Ein grüner Flughafen? What the hell? Werden sich manche fragen. Und manche bleiben dabei nicht stehen sondern werden aktiv. So zum Beispiel 40 000 Menschen die letztes WE das Gelände wiederbesetzten, nachdem es im Oktober zur Räumung kam. Gestern kam es leider wieder zu Räumungen, wobei die Waldbesetzung gehalten werden konnte. Hier ein Bericht:
Die Polizei rückte ungewöhnlich früh an und überraschte die Bewohner_innen des besetzten Landhauses Rosier. Die Fenster wurden eingeschlagen und Tränengasgranaten hereingeschmissen. Den Besetzer_innen blieben laut Berichten nichts anderes übrig, als das Haus zu verlassen und sich vor dem Gas in Sicherheit zu bringen.
Anscheinend hatte niemensch mit einem derart frühen Beginn der Räumungen gerechnet und die zahlreichen gigantischen Barrikaden, die während der letzten Tage mit Hilfe von schweren Landmaschinen aus umgestürzten Bäumen und Siloballen errichtet wurden, konnten das Haus nicht schützen. Zu groß war das Vertrauen darin, dass die Polizei ihre alte Vorgehensweise beibehalten würde. Es gab keine Wache und somit auch keinen Kampf an den Barrikaden.
Trotz einiger Kämpfe von außerhalb des Hauses wurde die Rosier schließlich zerstört.
Währendessen verlief die Verteidigung des Waldes um einiges erfolgreicher. Auch hier erschien die Polizei ungewöhnlich früh. Um 7:00 bei völliger Dunkelheit durchkämten bereits erste Taschenlampen den Wald und evakuierten das einzige Haus auf dem Boden. Auf zahlreichen anderen Bäumen wurde allerdings schon geschlafen und im Laufe des morgens gelang es immer mehr Menschen, in den umstellten Wald einzudringen, die Gendarmerie auf dem Boden auf Trap zu halten und einige weitere Bäume zu erklettern.
Der Wald war während der letzten Woche im Rahmen eines Skillsharings wiederbelebt worden. Es gab Workshops über die Ökologie des Waldes, Klettertechniken wurden erlernt, fortgeschrittenere Kletternde begannen Konstruktionen in den Bäumen zu errichten, Fähigkeiten zum Bau von Baumhäusern zu teilen und die Infrastruktur blühte allmählich wieder auf. Seit zwei Tagen konnten die ca. 50 Menschen, die im Wald arbeiteten, lernten und lebten, sogar wieder selbst kochen und waren nicht mehr auf die Hilfe anderer Küchen auf der ZAD angewiesen. So fingen die Abende durch Vokü über dem Feuer, Musik und Gesprächen wieder an gemütlich zu werden.
Die ersten Plattformen, auf denen Baumhäuser enstehen sollen werden bereits zum Schlafen benutzt und an einigen Bäumen hängen seit letztem Sonntag Bettgestelle, die mit Planen bespannt sind und an Seilen in 8-12m Höhe an den Bäumen hochgezogen wurden. Auch hier schlafen Menschen um die Bäume vor der Abholzung zu schützen und im Falle einer Räumung bereits auf dem Bäumen zu sein.
Doch nachdem die Polizei die Besetzer_innen heute morgen überaschte, wurden jene von der Solidarität überrascht und schließlich war die Polzei trotz ständiger Verstärkung in der Unterzahl. Als sie versuchten Maschinen zur Räumung und Zerstörung in den Wald zu bringen, gelang es den Leuten auf dem Boden, die teilweise aus den naheliegenden Städten zur Hilfe gekommen waren, diese zu blockieren und mit Farbe zu bewerfen. Als es anfing zu dämmern musste die Polizei schließlich samt Maschinerie wieder abrücken.
Weitere Kämpfe gab es um die neu errichteten Hütten in der Nähe des Waldes, wo auch noch nach Sonnenuntergang einige versuchten hinter die Polizeireihen zu gelangen, die sich um die neue Siedlung geschlossen hatten. Die Polizei warf mit enormen Mengen an Tränengasgranaten um sich und setzte Gummigeschosse ein. Das Tränengas zog durch weite Teile des Waldes und machte es stellenweise unmöglich zu atmen.
Für die Räumung des Landhauses La Secherie, die ab dem 27. Dezember stattfinden kann, bleibt zu hoffen, dass die ZADist_innen der Lernfähigkeit der Polizei eigene kreative Strategien entgegensetzen und es ihnen nicht zu einfach machen.
Auch für die Verteidigung der Baumhäuser und anderer Hütten, die in der nächsten Zeit wieder enstehen werden, gibt es sicherlich noch einigen Raum für Verbesserungen. So könnte es vielleicht sinnvoll sein, wenn mehr Menschen in organisierten Kleingruppen vertrauter Individuen agieren und somit als stärkere flexible Organismen sich auftuende Möglichkeiten gemeinsam nutzen können. Vielleicht könnte auch der allgemeine Austausch über verschiedene Taktiken und die regelmäßige Reflektion über vergangene Aktionen schon einen ernormen Lerneffekt und größere Flexibilität bringen. Verstreichen doch viele kleine Möglichkeiten zur Aktion in Situationen wie Besetzungen, Räumungen und Demostrationen ungenutzt, weil einzelne Individuen oft nicht die Möglichkeit und nicht die Sicherheit haben Chancen zu ergreifen. Sei es ein plötzlicher gemeinsamer Vorstoss um ein wenig Farbe an den Schildern der Polizist_innen anzubringen, eine Lücke in der Polizeikette zu durchfließen, verletzten Menschen zur Hilfe zu kommen, oder Menschen die sich unwohl in einer Situation fühlen in Sicherheit zu bringen.