Jetzt mal halblang

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Disclaimer: Die Besetzung des Hambacher Forst ist keine einheitliche, sondern eine äußerst heterogene Gruppe. Dieser Blogbeitrag stellt deshalb nur die Meinung einer Einzelperson oder einer Gruppe von Aktiven dar, nicht die der gesamten Besetzung. Das gilt im Prinzip für alle Beiträge, die hier veröffentlicht werden, sollte aber bei so kontroversen Themen noch einmal betont werden.

Die Ereignisse, die letztendlich darin mündeten, dass ein Polizist einen Schlag oder Schubser (da kursieren unterschiedliche Versionen) abbekam, sind schon ein paar Tage her, trotzdem wird weiterhin über das Thema geredet. Wir sind eine Gruppe aus dem Forst, die den Stellungnahmen, die dazu bisher geschrieben wurden (siehe hier, hier und hier) eine weiter hinzufügen möchte. So, los geht’s:

Erstmal vorneweg, wir haben Verständnis dafür, dass die Situation emotional aufgewühlt war und Menschen nicht rational gehandelt haben. Wir sehen auch, dass es unfair ist, dass über diesen Schlag/ Schubser, der letztendlich zu keinen schwereren Verletzungen geführt hat, so viel mehr geredet und sich empört wird, als über die teilweise krasse Polizeigewalt, die im Forst passiert. ABER trotzdem sehen wir es kritisch, wie sehr dieser Angriff im Nachhinein gerechtfertigt wird. Es geht uns hierbei nicht darum, jemanden zu verurteilen, sondern darum, zu erklären, warum wir solches Handeln für nicht sinnvoll oder richtig halten. Zum Glück wurde (übrigens auch von Aktivistis aus dem Forst) durch ein Dazwischengehen Schlimmeres verhindert.
Von Ingo M. ging in dem Moment keine Gewalt aus. Klar lässt sich sein Verhalten als äußerst unhöflich bewerten (wurde in anderen Stellungsnahmen ja drauf eingegangen), aber ihn anzugreifen ist definitiv keine Verteidigung mehr gegen die Polizeigewalt der Vortage, die Polizei befand sich ja bereits auf dem Rückzug. Wenn wir in so einer Situation zu körperlicher Gewalt greifen, begeben wir uns auf das Niveau der Polizei herab.
Davon abgesehen hätte der Angriff zu einer Eskalation der Lage führen können. Vermutlich war das Ganze nicht mit den anderen Aktivistis, die an der Barrikade standen, abgesprochen. Diese waren vielleicht gar nicht auf eine Eskalation eingestellt, es wurden also unnötig und ungefragt Mitstreiter*innen in eine Eskalation mit hineingezogen.

An sich schließen wir uns dem an, dass die deutlich größere Gewalt von Polizei und Staat ausgeht, dadurch, dass Menschen verprügelt, in Gefängnisse gesperrt, etc. werden. Dagegen wirkt ein einzelner Schlag für manche vielleicht wie Kleinkram. Aber dieser Schlag trägt in dem Moment in keinster Weise dazu bei, diese Gewalt zu mindern. Wenn also einzelne Aktivistis Polizist*innen angreifen, auch in Situationen, wo es absolut niemandem hilft, einfach nur aus einem Rachebedürfnis, dann begeben sie sich damit auf deren Niveau: Das Niveau des Staates, der Gewalt und Freiheitsberaubung legitimiert, wenn damit „Verbrecher*innen“ bestraft werden.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Peter

    Ich denke, die sicherste Möglichkeit, sie selbst richtig auf die Fresse zu bekommen, ist zu einer Gruppe von Personen zu gehen und zu sagen „Ich lege mich nicht mit Euch an. Ihr seid nicht mein Niveau.“
    Das ist die Realität.
    Den Klimawandel aufzuhalten wäre im Vergleich dazu fast schon so leicht wie ein Kinderspiel.

  2. Martina

    Es ist bestimmt ganz schwer für Waldleute in Situationen mit RWE und Polizei die Besonneren zu bleiben.Unterstützen wir sie lieber anstatt Kritik zu üben, wir alle sollten Verantwortung für den Wald übernehmen und handeln. Möglichkeiten haben wir genug.

  3. max

    Idiot….

    da Menschen wie Du es immernochnicht verstanden haben, bin ich für jede Erklärung dankbar. Menschen müssen doch nicht immer gleich eine Bullenstation angreifen um das Thema in den Diskurs zu bekommen?

    Dein Text ist mir sehr wertend. Angriff… zum Glück… schlimmeres verhindert… Liesst du gelegentlich zu viel Bild-zeitung?

    Wie Du in Deinem letzten Abschnitt Polizeigewalt verharmlost … ARSCH!!

    1. hambacherforst

      Hey. ich bin eine der Autor*innen dieses Textes. Danke für dein Feedback, auch wenn es an Sachlichkeit zu wünschen übrig lässt.

      Wenn du den Text gelesen hättest wüsstest du das wir Polizeigewalt in keinster Weise verharmlosen sondern verurteilen, genauso wie die Gewalt die der Staat zum Beispiel durch Gefängnisse ausübt. Auch das wir Selbstverteidigung gegen Polizeigewalt als legitim erachten.

      In der Situation in der es hier ging, ging es unserer Wahrnehmung aber um nichts davon sondern um einen einzelnen Bullen von dem in diesem Moment keine Gewalt ausging. Und ich finde wenn wir den attackieren geben wir uns auf das Niveau unserer Gegner hinab, das ist nämlich genau das was die Polizei regelmässig macht, aufgrund ihrer Ideologie Leute angreifen.

      Ach ja, Einzelmeinung und nicht die Meinung der gesamten Besetzung und so… du kennst den Text ja.

  4. Waldfrieden

    Also Leute: Wie sinnvoll und zielführend kann es sein, als heterogene Gruppe solche Pro- und Kontradebatten mit Rechtfertigungscharakter hier an dieser Stelle auszutragen (Solidarität vs. Spaltung)? Wem nützt was und gibt es effektivere Möglichkeiten der „Auf- bzw. Verarbeitung“?

    Winterliche und/ oder weihnachtliche Grüße an Alle!

    1. Ink

      Die Formulierung „… Zielführend…“ bewegt mich dazu hier meinen Kommentar dazu zu geben.
      Nachdem ich vor vielen Monaten zum ersten mal vor Ort in „das große Loch“ beim Hambacher Forst geschaut habe wurde mir klar worüber 1 liebes Mensch zuvor schon versucht hatten mit mir zu sprechen. Unvollständige Infos, gepaart mit dadurch recht begrenztem Vorstellungvermögen haben die Gespräche nicht „zielführend“ wirken lassen, nicht meine Motivation geweckt im weiteren Sinne für „den Hambi“ aktiv zu werden. Nun bin ich in der Region aufgewachsen und wusste nicht? Da war wohl „Konzern und Politik“ eine heterogene Gruppe, die …u.s.w.
      Eins meiner Ziele ist mit dem Satz „Wald statt Kohle“ knapp beschrieben und entwickelte sich, getrieben durch mein Gewissen beim Besichtigen dieses unmenschlichen Menschen gemachten Kraters von Kohlegrube.
      Ich bin froh, wenn die Menschen, die sich für den Hambacher Wald einsetzen nicht als so eine undurchsichtigen heterogene Gruppe erscheinen und nur zielführend zensiert informieren.. Das gibt’s leider zu viel und davon hab ich genug!
      Ich bin dankbar für Infos, Berichte und auch Stellungnahmen, denn mir ermöglicht Wissen Verstehen und Meinungsbildung.

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