Kerpen, 28.03.2014. Um kurz nach 20:00 Uhr am gestrigen Mittwoch wurde die letzte Person der insgesamt sieben Aktivist*innen aus den Bäumen geräumt. Die Baumhäuser wurden komplett zerstört und im Zuge des Großeinsatzes zahlreiche Bäume völlig sinnlos gefällt. Und während sich die Polizei in ihrer Pressemitteilung selbst auf die Schulter klopft, planen die Aktivist*innen bereits die Wiederbesetzung.
Der Räumungsantrag wurde laut Pressemitteilung der Polizei Rhein-Erft-Kreis durch die Stadt Kerpen gestellt. Als Grund wurden in
verschiedenen Medienberichten und auch auf Nachfrage beim Pressesprecher der Stadt Kerpen baurechtliche Verordnungen und für „Leib und Leben“ gefährdende Zustände der Baumhäuser genannt. „Die Interessen der Energiekonzerne werden ständig im Namen anderer Gremien und sogar des Gemeinwohls, wie beim Bundesverfassungsgerichtsurteil geschehen, vertreten. Auf Bundesebene bedeutet dies die Debatte über einen Kohle-Cent zur Subventionierung der klimaschädlichsten aller Energieformen; auf Regionalebene bedeutet dies, dass städtische Behörden und die Polizeieinheiten Gründe erfinden um RWE den Weg frei zu räumen. Dies erleben wir ja nicht zum ersten Mal — beim Klimacamp im vergangenen Jahr z.B. war es ganz ähnlich“, äußert sich Annika Schlereth nach der Räumung.
Bereits während die Räumung im Hambacher Forst noch anhielt, wurden Solidaritätskundgebungen organisiert. Noch am gestrigen Mittwoch fand in Bonn eine Abendveranstaltung statt und in Wien wurde ein Transparent am Hundertwasserhaus befestigt. Auch heute wird in Münster, Essen und Frankfurt/Main zu Solidaritätskundgebungen aufgerufen. „Repression kann dazu führen, dass sich Menschen zurückziehen und Bewegungen geschwächt werden. Wenn wir jedoch zusammen stehen, dann wird sie uns und unseren Widerstand nur noch stärken. Im Zuge der Räumung im November 2012 haben sich viele Menschen solidarisiert und sich daraufhin im Laufe der letzten Monate aktiv für den Wald und gegen RWE eingesetzt. Der Versuch der Kriminalisierung wird uns in unserem legitimen Widerstand nicht aufhalten“, so Annika Schlereth weiter.
Am 26.04.2014 wird aus diesem Grund zur öffentlichen Wiederbesetzung des Hambacher Forstes aufgerufen. Bis dahin werden sich viele Gruppen und Einzelpersonen dezentral darauf vorbereiten den Wald dauerhaft wieder zu besetzen und ein klares Signal an RWE aber auch an alle Unterstützer*innen zu senden. „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Wälder, Ackerland und Dörfer für den Abbau von Braunkohle zerstört werden. Wir werden nicht unsere Hände in den Schoß legen und zuschauen, wie das Weltklima durch die Verbrennung der Braunkohle nach und nach zerstört wird. Wir werden uns weiterhin organisieren, dagegen stellen und uns dabei mit den Menschen vor Ort und allen gegen Zerstörung kämpfenden Menschen weltweit solidarisieren!“