Azadi jibo daran / Freiheit für die Bäume
***Ein Brief aus der Rojava an den Hambacher Forst***
Meine lieben wilden Hambis,
noch einmal mit euch am Lagerfeuer sitzen und neue Strophen für 7 Tage lang dichten und lauthals singen. Noch einmal in den Baumkronen aufwachen, den Gurt anlegen und in die Tiefe sausen. Noch einmal sehen wie hunderte Menschen in den Wald strömen und sehen, verstehen wollen.
Noch einmal Barris bauen. Noch einmal allein durch den Wald streifen, noch einmal zu meinem heimlichen Platz zum Bogenschießen gehen, noch eine Aktion, noch einmal mit euch kämpfen.
Stattdessen bin ich weit weg. Statt mit meinem kleinen Minimerlin, meinem Hambi-Stoffhund, im Arm aufzuwachen, ist es das kalte Metall der Kalaschnikow. Statt mit dem Konzert der Vögel, des Mittelspechts und der Meisen, des Eichelhähers und der Waldtauben aufzuwachen, ist es das Dröhnen der türkischen Bomben. Eigentlich Bomben, die aus dem Westen kommen. Unsere Bomben.
Ich hab den einzigen Ort, an dem ich je glücklich war, verlassen. Ein Ort, an dem ich ich sein konnte, ohne dafür verurteilt zu werden, an dem ich Menschen hatten, die ebenso unter der Farce des kapitalistischen Freiheitsbegriffs gelitten haben und etwas anderes wollten aber nicht wussten, wie es zu erreichen ist. Und euch habe ich deshalb, für das egoistische Ziel, endlich wirksam gegen die Ohnmacht ankämpfen zu können, im Stich gelassen. Ausgerechnet in dem Jahr, indem sich alles entscheidet.