Knast-Briefe-Schreiben-Survival-Tricks

  • Beitrags-Kategorie:Eule / Knast
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Briefe schreiben (an Leute, die du nicht kennst) ist nicht immer einfach. Hier sind ein paar Ideen. Wenn du welche hast, die hier nicht stehen ergänze gerne.

Sind dir letztens oder irgendwann im Leben irgendwelche verrückten oder lustigen Sachen passiert oder hat dir wer was erzählt? Ist egal ob die völlig belanglos wirken. Geschichten sind Geschichten. Trotzdem, nie vergessen, dass die Bullen mitlesen.

Zum Beispiel:

  • mein Mitbewohni Alex hat gestern eine lahme Taube gefunden und kümmert sich jetzt drum. Wir haben sie Mike genannt…
  • letzte Woche haben wir 10 Kilo Kerzen und Kaviar containert. Ich finde Kaviar schmeckt wie salzige Brombeermarmelade, naja…
  • Ich lese grade dieses Buch über diese Prinzessin, die unbedingt diesen Frosch heiraten will. Klasse Buch!…

Schreib über irgendwelche Sachen, die in der Welt passieren. Das, was die allgemeinen Medien erzählen, kriegen die meisten Knastis mit, wegen Radio. Auch darüber kannst du dich ja auskotzen. Aber was das A-Radio oder Indymedia oder das Autonome Blättchen so schreiben, ist auf jeden Fall interessant und schön drinnen zu hören, dass draußen noch was passiert (oder auch nicht schön, je nach Nachrichten). Auch, was allgemein so grade im Umfeld so abgeht (z.B. „letzte Woche wurde ein neuer Wagenplatz besetzt.“ Oder „Es gab eine Demo gegen Rattengift“  dabei immer drauf achten, eigene Beteiligung und die von anderen nicht zu erwähnen)

Berichte den Menschen drinnen von den Kämpfen draußen und in anderen Knästen gegen die Knäste & Justiz (z.B. „letztens haben Leute in Berlin und Bremen Gerichte angezündet“ oder „die Gefangengewerkschaft der JVA Werl konnte erstmals legal eine Mitglieder Versammlung abhalten“,…) – sowas gibt Hoffnung und ermutigt selbst aktiv zu werden an der eigenen Lage was zu ändern!

Liedtexte, Gedichte, Rätsel (Sudoku, Nomogramme oder auch Texträtsel), Origami-Falt-Anleitungen… alles was etwas Ablenkung verschafft aus der Monotonie des grauen Alltags kann aufbauend wirken!

Male oder raste auf Klebstoff und Glitzer aus. Das kann auch super sein, wenn einem gerade nichts mehr einfällt zum schreiben. Manchmal fällt einem dann doch noch mal was ein, was erzählenswert ist. (So manche Wachtel* lässt aber geklebtes nicht durch zu den Gefangenen)

Stopfe Fotos, Glitzer, Rätsel, Aufkleber, Federn, gepresste Blätter und Blumen, Hundehaare, Ausschnitte und Bilder aus Magazinen und Zeitungen,… mit in den Umschlag  auch hier gilt; wenn du dir sicher sein willst das deine geschriebenen Worte ankommen, übertreib es nicht. Umso mehr freut sich die Gefangen*e Person wenn so ein überladener Brief es dann doch einmal durch die Kontrollen in die Zelle schafft!

Wenn du nicht viel zu schreiben hast, dann ist eine Postkarte ganz praktisch

Es gibt so (Gruppen)Spiele auf Papier. Die Ergebnisse kannst du dann rein schicken

  • Eine*r malt auf einem Bogen Papier einen Kopf und faltet dann um, nächste*r malt den Körper, dann Beine, dann Füße und so weiter, das Ergebnis kann dann rein geschickt werden
  • Eine*r schreibt einen Satz wie „Onkel Alfred und ein Affe kaufen ein“, nächste*r liest den Satz und malt das geschriebene darunter auf und faltet den Satz um, nächste*r interpretiert das Bild und schreibt, was da passiert usw.

Heule dich über dein letztes WG-, Beziehungs-, Arbeitsdrama aus (Ok, das muss nicht unbedingt sein, wenn du die Leute drinnen nicht kennst, aber tu dir keinen Zwang an. Es kann sehr befreiend sein, es wem zu schreiben und drinnen kann es ja auch sehr interessant sein Tratsch mitzukriegen, würde mir auf jeden Fall so gehen.

Schreib, wie sehr du die Cops, den Staat, das System, den Knast etc. hasst und warum dem so ist, reine Phrasen dreschen ist drinnen und draußen langweilig.

Wenn du auf Antwort hoffst pack immer auch ein paar Briefmarken dazu, Geld gibt’s „Drinnen“ meist noch weniger als „Draußen“. Sei nicht traurig wenn du keine Antwort bekommst – die Leute „Drinnen“ haben auch andere Sachen zu tun oder vielleicht grad gar kein Bock zu schreiben!

Gerade bei Langzeitgefangenen kann es aber auch wichtig sein kontinuierlich zu schreiben, Diskussionen zu führen, sich zu streiten. Gehe auf die Antworten die du bekommst ein. Briefe sind oft der einzige Kontakt den Menschen nach draußen haben und den gilt es nicht nur mit Klamauk zu füllen. Frage die Person nach ihren Bedürfnissen, die Leute „drinnen“ haben viele Möglichkeiten nicht die wir hier draußen als selbstverständlich wahrnehmen (z.B. kurz was im Netz nachschlagen). Pflege diese Beziehung zu diesem Menschen und brich möglichst nicht einfach den Kontakt ab!

Schreibe einen Kommentar