Hinweis: Der folgende Text soll einen Überblick und ein klareres Bild zu politischen Aktionen geben, die in der Anti-Kohle-Bewegung im und um den Hambacher Forst genutzt werden. Der*die Autor*innen übernehmen keine Verantwortung für Aktionen von Individuen oder Gruppen. Nach diesen ernsten Worten: Habt Spaß!!!

Damit unsere Bewegung für den Erhalt des Hambacher Forstes und für einen sofortigen Kohleausstieg effektiv ist, müssen wir aktiv im und um den Wald sein! Politische Aktionen können viele verschiedene Formen annehmen. Ob symbolisch oder direkt, legal oder illegal, friedlich oder militant, alle Aktionen tragen zur Sache bei! Die Diversität der Taktiken innerhalb unserer Bewegung macht uns stärker und gibt jeder Person die Möglichkeit, aktiv Teil zu sein, mit dem Aktionslevel, mit dem mensch sich wohlfühlt.
Der folgende Text gibt einen knappen Überblick zu den verschieden Arten im und um den Hambacher Forst aktiv zu werden und dient als Quelle für Inspiration.


SYMBOLISCHE AKTIONEN

Symbolische Aktionen sind Handlungen öffentichen Protests, in denen du durch bunte oder schauspielerische Methoden eine politische Botschaft kommunizierst oder Menschen zu einem politischen Thema informierst. Eine gute Möglichkeit, um Menschen interessiert und aufmerksam zu machen, ist das Nutzen von öffentlichen Plätzen für politische Perfomances. Durch die kreativen Elemente, die Teil unserer politischen Bewegung sind, wird die Aktion in den Medien meist in einem positiven Bild dargestellt.

Beispiele von symbolischen Aktionen sind Straßentheater, musikalische Perfomances, Clowns-Aktionen und Banner-drops.


DIREKTE AKTIONEN

Direkte Aktionen ist ein Überbegriff für viele Formen von politischen Aktionen, die direkt politische und ökonomische Strukturen stören. Anstatt zu versuchen, dass Politiker*innen die Gesellschaft verändern, handeln Menschen selber und geben keinen Vertreter*innen die Handlungsvollmacht. Im Kontext dieses Kampfes im und um den Hambacher Forst nehmen direkte Aktionen normalerweise die Form eine Blockadeaktion oder Aktionen zivilen Ungehorsams an. Diese hindern effektiv die Rodung des Waldes und stören die Förderung und das Verbrennen der Braunkohle des Energieriesen RWE.

Innerhalb des Waldes

In den letzten Jahren waren die Hauptaktionsformen innerhalb des Waldes Aktionsklettern und das Bauen von Strukturen hoch oben in den Bäumen. Ob dies Baumhäuser, Plattformen, Netze oder Hängematten in den Baumkronen sind, die Aktionen dienen dazu, es RWE und der Polizei schwerer zu machen, das Rodungsgebiet zu räumen. Die Polizeikräfte werden durch das Klettern in mehreren Metern Höhe gezwungen spezielle Ausrüstung herzuschaffen, um die Menschen von den Bäumen zu räumen. (HINWEIS: Wenn das Klettern fehlerhaft ausgeübt wird, kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Die Risiken sollten nicht unterschätzt werden. Wir empfehlen es, Klettern bei einem Aktionskletterworkshop zu lernen.)

Neben Strukturen in den Bäumen sind Wegblockaden innerhalb des Waldes eine effektive Methode die Arbeit von RWE und Polizei zu verzögern.

Strukturelle Blockaden, wie Tripods, Monopods oder Barrikaden, dienen als gute Hindernisse, um Fahrzeuge und Maschinen daran zu hindern sich frei im Wald zu bewegen. Diese Hindernisse können sogar besetzt werden, damit Polizei oder RWE die Strukturen nicht einfach zerstören kann.

Menschliche Blockaden, bei denen eine größere Anzahl an Menschen ihre Körper einsetzen, um die Maschinen zu blockieren, können auch extrem effektiv sein, Fahrzeuge und Maschinen innerhalb des Waldes aufzuhalten. Diese Art der Blockade ist einfach zu organisieren, benötigt sehr wenige Fähigkeiten und führt normalerweise nicht zu einem hohen Repressionslevel.

Auf den Bäumen wie auf dem Boden können all diese Methoden einfach mit dem Benutzen von “Lock-ons” kombiniert werden. Das sind Geräte, mit denen sich eine Person mit ihrem Körper an die Strukturen (Barrikaden oder Baumhäuser) oder an die Maschinen (Bulldozer oder Hubsteiger) anketten kann.
Ein Lock-on kann leicht und transportierbar sein für schnelle oder spontanere Situationen oder schwer und unbeweglich, um es der Polizei schwerer zu machen, das Lock-on aufzubrechen.

Außerhalb des Waldes

Auch außerhalb des Waldes haben Aktivisti durch direkte Aktionen gegen die Kohleinfrastrukutr einen großen und diversen Beitrag für den Kampf geleistet. RWE hat drei aktive Minen, in denen Kohle abgebaut wird und welche alle in einem riesigen Infrastrukturnetz über die ganze Region miteinander verbunden sind. Auf dem Weg von der Kohleförderung über die vielen Transportwege bis die Kohle die Kraftwerke erreicht gibt es viele potentielle und effektive Ziele für Aktionen: Bagger, Förderbänder, Bahnstrecken oder sogar die Kraftwerke selber.

In Massenaktionen wie Ende Gelände oder in autonomen Kleingruppenaktionen haben Aktivisti es geschafft diese strategischen Punkte zu besetzen und dadurch Teile von RWEs Infrastruktur lahmzulegen.

Eines der meistvisierten Gebiete war bislang die Hambachbahn-Schienenstrecke, wo die Kohle vom offenen Hambacher Tagebau zu den Kraftwerken transportiert wird. Durch die Anwendung vieler verschiedener Methoden (Abseilen von oberhalb der Schienen, das Errichten von Tripods auf den Schienen oder das Anketten an die Schienen) haben es Aktivisti effektiv geschafft die Züge vom Fahren abzuhalten. Mehr Infos zum Hintergrund für Blockaden der Kohlebahnen gibt es hier: https://hambacherforst.org/blog/2018/10/19/die-kohlebahn/
Autonome Aktionen wie diese können unglaublich effektiv sein, da eine kleine Gruppe von Menschen, die sich zusammen organisieren, es erreichen (können) wichtige Punkte der Infrastruktur für eine längere Zeit lahmzulegen.

Ein theoretischer Absatz zum Thema “Sabotage”

Rein hypthetisch, wenn ein kriminelles Element die Absicht einer direkten, gutgezielten Zerstörung (auch bekannt als “Sabotage”) der Werkzeuge, Maschinen oder Infrastruktur von RWE hätte, gäbe es viele potentielle Ziele, die interessant sein könnten… hypothetisch (!!!).

Aus rein historischer Perspektive (!!!) gibt es folgende Ziele ehemaliger illegaler Aktionen: Stromleitungen, Pumpstationen, Bahnstreckenschienen, sowie Fahrzeuge und Material zum Kahlschlagen des Waldes.

Da diese rein theoretischen (!!!) Aktionen auch die sind, bei denen mensch am stärksten kriminalisiert werden kann, wäre es im Interesse potentieller krimineller Elemente aus einer rechtlichen Perspektive so wenig bis möglichst keine Spuren, wie DNA oder Fingerabdrücke, zu hinterlassen.


UNTERSTÜTZUNG FÜR EURE AKTIONEN

Fähigkeiten und wissen

Während manche Aktionen einfach zugänglich sind und wenig oder keine Erfahrung benötigen, erfordern andere spezifische Fähigkeiten oder Wissen. Ob du eine Sitzblockade vor einem Harvester, die Bahnstrecke mit einem Tripod blockieren oder vor/auf einem Kraftwerk herumklettern willst – es gibt viele Möglichkeiten, um die notwendigen Fähigkeiten zu erlernen.

In jedem Jahr finden mehrere Male sogenannte “Climate-Camps” statt, wo Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung sich treffen und austauschen können, sowie ihre Fähigkeiten teilen und in Aktion treten können. Genauso wie auf “Skillshare” (Fähigkeiten austauschen) Events überall in Europa kannst du hier bei Workshops zu den verschiedensten Formen direkter Aktionen und hierarchiefreiem Leben teilnehmen.

Auch außerhalb dieser größeren Veranstaltungen ist es möglich diese Fähigkeiten zu lernen.
Die Aktionsgruppe Zucker Im Tank bietet Workshops und Unterstützung für Bezugsgruppen an, die dezentrale Kleingruppenaktionen gegen die Kohleinfrastrukutur im Rheinland und in Deutschland ausüben wollen. Mehr Informationen hier: www.zuckerimtank.net

Gruppen, wie Ende Gelände und Aktion Unterholz organisieren kontinuierlich Aktionstrainings für Massenaktionen zivilen Ungehorsams.

Wie zuvor erwähnt kann Aktionsklettern, wenn es inkorrekt ausgeübt wird, hohe Risiken mit sich bringen. Daher ist es wichtig Klettern richtig zu lernen bevor mensch die Methoden in Aktionen benutzt. Es gibt eine autonome Aktionskletterszene in Deutschland, welche Aktionsklettertrainings (AKT) organisiert, die circa fünf Tage dauern. Du kannst uns unter mail@nullhambacherforst.org dafür anschreiben.

Diese Workshops finden oft an “Skillshare-Events” im und um Waldbesetzungen statt, wie beim Hambacher Forst oder beim Treburer Wald nahe Frankfurt.

Ordnungsgemäß Akionsklettern zu lernen kann auch erreicht werden, indem du längere Zeit in einem Projekt wie dem Hambacher Forst verbringst.


Repression und rechtliche Unterstützung

Da der deutsche Staat kein Interesse im Rückbau des mit fossilen Energieträgern betriebenen Kapitalismus hat, werden sie jede Waffe einsetzen, um uns zu kriminalisieren und unseren Widerstand zu brechen. Staatliche Repression hat viele Formen (Polizeigewalt, Geld- oder Haftstrafen), aber zusammen in Solidarität sind wir stärker als sie!

Es gibt mehrere Gruppen, die Unterstützung anbieten angesichts Repressionen und rechtlichen Fragen.

Unten Lassen und Anti-RRR bieten rechtliche Unterstützung für kriminalisierte Aktivisti an, und das ABC Rheinland unterstützt inhaftierte Anarchist*innen, Aktivisti und andere, die mit der Bewegung verbunden sind.

Lest mehr zu Repressionen.

 

RESSOURCEN FÜR DAS PLANEN VON AKTIONEN

Karten von dem Rheinischen Braunkohlerevier

Direkte Aktionsanleitungen:

Rechtshilfehandbuch für Aktionen in Nordrhein-Westfalen