Skills for action und mehr
Seit diesem Frühjahr halten wir den Hambacher Forst im Rheinischen-Braunkohlerevier bei Köln besetzt. Wir tun das, weil der Braunkohle-Abbau gestoppt werden muss und es dafür frischen, engagierten Widerstand braucht. Wir wissen, dass Petitionen, Unterschriften und Menschenketten nicht ausreichen werden und auf Stellvertreter_Innen in ‚der Politik wollen wir erst recht nicht warten. Für direkten Widerstand braucht es also Aktivist_innen mit vielfältigen Fähigkeiten und unberechenbaren Ideen um dem Repressionsstaat stets einen Schritt voraus zu sein.
Deshalb laden wir alle zum Skill-Sharing-Camp vom 29. Juni bis zum 8. Juli ein, um sich 10 Tage lang gegenseitig Fähigkeiten beizubringen und voneinander zu lernen. Mit einem Schwerpunkt auf „skills for action“ aber auch anderen Workshops zu nützlichen, interessanten und auch gerne lustigen Themen die im Widerständigenalltag eben so anfallen, sollen stattfinden – zum Beispiel Workshops zu „Kochen für viele Menschen auf Camps“, womit eine vegane Verköstigung des Camps sichergestellt wäre, oder auch künstlerische Sachen wie Jonglage und Raum um an neuen (Aktions-)Ideen, Strategien und vor alledem praktischen Umsetzungen zu basteln.
Ein freies Lernen existiert in dieser Gesellschaft nicht (oder genauer nur in subversiven Nischen). Entweder wird Wissen als Ware behandelt und ist nur für jene zugänglich, die dafür zahlen können und die richtigen Abschlüsse vorweisen können, oder sie wird autoritär und bevormundend den Menschen übergestülpt, mit der Schulpflicht zum Beispiel, ohne nach den Bedürfnissen der Betroffenen und schon gar nicht nach ihnen selbst und ihren Ideen zu fragen.
Dem entgegengesetzt muss ein freies Lernen stets frei für alle zugänglich und kooperativ, also in Zusammenwirkung der Beteiligten sein – Barrieren, wie verschiedene Sprachen und unverständliches Fachgesimpel die ausschließend wirken, sollten dabei versucht werden so weit wie möglich abzubauen. Gleiches gilt für Rollen die innerhalb der heutigen Gesellschaft vorhanden sind und durch uns selbst immer wieder neu geschaffen und verinnerlicht werden – Menschen zum Beispiel nach angeblich feststehenden Geschlecht(szuschreibungen) Fähigkeiten zu- oder abzusprechen. Dieser Prozess kann aber nur in einer annehmbaren Alternative münden, falls freiwillig, kritikfähig und unterstützend miteinander umgegangen wird!
Dieser Vorsatz soll ein Stück weit – es dreht sich ’nur‘ um 10 Tage – Realität werden, und nicht-institutionelle Beziehungen wie eben selbst getroffene Übereinkünfte und Vereinbarungen zwischen den beteiligten Menschen, auf dem Skill-sharing-camp verdichtet werden. Wir brauchen und wollen gesellschaftliche Verhältnisse in denen die Bedürfnisse von Menschen im Mittelpunkt stehen und in freien Vereinbarungen selbst geregelt werden. Nur so kann verhindert werden, dass die lebensnotwendigen Ressourcen der Menschen, deren Gesundheit und natürliche Umwelt über deren Köpfe hinweg, zerstört werden, durch die Logiken des Marktes und geregelt durch institutionelle Autorität – wie das auch hier im RWE-Lande der Fall ist. Um dorthin zu kommen ist es notwendig eine Vernetzung und Organisierung von unten aufzubauen, aber auch Fähigkeiten für den Widerstand zu erlernen und zu erweitern um andauernde Angriffe auf unsere Leben abwehren zu können und etwas besseres als das bisherige (wenn auch nur erahnend) schon Heute entstehen zu lassen.
Das Skill-sharing -camp soll also keine ausschließende Veranstaltung werden. Sie soll offen sein, für Anwohner_innen, Umwelt-Aktivist_innen aber auch Menschen in sozialen Kämpfen in der Umgebung oder auch weltweit. Aus diesem Anspruch heraus versuchen wir Workshops so zu gestalten, dass sie auch ohne Vorwissen verstanden werden können – wir versuchen für Übersetzungen zu sorgen, wenn unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, und wir versuchen keine szenige, ausschliesende Kultur auf dem Camp herrschen zu lassen, in der sich Menschen die sich nicht einer bestimmten Szene zugehörig sehen unwohl fühlen könnten.
Was wir nicht akzeptieren werden sind Handlungen und Äußerungen die anderen Menschen die Beteiligung erschweren, verwehren oder sie angreifen. Dazu zählen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homo- & Transphobie die in ihrem Kern stets Menschenverachtend sind.