Offener Brief aus Südsibirien, wo für RWE Steinkohle abgebaut wird.

Folgender Offener Brief erreichte uns. In Sibirien werden unter katastrophalen Bedingungen Steinkohle gefördert und Dörfer der verbleibenden Indigenen zerstört. RWE bezieht Steinkohle aus der Region und investiert auch dahin, ist damit direkt mitverantwortlich.

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Offener Brief an die Versammlung der Kohleunternehmen in der Kemerowo Region, Russland

Am 8. Februar 2019 fand in der Kemerowo Region (Südsibirien, Russland) eine Versammlung statt. Die Versammlung wurde organisiert von Ziviljov, dem neuen Gouverneur der Kemerowo Region. Er lud dazu alle Direktoren der Kohleunternehmen Russlands ein. VertreterInnen von schorischen NGOs schrieben einen Offenen Brief an alle Versammlungsteilnehmer, den auch BewohnerInnen von neun (9) Orten der Kemerowo Region unterstützten.

Verehrte Teilnehmer der russlandweiten Versammlung der Kohleunternehmen.
Die Kemerowo Region bleibt laut Messwerten von Luft, Wasser und Boden und Gesundheitsuntersuchungen der Bevölkerung weiterhin als „schmutzigste“ Region Russlands bekannt.

Die Umweltschutztätigkeit ist niedrig und ineffektiv, und das verhilft nicht zur intakten Erhaltung der Umwelt, führt nicht zur Vermeidung von Erkrankungen und Sterblichkeit im Kuzbass.

Produktionssteigerung von Kohle, Metallurgie und Chemie in der Region und der Anstieg des Kraftfahrzeugverkehrs werden auch in Zukunft zur Verschlechterung von ökologischen und sozialen Problemen führen.

Die Fakten

  • Das Unternehmen „Sib-ugle-met“ zerstörte 2013 den Ort Kazas, einen der wenigen Orten des schorischen Volkes.
  • Das Unternehmen „Sibirskij Antrazit“ und ihr Tochterunternehmen „Razrez Kijsasskij“ verursachten in den schorischen Orten Borodino und Tetenza unerträgliche Lebenbedingungen.
  • Die Unternehmen „Kuzbass-razrez-ugol“ (KRU) und „Stroj-servis“ zerstörten den angestammten Lebenraum der Teleuten. Das führte zum Verlust der traditionellen teleutischen Lebensformen in Wirtschaft, Kultur und Sprache.
  • Keines der Kohleunternehmen, die in der Kemerowo Region aktiv sind, hält sich an die in der Russischer Föderation verabschiedeten Prinzipien, die Indigene betreffen
  • Die Aktivitäten der Unternehmen „Stroj-servis“, „Stroj-pozh-servis“, „Sib-energo-ugol“ und „Bungurskij Sewernyj“ in den Orten Mentscherep, Berjozowo und Apanas bezeichnen die Ansässigen als einen Krieg gegen die BewohnerInnen.
  • Noch 2006 warnten die WissenschaftlerInnen vor der Erhöhung der ökologischen Belastung in der Region – die Kohle-Förderung sollte die jährliche Höhe von 200 Millionen Tonnen nicht überschreiten. 2012 wurde diese Grenze bereits überschritten, 2018 wurden über 240 mio t Kohle abgebaut!

Trotz Proteste und wachsender Spannung planen die Machthabenden der Kemerowo Region bis zu 375 mio t Kohle jährlich in den nächsten 10-15 Jahren abzubauen.

Zur Gesundheitslage in der Kemerowo Region:

  • Durchschnittliche Lebenserwartung in der Kemerowo Region ist 63 Jahre, dies bedeutet 3-4 Jahre niedriger als im
    Landesdurchschnitt.
  • Erkrankungen an Tuberkulose sind 1,7 Mal höher als im Landesdurchschnitt.
  • Psychische Erkrankungen bei Kindern sind 1,8 Mal höher als im Landesdurchschnitt.
  • Die Zahl der geborenen Kinder mit schwacher Intelligenz ist 2,4 Mal höher als im Landesdurchschnitt.
  • Die Kemerowo Region ist Spitzenreiter Russlands bei der zerebralen Kinderlähmung.
  • In der Kemerowo Region leiden Menschen an onkologischen Erkrankungen 15 Mal häufiger als im Landesdurchschnitt.
  • Die Kemerowo Region ist Spitzenreiter an akuten Myokardinfarkten, angeborenen
  • Fehlbildungen der Herzhöhlen und des weiblichen Fortpflanzungssystems.

Verehrte führende Repräsentanten der Kohleunternehmen aus der Kemerowo Region, heute kann niemand von Ihnen sagen: „Für diese Tatsachen habe ich keinen persönlichen Beitrag geleistet“

Denn:

2012 haben Sie 207 Millionen Tonnen Kohle abgebaut und haben damit ein neues Zeitalter in der Geschichte des Kohleabbaus eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt zerstören Sie unsere Mutter Erde. Die Umwelt und die sozialen Fragen sind miteinander so verflochten, dass die Tiefe dieser Verbindungen kaum ermöglicht, eine Trennlinie zu ziehen. Deshalb bitten wir Sie, die oben aufgelisteten Informationen bei Ihren Vorhaben, Beschlüssen und Realsierungen in Zukunft zu berücksichtigen.

Unterzeichnet von Vertretern:

  • der gesellschaftlichen Organisation der Stadt Myski „Wiederbelebung des schorischen Dorfes Kazas“
  • der gesellschaftlichen Organisation des Ortes Tschuwaschka „Tugan-Tscher“ (Mutter Erde) der Kemerowoer regionalen gesellschaftlichen Organisation zum Schutz der Naturreichtümer „Unsere Erde“
  • unterstützt von BewohnerInnen der Orte: Kazas, Tschuasas, Toz, Tschuwaschka, Krasnyj Jar, Borodino, Bekowo, Razraz 14. kilometer.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Nöll

    Wisst ihr noch? „Vom deutschen Boden soll nie wieder Krieg ausgehen“ Angesichts der Waffenexporte in Krisengebiete wie Jemen ein hohler Spruch. Und was ist mir dem hier: „Vom deutschen Boden soll nie wieder Völkermord ausgehen“ ??
    Ich sag’s ja schon lange: RWE ist ein Schwein, nicht nur in Sibirien, aber da erst recht. Sind ja nur Indigene. Vielleicht was für die nächste Aktionärsversammlung?
    Warum aber lassen sie hier Dörfer abreißen, die für den Kohleabbau niemals benötigt werden? KLar, für die Milliarden der Umstrukturierung. Grundstücke in jeder beliebigen Größe zu Schleuderpreisen. Denn die Masse macht’s! Und Laschet hat mal wieder die passende Lüge dazu parat: Die Vertreibung, upps, Umsiedlung jetzt abzublasen wäre der Bevölkerung nicht zuzumuten. Vertreibung aus Mitleid, sozusagen.
    Die Mafia hat nicht soviel Macht. Und sie gehen manchmal sogar in den Knast.

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