Interview mit zwei Aktivistis, aufgenommen kurz nach der Großdemo

Das Video wurde von Susanne Fasbender (Macherin der Brand-Filme) erstmals als Kommentar unter einem Artikel auf dieser Website veröffentlicht. Der Kommentar wird hier in Volltext zitiert:

„wie schön dieser Text und wie wichtig. Was heißt schön.., danke für die Innensicht der Räumungen. Wie es euch ergeht, wie es sich körperlich und seelisch anfühlt, wenn jemand deine Brille zertritt, und dass wir immer wieder daran erinnert werden, dass hier auch euer Zuhause zerstört wird, dass Räumungen wehtun, Stress sind und kein Berufsalltag von Aktivist*innen. Zwar Alltag, aber eben der, den ihr in Kauf nehmt für den unbedingten Widerstand. Wenn ich die Beschreibung der Wiesenrazzia vom 28.8. lese und wie du das Erleben der Räumungen im wiederkehrenden Zeitlauf beschreibst, in der Anhäufung der gewaltvollen Bedrängnisse und Übergriffe gegen euch, wird es umso verständlicher wie es sich anfühlen muss, wenn in der Kombination von Berühmt- und Übergangenwerden zugleich (Pressekonferenz 6.10.) von euch als eigentliche Akteur*innen, Hervorrufer*innen der ganzen Aufmerksamkeit für den Kohlausstieg und für diesen Wald, Praktiker*innen, Mutigen und Krieger*innen dieses Widerstandes, die Kombination mit der Partystimmung in der Menschenmenge, die sich am 6.10. teils in den Wald und auf die Wiese begeben hatte, wie es sich ganz persönlich an diesem Tag direkt angefühlt haben muss, dass die jahrelang ziemlich schlecht in der Presse behandelte Waldbesetzung die sich eindeutig und auch militant gegen die permanente kapitalistische Verwertung von Natur geäußert hat, nun einen Gebrauchswert hat: für große NGOs, für das Grüne Wachstum, für alle möglichen Talkshows, in denen die Umweltministerin den Widerstand im Hambacher Forst erwähnt und von CO2-Reduktionen bei RWE spricht, womit sie CCS meint, eine hochgefährliche unterirdische Speicherung von CO2, für die sie sich einsetzt. (siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Abscheidung_und_-Speicherung#Gefahren) Und dabei eure eigentliche Kritik an Gewaltverhältnissen in der feiernden Nutzbarmachung eines erzeugten Abbildes des Widerstands ignoriert wird. Ihr habt das, was ihr ändern wollt, über die Jahre in der Besetzung gelebt und kultiviert. Ihr habt alle Formen der Unterdrückung und Ausbeutung in Frage gestellt und dabei daran gearbeitet auch die eigenen Grenzen zu reflektieren. Es gab Konflikte und sie wurden auch nicht immer gelöst, aber auf die gegenseitige Solidarität im direkten Kampf konntet ihr euch glaube ich verlassen. Niemanden in Schwierigkeiten bringen, beharrlich in der eigenen Position zu den angewendeten Methoden, kritische Solidarität gegenüber anderen Sichtweisen. So konnten sich die verschiedenen Aktionsformen nebeneinander halten und der geforderte Systemwandel, ich glaube, war keine Frage. Ihr wart immer sehr gastfreundlich und habt nicht auf Kleidung, Alter und Szenenzugehörigkeit der Gäste geachtet. Ihr seid mir gegenüber eurem Instinkt gefolgt, was mir das Glück brachte, das manche mir vertrauten und ich mit der Hilfe einiger von euch den Film machen konnte. Zu einer Zeit, als jede Kamera noch eine echte Bedrohung war.

Einen Gebrauchswert auch für das Feeling vieler Menschen, endlich, seit hambibleibt ein Hashtag wurde, auch mal Teil zu sein vom Widerstand, ihre Kinder ins Auto packen und runter gefahren sind, um ihnen all das zu zeigen. Und viele echt berührt wurden, auch das wollen wir nicht vergessen, viele, die wir nicht kennen, die vielleicht auch zum ersten mal im Wald waren, viele, die sich der Bewegung angeschlossen haben, und sich auch Gedanken machen, wie genau nun es für sie gehen soll. Die von euch was lernen wollen, vielleicht nicht wissen, wie… Da war eine Druckwelle auf allen Ebenen, die entstanden ist, und in der auch der Tod von Steffen Meyn eine tiefe Bedeutung hat, für alle.
Auch ich war am 6.10. da, ich war auf der Hebebühne und verdammt froh, dass die nette Greenpeacemitarbeiterin mich daraufgelassen hat um die Aufnahmen zu machen, von oben, von dem Song und der Menschenmenge. Auch ich wurde von einem BUND-Aufseher daran gehindert, irgendwo lang zu gehen, wurde, weil ich mit ihm diskutierte, angeherrscht von Demonstrant*innen. Das aber nur nebenbei. Bin dann abgehauen, der Aufseher hinter mir her, aber es war dann wohl doch zu mühsam für ihn, zumal ich nur durch ein Stückchen Wald am Wegesrand wollte, um den Weg abzukürzen.
In diesen Tagen kamen dann auch die Mahnungen und gleichzeitige „Hoffnung“ des Weltklimarates, Hoffnung bezieht sich jedoch immer auf das Grüne Wachstum, den ganzen Wahnsinn kapitalbringender „Lösungen“. Hoffnung für wenige, reiche. All das kam zusammen rund um Hashtag hambibleibt. Was aber, wenn Greenpeace nun den ganzen Tagebau Hambach kauft? Das ist wohl nicht die schlechteste Lösung, aber auch kein Sieg. Wenn dann da eine Waldbesetzer*in in Stein gemeißelt als Statue an den Widerstand erinnert, während Gefangene aus dem Wald und von G20 noch immer unbeachtet im Gefängnis sitzen.

Wenn auch „hambi bleibt“ heute massentauglich ist, ich glaube, solche Entwicklungen wiederholen sich geschichtlich genauso wie die stetige Wiederkehr von neuen und radikalen Besetzungen. NGOs sind u.a. auch dazu da, radikalen Widerstand zu vergesellschaften und den Platz der Kritik so wenig radikal wie möglich zu besetzen. Wenn wir die Verhältnisse in der Gesellschaft kennen, ist Vereinnahmung Teil des Tagesgeschäftes. Aber du schreibst, wie es sich anfühlt, mittendrin zu sitzen. Und auch ich fühlte mich als vage Randerscheinung der Waldbesetzung an diesem Tag schlecht. Am Ende des Tages hatte auch ich das Gefühl, das wir was verloren haben. Ich fragte mich: Wie werden die Waldbesetzer*innen das sehen? Und dachte, ja, sie werden wohl sagen: Kritische Solidarität. Doch es kam anders. Es meldete sich Luna… … hier ist das Interview mit ihr dazu, das aus allen möglichen Gründen erst heute veröffentlicht wird“

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. RoMa

    Ja warum……weil wir hier im Süden Deutschlands noch nicht’s von der jahrelangen Besetzung wussten.

  2. Mitka

    Die NGO´s sind nicht die KämpferInnen. Aber sie sind die Brücke in die Breite der Gesellschaft. Damit können andere Hebel und Gewichtungen bewirkt werden.
    Ihr habt es geschafft, dass die Menschen wachgerüttelt wurden.
    Sofern sie aber keine für sie passende Einladungs- und Anbindungsstruktur finden, nehmen sie die Angebote der NGO´s war – und werden zu LatschdemonstrantInnen.
    Es sind Menschen, die das schon als ein Schritt in die richtige Richtung empfinden – die sich aber noch nicht vorstellen können herrschaftsfrei und gleichberechtigt zu leben. Gut für alle, die es geschafft haben, euch zu treffen und euer Leben kennzulernen.
    Die Kunst ist es, sich nicht auseinander dividieren zu lassen – dann würde nur RWE gewinnen.
    Danke an euch, die ihr eure Lebenszeit im und am Hambi für eure Sache eingebracht habt und einbringt.
    Und Danke, dass wir mit der Großdemo das Etappenziel Rodungsstopp feiern konnten.

  3. Mitka

    Zum Erfolg
    Ein Text von Peter T. Schulz

    Der Schöngeist
    eine Fabel aus Hansens Haus

    Es war einmal ein Schöngeist,
    der guckte aus dem Fenster,
    freute sich des Lebens,
    und sprach: „Man sollte hingehen
    und eilen,
    um diese Freude
    mit anderen Geistern zu teilen.“

    Und sprachs und ging hin,
    für seinen Blick aus dem Fenster
    zu werben.
    Er hatte Erfolg.
    Andere Geister kamen,
    schlugen ihm die Scheibe ein
    und freuten sich an den Scherben.

  4. (A)

    Moin Luna, wirklich tolles inhaltliches Interview von dir.

    Ich würde die „Massen“ vom 6.10. aber nicht so kritisch wie du sehen. Auch darf man bei der Einschätzung auch nicht pauschaliesieren und alle Menschen vom 6.10. über einen Kamm ziehen.

    Viele der Menschen sind mitten in der Nacht aufgestanden und mit dem Bus zum Hambacher Forst zu fahren. Für viele war es überhaupt die erste politische Aktion in ihrem Leben.

    Ich habe mich über alle gefreut die am 6.10. am Hambi waren. Natürlich sind dir Parteifahnen, die Nationalfahnen und die ganzen reformistischen NGO`s unerträglich. Beim Thema Millitanz haben sicherlich 99% eine andere Meinung als wir. Da liegt noch viel Überzeugungsarbeit vor uns.

    Mir wäre es auch lieber, es wären alles millitante Anarchisten gewesen, die das ganze System in Frage stellen. Diese Stärke haben wir aber schon lange nicht mehr. Alle Kämpfe ob Startbahn West, Wackersdorf, Gorleben usw. sind mal klein angefangen. Wir können weiterhin mit einigen wenigen hundert schwarzgekleideten Gleichgesinnten auf Demos rumspringen, oder versuchen uns zu öffnen und mehr zu werden. Es liegt an uns Allen unsere antikapitalistischen Inhalte in die verschieden Kämpfe einzubringen.

    Noch zwei Sätze zu den NGO`s. Die meisten NGO die weltweit irgendwo vor Ort sind verfolgen erst einmal ihre eigenen Interessen, die Interessen einer Partei, Stiftung usw. Hilfe gibt es nur wenn du auch die Politik bzw. dich an die Regeln der NGO hältst. Die NGO sind teilweise schon zu einer Wirtschaftsindustrie und Macht geworden. Sie sind inzwischen auch oft der größte Arbeitnehmer vor Ort. Die ganze NGO-Arbeit sollte man aus außerparlamentarischer Sicht sehr kritisch sehen.

    vg aus Hamburg

  5. Indemann

    Sehr wichtig was Ihr sagt Es lohnt sich wie immer Euch zuzuhören und zu lernen. Noch besser ist natuerlich das persönliche Gespraech. Eure Analyse ist sehr intelligent und größtenteils treffend. Frau Fasbender macht das auch wieder brillant. Ihre „Brand Filme“ geben einen tiefgreifende und umfassenden Einblick in die gesamte Thematik. Die sollte sich jeder ansehen. Wenn wir über Gewalt reden dürfen wir eines nicht vergessen: die Gewalt geht von dem Unternehmen aus, dass den Abbau und die Zerstoerung betreibt! Gewalt gegen die Umwelt/Schoepfung, Gewalt gegen Tiere und nicht zuletzt Gewalt gegen Menschen! Dennoch eine Bitte: lasst Euch nicht in diese Spirale der Gewalt hineinziehen! Militanz spielt auch den Gegnern in die Haende! Damit koennen sie sogar umgehen und die finanziellen Schaeden sind „Peanuts“. Womit diese Gegner nicht umgehen koennen ist wie ihr lebt, fuer was ihr lebt und was Ihr de facto lebt. Das war und ist ist Eure stärkste Waffe und sonst nichts. Das ist keine Vermutung, das weiß ich und Ihr sollt es auch wissen. Und noch etwas persönliches zum Schluss: einige Menschen ertragen Hebebuehnen aus nachvollziehbaren Gruenden nicht. Traumatisierenden, Retraumatisierung. Viele sind durch „Wuerstchenbuden“ am Wald in ihren Gefuehlen verletzt. Fuer mich ist es schwer Dich/Euch in einer solchen „Uniform“ zu sehen. Es erinnert mich an sehr viel persönliches Leid, dass ich miterleben musste. Wertvolle Menschen die jung starben. Ihr seid wertvolle Menschen die gebraucht werden. Den zauberhaften Wald habt ihr bewahrt, bewahrt Eure Ideale und den Willen zu einer besseren, gerechteren Welt, aber bewahrt auch Euch! Liebe und solidarische Gruesse vom Indemann

    1. hambacherforst

      Hey du, danke für dein Feedback. Was Militanz angeht werden wir wohl unterschiedlicher Meinung bleiben, aber im Gegensatz zu so ungefähr 90% der sonstigen Debatten-Beiträge von der pazifistischen Seite ist deiner wenigstens sinnvoll argumentiert, konstruktiv und respektvoll, danke dafür.

      Zu der „Uniform“: Ich verstehe deinen Punkt voll. Würde sowas auch nicht in meiner Freizeit tragen (sieht einfach auch nicht gut aus ;). Das Ding ist aber dass es einfach wenig praktischere Kleidung gibt in so einer Situation wie sie damals im Hambi war. Die ist ziemlich robust und man kann sich auch mal eben durch Dornengestrüpp bewegen, hat viele Taschen für alles mögliche und das Muster erleichtert es sich im Wald zu verstecken. Und wenn man ständig mit einem Polizeieinsatz rechnet und auch die Möglichkeit haben will sich im Unterholz zu verstecken anstatt sich Gewalt auszusetzen und/oder zu Gegengewalt zu greifen dann ist es einfach nützlich schon Kleidung zu tragen mit der das auch möglich ist. Wie du siehst sind auch sämtliche Staatssymbole etc. entfernt. Auch Militär in aller Welt trägt sowas ja nicht wegen der Symbolik sondern wegen dem praktischen Nutzen.

      Solidarische Grüße, Luna

  6. Nachtkerze

    Lieber Indemann !
    Ich stimme jedem Deiner Punkte aus vollstem Herzen zu.

    Liebe Susanne !
    Vielen Dank für dieses Interview genauso wie für die anderen aus der neuen Reihe „voices of ecocide“. Sie zeigen, wie auch Deine BRAND-Filme, wie global die Klimakrise, die Leiden und die Repressionen aber auch der Widerstand sind.

    Liebe Luna !
    Zum Verhalten der NGOs am 6.Okt. kann ich nichts sagen, weil ich nicht dabei war, sondern bei „meiner“ NGO a.a.O. sein musste.

    Der juristische Streit des BUND geht schon viel länger, als Eure Besetzung. Ich finde, der Streitgrund „Bechstein-Fledermaus“ wurde inzwischen von „Allgemeinwohldienlichkeit/Klima“ an Dringlichkeit überholt. Aber ihr Kampf vor Gericht ist eine gute Ergänzung zu Eurem physischen Widerstand – ein weiterer Mosaikstein ebenso wie Waldspaziergänge, Petitionen, usw, usw.
    CAMPACT hatte im letzten Jahr seine Unterstützer befragt und daraufhin Schwerpunkte für 2018 gesetzt u.a. „Kohle“. Sie versuchen die Menschen über das bloße Unterschreiben von Petitionen hinaus zu aktivieren z.B. indem sie sie zu Gesprächen mit Abgeordneten ermutigen und Hilfestellungen dazu leisten.
    Mit GREENPEACE habe ich bisher nur sehr wenig Erfahrungen gemacht und die haben mir gereicht. Ich glaube GP ist nicht mit dem „HAMBI“ kompatibel. Erstens, weil eine ihrer hauptsächlichen Strategien öffentlichkeitswirksame Bilder sind und zweitens, weil sie stramm hierarchisch organisiert sind. Nichts geht ohne Hamburg.

    Worin ich Dir in jedem Fall zustimme, ist Deine Ermutigung zu selbstständigem Handeln.
    Auch mich hat das vergangene Jahr mit dem Hambacher Wald aktiviert, wenn auch in einem vergleichsweise harmlosen Maße.

    Ich danke Euch für Euren Einsatz, für Inspiration und Diskussion.

  7. Katja

    Was euch Waldbewohner ausmacht ist die Konsequenz, die ihr lebt und weitergebt, die sich im bürgerlichen Alltag permanent zu verlieren versucht. Ihr werft mich ständig darauf zurück, die Fakten wahrzunehmen und mich somit zu engagieren, den Karren nicht an die Wand zu fahren:-)
    Dafür und auch für eure Offenheit möchte ich euch herzlich danken. Eines habe ich ganz besonders von euch gelernt: Fang jetzt an zu handeln, schiebe es nicht auf andere, hab Mut und es geht voran…

  8. alfie

    für die leute die sich von lunas vorschlag motiviert sehen aber noch nicht das technische know-how haben:

    eine gruppe die skill-share durch workshop angebote macht: https://twitter.com/zuckerimtank

    um sichere kommuniktion zu schaffen (nach dem schlüssel kommt die anleitung):

    http://antirrr.blogsport.de/kontakt/gpg-schluessel/

    anleitungen:
    https://earthfirstjournal.org/direct-action/
    (link am ende des textes)

    https://earthfirstjournal.org/monkeywrenching/

    damit ihr auch sicher arbeiten könnt ohne dann schwierigkeiten zu bekommen:

    https://earthfirstjournal.org/security/

    eine liste von downloadbaren anleitungen:

    https://earthfirstjournal.org/store/product-category/literature/manuals/

    lasst euch nicht erwischen! und wenn doch: keine aussage bei staat und polizei!

  9. Baumfreund

    Danke für das Interview, den weiteren Einblick in NGOs.

    Das Thema Militanz ist für mich nicht widerspruchsfrei. Während ich so Sachen wie Menschen, die ihre Arbeitskraft der Polizei geben, mit Fäkalien bewerfen aus der Notsituation rund um eine Räumung irgendwo schon nachvollziehen kann, bin ich damit trotzdem nicht so recht einverstanden. Gegenüber Dingen kann es zwar physische Gewalt geben. Gewalt gegenüber Menschen hat für mich eine andere Dimension.

    Wenn ich sehe, auf welch einfache Anlässe ich manchmal mit heftiger Wut reagierte, und mir gleichzeitig denke ich nicht mal ansatzweise vorstellen kann, wie heftig eine Räumung für euch sein muss… kann ich mir denken, dass das Vorgehen von Menschen, die ihre Arbeitskraft der Polizei geben, immense Wut bei (einigen von) euch auslöst. Von vorne herein einen Einsatz planen, der Gewalt gegen Menschen beinhaltet, dem würde ich denke ich nicht zustimmen… ich weiß aber auch nicht, inwiefern das vorgekommen sind. Eine Pumpe zu zerstören oder einen Bagger zu blockieren ist für mich was Anderes.

    So oder so sind die Relationen krass: Während Gewalt durch Aktivistis in den Medien breitgetreten wird… hatte, nach all dem, was aus der Ferne so mitbekommen habe, die Gewalt aus Seiten der Polizei und des Staates eine völlig andere Dimension. Dabei haben Polizei und Staat nicht mal ihre eigenen Regeln beachtet, wie z.B. ganz grundlegende unveräußerliche Grundrechte / Menschenrechte. Menschen, die im Auftrag von Polizei und Staat arbeiten, haben massiv, wiederholt und meines Erachtens größtenteils auch vollkommen bewusst sehr grundlegende Menschenrechte missachtet und verfassungswidrig gehandelt.

    Und ja, ich beanspruche für mich keine ausgeklügelte Argumentation zu dem Thema.

    Bezüglich Kapitalismus: Ich kann die Kritik nachvollziehen, eines der entscheidenden Probleme hier ist ja, dass einem Konzern wie der RWE überhaupt so ein Wald gehören darf. Wälder sind große Organismus auf dieser wunderbare Erde. Sie gehören niemanden. Ich bin schwer dafür, große Konzerne, denen teilweise riesige Landstriche in Deutschland oder in sogenannten Entwicklungsländern gehören, zu enteignen und das Land, wenn überhaupt, denjenigen zu geben, die dort wohnen. Abgesehen davon ist für mich Deutschland auch ein Ent-wicklungs-land. Weil so wie im Moment kann das hier politisch sicherlich nicht weitergehen.

  10. Baumfreund

    Hier möchte ich noch was zu klarstellen: „Von vorne herein einen Einsatz planen, der Gewalt gegen Menschen beinhaltet, dem würde ich denke ich nicht zustimmen…“ (von mir selbst)

    Ich möchte damit nur angeben, wo für mich eine Grenze ist. Ich möchte nicht unterstellen, dass jemand der im Wald aktiven Menschen so was gemacht hab. Und ja, dann bleibt immer noch die spannende Frage: Wo fängt Gewalt gegen Menschen an? Einen Menschen einen Stein an den Kopf werfen? Das gehört für mich definitiv mit dazu. Aber es gibt noch viele andere Verhaltensweisen, die unterschiedliche Menschen unterschiedlich einschätzen.

    Ich wollte das nochmal klarstellen, da es sich so leicht missverstehen lässt.

    Gewalt gegen Sachen… kann auch leicht (auch im Versehen) zu Gewalt gegen Menschen werden.

    In meiner Fantasie bin ich schon mit einem übermächtigen Raumschiff über das Gebiet geflogen und hab alle Schaufel-Bagger in einem Rutsch zerstört. Dabei würde ich aber nie wollen, dass ein Mensch verletzt wird.

    Würde ich das tun, wenn ich so ein Raumschiff hätte? In diesem Moment antworte ich: Ziemlich wahrscheinlich ja. Vorher würde ich aber wohl noch alle Waffen des Militärs unschädlich machen, damit sich Polizei und Staat nicht mal gegen wehren können. Ich würde diese Monstrositäten technischen Fortschritts-Wahn den Erdboden gleich machen, damit wieder Wiesen und Wälder darüber wachsen können. (Mir ist bewusst, dass dazu in abgebaggerten Gebieten noch andere Heilungsmaßnahmen erforderlich sein dürften, habe aber immer wieder auch von Beispielen gelesen, wie gut die Natur sich selbst helfen kann.)

    Ja, ich weiß, das ist nur eine Fantasie. Darum um so mehr mein Dank für alle Menschen, die sich aus dem Wald heraus und anderswo, für den Erhalt des Hambacher Waldes, für ein Ende der Kohleverstromung *und* für einen Systemwandel einsetzen. Ich bin weiterhin dazu bereit, zu unterstützen, wie ich kann und wie ich es für angemessen halte.

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