn unsere Gegner sich selber entlarven. Und ja, bestimmt habe ich einen an der Waffel. Wäre ja langweilig sonst. Nichts ist anstrengender und langweiliger als „normale“ Menschen.

      Liebste Grüße, eine der Angeklagten.

  3. Nöll

    An dieser Stelle möchte ich an der Großmeister des Justizkabaretts erinnern, den unvergessenen Fritz Teufel. „Spaßgerilja ist für mich die aktuelle Form des Klassenkampfes“. Von ihm können wir auch heute noch viel lernen, besonders weil er es mit seiner lustigen und respektlosen Art geschafft hat, das damalige Justizsystem zu verunsichern. Eine kleine Kostprobe findet ihr hier: http://zitatelle.blogspot.com/2011/01/rainer-langhans-fritz-teufel-vor.html. Ach ja, der Langhans war auch nicht schlecht.

    1. Baumfreundin

      Langhans und Teufel – die haben auch immer die Frauen den Abwasch machen lassen, oder???

      „K1“ und so: Ein Mann und ein Haufen Damen … nichts für mich, ich bin eher für die Babybauchbindenträger-Männer mit Bart und Dutt, weil die nämlich endlich mal von dem Macho-Tum und der Ausbeutung der Frau im Haushalt wegkommen … hoffe ich wenigstens.

      So. Und eine Frau pro Mann reicht völlig. So viele Babys kann der nämlich gar nicht tragen….

      Mal aus der feministischen Ecke hier.

      🙂

      1. hambacherforst

        Hey du, hier schreibt eine der Angeklagten.

        Ich bin Feministin und lebe aus Überzeugung polyamor. Was genau ist daran unfeministisch? Ich habe mehrere Partner*innen und die dürfen das selbstverständlich genauso Handhaben. Darüber wird zwischen allen Beteiligten ehrlich kommuniziert.

        Tatsächlich passiert wohl mit die meiste patriarchale Gewalt in traditionellen Heterosexuellen Zweierbeziehungen. Polyamorie kann ein Mittel gegen Abhängigkeitsverhältnisse sein die eine wichtige Stütze des Patriarchats sind.

        Davon abgesehen, nicht alle Menschen wollen Kinder. Das Frauen die keine Kinder wollen (oder bekommen können) nicht das Frau-sein abgesprochen wird ist eine der großen Errungenschaften des Feminismus.

        Liebe Grüße, eine aus Überzeugung polyamore Feministin für die es eine Horrorvorstellung ist einmal Kinder zu haben.

        1. Baumfreundin

          Super, wie offen Du schreibst!

          Liebe Aktivistin, ob poly-amor oder nicht – außerdem: Liebe wird immer mehr, wenn mensch sie teilt – Alles Gute für Dich!

          Ich habe nur von mir geschrieben, und mir wird immer warm ums Herz, wenn ich einen männlichen Babybauchbindenträger sehe – und die Mama läuft total entspannt daneben her …. und ich glaube, dem Baby ist auch warm, da auf Papas Bauch….

          Jeder Mensch soll doch so leben, dass er bzw. sie ganz, ganz glücklich wird. Was glücklich macht und allen Beteiligten gefällt, das ist einfach nur gut …..

          Ich wünsch Dir was. Kein Mensch muss Kinder haben sollen wollen. Aber dürfen und können und die Arbeit dann auch teilen, das dürfen wir alle! Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

          Und mal ehrlich: Kinder sind echt eine Umstellung und viel Arbeit… bevor ich 30 war, wollte ich keine und war es eine Horrorvorstellung für mich. Das kommt oder es kommt nicht und so wie es kommt- also der Wunsch oder dessen Ablehnung – so ist es gut.

          Es hängt bestimmt auch vom Karma ab: Wenn meine Seele in diesem Leben für ihre Entwicklung besser gestellt ist, wenn es kein Kind gibt, dann ist es doch normal, dass ich mir eben kein Kind zulege … erstens: Wofür gibt es andere Leute, die Kinder kriegen, und zweitens: Wofür gibt es noch spätere Leben?

          Ich muss doch nicht jede Erfahrung in diesem einen Leben machen….

          Also: Peace.

          Danke für Deinen unglaublichen Mut. Du bist super.

          Außerdem: FREISPRUCH!!!!!!!!

        2. ich

          Also Du bist natürlich völlig feministisch, so wie Du bist. Und voll humanistisch auch, denn schließlich sind wir Menschen…..

          Zur Zeit treibt mich etwas um:

          Was, wenn die echte Alice Schwarzer lustig war? Und weil sie so lustig war, ermordet wurde? Sodass nunmehr ihr unfreiwilliges Double die Stellung hält, mit dem Verbot, lustig zu sein?

          Ich habe mir die Bilder angesehen: Bis ca. 1968 war sie wunderschön und sah fröhlich aus. Dann sieht sie auf einmal ganz anders aus. Und sie soll sich ja auch in Udo Jürgens verliebt haben…. war das etwa zu viel fürs gewalttätige männliche Establishment?

          Also ich sage mal: Eine lustige Alice Schwarzer hätte – bei aller realistischen Betrachtung der Gewalt um sie herum – eben mit diesem Humor ganz schnell aufgeräumt. Denn nichts hilft so gut gegen die biestige Rohheit gewalttätiger und mächtiger Männer, wie ihnen die Nase zu drehen und zu sagen: „Ihr gefallt uns überhaupt nicht. Wir wollen die netten Männer oder auch nicht, wenn einige von uns lieber Frauen mögen, und überhaupt machen wir, was wir wollen.“

          Gab es eine andere Alice Schwarzer und musste sie sterben, weil sie lustig war?

          1. Baumfreundin

            Korrektur: Ich meinte natürlich, dass sie mit Hilfe ihres Humors aufgeräumt hätte, und zwar hätte sie die Gewalt von der Straße und aus den Herzen gefegt…. für nette Menschen überall,

            gegen die Präsenz häßlicher Männer in Anzügen, wenn sie im Fernsehen und in den Feuilletons Altherrengeschichten vom Missbrauch junger Menschen als Kunst und als Anspruch verkaufen dürfen und gleichzeitig noch so tun, als dürften sie uns gegenüber als moralische Instanz gelten…

            Für echte Menschen, die ihren Mitmenschen gegenüber, ob jung, ob alt, ob groß ob klein, ob männlich oder weiblich, echte Achtung und Respekt haben, immer!

            Ich glaube: Die lustige Alice hätte echt aufgeräumt. Da hätten wir schon längst eine andere, eine wirklich menschenfreundliche und offene Gesellschaft hier …… mit dem Recht auf Weichsein, für alle!

      2. Nöll

        Das stimmt, die K1 war zum großen Teil frauenfeindlich. Während allerdings Teufel dazu gelernt hat, sind einige anderen immer so geblieben. Teufel war vor Allem dafür bekannt, dass er einen großen (hetero)sexuellen Appetit hatte. Das ist alleine noch nicht frauenfeindlich.
        Die meisten der 68er, besonders die Männer, hatten zu der Zeit noch keine Ahnung von Dingen wie Gleichberechtigung der Geschlechter. Aber sie waren Originell und haben Strukturen erschüttert. Und einige haben sich ihre Bereitschaft, alte Pfade zu verlassen, erhalten.
        Gerade auch aus deren Fehlern sollten wir lernen, aber auch aus dem, was sie gut konnten. Beispiel Justizkabarett. Von daher…

  4. Bülent

    Ich würde es sinnvoller finden dem Gerichg Respekt zu zeigen. Denn die Richter sind die einzigsten die uns bei diesem Kampf gegen RWE gegen die Braunkohle und für unser Wald behilflich sein können weil sie die einzigsten unabhängigen Organe in unserem Sytsem sind. Widerstand gegen Konzern, Regierung und Polizei JA weil sie alle unter einer Decke stecken! Aber nicht die Richter Leute.

    Bedenkt, dass ein Richter entgegen den Wünschen von Konzern und Regierung sich für ein Rodungsstop ausgesprochen hat und liest mal den Bericht wie es den letzten Angeklagten in Düren ergangen ist. Freispruch und Klarstellung, dass sich die Polizisten widersprochen und falsch ausgesagt haben.

    Jeder entscheidet natürlich selbst wie er sich verhalten mag – sieht mein Beitrag bitte nur als kleinen Denkanstoß.

    Solidarische Grüße aus Kerpen
    Bülent (wn Wasser)

    1. Jochen

      Ich denke, Bülent hat nicht so ganz Unrecht. Entscheidungen deutscher Gerichte erscheinen oft (schon fast überraschend) unabhängig. Die Judikative dürfte tatsächlich die unabhängigste der Gewalten in Deutschland (und insbesondere in Bezug auf die Ereignisse in und um den Hambacher Forst)sein. Zumindest sehe ich das so, aber auch das ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck.

      1. hambacherforst

        Ich sitze gerade einigermaßen fassungslos vor euren Kommentaren. Ich soll Respekt zeigen vor Menschen und Institutionen die sich anmaßen darüber zu urteilen ob ich es verdient habe in Freiheit zu leben oder nicht?
        Mag sein das Gerichte „unabhängig“ sind. Aber macht es das besser wenn Menschen die ihre Entscheidungen „unabhängig“ treffen, entscheiden das Menschen, teilweise über Jahre und Jahrzehnte, eingesperrt werden? Woher nimmt irgend ein Mensch sich das Recht andere zu bestrafen? Richtig, weil er es im Zweifel mit Gewalt durchsetzen kann.
        Die Urteile der Hambi9 Prozesse sind erfreulich (Auf das andere Beispiel geh ich gar nicht ein. Strafrecht und Verwaltungsrecht sind zwei völlig unterschiedliche Welten wo auch unterschiedliche Gerichte verantwortlich sind). Aber nur weil Gerichte mal zur Abwechslung entscheiden dass Freund*innen von uns nicht eingesperrt werden ist es doch trotzdem noch Scheiße das sie überhaupt die Macht haben diese Entscheidung zu treffen! Und auch wenn Gerichte uns „gnädigerweise“ freisprechen ist allein die Tatsache das sie sich anmaßen über unsere Freiheit zu bestimmten für mich ein Grund sie als unversöhnlichen Feind zu betrachten.

        Oder kurz gesagt: Selbst wenn du Recht hast das die Gerichte die „unabhängigsten Organe in unserem System“ sind, das hilft halt nichts wenn das System an und für sich scheiße ist.

        Nur so als Denkanstoß.

        -Eine der Angeklagten in dem Prozess-

        1. Peter

          Hallo Angeklagte,

          also ich würde eher die Wette anbieten, wie viele Zeugenvernehmungen Du/Ihr selbst miterleb(s)t. Da würden wahrscheinlich mehr Leute mittippen.

          Nur für den Fall, dass da Unklarheiten bei Dir bestehen (der Text ließe den Schluss zu):
          Dem Gericht wird es wenig darauf ankommen, ob und wie der Prozess „boykottiert“ werden könnte. Die ermahnen Euch einfach und schmeißen Euch dann raus und verhandeln alleine weiter. Dann könnt Ihr meinetwegen draußen vor dem Gebäude Party machen, aber im Endeffekt dürfte das weder die Unterstützis noch Euch Angeklagte zufriedenstellen.
          Bei den Unterstützis sind, was ich aus eigener Erfahrung weiß, viele dabei, die Prozesse aufmerksam beobachten und auch mehrere, die sehr eifrig alles mitschreiben, was sie nicht machen würden, wenn sie überhaupt keinen Respekt vor Gerichten hätten.
          Und die bringt Ihr dann etwas in die Zwickmühle, wenn sie nicht wissen, ob sie im Saal bleiben oder mit Euch nach draußen gehen sollen. So ein Prozess ist ja eher stinklangweilig ohne Angeklagte. Zudem dürften viele meinetwegen eine Stunde Anreise mit dem Zug gehabt haben.

          Also auch wenn Du Gerichte selbst nicht akzeptierst, dann könntet Ihr schon etwas Rücksicht auf die Unterstützis nehmen (und damit auch auf zukünftige Angeklagte, die vielleicht gerne Unterstützis im (!) Gericht dabei haben).

          Wahrscheinlich kann Dich eine Gefängnisstrafe nicht schocken.
          Aber wenn du z. B. die offenen Briefe Eurer Langzeitgefangenen gelesen hast, dann sehe ich das so, dass die schon auch am Ende irgendwo ziemlich verzweifelt war. Also dass es bei ihr fast zu einer (erweiterten) Selbsttötung gekommen wäre, hätte sie glaube ich nicht offenbart, wenn es ihr einigermaßen gut gegangen wäre.
          Wenn Du Dir nur ein bisschen selbst wert bist, dann gingst Du nicht evtl. ins Gefängnis, ohne dagegen anzukämpfen.

          Und gerade auch weil Du gegen Gerichte bist und Richter*innen, die Menschen ins Gefängnis stecken, würde ich mir erst recht nicht die Erfahrung entgehen lassen. Du bist doch authentischer, wenn Du den Gerichtsprozess im vollem Umfang mitgenommen hast.
          Dann sagst Du bei Deinen letzten Worten, dass Du Gerichte und Richter*innen komplett ablehnst und extra dafür bis zum Ende durchgehalten hast, um das zu Protokoll geben zu können. Dann applaudieren wahrscheinlich alle Unterstützis und gut ist.
          Der*die Richter*in steckt Dich dann ins Gefängnis oder eben nicht. Dann kannst Du Hafterfahrungen sammeln und wenn Du wieder draußen bist, hast Du dann viele Argumente gesammelt, andere Menschen zu überzeugen, dass Gefängnisse am besten komplett abgeschafft werden.

          Also gerade wenn Du gegen Gerichte und Knäste bist, solltest Du Deinen eigenen Prozess niemals links liegen lassen.
          Und dass Du auf Anwält*innen verzichtest ist aus meiner Sicht doch auch super.
          Ich sehe das so, dass die Gerichte auch tendenziell so entscheiden, dass Euer Protest klein gehalten werden soll.
          Mal wird ein Exempel statuiert, mal wird freigesprochen. Gerade bei den Hambi9 ist das ja eindeutig.
          Nach den Räumungen werden 5 mit Haftentschädigung freigesprochen, vorher wurden die Hambi4 ohne Haftentschädigung teils für 50 Tage oder so schuldig gesprochen.

          Vielleicht hast Du auch schon genügend eigene Gerichts- und Knasterfahrungen?
          Dann wäre es für mich vielleicht noch nachvollziehbar, wenn Du das Verfahren crashen möchtest. Aber auch dann vergibst Du die Chance, „Werbung“ für Deine Ansichten zu machen.

          Zwischen Aktivistis und dem Rest der Gesellschaft gibt es meiner Meinung nach einen dicken Riss. Von der Gesellschaft wurden die Aktivistis eher wie Aussätzige behandelt (Ausnahmen bestätigen die Regel). Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass es den Aktivistis nicht wirklich unangenehm war, weil sie so auch gut unter sich bleiben konnten.

          Trotzdem hat es immer Kommunikation gegeben. Und gerade da sind die Aktivistis v. a. was den Blog und die sozialen Medien angeht, allen anderen weit voraus, egal ob es jetzt RWE, Polizei, Parteien, Bürgerinitiativen oder wer sonst ist.
          Und auch während der Räumungen habt ihr die Polizist*innen aus meiner Sicht erfolgreich „kontaktiert“. Ich bin mir sicher, dass Ihr viele im Mark erschüttert habt, indem Ihr sie auch schreiend darauf hingewiesen habt, dass ihr das alles nicht für Euch alleine macht.

          Ich weiß jetzt ja nicht, wie kommunikativ und ehrgeizig Du bist. Aber Ihr könnt ja frei entscheiden, ob und was ihr sagen wollt. Und gerade bei der Zeugenvernehmung gibt es ja immer so Standardfragen, wo ihr auch nichts mit verkehrt machen könnt: Also wer was an Kleidung trug, wie spät es war, wer wie weit von wem weg stand usw. Meistens gibt es dann auch Differenzen und dann wäre die Glaubwürdigkeit der Zeugen auch schon erschüttert. Ihr könnt ja auch die Zeug*innen fragen, was ihr wollt, was weiß ich, ob sie ihren Job gerne machen oder so. Dann ist der Prozess auch etwas lustiger.
          Dann pfeift euch zwar der Richter manchmal zurück, aber das dürfte ja kein großes Problem sein.
          Auch wenn Du keine Richter*innen magst, sind das ja trotzdem auch Menschen, die ja den Beruf wohl kaum ergriffen haben, weil sie Spaß daran hätten, andere Menschen ins Gefängnis zu stecken.

          Also auch wenn Du den Prozess mitmachst, kannst Du ja ganz locker bleiben.

          Entscheiden tust Du am Ende selbst. Am wichtigsten ist auch, dass du die Lösung wählst, mit der Du Dich persönlich am wohlsten fühlst.
          An andere Menschen würde ich überhaupt nicht denken. Du hast ja die Hambachbahn auch nicht aus egoistischen Motiven blockiert, dann kann es Dir auch keine*r übel nehmen, wenn Du die Folgen jetzt so gestalten möchtest, wie es Dir am angenehmsten ist.

          Viel Glück Euch beiden!

          1. hambacherforst

            Hey Peter. Ich versuche mal im einzelnen auf deinen Kommentar einzugehen.

            Zitat: „Dem Gericht wird es wenig darauf ankommen, ob und wie der Prozess „boykottiert“ werden könnte. Die ermahnen Euch einfach und schmeißen Euch dann raus und verhandeln alleine weiter.“
            Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Um einen Anschein von Ordnungsmäßigkeit zu bewahren muss sich das Gericht an die StPO halten oder sie zumindest nicht zu offensichtlich brechen. Einfach ohne Angeklagte verhandeln funktioniert da nicht so einfach. Zeugivernehmungen ohne Angeklagte und Verteidigung anwesend. Sehr Revisionsanfällig.

            „Also auch wenn Du Gerichte selbst nicht akzeptierst, dann könntet Ihr schon etwas Rücksicht auf die Unterstützis nehmen (und damit auch auf zukünftige Angeklagte, die vielleicht gerne Unterstützis im (!) Gericht dabei haben).“
            Die Unterstützis mit denen ich so rumhänge mögen offensiv und kreativ geführte Prozesse. Und ich kenne auch genug Leute die stinkseriös geführte Prozesse langweilig finden. Ist doch nett wenn es Shows für unterschiedliche Zielgruppen gibt.

            „Also auch wenn Du Gerichte selbst nicht akzeptierst, dann könntet Ihr schon etwas Rücksicht auf die Unterstützis nehmen (und damit auch auf zukünftige Angeklagte, die vielleicht gerne Unterstützis im (!) Gericht dabei haben).“
            Ganz ehrlich, Menschen die Betroffene von Repression und Gewalt sanktionieren wollen weil ihnen ihr Umgang damit nicht gefällt sind für mich keine Unterstützis. Das ist ne ziemlich krasse Täter/Opfer-Umkehr die du hier betreibst.

            „Wenn Du Dir nur ein bisschen selbst wert bist, dann gingst Du nicht evtl. ins Gefängnis, ohne dagegen anzukämpfen.“
            Habe ich nicht vor. Eine offensive und kreative Prozessstrategie schließt ein gutes Ergebnis ja nicht aus. Wenn du mehr solcher Prozesse verfolgen würdest wüsstest du das auch. Davon abgesehen: Ich hab schon einen Monat Knast hinter mir. Ich glaube ich weiß ganz gut selber welche Aspekte von Repression mich eher fertig machen (Knast, ständige demütigende Gerichtsprozesse…) und finde es unverschämt wenn du als jemand der sich vermutlich mit keinem davon auseinander setzen muss sich anmaßt das besser zu wissen.

            „Und gerade auch weil Du gegen Gerichte bist und Richter*innen, die Menschen ins Gefängnis stecken, würde ich mir erst recht nicht die Erfahrung entgehen lassen. Du bist doch authentischer, wenn Du den Gerichtsprozess im vollem Umfang mitgenommen hast.“
            Genau das habe ich doch vor und auch angekündigt. Aber halt nicht als passive Beobachterin mit studiertem Anwalt neben mir sondern als aktive Gestalterin.

            „Der*die Richter*in steckt Dich dann ins Gefängnis oder eben nicht. Dann kannst Du Hafterfahrungen sammeln und wenn Du wieder draußen bist, hast Du dann viele Argumente gesammelt, andere Menschen zu überzeugen, dass Gefängnisse am besten komplett abgeschafft werden.“‚
            Ich hab bereits sowohl genug Hafterfahrungen als auch Argumente.

            „Also gerade wenn Du gegen Gerichte und Knäste bist, solltest Du Deinen eigenen Prozess niemals links liegen lassen.“
            Das tue ich doch gar nicht. Hast du den Aufruf eigentlich gelesen? Ich kündige an bei dem Prozess zu erscheinen, ihn aktiv zu führen und dabei noch Spaß zu haben und eine gute Show zu liefern.

            „Vielleicht hast Du auch schon genügend eigene Gerichts- und Knasterfahrungen?
            Dann wäre es für mich vielleicht noch nachvollziehbar, wenn Du das Verfahren crashen möchtest. Aber auch dann vergibst Du die Chance, „Werbung“ für Deine Ansichten zu machen.“
            Im Gegenteil. Ich sehe genau diese Art das Verfahren zu führen als Bühne für meine Staats und Justizfeindlichen Absichten.

            „Ich weiß jetzt ja nicht, wie kommunikativ und ehrgeizig Du bist. Aber Ihr könnt ja frei entscheiden, ob und was ihr sagen wollt. Und gerade bei der Zeugenvernehmung gibt es ja immer so Standardfragen, wo ihr auch nichts mit verkehrt machen könnt: Also wer was an Kleidung trug, wie spät es war, wer wie weit von wem weg stand usw. Meistens gibt es dann auch Differenzen und dann wäre die Glaubwürdigkeit der Zeugen auch schon erschüttert. Ihr könnt ja auch die Zeug*innen fragen, was ihr wollt, was weiß ich, ob sie ihren Job gerne machen oder so. Dann ist der Prozess auch etwas lustiger.“
            Danke, ich habe bereits einen Haufen Gerichtsprozesse sowohl in der Rolle der Angeklagten als auch in der Rolle der Verteidigerin hinter mir. Ich glaube ich krieg die Befragungen ganz gut hin.

            „Auch wenn Du keine Richter*innen magst, sind das ja trotzdem auch Menschen, die ja den Beruf wohl kaum ergriffen haben, weil sie Spaß daran hätten, andere Menschen ins Gefängnis zu stecken.“
            Aber sie tun es. Sie könnten ja auch damit aufhören.

            „Entscheiden tust Du am Ende selbst. Am wichtigsten ist auch, dass du die Lösung wählst, mit der Du Dich persönlich am wohlsten fühlst.
            An andere Menschen würde ich überhaupt nicht denken. Du hast ja die Hambachbahn auch nicht aus egoistischen Motiven blockiert, dann kann es Dir auch keine*r übel nehmen, wenn Du die Folgen jetzt so gestalten möchtest, wie es Dir am angenehmsten ist.“
            Exakt.

        2. Baumfreundin

          Liebe hambacherforst,

          wenn das Gericht Dich freispricht, dann geschieht das nicht „gnädigerweise“, sondern weil es aus der Überzeugung der Richterin/des Richters das einzig Richtige ist. Und zwar deshalb, weil Du nichts Schlimmes gemacht hast und weil es nicht strafbar ist.

          Es ist also keine Gnade, sondern Dein gutes Recht, freigesprochen zu werden.

          So würde ich das sehen.

          Und der Richter oder die Richterin sitzt da, hört sich alles an, hat viel gelesen und vernimmt Zeugen und dann zieht sie / er sich zurück und findet, hoffentlich, die richtige Überzeugung: Dass es Dein gutes Recht ist, frei zu sein.

          Und dann bekommst Du auch Entschädigung und bestimmt sollten Dir dann einige Leute sagen, dass es ihnen leid tut, Dich überhaupt festgenommen zu haben….

          Sollte die Richterin, der Richter zu einer anderen – aus Deiner Sicht falschen (und aus meiner Sicht auch falschen) – Entscheidung kommen, dann …. hast Du Grund, echt sauer zu sein auf die.

          Aber dieses „System“ ermöglicht es eben, dass sich ein zuständiger Mensch mit der Sache befasst und entscheidet, ohne dass die anderen, v.a. RWE und die Landesbehörden, ihr reinreden dürfen….

          Ohne dieses „System“, was hätten wir da? Da würden vielleicht Leute auf Dir herumtrampeln, während Du an der Schiene festgekettet bist, oder die Lok würde über Dich drüber fahren, und nachher gäbe es keinen einzigen Menschen, der für Gerechtigkeit sorgen könnte, da alle nur auf denjenigen oder diejenige hören, die gerade – aus welchen Gründen auch immer – das Sagen hat. Und wenn die oder der gerade keine Lust hat, Dir zu helfen und für Dich einzustehen, dann trauen sich das alle anderen auch nicht, denn: Es gibt ja keine unabhängigen Gerichte in diesem „Nicht-System“…..

          Also Systemwandel finde ich gut, aber bitte behaltet das mit den unabhängigen Gerichten bei. Denn sonst wandere ich aus…

          Denn irgendwann, vielleicht im nächsten Leben, will oder muss ich mich auch mal irgendwo festketten, um die Welt zu retten.

          Und da soll dann bitte keine Lok über mich drüber fahren dürfen und auch keiner soll mich hauen dürfen und wenn er es tut, dann soll er nachher ordentlich Ärger kriegen. Und ich will dann freigesprochen werden, wenn irgendwelche Wahnsinnigen meinen, ausgerechnet mich festnehmen zu müssen, anstatt den Betreiber der blöden Kohlebahn, die nur für einen schnelleren Klimawandel sorgt …. und die wir alle aufhalten müssten….

          Denn schließlich rettet mensch die Welt ja für alle.

          Du hast sie ein Stück für uns gerettet. Das sollen die anderen erst mal nachmachen, so viel Mut zu haben! Und das Gericht möge das bitte erkennen und anerkennen…. vielleicht gibst Du ihm die Chance …

          1. hambacherforst

            Nein, ich gebe ihm keine Chance. Weil ich schlicht und einfach der Meinung bin das Bestrafung generell keine Probleme löst, keine besseren Menschen macht und auch nicht wirklich abschreckend ist. Aber das ist ein Thema zu dem ganze Bücher geschrieben wurden. Werden wir hier nicht lösen können. Aber ich empfehle dir wirklich mal zu einem Vortrag mit der Thematik Knast und Strafkritik zu gehen. Vielleicht merkst du dann dass es auch anders gehen könnte.

  5. Jochen

    Noch ein kurzer Kommentar bezüglich der Funktionsweise der Gerichte und zur obige Stellungnahme des Angeklagten: Das Gericht handelt ja nicht von sich aus. Es ist die Staatsanwaltschaft, die Euch vor den Richter, die Richterin bringt, die Anzeigen wurden wiederum von jemand anderem verfasst/erstattet (RWE, Polizei…), aber das wisst Ihr ja. Das Gericht muss die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Anklagen abarbeiten, was bleibt ihm anderes übrig, eine Einstellung der Verfahren wird eventuell nicht möglich sein (das mögen Jurist*Innen besser beurteilen können als ich) und letztendlich sitzt auch dort am Richtertisch ein Mensch, der/die eben nicht frei genug ist, so zu entscheiden, wie er/sie es vielleicht gerne möchte. Leider (oder auch nicht leider, je nachdem…) werden auch in die Entscheidungen des Gerichts persönliche Tendenzen oder Meinungen der an diesen Entscheidungen beteiligten Personen (Richter*Innen, evtl. Schöff*Innen) ein Stück weit mit einfließen (leider), aber letzten Endes handelt das Gericht wohl nach dem, was die Gesetzestexte hergeben. Was bleibt dem Gericht im herrschenden System auch anderes übrig… Und trotzdem überraschen Entscheidungen der Gericht in Deutschland auch ab und zu positiv. Ich kann die Einstellung des Angeklagten verstehen, ich weiß aber nicht, ob es klug ist, dem Gericht so repektlos gegenüber zu treten. Die Aktion zum Erhalt des Hambacher Forstes und gegen die Kohleverstromung hat viele Sympathien und Rückhalt auch bei älteren Menschen und bei den sogenannten Normalbürger*Innen. Und das ist wichtig, vielleicht genau so wichtig, wie die Arbeit der Aktivist*Innen im und um den Wald, die damit das Ganze ins Rollen gebracht haben und denen man nicht genug danken kann. Ich fände es schade und es würde der Sache ganz sicher erheblich schaden, wenn die Meinung draußen im Land ganz auf die andere Seite kippt. Das kann ganz schnell passieren, wenn vor Gericht entsprechend aufgetreten wird und es wird dann ganz sicher von unseren Gegnern und den entsprechenden Medien genüsslich breitgetreten und ausgeschlachtet nach dem Motto, „da, seht her, es sind doch nur Chaoten, Terroristen, die auf unsere Kosten leben, die einfach nur für Unordnung sorgen wollen, denen geht es gar nicht um CO2, das Klima, den Hambacher Forst oder irgendwelche Fledermäuse…“. Wie gesagt, ich fände das sehr, sehr schade, denn bisher ist sehr viel richtig gemacht worden von Euch.

  6. ich

    Es wäre gut, wenn die Richterin bzw. der Richter wenigstens Gelegenheit bekommt, die Angeklagten freizusprechen…..

    1. hambacherforst

      Alleine dass sich Menschen anmaßen so eine Entscheidung zu treffen ist grundfalsch. Siehe zu näheren Erläuterungen meine Kommentare oben.
      -Die Angeklagte die hier schon die ganze Zeit auf Kommentare antwortet-

  7. Waldfrieden

    Ich finde es gut und wichtig, dass die sog. Unabhängigkeit der Justiz/ Gerichte/ Richter*innen im öffentlichen Diskurs endlich angekommen ist. Allerdings scheint auch hier vielfach noch die Überzeugung bzw. die Hoffnung an Rechtsprechnung vorzuherrschen, dass wenigstens von dieser Instanz (wenn schon nicht von allen anderen Systemakteur*innen) überwiegend Gerechtigkeit ausginge.

    Auch die erfreulichen Gerichtsurteile aus jüngster Zeit können NICHT über die strukturelle Systemherrschaft hinwegtäuschen und
    dienen m.E. eher als Beruhigungsdrop um von dem grundsätzlichen
    Systemumbau (siehe u.a. die bundesweite Verschärfung der Polizeigesetze!!!) abzulenken und die breite Masse der Bevölkerung ruhig zu stellen und zu halten!
    So läßt z.B. die Aussage eines Sachverständigen aus der Landtagsanhörung bzgl. des neuen NRW-PolG’s (nach seinem Gespräch mit Reul) erkennen, dass als nächstes sogar das Verfassungsgesetz angepasst werden soll, damit die Erweiterung der „Weidetier“-Befugnisse nicht mit der Verfassung/ dem GG im Widerspruch steht!

    Desweiteren gibt es auch Wissenschaftler*innen, die zum begonnenen Systemumbau, der teilweisen Umkehrung ursprünglich vorgesehener Grundrechte und deren Folgen unmißverständlich Stellung beziehen und dies auch publizieren…

    Bei allem Verständnis für die oben im Beitrag und in den Kommentaren geäußerten unterschiedlichen Ideale ist für mich
    Humanität der Antriebsmotor. Die Aussage „Es gibt keine illegalen Menschen, es gibt nur Menschen“ (Dr. Michael Wilk), verdeutlicht den einzigen gemeinsamen großen Nenner, auf den sich alle Menschen im gegenseitigen Respekt und Miteinander besinnen sollten. Dann ist es völlig nebensächlich und unerheblich, welche sonstigen Werte wir Menschen leben: ob monogam, polyamor, mit oder ohne Kinder, Enkel etc.

    1. Jochen

      Liebe(r) Waldfrieden, ich teile Deine Befürchtungen hinsichtlich eines Systemumbaus. Trotzdem glaube ich, dass die Gerichte bzw. die Menschen, die dort tätig sind, nicht daran beteiligt sind – zumindest NOCH nicht. Sie werden jedoch später verschärfte und veränderte Gesetze und Normen umsetzen müssen, ich denke auch nicht, dass es da aus den Kreisen der Richter und Staatsanwälte so etwas wie Widerstand geben wird.

      Ich kenne eine Richterin, die an einem Amtsgericht tätig ist relativ gut. Ich habe mit Ihr schon über das Thema richterliche Unabhängigkeit gesprochen und sie ist durchaus der Meinung unabhängig entscheiden zu können. Natürlich unterliegen Richter auch immer äußeren Einflüssen, sei es bereits im Studium oder auch im privaten Bereich, sei es durch persönliche Einstellung oder mediale Beeinflussung. Es sind Menschen und es ist sicher schwer bis unmöglich, sich überhaupt nicht beeinflussen zu lassen. Ich denke, ein Großteil der Richter*Innen halten sich an das derzeit geltendes Recht. Problematisch wird es natürlich, wenn an Recht und Gesetz gedreht wird.

      Ich habe Angst vor den Umbrüchen, die uns da bevorstehen könnten. Ich möchte nicht noch unfreier werden, als ich es ohnehin schon bin. Ich weiß allerdings nicht, wie man diesen Umbrüchen und negativen Veränderungen (Du nennst es Systemumbau) als einzelne(r)und/oder als Gesellschaft begegnen könnte, so begegnen könnte, dass sich etwas zum Positiven verändern lässt.

      Im Moment habe ich den Eindruck die sogenannten „kleinen Leute“ werden gegeneinander ausgespielt und aufgehetzt und viele Menschen merken gar nicht, dass es so ist und wollen (mal wieder)eine harte Hand, die durchgreift und für Ordnung sorgt. Dass durch eine solche Ordnung das letzte bisschen echte Freiheit auf der Strecke bleiben wird, ist ihnen nicht bewusst, bzw. völlig egal.

    2. hedgehog

      liebe deinen nächsten wie dich selbst !
      dann braucht es kein „du sollst nicht“

  8. Waldfrieden

    Lieber Jochen,

    Angst ist angesichts der Gesamtsituation zwar verständlich, bringt aber außer Schockstarre keine positive Veränderung. Verdrängung ist langfristig gesehen wohl auch keine adäquate Lösung.
    Wenn es uns Menschen gelingt, diese Angst in eigenes Engagement/ Aktivität umzulenken, Alternativmodelle nicht nur zu kennen sondern Teil solcher Bewegungen zu werden, Ansporn und Freude am Experimentieren und Ausprobieren zu entwickeln mit der Überzeugung und dem Bewußtwerden, dass es nicht nur DIE EINE Lösung gibt, gehören Erfolge und (Teil)Siege genauso dazu wie Mißerfolge, Niederlagen und eventuelle Neuorientierung oder Korrekturen bereits eingeschlagener Wege.

    WER NICHT WAGT, DER/ DIE NICHT GEWINNT…

    https://www.youtube.com/watch?v=jv7EgsjT3f0

  9. Tip

    Hallo Angeklagte!
    Da du ja als A. Auch Antrag auf Zeugenladung stellen kannst, würde ich dir empfehlen,,z. Bsp. Prof. SChellnhuber (Potsdamer Institut für Klimafolgenforschhng, PIK) als Zeugen zu laden, der dem,Gericht dann mal als hochanerkannter Wisssnschaftler die Folgen des Klimawandels erläutern kann und warum es wichtig ist,etwas dagegen zu tun. ,geradezu existenziell wichtig für das Überleben der Menschheit. Und dass deine Aktion (Besetzung der Kohlebahn) also dazu diente, die Menschheit zu retten. Da der Klimawandel eben nachweislich vor allem durch hohe CO2-ausstösse berursach wird, was Prof, SChellnhuber ebenfalls wissenschaftlich beweisen/ dem Gericht erläutern kann.
    Und lad doch mal als Zeugin die (Möchtegern)-Klimakanzlerin Frau Merkel ein. Der Eisberg in der Antarktis, vor dem Sie or einigen Jahren medienwirksam posierte, um darauf hinzuweisen,, wie wichtig Klimaschutz ist, ist inzwischen bestimmt schon weggeschmolzen.
    Auch Angie müsste ja wohl,zugestehen, dass du keine Straftat begangen hast,,sondern eher das Bundesverdienstkreuz verdient hast. (Wegen deines mutigen Engaggemnets zur Rettung der Umwelt/ Lebensgrundlagen.
    Wenn schon Offensive Verteidigung, (Was ich gut finde), dann richtig!

    1. hambacherforst

      Am ersten Verhandlungstag hat das Gericht sechs von elf Zeugis angesetzt, das heißt eigene Beweisanträge können wohl erst mal warten. Prinzipiell ein sinnvoller Ansatz denke ich. Aber an erstem Verhandlungstag wird sowas wohl nicht mehr dran kommen. Wenn du Lust hast kannst du auch gerne einen Vorschlag-Beweisantrag schreiben, ich kann ja mal schauen ob wir den (eventuell abgeändert) verwerten. Verspreche natürlich nichts.

      1. Tip

        Ich würde dir schon empfehlen, den Antrag auf Ladung bzw Zeugenvernehmung von Frau Merkel (Bundeskanzlerin) möglichts schon jetzt am Dienstag zu stellen. Und Zeugenladung von Prof. SChellnhuber. Dann könnte zumindest der Prof nämlich schon zur nächstennVerhandlung am 11.(?) 12. vom Gericht geladen werden.
        Die Zeugenvernehmung der Kanzlerin wird das Gericht sicher sowieso ablehnen – ABER: die Ablehnung des Antrags (der Angeklagten) auf Zeugenladung kann durchaus ein Grund in einer eventuell höheren Instanz sein, dass das AG-Urteil wieder aufgehoben wird (Wegen Verfahrensfehlren).
        Ausserdem : am kommenden Sonntag beginnt die Weltklimakonferenz, es ist also geradezu ein perfekter Zeitpunkt am 27.11. Um die Zeugenvernehmung der Kanzlerin zu beantragen.

        1. hambacherforst

          Immer wieder schön. Leute die augenscheinlich weder Ahnung von Jura haben, noch die Prozessstrategie kennen, meinen, alles besser zu wissen als die Angeklagten+Verteidigung, die sich tatsächlich mit einem Gesamtkonzept auf den Prozess vorbereitet haben. Naja, wenn du soviel Ahnung hast kannst du ja bei deinem eigenen nächsten Gerichtsprozess alles besser machen. Ach ne, um sowas zu bekommen müsste man ja erstmal bereit dazu sein für seine Überzeugungen auch etwas zu riskieren. Das ist dann doch was anderes als den Leuten die das tatsächlich tun zu erklären was sie alles besser machen könnten.

          1. Tip

            Wie wäre es mal mit etwas weniger Arroganz?! Zumindest gegenüber Leuten, die euch helfen wollen.
            Von mir bekommt ihr jedenfalls keine guten Tips mehr. Punkt.
            Und übrigens – ich habe für die Demokratie und Gerechtigkeit sicher mehr getan als du. Dazu muss man sich nämlich nicht unbedingt auf Bahngleise legen. Das kann man auch auf andere Art tun.
            Ach ja, und übrigens habe ich durchaus auch eigene Erfahrung mit Gerichtsprozessen.

  10. Tip

    Mein (nicht veröffentlihter) Kommentar gerade war nicht ironisch gemeint! !!
    sondern ernst gemeint! Als wirklicher Tip an die A.

    1. hambacherforst

      Das ist mir (von dem Quatsch mit dem Bundesverdienstkreuz mal abgesehen) schon klar. Habe ja auch ernstgemeint geantwortet.

      1. Insider

        Schade meine Kommentare werden geblockt also seit ihr nicht besser als die die ihr bekämpft

        1. hambacherforst

          Zwei Dinge dazu:
          1.: Unter diesem Beitrag wurden bisher alle Kommentare freigeschaltet, teilweise mit leichter Zeitverzögerung da die Admins dieser Seite das alles ehrenamtlich machen.
          2.: Ja, manchmal werden Kommentare hier nicht freigeschaltet, meistens weil sie uns beleidigen, bedrohen, etc. Wir sind nicht dazu verpflichtet auf unserer eigenen Plattform hier jegliche Propaganda gegen uns zu dulden, erst recht nicht Beleidigungen, Gewaltaufrufe oder Drohungen gegen uns, genauso wenig wie rassistische, sexistische, etc. scheiße Warum wir dadurch „nicht besser sind als die die wir bekämpfen“ ist mir schleierhaft.

          Davon abgesehen ist mir schleierhaft warum dieser Kommentar ausgerechnet unter diesem Beitrag gepostet wurde da hier selbst übelstes Victim Blaming gegen die von Repression betroffenen (respektiert doch das Gericht) freigeschalten wurde.

          Wir behalten uns vor weitere Verleumdungen zu löschen.

  11. Waldfrieden

    @Insider

    Hmmmmh, warum wohl dein hier zunächst veröffentlichter 1. Kommentar dann doch wieder verschwand?

    Also über die Sinnhaftigkeit von Orten, wo Menschen „sitzen“ (deine Wortwahl), aufgrund welcher Motivation in was für Projekten sie sich auf welche Weise -mit wie auch immer gearteter Intensität- engagieren, lohnt es sich immer nachzudenken…
    Viel Erfolg dabei! Absolut ernst gemeint… 🙂

  12. Jochen

    Ich wünsche Euch angeklagten Menschen auf jeden Fall alles Gute für den bevorstehenden Prozess!!! Meine Gedanken sind bei Euch und ich denke, Ihr werdet selbst am besten wissen, wie ihr die Sitzungstage für Euch vorteilhaft gestalten könnt. Ich finde den freien Austausch hier im Blog toll, danke, „hambacherforst“, dass Du Dich hier äußerst.

  13. Aktivistenfreund, einer von vielen!

    Leute, Aktivistis, ich finde toll eine Feier aus der Verhandlung zu machen. Leider weiß ich nicht ob ich da sein werde. Wenn ich nicht da bin, tut den einen oder anderen Schunkler und Kopf-hin-und-her für mich mit! Auf eure Solidarität! Gegen korrupte Politik und Wirtschaft!

  14. alter Mann

    Hallo „eine der Angeklagten“ aka Hambacherforst aka Ich:

    Klar wäre ich gerne gekommen zum Prozess.
    Ich kann Deine, bei mir, sehr übergriffig und unverschämt wirkende Schreibweise sogar ganz gut verstehen.

    Wenn z,B. eine „Baumfreundin“ ständig in diesen ekeligen Verniedlichungsformen von „Aktivistis, Lichterketten u.ä.“ schreibt, kann man schon mal überreagieren, wenn man tatsächlich Repression ausgesetzt ist. Auch mir ist Herr Büchner: „Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt. Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben“, sehr nah.
    Aber Du scheinst Dich darin zu suhlen, daß Du auserwählt bist und dies auch noch via Internet verbreiten kannst. Und allen Ernstes auch noch unter „Hambacherforst“. Neben Deiner Wahrnehmung Du seihst nicht nur ein „normaler“ Mensch oder sogar „monogam“ ist das total schräg zu lesen. Fällst Du schon aus dem Jugendstrafgesetz?
    Mich nervt schon seit Monaten, daß man in Eurem Umfeld häufig das Gefühl hat von erlebnisorientierten Pubertierenden umgeben zu sein, die mangels Loveparade jetzt den Wald für sich entdeckt haben.

    Echt anstrengend. Werd mal reif.

    Dann kommen irgendwann auch mal solidarische Menschen,die schon in Deiner Situation waren, als Du noch nicht mal wußtest, daß es auch andere Polizisten gibt, als die von Playmobil.

    Ätzend!

    1. hambacherforst

      Ich versuch mal im einzelnen auf deine Kritik einzugehen:

      Erstmal schreibe ich nicht unter dem Pseudonoym „ich“, das ist irgend jemand anderes.

      „Ich kann Deine, bei mir, sehr übergriffig und unverschämt wirkende Schreibweise sogar ganz gut verstehen.“
      Unverschämt definitiv, aber hoffentlich nur den Repressionsorganen gegenüber? Übergriffig, wieso?

      „Wenn z,B. eine „Baumfreundin“ ständig in diesen ekeligen Verniedlichungsformen von „Aktivistis, Lichterketten u.ä.“ schreibt, kann man schon mal überreagieren, wenn man tatsächlich Repression ausgesetzt ist.“
      „Aktivistis“ ist einfach nur eine Form geschlechtergerechter Sprache.

      „Auch mir ist Herr Büchner: „Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt. Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben“, sehr nah.“
      Ich würde mich absolut hinter das Zitat stellen. Aber ich sehe nicht wo das im Widerspruch zu dem Text hier steht.

      „Du seihst nicht nur ein „normaler“ Mensch oder sogar „monogam“ ist das total schräg zu lesen“
      Das mit dem normal war ne Reaktion auf nen Trollkommentar, ansonsten setze dich doch bitte mal kritisch mit dem Normalitätsbegriff auseinander. Und was ist an nicht-monogamie schräg?

      „Fällst Du schon aus dem Jugendstrafgesetz?“
      Das verfahren hier müsste noch unter das JGG fallen, zukünftige wohl nicht mehr.

      „Mich nervt schon seit Monaten, daß man in Eurem Umfeld häufig das Gefühl hat von erlebnisorientierten Pubertierenden umgeben zu sein, die mangels Loveparade jetzt den Wald für sich entdeckt haben.“
      Weil ich versuche einen Umgang mit Repression zu finden der mich nicht kaputt macht (und der funktioniert bei mir nun mal so das ich versuche Spaß dabei zu haben) macht mich also zu einer „erlebnisorientieter Pubertierenden die jetzt den Wald für sich entdeckt hat“ (in dem ich jetzt seit über drei Jahren aktiv bin und für den ich auch schon Zeit im Knast verbracht habe)?

      „Echt anstrengend. Werd mal reif.
      Dann kommen irgendwann auch mal solidarische Menschen,die schon in Deiner Situation waren, als Du noch nicht mal wußtest, daß es auch andere Polizisten gibt, als die von Playmobil.
      Ätzend!“
      Ach so, das ist so ein Kommentar nach dem Motto „ich bin schon x Jahre alt, seit Y Jahrzehnten dabei und war bei politischem Kampf Z dabei, also weiß ich prinzipiell alles besser als die neuen Generationen und wer eine neue Strategie, wie zum Beispiel die offensive/kreative Prozessführung, verwendet (die übrigens auch von „alten“ Veteranen praktiziert wird oder sogar erfunden wurde, die halt trotzdem noch in der Lage sind sich auf neue Dinge einzulassen) hat eh keine Ahnung?“
      Ätzend.

  15. alter Mann

    Wow.

    Respekt für Deinen ehrlichen Kommentar.

    Vielleicht sprichst Du J. Bergstedt an?

    War bei einigen Prozesen gegen ihn dabei.
    Hat mich nicht gerade von Herrn Büchner entfernt, als die Milchflasche meiner Tochter und der Kinderwagen nach gefährlichen Stoffen durchsucht wurden….

    Auch er ging mir mit seiner häufig sehr wertenden engen, ichbezogenen Sichtweise auf den Zeiger, obwohl ich auf der anderen Seite großen Respekt vor seiner Konsequenz, Erfahrung und Belesenheit hatte und habe..

    Der letzte Teil Deines Kommentares liegt nahe, ist es aber nicht.

    Ich fand den Tip von Tip zumindest überdenkenswert. Diskussionswürdig.
    Wollte vielleicht nicht, daß Du Dich so ins Aus schießt.
    Dir im Grunde zugewandte verbeisst.
    In eine Schublade gerätst in die Du vielleicht nicht gehörst.
    Der „Szene“ jetzt, nachdem sie ein wenig Wohnzimmertauglich wurde (über was man streiten kann), den „Spaßstempel“ aufdrückst…

    Vielleicht weil es mich an mich erinnert hat?

    Vielleicht weil ich „Ey si ey bi“ auf dem Auto stehen habe und ziemlich angepisst war, als ich damit angeeckt bin.

    Wohlgemerkt bei mir nahestehenden Leuten.
    Und meinem AG 😉
    Ich hatte doch soo tolle Argumente dafür.

    Das war alles.

    Gerichte sind noch ganz witzig.
    Je nach Grund der Ladung.

    Vielleicht siehst du das so.

    Aber das neue PolG wird kommen.

    Da sollten wir vielleicht etwas verdeckter subversiv handeln.

    Ich denke, daß ich kommen werde und wenn ich das tue, komme ich von Herzen!

    „Don´t lose your humour!“ (R. T. Erdogan)

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