Disclaimer: Der Text ist von Einzelpersonen geschrieben und drückt nicht die Meinung der ganzen Besetzung aus. Es ist wichtig, alle Formen des Widerstands dieser Besetzung zu zeigen und nicht bestimmten Aktionsformen kein Gehör zu geben. Gefunden auf: https://de.indymedia.org/node/24651
Der Hambacher Forst steht im Fokus der Medien, seit Donnerstag den 13.09. werden die Baumhäuser mit einem Großaufgebot der Bullen inklusive SEK geräumt. Es gibt verschiedenste Arten des Widerstands aber gerade die linke Presse und NGOs berichten gerne von gewaltlosen Widerstand um den Protest für sich vereinnahmen zu können. Wir möchten uns in unserem Bericht auf die Militanz konzentrieren, auch wenn wir sie nicht als einzigen wichtigen Bestandteil des Protests sehen. Hier folgt eine Chronik der Militanz, Widerstand und Repression im Hambacher Forst aus dem letzten Wochen. Natürlich ist die Chronik unvollständig, da viele Aktionen in Kleingruppen durchgeführt werden und wir nur von denen wissen, die uns mitgeteilt wurden.
Seit dem 13.09. sind mehrere tausend Bullen durchgehend im Wald um die Baumhäuserendgültig zu räumen und zu zerstören. Die Räumung des Waldes und die Vorbereitungen haben jedoch viel früher angefangen. Im August wurde auf dem Hambi Blog dazu aufgerufen sich auf die Räumung vorzubereiten, in dem Aufruf wird davon ausgegangen, dass die Räumung zwischen dem 22.08. und 22.09.2018 geplant ist. Kurz vor dem 22.08. sind also immer mehr Aktivist*innen in den Wald gekommen um sich gegen die Räumung zu wehren. Es wurden täglich Barrikaden, neue Plattformen, Lock-ons usw. gebaut, um die Räumung zu erschweren. Auch wurde den Bullen und RWE-Secus gezeigt, dass der Wald für sie ein gefährlicher Ort ist an dem sie sich nicht wohlfühlen sollen. Der Weg zum Gefahrengebiet Als am Abend des 21.08. ein paar Bullenwägen vor einem der Haupteingänge des Waldes stehen, werden diese von einer größeren Gruppe von militanten Menschen mit Mollis uns Steinen auf Abstand gehalten. Am nächsten Tag halten die Bullen mit gerichteten Schusswaffen zwei Autos in Buir an. Eins davon ist der Bus des Alf Küchenkollektivs, der von den Bullen beschlagnahmt wird. Sie versuchen das Alf Kollektiv für die Mollis verantwortlich zu machen und auch nachdem sie den Bus zurück geben wird er noch einige Male gerazzt. Der Bus ist nicht nur das Zuhause von Menschen sondern auch eine wichtige Küchefür den Wald. Am 24.08. kommen die Bullen mit einem Großaufgebot und schwerem Gerät in den Wald und räumen Barrikaden. Vor allem geht es ihnen wohl um die Barrikaden am Waldeingang bei der Secu-Straße. Am Abend werden neue Barrikaden in dem Eingang gebaut und die Bullen kommen wieder um die neuen Barrikaden zu zerstören und die Werkzeuge zu klauen. Dieses Mal werden sie mit Steinen wieder aus dem Wald gejagt. Beim Rückzugzieht ein Bulle sogar die Knarre und zielt auf die Menschen die hinter den Bullen her laufen. Die Bullen werden von Verstärkung und 2 Krankenwägen abgeholt. Am 25.08. entdecken die Bullen in der Nähe von Lorien eine weitere Autobarrikade sowie eine mögliche Sprengvorrichtungen und wollen diese Entfernen. Sie werden mit Mollis, Steinen und Pyro angegriffen und verlassen mit Anbruch der Dunkelheit den Wald. In einer Pressemitteilung bitten die Bullen um einen friedlichen Aktionskonsens und um Distanzierung von Gewalt. Einen Tag Später kommen ca. 400 Cops zum gleichen Ort um zu räumen. Etwa 25 Vermummte leisten Widerstand mit Steinen und werden von der übermacht an Cops zurückgedrängt.Währenddessen werden neue Barrikaden errichtet. Allerdings können die Barrikaden jeweils nur für kurze Zeit gehalten werden. Auch am nächsten Tag sind wieder mehrere hundert Cops im Wald und das Wiesencamp wird umstellt. Der Einsatz war wohl eine Begehung und ein Test. Am 28.08. gibt es eine Razzia auf dem Wiesencamp, bei der angeblich nach Molotov-Cocktails gesucht wird. Die meisten Menschen, die dort angetroffen werden, werden nach Aachen in die Gesa gebracht, da sie ihre Personalien nicht angeben. Alle anderen erhalten bis zum Abend Platzverweis. Die Bullen nutzen den ganzen Tag um alles zu klauen, was sie können. Es werden Glasflaschen, Zwillen und Krähenfüße mitgenommen sowie Klettergurte, Geld, Personalausweise, elektronische Geräte. Mit der Begründung, dass damit Straftaten gebaut werden können bzw. Barrikaden gebaut werden können werden Holzpaletten, Solarplatten und Wasserkanister geklaut. Zum Schluss werden zur Gefahrenabwehr noch Tunnel zugeschüttet und ein Lock-On wird entfernt. Dabei zerstören die Cops die Bibliothek. Am Abend sind alle festgenommenen Personen wieder frei, von einigen konnten die Bullen nicht die Identitätfeststellen. Am Tag nach der Razzia gibt es eine Solidaritätsdemo von Buir zur Wiese. In den Folgenden Tagen werden mehrfach Security- und Bullenautos mit Steinen und Feuer angegriffen. Außerdem werden die Bagger von RWE, die in der Nähe des Waldes gearbeitet haben mehrmals vertrieben. Nach einem dieser Aktionen laufen über 20 RWE Securitys den Aktivist*innen hinterher, die Aktivist*innen verteidigen sich mit Mollis und Steinen. Ein paar der Secus werfen mit Steinen, trauen sich aber nur ein paar Meter in den Wald rein. Unterdessen fordert die Polizeigewerkschaft, keine Bullen mehr im Wald zu verheizen bis die Rodung des Waldes nicht feststeht. Ab dem 31.08. wird der Wald und das umliegende Gebiet als „Gefährlicher Ort“ eingestuft und die Cops versuchen alle Menschen und Autos die auf dem Weg zum Wald sind zu durchsuchen. Am Abend des 02.09. gibt es brennende Barrikaden und ein Bullenauto wird mit Steinen angegriffen und beschädigt. Weitere Eskalation Der nächstegroße Bulleneinsatz findet am 05. und 06.09. Statt. Die Cops wollen alle Bodenstrukturen und Barrikade räumen, inklusive Tripods und Monopod. Ein paar Strukturen werden mit Pisse und Scheiße verteidigt, die von oben auf Cops fliegt, welche sich dann verpissen müssen. Es gibt wieder Soli-Demos von Buir zum Wald. Auf dem Waldspaziergang, an dem am vorigen Sonntag etwa 400 Menschen teilgenommen haben, sind am Sonntag den 09.09. über 1000 Menschen. Morgens am 10.09. werden auf der Secu-Straße ein Bullenauto und ein Secu-Auto jeweils mit Feuer und Steinen angegriffen. Außerdemzerschellt die Frontscheibe von einem RWE Fahrzeug. Nach diesen Angriffen rufen die Bullen im Wald an und drohen, das Unterholz neben der Secu-Straße zu roden, wenn es noch so einen Angriff gäbe. Am gleichen Abend wird die Secu-Straße von einer brennenden Barrikade blockiert. Ein Bullenauto, dass in die Nähe kommt wird mit Steinen eingedeckt und muss fliehen. Während die Barrikade brennt wird der Secu-Point, der nach einigen Angriffen aus der Vergangenheit zu einer Festung umgebaut wurde, von einigen Menschen mit Steinen uns Molotovs angegriffen. Währenddessen werden Barrikaden auf der alten Autobahn gebaut. Nach kurzer Zeit stellen sich ca. 40 gepanzerte Bullen und ein Räumpanzer im Secu-Point auf, und kommen auf die Angreifenden zu. Diese begeben sich auf eine Anhöhe. Als die Polizei versucht die Angreifenden zu kesseln regnet es Steine von oben. Laut Zeug*innen waren mehrere Schmerzensschreie von unten zu hören. Nachdem die Bullen doch wieder auf Abstand gehen ziehen sich die Aktivist*innen in den Wald zurück. Am nächsten Morgen wird die brennende Barrikade mit neuem Feuerholz versorgt und es gibt wieder einen Angriff auf ein Securityauto. Die Cops kündigen an, am 12.09. mit einem Großeinsatz + SEK zu kommen und zu schießen, wenn Cops beworfen werden. Am 12.09. gibt es brennende Barrikaden in mehreren Zufahrtswegen zum Wald. Eine Gruppe Bullen wird auf der Secu-Straße von ein paar Menschen mit Steinen angegriffen. Ein Bulle schießt in die Luft und zielt dann auf die Angreifenden. EndgültigeRäumung (?) Am morgen des 13.09.fängt dann der Großeinsatzan, der die endgültigeRäumung des Waldes sein soll. Schwerbewaffnetes SEK und Kletterbullen fangen an Baumhäuser zu räumen. Die Menschen in den Häusern haben sich vieles überlegt, um die Räumung so schwierig und teuer wie möglich zu machen, deshalb kommen die Bullen langsam voran. Eines der ersten Baumhausdörfer, die geräumt werden sollen ist der Norden. Als die ersten Barrikaden vor dem Zufahrtsweg zum Norden geräumt werden, werden die Bullen von einigen Menschen mit Steinen, Zwillen und Mollis angegriffen. Die Cops flüchten in ihre Autos und versuchen sich zu wehren in dem sie mit Vollgas auf die Angreifer*innen zu fahren. Sie erwischen jedoch keine*n, es bleiben Kratzer und Beulen auf den Autos. AfD-Nazis, die sich auch mit Polizeischutz in den Wald trauen um bei der Räumungzu zugucken werden von einer Gruppe militanter Menschen mit Steinen und Schreien verjagt. Die Schutzbullen laufen schneller als die Nazis. Als die ersten Maschinen eine Schneise zum Norden machen wollen laufen wieder vermummte Menschen auf die Cops und RWE Arbeiter*innen zu und werfen mit Steinen. Die Arbeiter*innen müssenzurück weichen, es gibt Gejubel aus den Baumkronen und die Arbeiten könnenfür kurze Zeit nicht weitergeführt werden. Die gepanzerten Bullen, die in der Überzahl sind, können die Angreifenden langsam zurückdrängen. Es Kommen BFE Truppen zu Verstärkung und die Aktivist*innen müssen sich zurück ziehen. Am Abend schaffen es die Bullen immer mehr Kontrolle über den Wald zu gelangen und es wird schwieriger die Bullen vor Ort anzugreifen. Es gibt aber immer noch Angriffe z.B. mit Scheiße, die für die Bullen besonders scheiße sind und es wird bei Indymedia nach militanten dezentralen Aktionen aufgerufen (https://indymedia.org/pt/2018/09/988692.shtml). Außerdem gibt es immer mehr Menschen, die sich solidarisch mit dem Hambi zeigen, jeden Tag versuchen hunderte Menschen in den Wald zu kommen und auf dem Waldspaziergang am 16.09. nehmen etwa 9.000 Menschen teil, von denen aber nur wenige durch die Bullenketten brechen. In vielen Städten gibt es Soli-Aktionen und Demos. Ein paar Gedanken Die breite Solidarität ist auf jeden Fall hilfreich für den Erhalt des Hambi und es wird dadurch mehr druck auf RWE und Bullen ausgeübt. So zieht z.B. drei Unternehmen die verliehenen Hebebühnen nach ein paar Tagen Räumungzurück. Es wäreschön, auch wenn es vermutlich nicht so ist, dass viele der Solidarischen Menschen auch solidarisch mit der Militanz sind und checken, dass es vielen Menschen aus dem Wald nicht nur um den Erhalt eines kleinenStückchen Waldes oder das beenden von Braunkohle geht. Diese Reformen würden nichts an der Gesamtscheiße des Kapitalismus und Staates ändern. Die Leute, die jetzt nicht mehr auf ihren Waldspaziergang können,wünschen sich den Rechtsstaat und die Demokratie zurück aber checken nicht, dass es kaum was totalitäreres als einen demokratischen Staat gibt, der solange die Menschen gehorchen Grundrechte verspricht aber sobald Menschen die Autorität des Staates in Frage stellen und es gefährlicher wird, passt der Staat sich entsprechend an. “Wir bleiben weiter militant, egal ob im Hambi oder anderswo. Egal ob wir von der breiten Öffentlichkeit akzeptiert werden oder mit wenigen guten Gefährt*innen gegen die ganze Scheißekämpfenmüssen. Hass und Gewalt gegen die Drecksbullen, gegen RWE und jeden anderen Großkonzern, gegen die Demokratie und jede Autorität. Unsere Herzen brennen und unsere Mollis auch!”