Von: Kim
geklaut von: Pegasus-Kampagne, Tierrechte Aachen
Vom 29.-31. Mai 2015 trifft sich wieder einmal die Reit“sport“ Elite zum, wie sie es nennen, „Weltfest des Pferdesports“ in Aachen, genannt CHIO (Concours Hippique International Officiel). Unter den Sponsoren findet sich auch RWE. Warum es menschen gibt, die dagegen am 30.Mai demonstrieren wollen und was sie an dem Event auszusetzten haben erfahrt ihr im folgenden Text.
Unterdrückung nimmt in unserer Welt die verschiedensten Formen an. Auf die verbreitetsten Formen der Ausbeutung, die des Fleischkonsums, wird der Mainstream langsam, wenn auch nur sehr zögerlich, aufmerksam. Mensch bekommt heutzutage sogar von überzeugten Karnist_innen (Fleischesser_innen) das ein oder andere Mal zaghafte Kritik an den allerschlimmsten Formen der Tierquälerei zu hören. In der westlichsten Großstadt des deutschsprachigen Raums ist die Faszination für die Erniedrigung und Dominanz empfindungsfähiger Lebewesen aber ungebrochen
Über CHIO Aachen
In Aachen ist die Ausbeutung und Zurschaustellung einer bestimmten Spezies zur Belustigung der Zuschauer_innen und finanzieller Bereicherung durch Wetten und Preisgeldern ein seit fast einem Jahrhundert zelebriertes kulturelles Großereignis.
Derzeit sind wieder viele Zeitungen und Busse voller Werbung: Ein halbes Jahr vor dem jährlichen, mehrtägigen Event läuft die Werbemaschinerie an und mensch kommt nicht mehr daran vorbei: der CHIO (Concours Hippique International Officiel) ist ein vom Aachen-Laurensberger Rennverein ausgetragenes Turnier, zu dem in diesem Jahr 360 Tausend Besucher_innen erwartet werden. Mehr als 1000 Pferde aus 33 Nationen werden zu diesem sogenannten “Weltfest des Pferdesports” nach Aachen transportiert um in den Disziplinen “Springreiten”, “Dressurreiten”, “Fahren”, “Vielseitigkeitsreiten” und “Voltigieren” zur Schau gestellt zu werden.
Allein 2014 stand dem CHIO ein Budget von 14,5 Mio. Euro zur Verfügung, welches von den Hauptsponsoren Mercedes-Benz, DHL, Turkish Airlines und Rolex, 47 kleineren Sponsoren (unter anderem dem Energieriesen RWE), dem Land Nordrhein-Westfalen, aber auch den knapp 360tausend Besucher_innen bezahlt wurde — das von der Deutschen Bank gesponserte Stadion und die von der Stadt Aachen gebaute Fußgängerbrücke nicht mitgerechnet.
Reiten – Quälerei und Ausbeutung
Wir leben in einer Welt in der alltäglich Individuen unterschiedlichster Spezies für menschliche Zwecke ausgebeutet, gequält und getötet werden. Dabei ist das Leid durch manche Ausbeutungsformen gesellschaftlich präsenter als bei anderen.
Durch physische Gewalt, Abhängigkeit von Nahrung oder Zuneigung und mitunter auch der Verabreichung von Drogen werden Pferde in ihrer Gefangenschaft gezwungen unnatürliche, teils schmerzvolle Kunststücke zu lernen. Das Ausmaß an Ausbeutung und Quälerei bei derartigen Reitsportveranstaltungen wird schon seit über einem Jahrzehnt scharf kritisiert. Und dies keineswegs nur von Tierschutzverbänden, geschweige denn Tierrechts- oder Tierbefreiungsorganisationen, sondern von Menschen, deren Hauptberuf die Ausbeutung von Pferden ist. So kritisiert die Dressurrichterin und Reitlehrerin Dr. Ulrike Thiel schon seit Jahren die Zustände in der Reiterei im Allgemeinen und im Turniersport im Besonderen und spricht von “gezieltem Zufügen von Schmerz”. Der auf Pferde spezialisierte Veterinärmediziner und Reiter Dr. Gerd Heuschmann, der sich für “pferdegerechtes Reiten” einsetzt, übt harsche Kritik insbesondere am Turniersport. Heuschmann gilt als der größte Kritiker der sogenannten Rollkur (Hyperflexion). Bei dieser Methode wird dem Pferd der Kopf mittels der Zügel in Richtung Brust gezogen, wobei es zur Überdehnung der Halswirbelsäule kommt. Die Atmung wird beeinträchtigt, die Durchblutung eingeschränkt. Zu Beginn des Jahres 2006 wurde die Rollkur, nach einem Workshop der internationalen Reiterlichen Vereinigung FEI, beschönigend in “Hyperflexion” umbenannt. Auch der Veterinär Dr. Michael Düe, Leiter der Abteilung Veterinärmedizin bei der Deuschen Reiterlichen Vereinigung (FN), fand bereits 2006 sehr deutliche Worte gegenüber dieser Trainingsmethode: “Hyperflexion ist die exzessive Beugung eines oder mehrerer Gelenke, die dazu geeignet ist, Verletzungen herbeizuführen” (Gleich Quelle wie der vorherige Link.) Geändert hat sich seither nichts. Die Pferdequälerei geht weiter1.
Auch Doping ist immer wieder ein Thema. Im Jahr 2009 hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sämtliche Spitzen-Kader der olympischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit aufgelöst und den mehrfachen Olympiasieger im Springreiten, Ludger Beerbaum2, suspendiert. Beerbaum hatte sich, öffentlich, unter anderem mit folgenden Worten zum Thema Doping geäußert: “In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird” und “im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht.”
Als Folge von Schmerz, Stress, nicht artgerechter Boxenhaltung und untypischer Fütterung (Kraftfutter anstatt Gras oder Rauhfutter [Heu]) leiden ca. 60% aller Turnierpferde an Magengeschwüren. Noch schlimmer ist es nur im Gallopprennsport, wo ca. 90% der Pferde an Magengeschwüren leiden. Beim “hobbymäßig gerittenen Freizeitpferd” sind es noch 30% Individuen, die von Magengeschwüren betroffen sind.
Der sogenannte “Reitsport” ist, wie viele andere Sportarten auch, geprägt von traditions-orientiertem, elitärem Gedankengut, das sich in der menschengemachten Dominanz gegenüber friedlichen nichtmenschlichen Tieren äußert. Dieser Wettbewerb dient ausschließlich dem Erwerb von Prestige und Geld. Die Pferde haben für die “Besitzer_innen” nur extrinsischen Wert und werden bei einer untherapierbaren Verletzung, wie sie durch etwa “Pferderennen” auftreten können, häufig sofort vor Ort noch getötet.
Die Artgenossen, die nicht für den Wettkampf vorgesehen sind, werden ebenfalls getötet und zu Fleisch verarbeitet — 11.800 Individuen wurden 2012 allein in Deutschland für die Herstellung von “Pferdefleisch” geschlachtet. Jedoch bleibt es nicht bei dieser Zahl. Hinzu kommen zehntausende Individuen, die aus Polen, Spanien, Frankreich und Ungarn nach Italien exportiert werden, um dort geschlachtet zu werden, da es in diesen Ländern, anders als in Deutschland, kein gesellschaftliches Tabu für “Pferdefleisch” gibt3.
Damit die für Hochleistungen trainierten Pferde die für diese Tortur notwendigen Drogen und Medizin in großzügigem Maß erhalten können, wird in ihrem sogenannten Equidenpass bereits in jungem Alter vermerkt, dass sie für die Schlachtung, zumindest in der EU, ungeeignet seien.
Pferde sind Herdentiere und legen in Freiheit täglich weite Strecken zurück. Sie bauen komplexe soziale Verbindungen untereinander auf und gehen tiefe Freundschaften ein. Die meisten Turnierpferde vegetieren in reiner Boxenhaltung vor sich hin, d. h. sie verbringen den größten Teil des Tages in ihren Boxen und werden nur zum Reiten herausgeholt. Sie haben weder Kontakt zu Artgenossen noch sehen sie jemals eine Weide, auf der sie grasen und herumtoben können. Begründet wird diese Haltungsform mit der erhöhten Verletzungsgefahr, da es beim Herumtoben oder bei Rangeleien mit anderen Pferden zu Verletzungen kommen kann. Diese Haltungsform begünstigt psychische Schäden, die sich in stereotyen Verhaltensweisen wie beispielsweise dem sogenannten Weben äußert. Dabei pendelt das Pferd mit dem Kopf von links nach rechts. Dieses Verhalten wird häufig mit sogenannten “Webegittern” unterbunden, die das Hin- und Herbewegen des Kopfes verhindern. Diese Gitter finden sich auch an den Boxen auf dem Hof der derzeitigen Nationaltrainerin Monica Theodorescu.
Auch “Koppen”, Scharren mit den Hufen, gegen die Boxenwand treten und sogar Selbstverstümmelungen treten auf.
Auch wenn wir hier einige besonders grausame Trainingsmethoden und die Folgen der artwidrigen Boxenhaltung benannt haben, geht es uns nicht darum, die oben beschriebenen Trainingsmethoden und die Pferehaltung zu reformieren: Es gibt keine artgerechte Haltung. Pferdehaltung und Reiten müssen komplett abgeschafft und die Pferde befreit werden. Artgerecht ist nur die Freiheit.
Wir sehen den unterdrückenden Umgang mit der Familie der Pferde auch stellvertretend für den Umgang mit anderen nicht-menschlichen Spezies sowie mit anderen Menschen. Für die Befreiung von sowohl nicht-menschlichen wie menschlichen Tieren muss die derzeit existierende Unterdrückungsstruktur gesamtgesellschaftlich erkannt und behoben werden.
Wo Gruppen von einer anderen Gruppe unterdrückt oder diskriminiert werden, müssen diese Abhängigkeiten aufgelöst werden. Das bedeutet ein ausnahmsloses Grundrecht auf Leben, Selbstbestimmung und Zugang zu Ressourcen für jedes Tier. Wir unterstützen Einrichtungen wie etwa Lebenshöfe für alle Individuen, die etwa durch Domestizierung nicht ohne menschliche Hilfe leben können.
Aktionstag von der Pegasus Kampagne gegen CHIO Aachen am 30. Mai 2015
Wir sehen den unterdrückenden Umgang mit der Familie der Pferde auch stellvertretend für den Umgang mit anderen nicht-menschlichen Spezies sowie mit anderen Menschen. Für die Befreiung von sowohl nicht-menschlichen wie menschlichen Tieren muss die dabei geschaffene Unterdrückungsstruktur gesamtgesellschaftlich erkannt und behoben werden.
Daher werden wir mit einem Demonstrationszug am zweiten Tag (dem Haupttag) des CHIO, Samstag, den 30. Mai 2015, für den Gedanken der Totalen Befreiung werben und vor dem Austragungsort protestieren.
Auch wenn wir in den Hintergrundinformationen einige besonders grausame Trainingsmethoden und die Folgen der artwidrigen Boxenhaltung benennen, geht es uns nicht darum, die oben beschriebenen Trainingsmethoden und die Pferehaltung zu reformieren oder durch andere zu ersetzen: Es gibt keine artgerechte Unterdrückung, daher muss sie komplett abgeschafft und die Pferde befreit werden.
Wir rufen alle Tierbefreier_innen und Tierrechtler_innen dazu auf, uns bei unserem Protest zu unterstützen. Seid am 30. Mai 2015 in Aachen dabei und setzt ein Zeichen gegen die Unterdrückung von Pferden, anderen nicht-menschlichen sowie menschlichen Tieren!
Bisher ist folgender Ablauf geplant
Ab 10 Uhr: Informationsstand am Elisenbrunnen und Sammeln der Teilnehmenden für den Demonstrationszug
Ab 12 Uhr: Anfang der Demonstration mit Kundgebung am Elisenbrunnen. Wir ziehen mit dem Demozug von der Innenstadt bis vor den Platz vorm CHIO am Sportpark Soers.
Ab ca. 14 Uhr: Dort wird es weitere Redebeiträge geben und Infomaterial verteilt werden.
Im Rahmen der Pegasus Kampagne sind auch andere Aktionen willkommen, solange sie emanzipatorischer Natur sind. Wir laden dazu ein, sich eigene Wege auszudenken, um gegen speziell den CHIO, generelle Pferdeausbeutung, oder allgemein gegen die Unterdrückung von nicht-menschlichen oder menschlichen Tieren zu demonstrieren. Schaut auf unserer Kontaktseite nach wenn Ihr Euch engagieren wollt. Gerne helfen wir bei der Organisation und stellen Material bereit.
! TOTAL LIBERATION – EARTH – ANIMAL – HUMAN – UNTIL ALL ARE FREE !
! TOTALE BEFREIUNG – ERDE – TIERE – MENSCHEN – BIS ALLE FREI SIND !
- Wir distanzieren uns von solchen Personen im Allgemeinen, da es ihnen nicht um die Emanzipation anderer Spezies geht. Wir beziehen uns ausschließlich auf die physiologischen Befunde aus diesen Quellen und weisen darauf hin, dass sie speziesistische Sprache und Rhetorik enthalten. [zurück]
- Auch interessant: RWE Preis an Ludger Beerbaum [zurück]
- Europäische Kommission – Animal Health – Activity Report 2012 [zurück]
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Super Sache! Bin am Sa dabei!
Sehr geehrte Damen und Herren, ehe Sie die ganz große Keule auspacken, sollten Sie sich erst einmal schlau machen. Dann schreiben. Es gab in diesem Jahr in Aachen gar kein CHIO, sondern nur ein CHI im Mai.Um polemisch gegen den Pferdesport vorzugehen, sollten Sie sich ganz einfach mal mit dem Pferd befassen. Es gibt viele Gnadenhöfe, da haben Sie durchaus die Mögliehkeit, überhaupt den Umgang mit dem Pferd auch nur annähernd zu verstehen. Oder noch besser: Sie schaffen sich selbst ein Pferd an, nehmen Reitstunden und lernen ein bisschen, wie ein Pferd reagiert, was ihm gut tut, was nicht. Sie sollten sich selbst „verpferdlichen“.
Zwei Dinge möchte ich Ihnen zudem antworten:
Pferden im Sport geht es besser als vielen Menschen und:
Ohne den Sport wäre das Pferd nur noch im Zoo zu besichtigen…