Tagebuch

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Waldbesetzung

Ausschnitt aus den Aufzeichnungen eines Baumbesetz‘A aus dem Hambacher Forst.
… Nieselregen fällt auf einen hinab. Schwarz eingehüllt ist der Wald. Ein kleines Feuer wärmt mich von vorne, während sich die Kälte von hinten anschleicht. Konturen von in die Höhe ragenden Eichen heben sich von dem Dunkel der Nacht ab.
Es ist Freitag der 1 November 2013. Die 3. Baumbesetzung im Hambacher Forst besteht seit 2 Monaten.
Ein Wind kommt auf. Blätter in sonst nie gesehenen Farben – Orange, Rot, Gelb – fallen tanzend in dem Licht meiner Taschenlampe zu Boden. Die Wege durch den Wald sind ein Erlebnis für sich – nach dem tagelangen Regen. Aufgeweicht und mit unzähligen Wasserlachen übersät. Verbrennendes Holz, sowie den Geruch von verrottenden Pflanzensubstraten liegt in der Luft. Das Klingen der aufeinander prallenden Karabiner übertönt das Geräusch des fallenden Regens. Das Feuer erhellt die nahestehenden Bäume und mich.
Es geht aufwärts. Erst auf 16 m, dann über einen gespannten WalkWay zur neben stehenden Eiche und dann auf 21 m. Sitzend auf der Plattform blicke ich auf den Wald und auf das was sich dahinter befindet. Die in der Ferne stehenden Kohle-Kraftwerke, mit ihren Beleuchtungen und rauchenden Schornsteinen. Die Stadt Köln, mit ihrem in die Dunkelheit schmeißenden Lichtkegel. Das Dröhnen der Autobahn, sowie das Rattern der vorbeifahrenden Kohle-Eisenbahn. Der Regen der auf das Dach prasselt. Dies alles ergibt die Hintergrund Musik. Bedrohlich, alles zerstörend, ragt der immer näher kommende Bagger, mit seinem hell leuchtenden Turm, aus den Baumkronen.
Hier lebe ich seit 2 Monaten. Wiederständig – Kreativ – Radikal. Den Wald auf mich wirkend, faszinierend und verführerisch in jedem Augenblick.
Eine Brise, Wind, Regen trifft angenehm mein Gesicht. Meine Zunge erfasst eine von meinem Haaren übers Gesicht rinnende Wasserperle. Salzig im Geschmack. Die Plattform bewegt sich sanft und ruhig.
Dies ist eines von vielen Ereignissen im Wald.
Ich liebe den Wald, bin Teil der Natur.
Und das was du liebst zerstörst du nicht.
Ich werde alles mir mögliche tun.
Kämpfen, Leben, Lieben

Kommentar vom Besetz’Arrrr : Pirates of Hambach Forst, Ready to Enter

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. WIldfangs Mama

    EInfach wunderschön geschrieben!
    Ich hoffe euch bald nochmal besuchen zu können.

    Liebste Grüße und bestes Durchhalten

    Iris

  2. TITO

    Es ist nicht leicht zu diesem Tagebucheintrag noch einen Kommentar zu verfassen der nicht banal, hohl, unglaubwürdig oder egoistisch ist – und eigentlich wäre es auch nicht nötig, würden nicht unsere Konservatismuspatienten ihren unsortierten Giftmüll hier abladen. Der Kritiker erfreut sich an der Lektüre die auch noch Bestand haben wird wenn niemand mehr dem RWE noch eine Träne nachweint. Um die Sache von beiden Seiten aufzurollen daher kein Kommentar im eigentlichen Sinne sondern ein unabhängiger Beitrag der aber auch als punktueller Kommentar passt oder als theoretischer Protest bzw. praktischer Widerstand gegen die organisierte Gier welche nach allem schnappt was an irgendeiner Krone zu baumeln scheint.

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    Das Feuer der Erkenntnis

    Verfasst von: Artemisia vulgaris. Verfasst am: 12.12.2013 – 14:43. Geschehen am: Montag, 09. Dezember 2013. (unmoderiert)

    Lange bevor das Gift der Regierung über das Land drang
    Ging ein Mensch einen Bach hinab
    Um sich einen Platz für ein Feuer zu suchen

    Denn an der Quelle gab es keinen festen Grund.
    Das enge Tälchen fasste gerade mal den Weg
    Und weitete sich erst an der Mündung.

    Dort ließ er sich auf einer Kiesbank nieder
    Ergriff für jedes seiner Herzen einen Stein dieser Größe
    Und legte daraus einen Kreis.

    Dann nahm er für jedes seiner Augen einen Stock
    Der bis zu seiner Hand reichte
    Und band daraus ein Gestell.

    Daraufhin machte er sich daran zu sammeln
    Was die Bäume fallengelassen hatten
    Doch den Boden noch nicht erreicht hatte.

    Mit den Waffen der Kritik stiftete er einen Brand
    Dessen Rauchzeichen die Stille des Ortes bedeuteten
    Denn als Sonnenstrahlen waren sie hierher gekommen

    Und wie Sonnenstrahlen leuchtete es jetzt auf.
    Zufrieden griff der Mensch nach seinem Kochgefäß und schöpfte aus dem Bach
    Um das Wasser welches sein Körper werden würde über das Feuer zu hängen

    Denn er kannte den ganzen Weg
    Und wusste daher dass die Luft rein war
    Und die Erde nichts Unreines hergeben mochte.

    So entging der Regierung die Gelegenheit
    Die Samen zu zählen welche in der Speise waren
    Die Dornen zu berechnen die der Brand verzehrte

    Oder die Kiesel welche das Bachbett füllten
    Und auch nicht die Sterne die darüber aufleuchteten
    Denn das würde niemand überleben.

    Deshalb setzt ein Mensch der einen solchen Platz verlässt ein Zeichen
    Das besagt wenn Du Dich hier hinsetzen magst
    Dann bedenke was ich gesagt und befolge was ich getan habe.

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