Artikel: Bis sie uns raustragen

Quelle: dradiowissen -> Protest gegen Braunkohle – Waldbesetzer leben in Baumhäusern

Die Bagger rücken näher und werden demnächst nach Kohle graben, wo vorher der Hambacher Forst stand. Ein paar Dutzend Menschen halten trotzdem durch: Sie besetzen den Wald und verlassen ihre Baumhäuser erst, wenn sie weggetragen werden.

Ganz im Westen Deutschlands, zwischen Aachen und Köln, liegt das Rheinische Braunkohlerevier. Hier wird über Tage Braunkohle gefördert, in nahe gelegenen Kraftwerken verfeuert und Strom produziert. Der größte Tagebau in diesem Revier ist Hambach – mit 85 Quadratkilometern Fläche fast so groß wie Sylt. Hambach hat schon dafür gesorgt, dass Orte wie Etzweiler und Tanneck umgesiedelt und Teile des Hambacher Forstes abgeholzt wurden. Und wenn es nach dem Betreiber, der RWE Power AG, geht, sind die Reste des Waldes demnächst auch noch dran.

„Damals wusste ich noch überhaupt nichts über Braunkohle. Und dann bin ich hergekommen, wollte eigentlich nur für drei Tage bleiben und habe dann das Loch gesehen. Und da war klar, dass ich das lohnenswert finde, dass dieser Wald eventuell nicht abgeholzt wird, bestenfalls.“ Viktoria

Viktoria, Daniel und Tom wollen die Waldrodung verhindern. Sie heißen nicht wirklich so – weil sie schon das ein oder andere Mal mit der Polizei Kontakt hatten, wollen sie vorsichtig sein. Selbst im Camp im Hambacher Forst sprechen sich die Bewohner nicht mit richtigem Namen an.

Genau um dieses Camp geht es. Es besteht aus Hütten, Zelten, Baracken und Baumhäusern. Dutzende Menschen leben hier, manche nur ein paar Wochen lang, andere so gut wie immer. Und sie verfolgen alle dasselbe Ziel: Die Welt zu einer besseren machen, vielleicht auch erst mal nur den Braunkohleabbau stoppen, Minimum aber den Hambacher Forst retten.
Baumhäuser müssen besetzt sein

Deswegen haben die Demonstranten als Kernstrategie auch die Baumhäuser in bis zu 20 Metern Höhe auserkoren. Der Plan: Sie sollen immer besetzt sein. Dann ist die Räumung durch die Polizei am schwierigsten und aufwendigsten. Und Bäume, in denen Menschen leben, können nicht gefällt werden. Viktoria hofft, dass sie selbst oben ist, wenn die Polizei anrückt.

„Es ist so eine persönliche Sache, glaube ich, weil ich schon seit einem Jahr hier oben schlafe und ich versuchen will, diesen Baum noch so weit wie möglich zu umkämpfen. Ich weiß von meiner Widerstandskraft. Ich weiß nicht, wie weit die bei anderen geht, darum hoffe ich, dass ich hier oben bin.“ Viktoria

Link zum Artikel: waldbesetzer-leben im Baum
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