Ein kleiner Bericht vom 3. Forum gegen unnütze Großprojekte

Heute endet das dritte Europäische Forum gegen ungewollte und unnütze Großprojekte. Ein kleiner Bericht der vergangenen Tage auf dem Forum. Das Forum, das mit einigen hundert Teilnehmer_innen zwar gut besucht war, aber nicht die Größe der beiden vorangegangenen Foren erreichte, vereinigte vor allem Bürgerinitiativen gegen diverse Großprojekte in Europa, wobei es schwerpunktmäßig um Verkehrsprojekte ging. Aus Deutschland war auch die Anti-Atom-Bewegung vertreten, sowie Initiativen gegen CCS und Fracking. Kaum Beteiligung und Thematisierung gab es leider über Bergbauprojekte, in einem Workshop wurde aber das rheinische Braunkohlerevier thematisiert.

Inhaltlich reichten die Workshops und Diskussionsveranstaltungen, von der Vorstellung der jeweiligen unnutzen und ungewollten Projekte (Mega-Staudämme in Kurdistan, „grüner“ Flughafen in Nantes, Hochgeschwindigkeitsstrecken in Italien und England, Bahnhoftieferleung in Stuttgart…) über Bewegungsanstätze und theoretische Fragen über den politischen Zweck dieser Großprojekte, aus denen sich spannende Debatten über Gesellschaftsanalyen entwickelten. Auffallend war, dass Positionen, die die kapitalistische Wirtschaftslogik zum Ausgangspunkt der ganzen Probleme mit ungewollten Großprojekten machten, nicht marginalisiert waren, sondern oftmals großen Zuspruch erlangten.

In einem Workshop wurde das Rheinische Braunkohlenrevier thematisiert und die Frage aufgeworfen, wofür der Strom der hier produziert wird überhaupt gebraucht wird. Woraufhin exemplarisch für Industriezweige die komplett unnutz sind, im Sinne einer Bedürfnisbefriedigung, die Rüstungsindustrie untersucht, auf ihren Energieverbrauch und ihre Klimaschädlichkeit.

Gefehlt hat leider größtenteils ein aktivistisches Spektrum. So waren von den großen Widerstandsbewegungen wie NO TAV in Italien oder la ZAD in Frankreich zwar Aktive der organisierten Bürgerinitiativen gekommen, aber nicht die Aktivist_innen die mit ihren direkten Aktionen auch einen großen Anteil daran hatten die Widerstandsbewegungen zu dem zu machen was sie heute sind (ohne dabei eine strikte Trennung von Aktivist_innen und Bürgerinitiativler_innen vornehmen zu wollen) .

Das Forum hatte seinen Nutzen darin, eine Kontinuität in die Vernetzung der verschiedenen europäischen Widerstandsbewegungen gegen unnütze Großprojekte zu bringen, inhaltliche Debatten über ländergrenzen hinweg zu führen, Perspektiven auszutauschen, sich persönliche kennen zu lernen, den einen oder anderen Besuch der Widerstandsregionen zu planen und mehr. Eine neue Zeitmarke der Widerstandsbewegungen wird das Forum aber nicht gesetzt haben können.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Tuennes12

    Danke für den ausführlichen und auch kritischen Bericht. Ich hab euch leider trotz mehrfacher gezielter Suche im Programmheft nicht gefunden und deshalb den Workshop leider verpasst. Parallelen zwischen den vorgestellten Projekten zeigten sich zahlreich im Laufe der Tage. So gab es zwar keine weiteren Veranstaltungen zum Thema „Braunkohletagebau“, dafür einen Workshop der Rosia Montana Kampagne gegen das dortige Gold-Tagebauprojekt. Dort gibt es heftigen Widerstand auch der ansässigen Bevölkerung (die bei uns zu großen Teilen bereits resigniert hat). Teilnehmerrückmeldungen der öffentlichen Schlussauswertung zeigten den Wunsch, das vierte Forum in Rosia Montana stattfinden zu lassen.

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