„Keine Sorge, Nöte sind nicht von Dauer“. Momentan scheint die Not allerdings groß zu sein.
Siehe auch die Vorgeschichte: Hilferuf aus Finnland →
Leider schlechte Neuigkeiten. Heute wurden beide verbliebenen Camps geräumt, die BewohnerInnen flüchteten (inklusive der Gäste der Aktionswoche) zum Großteil in die Wälder. 11 sind noch inhaftiert, ein Mensch liegt schwer verletzt im Krankenhaus (nach dem Polizeiangriff vorgestern).
Die Repression gegen die Gegner der Fennovoima-Rosatom Kernkraftwerk Baustelle wird fortgesetzt. Und es wird immer schlimmer und schlimmer. Am Freitag, 29.4. wurden zwei Protestcamps in Pyhäjoki, Finnland geräumt. Die Polizeioperationen waren, nach finnischem Maßstab, massiv. Nicht groß. Massiv. Anwesend waren rund 20 Polizeiwagen , Beamte in Kampfausrüstung , ein Hubschrauber des Grenzschutzes, Abteilungen der beiden nationalen Sondereinsatzkommandos, Hundestaffeln und speziell ausgerüstete Krawallwannen.
Die Polizei begann die Räumung beider Lager Standorten indem sie eine vage, geschrieben Polizeiorder präsentierte, ohne jedwede nähere Angabe der Standorte der Lager oder andere Informationen. Bloß ein Befehl zu verschwinden und eine Erklärung, dass die Polizei „unter dem Polizeirecht“ alle verhaften würde, die sie als zu „zu diesen Orten verbunden“ betrachten oder „in der Lage, die öffentliche Ordnung zu stören“.
Die Mehrheit der Protestcampers und die Teilnehmers der „Reclaim the Cape“ Aktionswoche verschwand in Gruppen in die Wälder ohne mit der Polizei zu verhandeln.
Während wir hier sprechen, werden beide Lager Standorte nach Infrastruktur und Habseligkeiten durchforstet. Compas bekommen aus dem Wald gesucht und ausgewählt. Diejenigen, die inhaftiert wurden bekommen Hilfe und werden außerhalb des Gefängnis erwartet. Ein neues Camp befindet sich im Aufbau, aber nicht öffentlich.
Donnerstag 28.4. haben mehrere Teilnehmer haben eine klassische gewaltfreie lock-on Blockade gegen die Fennovoima-Rosatom Baustelle gemacht. Nach mehreren Stunden der Polizei Blockade kam aber bald das Interesse verloren zu der Blockade, und stattdessen auf die Aktionswoche Lager vorgerückt. Nachdem die Polizei gewaltsam über den Camp übernommen hatte, sind elf nach der Festnahme in Hafti geblieben, acht von ihnen internationalen Kameraden. Einige von ihnen unter Androhung der U-Haft. Bisher lauten die Tatvorwürfe auf „verschärfte Sabotage“, „Teilnahme an gewalttätigem Aufruhr“ und „(gewalttätiger) Angriff eines Polizeibeamten“.
Ein Compa ist noch im Krankenhaus und in einem schechten Zustand, offenbar aufgrund der Misshandlung durch die Polizei.
Wie üblich, hat die Mehrheit der Mainstream-Medien kein Interesse gezeigt, neutral oder professionell zu sein. Systematische Diffamierung gegen die Gegner∗ von Fennovoima-Rosatom wird vor allem von der YLE Oulu (lokale Abteilung des nationalen Rundfunks) betrieben .
Wie immer werden wir unsere Köpfe nicht hängen lassen, wenn wir mit staatlicher Repression und körperlicher Gewalt konfrontiert werden. Diese Polizeiaktion war eine dritte groß angelegte Operation gegen die Fennovoima-Rosatom Gegner∗ innerhalb von vier Tagen. Die schiere Menge von Polizei und Staat, die gegen uns aufgefahren wurden, erzählt eine einfache Geschichte: Wir haben es geschafft, Fennovoima-Rosatom deutlich zu schaden und die Grenze zwischen unbequem und möglicherweise gefährlich zu überqueren. Daneben haben wir es geschafft, eine Kultur des Widerstands zu entfachen, die seit dem Bürgerkrieg in Finnland im Jahr 1918 nicht mehr gesehen wurde, die die Machthaber∗ zweifellos verschreckt hat.
Wenn es je eine Zeit gab, alle nur mögliche Compas einzuladen, sich an diesen Kampf zu beteiligen, dann ist es doch jetzt an die Zeit, zur praktischen Solidarität aufzurufen. In unserer Stunde der Not rufen wir auf zu Unterstützung für die Verhafteten und für diejenigen, die das neue Camp hier bei Pyhäjoki aufbauen und verteidigen – und am Kampf teilzunehmen, indem sie Fennovoima-Rosatom das geben, um was sie bitten. Mit tiefem Respekt vor der Vielfalt der Taktiken, ermutigen wir alle diesem Unternehmen und jeder Firma die mit ihr verbunden ist ihre Reaktion zu präsentieren, und den finnischen Botschaften und lokalen Vertretern der Polizei mit ihrem Anteilnahme zu konfrontieren.
Solidarität ist nur ein Wort. Praktiziere sie. Wir rufen alle überall auf: Denkt an eure gefangene und verwundeten Compas hier oben im Norden.
Website des Anti-nuclear protest camp – Pyhäjoki, Finland