Erklärung von Thymian

[Disclaimer: Dieser Text ist die Einzelmeinung von Thymian. Es gibt im Forst und auf der Wiese nicht wenige Menschen, die Thymians Meinungen wiedersprechen oder seine Vermutungen dazu wer „zum Verfassungsschutz gehört“ anzweifeln. Auch seine Vorschläge zu Mediationsgesprächen mit der Polizei werden kontrovers diskutiert bzw. von vielen sogar abgelehnt, insbesondere sein Vorschlag, dass er alleine mit Sookee und Jan Böhmermann mit der Polizei sprechen möchte.
„Wir“ haben sogar darüber nachgedacht den Text wieder vom Blog zu löschen – haben uns dann aber vorerst dagegen entschieden. Stattdessen haben wir uns – wie auch zuvor bei kontrovers diskutierten Artikeln – dafür entschieden diesen Disclaimer vorzusetzen, damit Blogleser*innen den Artikel differenzierter einordnen können.

Richtigstellung zum Disclaimer: Thymian sagt, dass er bereit ist, es handelt sich also in erster Linie um eine Bereitschaft. Ob Thymian das möchte oder nicht, das steht da nicht. Das Wort mögen wertet er in diesem Zusammenhang als Fremdverurteilung.

Am 1. Dezember wurden am sogenannten „Jesuspoint“ im Herzen vom Hambi fünf Bäume gefällt und das Schild mit der Aufschrift ,,know yourself / erkenne dich selbst“ wurde bei sogenannten ,,Baumarbeiten” von der Pilgerstätte entfernt. Haben wir Reflektion nicht mehr nötig?

Der Wald war kalt und ,,Journalismusstudenten“ hatten sich zwischen zwölf und ein Uhr angekündigt. Ich holte sie auf der Wiese ab und hoffte, dass wir schnell zum ,,Jesuspoint“ kommen. Am Morgen hatte ein Polizeisprecher gesagt, dass wir uns in diesem Teil des Waldes frei bewegen dürfen. Eine Gruppe von 4-5 PolizistInnen hielt uns jedoch auf. Und es war noch viel mehr Polizei unterwegs. Personalien wurden kontrolliert und circa 30 Meter neben uns fanden sonderliche ,,Baumarbeiten” statt. Dicke große Bäume wurden zersägt. ArbeiterInnen und Werkschutz waren beschäftigt.

Eine Polizistin kannte einen der ,Journalismusstudenten” und bei der Personenkontrolle stellte sich heraus, dass er gar kein ,,Journalismusstudent“ war, sondern dass der Mensch mit der großen Kamera nur ,,so dabei“ war. Sie kannten sich angeblich von einer Hochzeit… Hatte sich da mal wieder der Verfassungsschutz eingeschlichen?

Die Polizistin erzählte mir, dass für jeden Baum „dadrüben fünf neue gepflanzt werden“ und dass sie auf der Suche nach Steinewerfern sei. Ich erklärte, dass ich mich bereits öffentlich vom Steine werfen und Gewaltaktionen distanziert hatte. Dies habe ich am 1. Dezember in einem Radiointerview getan. Die Kameras der ,,Journalismusstudenten“ waren zwischendurch scheinbar aus, denn angeblich war es verboten, die Polizei zu filmen. (Was lernt ihr eigentlich in der Polizei bzw. Journalismusschule?) Die Polizei darf immer gefilmt werden, sie darf aber nicht immer filmen. Und mit dem Handy telefonieren ist während der Personenkontrolle auch erlaubt. Merkt euch das bitte! Da die Ausweiskontrolle zunehmend länger dauerte beschlossen wir, dass ich zwischendurch ein Interview gebe. Ich erzählte, dass die Polizei nicht nur anwesend ist um ,Steinewerfer” zu finden, sondern um in einem seit langem angespannten Konflikt zu deeskalieren. Dieser Konflikt geht auch von RWE-Mitarbeitern und dem Werkschutz aus. Es gab schließlich auch lebensgefährliche Angriffe gegen Aktivisti.

Dann erwähnte ich, dass vor einiger Zeit ein Mensch – den ich definitiv dem Verfassungsschutz zuordne – zwei mal auf mich geschossen hatte. Ich wurde gefragt, ob ich Anzeige erstattet habe. Die Antwort darauf ist Nein. Es gibt aber mehrere Zeugen für den Abend und der Vorfall wurde auf dem Blog veröffentlicht. Außerdem haben andere und ich mit dem Polizeipräsidenten und einem anderen Polizisten persönlich am Wieseneingang darüber gesprochen.

Diese Situation – als ein Mensch auf mich geschossen hatte, ereignete sich ebenfalls am Wieseneingang und ich möchte die Zusammenhänge hier genauer ausführen. Gegen Ende der letzten Rodungssaison tauchte auf der Wiesenbesetzung ein Mensch auf, den ich aus Selbstschutz nich näher äußerlich beschreiben möchte. Er hatte angeblich Angst vor der Polizei und zeigte uns eine abgelaufene Aufenthaltsgenehmigung. Er stellte auffällig viel persönliche Fragen und wir waren sehr gastfreundlich, teilten Essen, Decken, und zeigtem ihm wo er schlafen konnte. Er sagte, dass er mich kenne. Seltsamerweise wusste dieser Mensch persönliche Sachen über mich und behauptete wir hätten uns angeblich schon mal in der Bahn unterhalten (An so etwas hätte ich mich erinnert…) Morgens wollten wir ihn damit konfrontieren, dass wir ihm nicht trauen, aber er war schon in den frühen Morgenstunden verschwunden.

Als es am 3. März 2016 langsam dunkel wurde hielt ein Auto in der Nähe des Wieseneingangs an. Weil die Taschenlampen so gut funktionierten wurde ich skeptisch und ging vor, um herauszufinden, wer dass ist und möglicherweise Menschen zu begrüßen. Ein Mensch brüllte aus dem Auto so etwas wie „allah ou akhbar“, zwei Schüsse wurden in meine Richtung abgefeuert und das Auto fuhr schnell weg. Zum Glück hat es sich herausgestellt, dass es eine Schreckschusspistole war. Spielte da der Verfassungsschutz ein ganz böses Spiel vor unserer Haustür? Ich habe in dem Menschen jene Person erkannt um die es in dem vorhergehenden Absatz ging. (Siehe auch Blogeintrag, 3.März 2016 -— „Schüsse auf die Wiesenbesetzung“) Der Polizeipräsident hat gesagt, dass wir solche Sachen filmen sollten,aber das ging so schnell nicht und ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Kamera. (Ich möchte auch kein Smartphone haben…)

Einige Tage vergingen und in Köln am Bahnhof merkte ich, dass ein Mensch vor mir wegschreckte. Ich erkannte den Menschen dort schon wieder. Er hatte die gleiche Kleidung wie bei unserer ersten Begegnung an, und auch die gleiche Tasche. Er wurde auch mit dieser Situation zufällig konfrontiert. Ich erzählte ihm, dass ein Mensch auf mich geschossen hatte. Und was gerufen wurde. Er sagte „ja, das machen die manchmal – um die Leute zu erschrecken” und fing wieder an ganz viele Fragen zu stellen. Zum Beispiel war er sehr interessiert an der Frage, ob Anzeige erstattet worden sei. Ich sagte ihm, dass ich ihn für einen Spitzel halte und wollte nichts weiter mit ihm zu tun haben. Ich wollte gehen, aber er ging dann. Das ist kein Märchen. Das ist der sogenannte Verfassungsschutz.

Als dann am 14. März 2016 ein Großaufgebot der Polizei die Barrikaden im Wald räumte, verließ ich mit einem weiteren Aktivisten und dem Fahrrad die Wiese, um Essen und Trinken für verfolgte Freunde im Wald (nähe Kieswerk) zu verstecken. Uns folgte ein Auto. Kurz darauf drehten wir um, um zurück zur Wiese zu fahren. Ich erkannte in dem Fahrer erneut jenen Menschen, der auf mich geschossen hatte! Einige Zeit später hielt sich dieser Mensch wieder im Hambi (Waldeingang, nahe der Wiese) auf und unterhielt sich mit drei Aktivisti. Er fragte sehr viel und hatte auch nach mir gefragt. Menschen meinten, dass ich nicht da sei. In Wirklichkeit hatte ich gerade geschlafen und wunderte mich dann sehr über den Besuch. Der Mensch wollte gerade einen Joint bauen. Er wurde dann aber aufgefordert Wald und Wiese zu verlassen. Er sollte nicht über die Wiese gehen, sondern wurde aufgefordert den Ort neben der Einfriedung zu verlassen. Ein Auto fuhr langsam in seine Richtung. In Zusammenhang mit Observationen wird diese Person noch immer eingesetzt. Ich habe ihn im Auto auf der L276 erkannt. Mit Straftaten im Hambi habe ich nichts zu tun und das möchte ich auch nicht.

Ich erwarte nicht vom Polizeipräsidenten Dirk Weinspach, dass er beim Verfassungsschutz Akteneinsicht fordert. Aber wenn er etwas Taktgefühl hat, sollte er das womöglich ganz vorsichtig tun. Bei dem Gespräch mit Herrn Weinspach am Wieseneingang machte ich den Polizeipräsidenten auf eine Person aufmerksam, die neben ihm stand und wies darauf hin, dass jener Mensch uns Krähenfüße schenken wollte. Dieser Mensch ist nach eigener Angabe schon seit 4 Jahren im Hambi Unterstützer. Er kommt 1-2 Mal im Monat. Ich machte den Polizeipräsidenten und seinen Kollegen auch darauf aufmerksam, dass die Person offensichtlich hier ist, um Informationen für die Polizei zu sammeln. Hat dieser Mensch im Hambacher Forst Krähenfüße? Ja. Um sich einzuschleimen? Ich habe Zeugen für den Moment als eine Tasche mit suspektem Inhalt abgegeben wurde. Aber wer will für so etwas schon aussagen. Ich nicht — bei der Polizei. Ich glaube andere auch nicht. Ich habe den Menschen vor ein paar Tagen gebeten die Wiese zu verlassen. Er ist dann auch gegangen.

Einsicht kann ein erster Schritt zur Besserung sein. Der Polizeipräsident wirkte etwas blockiert. Themawechsel… Wird wirklich alles besser, wenn wir demnächst Grün wählen?

Was war eigentlich gestern los? Nach etwa 20 Minuten Personenkontrolle haben wir dann endlich mit dem Kontaktpolizisten telefoniert. Wir sahen noch, wie ein dicker, toter Baum um die Ecke am Jesuspoint gezerrt wurde. Als wir ankamen lagen da noch mehr Reste von einem Baumschlachtmassaker, was morgens nicht angekündigt wurde, obwohl ich vom Kontaktpolizisten Informationen hatte, was an diesem Tag geplant war. Es gibt Videoaufnahmen von den Rodungsarbeiten am ” Jesuspoint”. Zwei UnterstützerInnen wurden gebeten stehen zu bleiben und konnten filmen wie der Baum fiel. Der Baum fiel anscheinend so unglücklich, dass vier weitere dran glauben mussten. Ach so, geht das so? Während der Schlacht schritt ein Mann mit schwarzem Mantel ein und fragte, was ,,ihnen einfalle mitten im Wald zu roden?“ Die Arbeiter wollten nicht mit ihm reden. Er ist ein Unterstützer und den Baumbesetzungen wohl gesonnen. Es gibt also drei Zeugen und Beweismaterial. Ist die Polizei nicht im Wald um Straftaten aufzudecken? Warum haben sie die Arbeiter und Security in Ruhe gewähren lassen? Hatte die anwesende Polizei wirklich keine Ahnung, was rechtens ist und was nicht. Es war so viel Polizei drumherum und mitbeteiligt.

Gerodet werden darf nur im Rodungsgebiet, welches ganz wo anders ist. Auch heute wollte ein RWE-Sprecher nach mehrmaligem Hinterfragen nicht mit dem Unterstützer mit dem schwarzen Mantel reden. Er erfuhr jedoch etwas, als die Polizei heute nachgefragt hat – warum der riesige Baum jetzt tot ist. Es hieß seitens des Unternehmens RWE, dass der „Baum aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste.” An einem Ort, wo ein offizieller Pilgerweg herführt? Warum hat die Polizei die Täter geschützt? Weil sie Angst vor einer kleinen Plattform und einem Schlafsack hatten? Gut befestigt und ganz alleine oben im Baum? Heute Morgen habe ich einen Kontaktpolizisten gebeten, herauszufinden weshalb am Jesuspoint gerodet wurde. Er sagte, dass er sich im Laufe des Tages bei mir meldet. Er wird das nicht mehr tun weil es jetzt schon spät und lange dunkel ist. Dann habe ich einen anderen Kontaktpolizisten angerufen. Der Mensch heißt Herr M. und ist 53 Jahre alt (dieser Nachtrag war ihm sehr wichtig). Das Gespräch war leider sehr nervenaufreibend. Der Baum war viel, viel älter als Herr M. und ich bin 20 Jahre junger als Herr M.

Lebenserfahrung habe auch ich und ich glaube, dass wir beide noch viel von dem Baum hätten lernen können. Wenn ich Kinder hätte würde ich so eine Gräueltat nicht rechtfertigen beziehungsweise verschleiern.

Ich finde er kann ruhig dazu stehen, was er da gesagt hat. Er hat behauptet, dass der Baum „wegen Windbruch gerodet wurde oder weil er morsch“ war. Der Baum war gesund. Es hatte wohl aber angeblich gar nichts mit der kleinen Plattform oben zu tun. Ich glaube nicht, dass Aktivisten morsche Baume für Plattformen aussuchen. Können sie mir das bitte schriftlich zukommen lassen? Das ist ernst und wichtig. Für den Staatsanwalt.

,Auf dem Hambiblog steht folgendes:
,, 12:15 Richtigstellung der Polizei zu gestern: Beim Jesus-Point wurden keine 5 sonder nur 1 Baum absichtlich gefällt (Begründung Hängematte), die anderen fielen jeglich mit, weil die fällende Person scheinbar zu unfähig war einen einzelnen Baum zu fällen.“

Warum hat mich der Kontaktpolizist noch nicht angerufen, wie vereinbart. Ich habe ihm erklärt, dass ich an einem Text schreibe. Fragen über Fragen. Wann bekomme ich eine andere Info als die Wiese von der Polizei? Darf RWE jetzt riesige Bäume mitten im Waid roden, wenn sie am Wegesrand stehen und angeblich morsch sind? Außerhalb des Rodungsgebiets? Nennt sich das Sondergenehmigung? Wer genehmigt das? Die Wege sind schon ungewöhnlich breiter als in anderen Wäldern. Herr M. muss nicht meiner Meinung sein. Aber ist er ehrlich zu sich selbst? Das kann wichtig für einen gesunden Menschenverstand sein. War er am Tatort?

Warum sind Arbeiter und Werkschutz nicht festgenommen worden? Wurden sie auch nach ihren Personalien befragt? Warum fünf Bäume? Weil für jeden fünf neue Bäume gepflanzt werden?

Ich werde dafür sorgen, dass RWE angezeigt wird.

Der Baum ist in eine Richtung gefallen, wo es nicht gestört hätte, wenn die kleineren Bäume (si waren auch alt!) aufgrund abgeknickter Äste stehen geblieben wären. Haben da welche Angst vor neuen Barrikaden? Deshalb durfte der Baum und die anderen nicht liegen bleiben, sondern die Lichtung wurde enorm vergrößert? Deshalb wurden gestern so viele große alte Baumstämme rund um den Jesuspoint abtransportiert! Der Wald braucht das Totholz. War das wirklich rechtens?

Schämt euch. Appelliert für einen Rodungsstop. Streikt! Hat der Polizeipräsident nicht gestern noch gesagt, dass Straftäter hart bestraft werden. Es lasst sich einiges konstruieren.

Wir sollten ehrlich sein, wenn wir in den Dialog treten wollen.Ich bin bereit für ein Mediationsgespräch mit den Polizisten, die bei der gestrigen Situation dabei waren — denn ich bin verdammt sauer! Als Mediatorinnen schlage ich Sookee and Jan Böhmermann vor. Sookee macht Rap-Musik, setzt sich für Menschenrechte ein und ist Mutter. Sie ist allerdings bis März auf Tour und ich weiß nicht, ob sie für uns Zeit hat. Jan Böhmermann ist Polizistensohn, Journalist und stand unter Polizeischutz. Die ldee berühmte Persönlichkeiten zu fragen, ob sie uns als MediatorInnen helfen, könnte von Bedeutung sein – da dieser Streit von öffentlichem Interesse ist. Eine Gruppe namens „Mediation für Alle” aus Köln hat auch angeboten, dass sie bei Bedarf vorbeikommen kann. Als Location besteht bestimmt die Möglichkeit, dass wir uns im Pfarrhaus in Buir treffen. Schließlich geht es um einen offiziellen Pilgerort, der besudelt wurde.

Mittlerweile glaube auch ich, dass es bald vielleicht tote Menschen im Hambi gibt.

Ich finde schon den Gedanken daran, ein rasendes Auto mit einem Stein zu bewerfen mehr als grausam. Ich weiß nicht, wer einen oder mehrere Steine geworfen hat. Zum Glück sind die vier Leute nicht schwerverletzt. Es hat ganz viel Schaden angerichtet. Auch für Menschen, die dem Wald wohlgesonnen sind. Ja es gibt sehr zweifelhafte Aktionen seitens der Aktivisten, im Gegesatz zur Polizei sind wir nicht streng hierarchisch organisiert. Viele Autonome wissen gar nichts von Aktionen anderer, gerade weil die Aktivisti unter einander auch vorsichtig sind. Wenn ich mich von Gewalt distanziere. dann kann ich das nur für mich tun. Aber auch Freunde von mir tun das. Es wäre unehrlich und ist unmöglich würde ich für alle sprechen. Ich hoffe der Polizeipräsident kann von sich aus auch etwas für friedlichere Situationen beitragen. Das bedeutet auch sich selbst Negatives einzugestehen, bzw. Straftaten von Kollegen zu verurteilen!

Im Kölner Stadt-Anzeiger habe ich heute Morgen (2. Dezember) gelesen ,,Während der Durchsuchung des Protestcamps gegen den Kohleabbau im Hambacher Forst hat die Polizei in einem Erdloch Molotowcocktails, Wurfgeschosse, Krähenfüße sowie mit Benzin gefüllte Wasserflaschen samt Lunten gefunden“ Das ist eine Lüge. Es hat gestern keine Durchsuchung des Protestcamps gegeben. Ich kann mir schon vorstellen, dass RWE-Arbeiter und Polizei gestern irgendwas im Wald gefunden haben. Aber ich wusste von den Sachen nichts und kann mir auch gut vorstellen, dass die Menschen im Protestcamp auch gar nichts davon wussten. Kann sein dass das Versteck schon alt ist und keiner mehr dran dachte. Im Camp herrscht viel Fluktuation. Aber ich weiß dass RWE und Polizei gestern Straftaten im Hambacher Forst verübt haben und auf der Pressekonferenz am Abend hieß es vom Polizeipräsidenten, dass er hart gegen Straftäter vorgehen wird, die an ,,Gewaltausbrüchen“ beteiligt sind. Er wird sein Wort womöglich nicht halten. Schließlich würde das dem Image schaden. Aber schadet das denn nicht dem Image. Wo ist da die Courage, sich Fehler einzugestehen. Ich finde das unglaublich nervenraubend und gefährlich. Was gestern passiert ist, ist eine große Provokation. Es wird auch weiterhin friedlichen Protest geben und das sollte nicht vergessen werden. Gestern waren es RWE und die Polizei, die für sehr viel Unruhe gesorgt haben. Aber hey, tolle Presse! Geht es wirklich darum? Oder auch nicht? So was hier steht nicht in der Zeitung.

Bevor ich den Hambi kennengelernt habe, hatte ich eher einen schlechten Eindruck von dem Ort – durch die Medien. Ehrlich gesagt dachte ich, was sind das denn für blöde Spinner. Das ist über zweieinhalb Jahre her. Ich wollte ein paar Tage bleiben. Ich finde dieser Ort hat einen emanzipatorischen Anspruch verdient und er hat mir geholfen. Ich persönlich hasse die Polizei nicht. Ich finde es gibt Situationen wo es wertvoll ist, wenn durch die Polizei geholfen wird und dies Sinn macht.

Ob die Polizistin von gestern wohl wirklich glaubt, dass für jeden Baum fünf neue gepflanzt werden? Wenn sie das glaubt und auch glaubt, dass das die Lösung ist, dann tut sie mir leid. Entweder tut sie mir leid weil sie es aus Boshaftigkeit gesagt hat und somit viel Gutes verpasst. Der Wald ist eigentlich ein großartiger Therapieraum. [..] Aber ich muss aufpassen was ich von mir gebe, denn der Kontaktpolizist hat eben von fünf Verletzten auf ,,seiner Seite“ geredet. Ich denke nicht wirklich in dieser Kategorie und womöglich haben mich welche verstanden.

Wäre ich von der Personalienkontrolle einfach Richtung ,,Baumarbeiten“gegangen, um die ,Sicherheitsmaßnahmen“ zu stören, dann hätte Mensch mich zu Boden gedrückt, womöglich verletzt und von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Ich wollte zurück in das Camp aber die Polizistin wollte mir vorerst den Ausweis nicht wieder geben. Noch mal kurz zu meinen Zeugen, den Journalismusstudenten: Angeblich werden die gestrigen Dreharbeiten im Januar oder Februar auf YouTube gestellt. Könnt ihr eure Hausaufgaben nicht schneller machen? Ihr könntet einiges für mehr Achtsamkeit beisteuern.Wir vom Hambacher Forst-Chor suchen nach Auftrittsmöglichkeiten und arbeiten schon lange an einem Aufklärungsmusical. Im Hambi ist demnächst eine Banksy- Ausstellung geplant. Kommt bitte auch so vorbei, wenns passt. Unsere Schubkarre ist kaputt und wir brauchen Spaten und Spitzhacken für neue Barrikaden. So viel Polizei ist echt anstrengend. Schmückt den „Jesuspoint“ neu. Macht euch ein eigenes Bild. Baut Barrikaden! Wir brauchen in kurzer Zeit viele davon. Schützt die Bäume. Was wir wirklich brauchen ist Sauerstoff. Uns allen wäre geholfen, wenn die Rodungsarbeiten endlich aufhören.

Klimakampf bleibt in Bewegung.

Aktivist Thymian

Ps: Sorry, wenn ich das alles nicht so korrekt gegendert habe.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Götz von Berlichingen

    Hallo Thymian, hallo Hambis,

    ich kann mir gut vorstellen, dass die Polizei tatsächlich keine Ahnung hat von Baumschutzsatzung und den entsprechenden Gesetzen.
    Vielleicht solltet Ihr die einfach mal darüber aufklären, z.B. durch Gespräche und / oder Flugblätter.
    Dann müssen sie tätig werden, sonst wäre das „Strafvereitelung im Amt“ und die ist strafbar.

    Wünsche Euch noch ganz viel Kraft und Erfolg!

    LG Götz

  2. Kurt Claßen

    … und das ist nur die Spitze des Eisbergs! Der Sumpf ist noch viel tiefer und überall!

    Weg mit diesem Dreckssystem und der machtarroganten und machtbesessenen „Herrenclique“, die dieses System trägt.

    Warum gibt es hier wohl keinen RICO-Act, das US-amerikanische Anti-Mafia- und Anti-Drecksäcke-Gesetz?

    04.12.2016
    Kurt Claßen

  3. Kito

    Alles was hier zu lesen ist, fällt unter die Auswirkungen von Bergrecht. Das Bergrecht gehört menschenfreundlich und GG.konform geändert. Bergrecht kontra Recht auf Genuss der Naturschönheiten, Recht auf Leben, Naturschutz, Tierschutz, Menschenwürde etc. Wie dies zu passieren hat, dies müssen die Politiker selbst wissen. Es wird auszudiskutieren sein.

  4. Uwe

    oh wei, ich bin etwas erschüttert ob dieser grenzenlosen Naivität. Wie immer auch Polizist*innen – und das trifft auf Polizeipräsident*innen 3x zu, privat über den Hambacher Forst denken mögen: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps (so war das schon immer mit der Popelei und so wirds auch immer sein). Die Polizei ist nicht vor Ort, um das unberechtigte Fällen von Bäumen durch RWE zu verhindern, sie ist vor Ort um das Abholzen des Waldes abzusichern – das ist ihr Auftrag. Das bedeutet nicht, dass der*die einzelne Polizeibeamt*in das gerne tut, aber sie werden es tun. Wer das nicht kapiert hat, dem ist nicht zu helfen. Und wer glaubt, Polizeichefs reden mit einem auf Augenhöhe wenn sie im Dienst sind (und das sind sie meistens), gewissermassen von Mensch zu Mensch, der bringt sich und andere am Ende in Teufels Küche. So bekommen sie nur die Informationen, die sie brauchen, um den Laden aufzumischen. Wenn ein VS-Spitzel im Wald herumlaufen sollte (was nicht unwahrscheinlich ist), dann hat die Polizeispitze Kenntnis bevor der Typ aufkreuzt. Punkt.

  5. Anna Blume

    nach dem lesen der erklärung von thymian bin auch ich etwas erschüttert. durch kooperationen mit strafverfolgungsbehörden werden eure zusammenhänge nicht geschützt. „maul halten“ ist aktuell wie eh und je…

  6. Manuel

    Was wir absolut brauchen sind Beweise, also Videos, falls man diese Mann wieder sehen würde bzw. jemand anderes der als „Spion“ unterwegs wäre. Auf jeden Fall hat mich diese Geschickte dazu getrieben dich ganz bald zu besuchen, Thymian. Danke für diesen Bericht.

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