In Flensburg ist seit Oktober der Bahnhofswald besetzt. Die Investoren Duschkewitz und Hansen sind heute mit einer Armee von Security-Angestellten gekommen um selbst Fällungen vorzunehmen und Baumhäuser zu räumen.
Im Januar und Februar geplante Räumungen wurden durch die Stadt Flensburg nach Auftreten von Corona-Mutationen abgesagt um nicht durch einen Großeinsatz das Infektionsgeschehen weiter anzutreiben. Noch gestern versprach die Oberbürgermeisterin, dass bis Ende des Monats deshalb nicht geräumt werden sollte.
Den Investoren sind durch Corona bedrohte Menschenleben offensichtlich vollkommen egal, so forderten sie erst die Stadt auf zu räumen und drohten mit Regressforderungen. Als diese verantwortungsbewusst handelte und sich weigerte eine Räumung während hoher Corona-Infektionszahlen zu verantworten, begannen sie einfach selbst mit Fällungen und versuchen Tatsachen zu schaffen.
Heute früh morgens begannen die Investoren mit ihren bezahlten Helfershelfer*innen alles abzusperren und die Bäume neben der Straße zum Bahnhof anzusägen, ringsherum. Das führt dazu, dass die Bäume über die Rinde kein Wasser mehr transportieren können und faktisch tot sind. Dabei schreckten sie auch nicht davor zurück, Bäume zu einem Baumhaus mehr als 5cm einzusägen, auf welchem sich eine Person befand und brachten diese so in Lebensgefahr. Das Baumhaus Villa Villakula wurde direkt und vollständig von den Bäumen abgesägt und so zerstört.
Die Polizei erschien und forderte sie auf, die Arbeiten einzustellen. Darauf reagierten sie nicht, wollten sie doch alle Bäume möglichst schnell so schädigen, dass keine Rettung mehr möglich. Erst eine halbe Stunde nach der ersten Aufforderung wurde die Rodung gestoppt – ungewöhnlich für Secus und Arbeiter*innen. Und zu spät für die Bäume. Fakten schaffen war wohl das Motto der Investoren Jan Duschkewitz und Ralf Hansen. Beteiligt war auch die Firma FL EVENT, deren Aufdruck auf den Secu-Westen zu lesen war.
Es kam zu Rangeleien von herbei geeilten Unterstützer*innen und den Secus, die immer wieder versuchten Rodungen fortzusetzen. Alle Rücksichtnahme auf die hohen Corona-Inzidenzzahlen in Flensburg wurden angesichts der eigenmächtigen Maßnahmen der Investoren ad akta gelegt und ein Großaufgebot Polizei angefordert.
Es gab Gespräche zwischen Polizei, Stadt, Investoren. Baumpfleger*innen begutachteten die Bäume und stellten fest, dass die meisten nicht mehr zu retten seien. Die Person aus dem Baumhaus Loft seilte sich schließlich ab, da der Aufenthalt im Baumhaus auf angesägten Stämmen lebensgefährlich worden war. Schließlich wurde gegen Abend erneut mit Baumfällungen begonnen und auch das Baumhaus Hotel endgültig zerstört. Die Firma Kreutzberger vermietete die Hebebühne, von welcher die Kappung der Walkways (Seilverbindungen) durchgeführt wurde.
Simone Lange, die Oberbürgermeisterin und die Polizei sagen nun, es darf nur gefällt werden, was nicht standsicher ist, sind sich aber auch nicht sicher, ob die Firma sich tatsächlich dran hält. (So funktioniert das mit dem Rechtsstaat).
Die Vorgänge zeigen eindrücklich, wie sehr Investoren es auch für ihr Recht halten über Leichen zu gehen. Nicht nur, dass sie ein intaktes Biotop für so etwas unsinniges wie ein neues Hotel und Parkhaus zerstören wollen, sondern auch die Bedrohung durch die Pandemie nehmen sie nicht ernst. Während andere sich in Flensburg nicht mal mehr mit einer Person eines anderen Haushalts treffen dürfen und eine nächtliche Ausgangssperre ab morgen gilt, bleibt Arbeiten und damit eine Privatarmee wie die hiesige ein Problem.
Stadtverwaltung, Justizministerin und Gewerkschaft der Polizei geben zwar Statements ab, dass das Gewaltmonopol beim Staat liege und Selbstjustiz nicht hinnehmbar ist. Faktisch tolerierte aber die Polizei noch einige Zeit die Zerstörung der Bäume und setzt auch jetzt wieder im Wald die Interessen der Investoren durch. Der Hinweis der Oberbürgermeisterin an die Investoren, jetzt seien sie am Zug, kann angesichts der aktuellen Ereignisse durchaus als Aufforderung interpretiert werden, unabhängig davon ob die jetzige Eskalation gewollt war oder nicht.
Wir sind traurig über die zerstörten Baumhäuser, in denen wir viele Stunden verbracht haben und über die Fällung der Bäume, deren Schaukeln wir im Sturm wir immer wieder gespürt haben. Wir sind wütend über die gefährdenden Menschenleben und den Verlust des Lebensraums für so viele Tiere und letztlich auch Menschen. Trauer und Wut werden uns antreiben, weiter zu kämpfen.
Die weiteren Baumhäuser im Wald sind und bleiben besetzt und auch der Widerstand gegen die Bauprojekte der Investoren wird sicherlich nicht erlahmen. Es bleibt bitter notwendig, für eine lebenswerte Zukunft zu streiten, zusammen, mit unterschiedlichsten Mitteln und Wegen.