RWE hat dem Verwaltungsgericht Köln zugesichert, die Rodungen nicht vor dem 25.10. fortzusetzen. Der Grund dafür ist eine laufende Klage des BUND gegen den Betriebsplan. Das heißt jedoch NICHT, dass nicht schon vorher Räumungen möglich sind.
Die Hauptverhandlung der Klage des BUND wird am 17.10. 10:30 am Verwaltungsgericht Köln, Saal 160 verhandelt.
Hammer! Freude! Einen Glückwunsch und ein Hoch auf Dirk Jansen!
Edit: Grundsätzlich ist das natürlich eine positive Nachricht.
Da in den letzten Jahren die Rodungen in der Regel erst Anfang November begannen, ergibt sich eine tatsächliche Auswirkung allerdings erst, wenn der Rodungsstop auch nach dem 25.10. bestehen bleibt.
http://www.klimaretter.info/umwelt/nachricht/23621-waelder-leiden-unter-guelle-und-co2
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/falsche-stromrechnung
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ein Fünkchen davon enthält die Meldung über die Zusicherung von RWE über den temporären Rodungsstopp schon.
Andererseits könnte es sich auch nur um eine taktische Entscheidung seitens der Verantwortlichen handeln und sogar die Zeit noch vor dem 17.10. genutzt werden, um die Waldbesetzungen zu räumen.
Vom ursprünglichen Hambacher Forst ist nur noch ein Rest übrig geblieben, weniger als 15 % der ursprünglichen Größe.
Aber ein großer Fehlschluss wäre es, der reduzierten Fläche keine große Bedeutung mehr zukommen zu lassen.
Untersuchungen dazu dürften wohl fehlen, aber die Annahme, dass in den verbliebenen 15 % doch noch ein annähernd vollständiger Querschnitt der Artenvielfalt des mehr als 12.000 Jahre alten Waldes vorhanden ist, könnte zutreffend sein.
Dieser Artenpool mit der genetischen Vielfalt eines so lang funktionierenden Ökosystems ist unbedingt schützenswert, umso mehr in der direkten Umgebung des großen und umfangreich des Lebens beraubten Gebiets des Tagebaus.
Dass im Hambacher Forst auch sehr seltene Tierarten mit besonderen Ansprüchen existieren, ist auch ein klares Zeugnis des besonderen Werts dieses Ökosystems.
Der Schutz des verbliebenen Waldes ist meiner Meinung nach aber bei weitem höher anzusiedeln als der Schutz einzelner wenn auch seltener Arten.
Das Wald-Reststück liegt in dem Gebiet zwischen der alten A4 und der neuen A4, die 2,6 km voneinander entfernt sind.
Ich weiß zwar jetzt nicht, wie tief an der Stelle der alten A4 gegraben werden wird, aber wenn es mal angenommen 200 m sein sollten, dann betrüge das durchschnittliche Gefälle einer gedachten direkten Linie von der neuen A4 zum Boden des Lochs 7,7 %, was sich vielleicht nicht einmal viel anhört, aber sich damit auf einem Niveau bewegt, wie es die steilsten Pässe bei der Tour de France aufweisen. Und von der alten Trasse der A4 wird ja noch weiter in Richtung zur neuen A4 hin gebaggert.
Selbst wenn weniger tief gebuddelt würde, ist die Aussage, dass hier ein beachtliches Potenzial für das Abrutschen von Erdmassen besteht, sicher zutreffend.
Dass zusätzlich noch massiv Grundwasser abgepumpt wird, sorgt zusätzlich für Veränderungen in der Bodenbeschaffenheit und verschärft die Situation bzgl. der Festigkeit im Bereich der Abbruchkante und der Böschungen noch zusätzlich.
Insgesamt scheint die Frage nicht mehr zu sein, ob der Unglücksfall eintritt und die A4 Schaden nimmt, sondern nur wann.
Schließlich befindet sich der Hambacher Forst auch noch in einem bekannten Erdbebengebiet (Niederrheinische Bucht).
Das weitere Abbaggern des Hambacher Forsts in Richtung zur A4 gleicht daher dem Spiel mit dem Feuer.
Und auf der A4 sind täglich durchschnittlich 77.000 Autos und LKWs unterwegs, hinzu kommt die Bahntrasse mit ebenfalls zigtausend Nutzern täglich ( http://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/diskussion-um-tempolimit-100.html ).
Die alte A4-Trasse hat sicher noch eine starke stabilisierende Wirkung auf das noch vorhandene Waldstück des Hambacher Forsts. Auch aus diesem Grund wäre ein vollständiges Abbaggern der Trasse vielleicht eher unsinnvoll. Überhaupt würde mich in dem Zusammenhang interessieren, wie genau speziell das Stück zwischen den Trassen der alten A4 und der neuen geologisch untersucht worden ist.
Es ist kaum vorstellbar, dass ein Bauingenieur, der eine Autobahn in unmittelbarer Nähe zu einem tiefen Loch in einem erdbebebgefährdeten Gebiet planen würde, nicht für verrückt erklärt werden würde. Der umgekehrte Weg, ein tiefes Loch bis nahe an eine Autobahn graben zu dürfen, soll da wirklich unproblematisch möglich sein??
Nicht zu vergessen ist, dass mit dem Wald im Falle einer Rodung der bestmögliche Erosionsschutz nicht mehr vorhanden wäre. Die Funktion des Waldes als Schutz vor Feinstaubemissionen (teils quecksilber- und schwermetallhaltig und aus Nanopartikeln bestehend), Lärm- und Lichtemissionen aus dem Tagebau ist ebenfalls von außerordentlicher Wichtigkeit. Man darf schon gespannt sein, welche Lösungen RWE Power parat hat für den Fall, dass nach einer Rodung zusätzliche Emissionsschutzmaßnahmen ergriffen werden müssten.
Nur der Wald kann die Staubemissionen effektiv assimilieren.
Sicher wäre es unfair, den Verantwortlichen von RWE Power folgende Probleme auch noch alleine in die Schuhe schieben zu wollen, aber trotzdem verdienen noch folgende Punkte Erwähnung, zumal sie auch sehr gravierend sind:
So darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass Menschen in anderen Regionen auf der Welt akut aufgrund der Folgen des Klimawandels in ihrer Existenz bedroht sind.
Und auch dass junge Menschen ihre eigene Berufsausbildung hinten anstellen müssen und ihre Lebenszeit opfern, „nur“ um sich ehrlich für die Belange zukünftiger Generationen einzusetzen, ist ebenfalls eine große Katastrophe.
Die Politik hat längst erkannt, dass viele Probleme nur weltweit gelöst werden können.
Nicht unbezeichnend ist, dass kürzlich einen Tag nach dem Kanzlerduell im „Fünfkampf“ der wohl im nächsten Bundestag vertretenen kleineren Parteien ein Kandidat bei nur einer ihm zur Verfügung stehenden Frage an einen anderen Kandidaten das Thema Braunkohle auswählte.
Die Zeit, in der das Thema Braunkohle von höchstem Interesse für alle Parteien wird, ist sicher nicht mehr weit entfernt.
Und mit zunehmendem öffentlichen Interesse müssen es sich auch die Vorstandsmitglieder von RWE Power gefallen lassen, dass die von ihnen getroffenen Entscheidungen hinterfragt werden.
Immerhin liegt darin zumindest das Potenzial für so etwas wie Gerechtigkeit:
Die Vorstandsmitglieder von RWE Power müssen auch mit der Gefahr leben, zukünftig gescholten von den eigenen Aktionären vom Hof gejagt zu werden.
Und einfache Zusammenhänge und die damit verbundenen Risiken zu ignorieren, steigert die Wahrscheinlichkeit für jedes Vorstandsmitglied für dieses Szenario dramatisch.
Auch wenn es schwer ist, einem Großkonzern wie RWE Power Grenzen aufzuzeigen, so zählen am Ende die Vielfältigkeit und Qualität der Argumente.
Vielleicht auch noch, wer das Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ am meisten verinnerlicht hat.
Im schlimmen Fall der Komplettrodung des Hambacher Forsts bietet immerhin die Nähe zur Autobahn und zur Bahnstrecke eine optimale Möglichkeit für jeden Interessierten, auf das von RWE Power verursachte Elend zu schauen.
Und der Platzbedarf, um in einer kleinen Ecke ein Mahnmahl aufzustellen, das den Unfug der kompletten Zerstörung des Hambacher Forsts (hoffentlich dann ohne Todesfälle durch Schäden an der A4 oder der Bahntrasse durch Erosionsfolgen/Bergbauschäden/Erdbebenfolgen) und die dafür verantwortlichen Personen von RWE Power, deren Namen mit diesem Fiasko untrennbar verbunden sind, beschreibt, ist zum Glück gering.
Die Zeit drängt bevor der Hambacher Forst vollständig zerstört sein könnte, und somit besteht nicht mehr viel Zeit für die verantwortlichen Vorstandsmitglieder von RWE Power, unmissverständlich zu erklären, dass der Rest des Hambacher Forsts unangetastet bleibt und hier wieder ein bisschen Frieden mit der Natur einkehren kann.
Ich finde diesen Kommentar von #Peter nicht nur sehr einleuchtend. Er beleuchtet auch eine riesige Gefahr für den Verkehr auf der neuen A4 und auf der Bahnlinie, die ich so bisher noch nirgendwo gehört oder gelesen habe. Darum finde ich, dass dieser Kommentar es verdient, als eigenständiger Beitrag veröffentlicht zu werden, und nicht nur als Kommentar. Wir sehen gerade in letzter Zeit, wie die Niederschläge und die Sturmgefahr weltweit anwachsen. Wenn auf einmal ein Autobahnabschnitt in die Tiefe rutscht, mit allem was sich darauf befindet, ist es zu spät.
Danke, Nöll, für Deine Reaktion.
Ich persönlich glaube aber nicht, dass Kommentare seltener gelesen werden als eigenständige Beiträge.
Wenn ich den Wunsch äußern darf, können meine Texte gerne da verbleiben, wo ich sie platziert habe, also hier.
Der Vollständigkeit halber möchte ich abschließend noch auf eine weitere wichtige Funktion des Hambacher Forsts eingehen, dem Windschutz, zumal die Felder um den Rest des Hambacher Forsts dazu praktisch nichts beitragen können.
Zu berücksichtigen sind hier die besonderen thermischen Bedingungen, die am Tagebau herrschen.
Und zwar erwärmt sich die Luft im Tagebau bei Sonneneinstrahlung stärker als die umgebende Luft außerhalb.
Warme Luft steigt bekanntlich auf, und in einem großen Tagebau befinden sich große Luftmassen, die dann durch den Kamineffekt große Luftmengen vom Boden und von außerhalb des Tagebaus mitziehen.
Schadstoffe (Stäube) aus dem Tagebau werden dabei kilometerweit in die Höhe und dann in alle Richtungen verteilt und entziehen sich so jeder Möglichkeit der Schadstoffmessung. Dadurch ist es nicht verwunderlich, wenn Schadstoffmessungen, selbst wenn sie in unmittelbarer Nähe des Tagebaus durchgeführt werden, unter diesen Bedingungen nur geringe Belastungen anzeigen.
Gravierender ist aber, dass selbst bei ansonstem eher windstillem Wetter es durch diese Thermik im Bereich der Abbruchkante zu starken Windbewegungen kommt, mit negativen Folgen für die Stabilität des Sandbodens.
Zitat http://www.rc-network.de/hff/html/375.html (einem Forum für Modellflugzeug-Fans): „Ab WS 3-4 brutalster Hangwind, den man sonst nur an der Küste kennt. Bei Sonnenschein addieren sich Thermik und der Aufwind zu solch gewaltigen Luftmengen, dass selbst Sand den Hang hinaufbefördert wird. Ab WS 6 fliegen auch schon mal Turnschuhe, Alukoffer, Fernbedienungen,…usw. :-)“
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass thermische Winde in der Nähe eines Steilhangs so stark sein können, dass man Schwierigkeiten hat, sich auf den Beinen zu halten.
Der Wald verhindert, dass große Luftmengen ungehindert vom Tagebau angesaugt werden können.
Wenn die Sonne nicht scheint und somit diese thermischen Bedingungen nicht entstehen können, verhindert der Wald natürlich ebenso, dass die Abbruchkante durch „normale“ Stürme, die ja auch nicht seltener werden, gefährdet wird.
Noch wurde die Rodungskante Jahr für Jahr verschoben, aber wenn die mal am Ziel angekommen ist, dann wird es nicht mehr viele Jahre dauern, bis ohne den Schutz des Waldes auch hier alles zu bröckeln anfängt.
So ein Tagebau ist für mich auch „nur“ ein überdimensionaler Sandkasten.
Ich warte schon auf den Tag, dass, wenn der Rest des Hambacher Forsts gerodet ist und die Abbruchkante zunehmend durch Wind- und Wettereinflüsse und Erosion instabil geworden ist und man Angst um die A4 bekommt, man bei RWE als Gegenmaßnahme beschließt neue Bäume zu pflanzen.
Wenn die Situation nicht so tieftraurig wäre, man könnte echt drüber lachen.
Das größte Problem ist und bleibt natürlich, dass mit den negativen Folgen für die nahegelegene A4 durch Bodenbewegungen auch Gefahr für Leib und Leben vieler Menschen besteht.
Übrigens könnte bei einem Angriff auf Leib und Leben nach meinem laienhaften Rechtsverständnis der Notwehrparagraph greifen, so dass sich hier vielleicht neue Möglichkeiten für die Verteidigung von Aktivistinnen und Aktivisten auftuen.
Zitat Wikipedia ( https://de.wikipedia.org/wiki/Notwehr_%28Deutschland%29 ):
„Notwehr ist im Strafrecht und Privatrecht Deutschlands die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden …
Sämtliche Individualrechtsgüter (etwa die unter § 34 StGB aufgeführten Rechtsgüter Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum) werden vom Notwehrparagraphen abgedeckt.“
Und wenn RWE irgendwo Genehmigungen nicht hundertprozentig eingehalten hat oder einhalten sollte [ –> Rechtswidrigkeit ], und man jemanden findet, der die konkrete Gefährdung der A4 durch den Tagebau stichhaltig nachweisen kann [ –> Gefahr für Leib und Leben ], dann wäre man hier am Ziel und ein Handeln gegen das Roden des Hambacher Forsts müsste als Notwehr eingestuft werden.
Der stichhaltige Nachweis der Gefährdung der A4 durch den Tagebau ist mir nach eigener Einschätzung nicht gelungen, auch wenn einiges dafür spricht. Das kann denke ich vielleicht nur ein geologisches Gutachten klären. Oder es gibt vielleicht auch gar kein geologisches Gutachten, das die A4 einbezieht, oder nur ein Jahrzehnte altes. Dann könnte das vielleicht eine Gefährdung durch Unterlassung sein.
Müsste sich mal jemand mit guten Rechtskenntnissen zu äußern.
Zum besseren Nachvollziehen meines Nachtrags empfehle ich, mal Thermik Tagebau in die Internet-Suchmaschine einzugeben und sich nicht zu scheuen, Berichte von Segelfliegern und Modellflugzeugfliegern zu lesen.
Suchergebnisse sind z. B.:
http://www.lsc-erftland.de/wellenflug-uber-dem-hambacher-tagebau/
http://www.rc-network.de/hff/html/375.html
Nach etwas weiterer Recherche sind folgende Ergänzungen wichtig:
Also der Tagebau wird lt. des 3. Rahmenbetriebsplans tatsächlich bis direkt an die Trasse der Hambachbahn und der A 4 herangeführt, sodass dann direkt neben der Trasse ein abgrundtiefes Loch ist.
Außerdem erklärt RWE-Power auf den eigenen Internetseiten, dass durch das umfangreiche Abpumpen von Wasser (Sümpfung) Erdsenkungen unvermeidlich sind und auch ungleichmäßig erfolgen können, und so Bodenbewegungen und Bergschäden zu erwarten sind ( http://www.rwe.com/web/cms/de/60060/rwe-power-ag/energietraeger/braunkohle/bergschaeden/ ).
Also muss man mehr können, als eins und eins zusammenzuzählen, dass das nicht gutgehen kann?
Sicher ist so eine Autobahn schon eine Konstruktion, die viel mitmacht, und sicher gibt es genügend Autobahnen direkt an Steilhängen, in Gebieten mit noch viel größeren Erdbebengefahren, mit noch mehr Verkehr, mit klimatisch viel ungünstigeren Bedingungen oder wo in der Umgebung Wasser durch Abpumpen oder Drainagevorgänge dem Boden entzogen wird.
Aber eine Autobahn, wo alle diese Faktoren zusammenkommen wie hier. Gibt es die sonst noch irgendwo?
Nein, und deshalb braucht man einen Sicherheitspuffer und hat in einem Aufwasch auch den Hambacher Forst gerettet.
Will denn RWE auch noch die riesigen Braunkohlebagger einsetzen, um sich an die A 4 heranzubaggern?
Vielleicht sollte man jede Bürgerin und jeden Bürger verpflichten, alle paar Jahre ein paar Wochen in einem Baumhaus im Wald zu leben.
Könnte die Situation auf der Welt dramatisch verbessern.
Ich habe eine E-Mail an Armin Laschet geschrieben, der Maß und Mitte als Leitspruch für seine Amtszeit ausgegeben hat, und ihm mitgeteilt, dass er sich zu Tihange gar nicht mehr negativ zu äußern braucht, wenn er sich um das Thema Hambacher Forst und die Gefahren des Abbaggerns für die A 4 nicht kümmert. Und genügend modernere Methoden, als es sie zu den Zeiten gab, in denen der Tagebau geplant wurde, sollten vorhanden sein, um das zu prüfen. Dass er mit dem Innenminister den obersten Dienstherrn der NRW-Polizei in seinem Kabinett hat, und sich auch überlegen kann, ob er die anstehenden Rodungsarbeiten schützen muss, damit nachher die Bevölkerung stark gefährdet wird, habe ich ihm auch vorgeschlagen.
Sofern ich eine Antwort bekomme, melde ich mich nochmal.
Wenn es jemand interessiert, hier der Inhalt:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,
Maß und Mitte haben Sie als Leitspruch für Ihre Amtszeit ausgegeben.
Damit sind Sie der ideale Adressat für folgendes Anliegen:
Es geht um den Hambacher Forst und den Beginn der Rodungssaison in den nächsten Wochen.
Sie werden die Sachlage kennen. Für alle anderen Leser meines offenen Briefs fasse ich wichtige Punkte gerne zusammen:
Vom ursprünglichen Hambacher Forst, gelegen zwischen Aachen und Köln, ist nur noch ein Rest übrig geblieben, deutlich weniger als 15 % der ursprünglichen Größe.
Ein großer Fehlschluss wäre es, der reduzierten Fläche keine große Bedeutung mehr zukommen zu lassen.
Untersuchungen dazu dürften wohl fehlen, aber die Annahme, dass die verbliebenen 15 % doch noch einen „Querschnitt“ darstellen, in dem die Artenvielfalt des mehr als 12.000 Jahre alten Waldes noch fast vollständig vorhanden ist, könnte zutreffend sein.
Dieser Artenpool mit der genetischen Vielfalt eines so lang funktionierenden Ökosystems ist unbedingt schützenswert, umso mehr in der direkten Umgebung des großen und umfangreich des Lebens beraubten Gebiets des Tagebaus.
Dass im Hambacher Forst auch sehr seltene Tierarten mit besonderen Ansprüchen existieren, die trotz lobenswerter Bemühungen von RWE nicht unbedingt sicher umgesiedelt werden können, ist auch ein klares Zeugnis des besonderen Werts dieses Ökosystems.
Hier bliebe auch noch die Entscheidung des Verwaltungsgericht Köln zur Klage des BUND am 17.10. abzuwarten.
Nach dem aktuell verfolgten 3. Rahmenbetriebsplan wird der Tagebau in den nächsten Jahren bis unmittelbar zur Trasse der jetzt noch 2,6 km von der Rodungskante entfernten A 4 vordringen.
D. h., dass dann direkt neben der Trasse der Hambachbahn/ A 4 ein abgrundtiefes Loch vorhanden ist.
Da die Braunkohlebagger sich schrittweise an die A 4 heranbaggern, besteht während dieses Zeitraums eine hohe Gefahr des Abrutschens von Erdmassen. Es bestehen dann Gefälle von der A 4 zum Grund des Tagebaus, die noch weit höher sind als die der steilsten Pässe bei der Tour de France.
Eindeutig zu erkennen ist an der derzeitigen Abbruchkante des Tagebaus, dass auch die Trasse der neuen A 4 im buchstäblichen Sinn auf Sand, und zwar auf einer vielen Dutzend Meter dicken Sandschicht, gebaut sein dürfte.
Da sich bei Sonneneinstrahlung die Luft im Tagebau stärker erwärmt als außerhalb, wird Luft aus Richtung der Autobahn durch die Thermik und den Kamineffekt stark angesogen und so kommt es hier zu einer großen Windbelastung der Trasse. Außerordentliche Wetterereignisse können zusätzliche Schäden verursachen.
Die auf der einen Seite offene Trasse könnte auch wegen des Sandbodens dauerhaft nicht sicher sein.
Jedenfalls ist es kaum vorstellbar, dass ein Bauingenieur, der eine Autobahn in unmittelbarer Nähe zu einem tiefen Loch in einem erdbebebgefährdeten Gebiet planen würde, nicht für verrückt erklärt werden würde.
Der umgekehrte Weg, ein mehr als 150 m tiefes Loch bis nahe an eine Autobahn graben zu dürfen, soll da wirklich unproblematisch möglich sein??
Darüber, dass die Niederrheinische Bucht ein bekanntes Erdbebengebiet ist, brauche ich Sie, der Sie unweit des Aachener Doms zu Hause sind, nicht aufzuklären.
Zudem beschreibt RWE Power auf den eigenen Internetseiten, dass es alleine durch die Sümpfung, also dem massiven Abpumpen des Grundwassers unter das Niveau des tiefsten Punkt des Tagebaus, zwangsläufig zu Bodensetzungen kommt, die auch ungleichmäßig erfolgen können, und so Bodenbewegungen und Bergschäden zu erwarten sind ( http://www.rwe.com/web/cms/de/60060/rwe-power-ag/energietraeger/braunkohle/bergschaeden/ ).
Bitte Herr Laschet, zählen Sie eins und eins zusammen.
Täglich sind 77.000 Autos und LKWs auf der A 4 unterwegs. Zigtausend Bahnnutzer kommen hinzu.
( vgl. http://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/diskussion-um-tempolimit-100.html )
Wenn so viele Menschen zukünftig täglich der Gefahr ausgesetzt sind, mitsamt der Trasse in die Tiefe gerissen zu werden, dann kann hier die Landesregierung nicht tatenlos zusehen.
V. a. können Sie es sich dann auch sparen, über Tihange zu schimpfen, wenn Sie in ihrem Zuständigkeitsbereich untätig bleiben.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,
gerade erst vor wenigen Wochen haben Sie Bundesumweltministerin Barbara Hendricks aufgefordert, keine weitere Lieferung von Brennelementen für Tihange zu genehmigen. „Die SPD-Ministerin dürfe ihre Entscheidung nicht auf ein einziges Rechtsgutachten zum Exportstopp stützen“. ( http://www.rp-online.de/politik/deutschland/armin-laschet-fordert-lieferstopp-fuer-tihange-aid-1.6978607 )
Da können Sie sich wenige Wochen später nicht der Forderung entziehen, die Situation bzgl. des Hambacher Forsts und die Gefahren des Tagebaus für die A 4 mit der erforderlichen Sorgfalt zu prüfen und müssen die Voraussetzungen, die dem 3. Rahmenbetriebsplan zugrunde liegen, erneut in Augenschein nehmen.
Dass Ihnen Ihre Partei nach der Noten-Affäre an der RWTH Aachen den Rücken gestärkt und Sie als Spitzenkandidat aufgestellt hat, bestärkt mich in der Annahme, dass Sie über ein Hochmaß an Entscheidungskompetenz verfügen.
Im Fall des Hambacher Forsts sind Sie aber nur gefordert, ihrem selbst verkündeten Anspruch gerecht zu werden.
Und dafür brauchen Sie als Erstmaßnahme nicht einmal Tabletten verteilen zu lassen.
Mit dem NRW-Innenminister haben Sie den obersten Dienstherrn der NRW-Polizei in ihrem Kabinett.
Da ist es ein Leichtes für Sie, in ihrem Kabinett zu überlegen, ob sich die NRW-Polizei an Einsätzen im Hambacher Forst weiter beteiligen sollte, wenn nachher die Bevölkerung durch den Tagebau gefährdet wird.
Als positiven Nebeneffekt könnten sie jungen Leuten, die Bäume im Hambacher Forst besetzen, „nur“, um sich für Belange zukünftiger Generationen einzusetzen, so aufzeigen, dass es außer Gewalt auch noch andere Möglichkeiten der Konfliktlösung gibt.
Wo bitte wird in der aktuellen politischen Debatte noch großartig auf Probleme Jugendlicher eingegeangen?
Klimawandel, Luftreinheit, Schutz des Waldes, digitale Zukunft? Fast kein Thema.
Weder im TV-Duell der Kanzlerkandidaten noch aktuell im Landtag.
Themen wie Flüchtlinge, innere Sicherheit, Verkehr, Staus, Dieselskandal, Bürokratie usw. werden dagegen breit ausgetreten.
…
Ich bin davon überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger trotz allgemeiner Reizüberflutung immer noch eine feine Antenne dafür haben, ob Politiker sich für ihre Interessen einsetzen, und das bei zukünftigen Wahlen auch mit ihrer Stimme dokumentieren.
Ich freue mich über Ihre Antwort und wünsche Ihnen alles Gute
Peter
Es geht sich hier nicht darum, was ich glaube,
sondern darum, ob die A 4 sicher ist oder nicht.
Und das müssen die garantieren, die Verantwortung für das Projekt tragen,
also RWE als durchführendes Unternehmen und wegen der Genehmigungen die verantwortlichen Behörden und Politiker.
Es kann mich niemand daran hindern, auch die wildesten Spekulationen anzustellen.
Aber ich bin mit meiner Darstellung so zufrieden, dass eine Gegenargumenation auch RWE mit ihrem geballten Know-how von zig Ingenieuren schwerfallen dürfte.
Wenn vor der nächsten Rodungssaison eine RWE Hauptversammlung wäre, würde ich das auf jeden Fall machen und den Vorstand mit Fragen löchern, auch auf die Gefahr hin, dass ich nachher als großer Depp dastehe. Da komme ich mit klar.
Ich habe keine Kenntnisse von Geologie.
Das Problem ist vermutlich insofern einfach, dass man wahrscheinlich hier abstrahieren kann, und einfach von trockenem Sandboden ausgeht.
Also ich kenne keine auf 100 Meter Sandboden gebaute Autobahn, wo sich auf einer Seite ein offener Abgrund befindet.
Und ich denke nicht, dass man das früher hat simulieren können, ob das auf Jahrzehnte hinweg stabil ist.
Heute kann man das sicher machen.
Dann brauchen sich anschließend nur der Vorstandsvorsitzende von RWE Power und Herr Laschet hinzustellen und zu garantieren, dass die A 4 sicher ist und alle Bedenken unnötig sind.
Ich habe absolut nichts dagegen, wenn sich meine Bedenken als reiner Nonsense herausstellen.
Aber ich habe als Kind viel im Sandkasten gespielt, und für keins meiner Bauwerke hätte ich eine Sicherheitsgarantie abgeben wollen.
An dieser Stelle möchte ich mich auch gerne bei denjenigen bedanken, die die Internetseite betreuen.
Ich finde, dass es hier tolle Beiträge gibt (meine lasse ich gerne außen vor).
Und Ihr lasst auch verschiedene Meinungen zu, auch wenn Sie nicht 100 %ig auf Eurer Linie sind.
Zusätzlich finde ich es von Vorteil, dass hier sicher auch Polizei und Verfassungsschutz mitlesen.
So erreicht man mit wenig Aufwand viele, die in das Thema involviert sind.
Das ist auch der Grund, weshalb ich das Forum hier exklusiv nutze, und es nicht für nötig halte, mich an Presse oder Parteien zu wenden. Mir fehlt auch jedwede politische Erfahrung.
Ich bin sicher auch bzgl. des Hambacher Forsts nur ein unbedeutender Gegner für RWE, aber ein hartnäckiger.