Erfolgreicher Widerstand gegen RWE – Beispiel Ensdorf

„Widerstand gegen RWE? Das ist ja toll, aber ihr habt doch sowieso keine Chance, RWE ist viel zu mächtig.“ Solche oder ähnliche Aussagen von Bewohner*innen der Region um den Tagebau Hambach sind nicht selten zu hören. Dass aber auch Widerstand gegen RWE erfolgreich sein kann, zeigt die Geschichte um das vereitelte Steinkohlekraftwerk in Ensdorf im Saarland. Auch Thomas Eikmann war dabei, natürlich als „unabhängiger Gutachter“ für RWE.

„Seit mehr als 40 Jahren wird in Ensdorf bei Saarlouis umweltfreundlich Strom aus Steinkohle erzeugt.“ So Beschreibt die VSE AG (Vereinigte Saarländische Elektriztiätswerke) ihres existierenden Steinkohlekraftwerks mit einer Leistung von 430 MW in Ensdorf. Mehrheitsgesellschafter der VSE AG ist RWE, und so wundert es auch nicht, dass auf der Seite der VSE der flotte RWE-Spruch VoRWEggehen das Auge des Betrachters verwöhnt. Versorgt wird mit dem sauberen Kohlestrom hauptsächlich die Industrie: „Bis heute ist das Kraftwerk ein Garant für preisgünstigen Strom, den vor allem saarländische Industrieunternehmen aus der Stahl- und Automobilbranche mit ihrem hohen Strombedarf benötigen.“

„Die RWE Power AG gaben am 23. November 2006 ihre Absicht bekannt, am Standort Ensdorf einen Steinkohlendoppelblock mit einer elektrischen Leistung von 1600 Megawatt zu errichten. Für die Realisierung waren Investitionen von rund zwei Milliarden Euro vorgesehen, Die Inbetriebnahme sollte 2012 erfolgen.

Gegen den geplanten Steinkohle-Doppelblock gründete sich am 23. März 2007 eine „Initiative Bürger für Klima- und Umweltschutz“, die massive Auswirkungen für die Umwelt der ganzen Region befürchtete. Der Widerstand wurde von BUND, NABU, Greenpeace, Sektion Saarland, der Energiewende Saar e.V. und den Grünen Saar unterstützt.

Auch das Saarländische Ärztesyndikat, ein Zusammenschluss von rund 1.700 Medizinern sprach sich auf seiner Delegiertenversammlung Anfang Juli 2007 einstimmig gegen das Vorhaben der RWE aus. In einer Resolution wurde darauf verwiesen, dass bei Vollbetrieb der beiden geplanten Blöcke eine genehmigte zusätzliche Jahresmenge von 700 t Feinstaub, je 7.000 t Schwefeldioxid, Stickoxid und Kohlenmonoxid, 1 t Quecksilber, weitere giftige Metalle sowie andere organische Verbindungen in die Atmosphäre und damit in die Umwelt gelangten. Die Belastung am Standort und entlang des Saartals sei aus medizinischer Sicht heute schon zu hoch. Man habe im Saarland die Situation, dass es nicht darum gehen könne, eine noch höhere Schadstoffbelastung zu verhindern, sondern es müsse darum gehen, die bestehende Belastung zu verringern. Der von mehreren Medizinern aus dem Umfeld des Krafterksstandortes initiierten Ärzteinitiative traten mehr als 500 Berufskollegen bei.

Mit zunehmendem Informationsstand über das Vorhaben und dessen Auswirkungen kam es in der Bevölkerung um den Standort herum zu einer Akzeptanz-Trendwende. Das belegt eine Telefonabstimmung vom 21. Juli 2007 durch die Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe Saarlouis. Von über 2400 Anrufern lehnten 42 Prozent den geplanten Doppelblock ab, 36 Prozent sprachen sich für einen kleineren Neubau aus und lediglich 22 Prozent votierten für das Vorhaben der RWE. Infratest dimap führte im Auftrag des Saarländischen Rundfunks Ende September 2007 eine landesweite Befragung zum Thema „Kraftwerksneubau Ensdorf“ durch. Ergebnis: 52 Prozent lehnten einen Neubau ab, 42 Prozent befürworteten ihn, 6 Prozent machten keine Angaben. Mehrere Gemeinden um den Kraftwerksstandort, darunter die benachbarte Kreisstadt Saarlouis, fassten in ihren Räten ablehnende Beschlüsse. Saarlouis kündigte an, gegen eine eventuelle Änderung des Flächennutzungsplans der Standortgemeinde Ensdorf gerichtlich vorgehen zu wollen.“ Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Ensdorf

Interessant an dieser Geschichte ist auch, dass im Rahmen der Auseinandersetzung um das Kohlekraftwerk RWE ebenfalls einen Gutachter konsultierte, der die Stimmung der Bevölkerung zugunsten des Kraftwerks ändern sollte: Prof. Dr. med Thomas Eikmann. Eben der, der am Mittwoch zur Bewertung der Greenpeace-Studie „Tod aus dem Schlot“ zu einer Sondersitzung im Bergheimer Kreishaus geladen wurde. Heute wie damals spielte er die katastrophalen Folgen von Kohlekraftwerken kackendreist herunter: „die Belastung bleibt praktisch gleich“ Mehr zu Eikmann hier.

Zum Schluss noch ein Schmankerl von der Website der Betreiberin des Ensdorfer Kohlekraftwerks: „Die Energiewende ist für die Bundesrepublik Deutschland ein mutiges Unterfangen. Mit Respekt und Verwunderung blickt die Welt auf uns“ Quelle: https://www.vse.de/news-presse/news/news-2013/

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