warum Blockupy sich nicht von militanteren Aktionen distanzieren sollte
Zitiert von linksunten.indymedia.org
Disclaimer: Wie jeder andere Artikel auf dieser Website repräsentiert auch dieser hier nicht die Meinung sämtlicher Menschen, die auf der Besetzung aktiv sind.
Angesichts der Aktionen, die am Mittwochmorgen und -vormittag jenseits von Sitzblockaden und angemeldeten Demonstrationen/Kundgebungen liefen, zeigten sich einige Sprecher*innen des Blockupy-Bündnisses überrascht und distanzierten sich von diesen „Krawallen“.
Als wir am Mittwoch in Frankfurt die zerbrochenen Schaufensterscheiben, die Barrikaden in den Straßen und die brennenden Polizeiautos sahen, waren wir ebenfalls überrascht – allerdings im positiven. Es freute uns, dass so viele Menschen, die von der Austeritätspolitik direkter betroffen sind, von weit her gekommen waren, um gemeinsam mit uns ihrer Wut über die alltäglichen Grausamkeiten des Kapitalismus Ausdruck zu verleihen. Wir finden es sehr schade und für unseren gemeinsamen Protest nicht förderlich, dass einige Blockupy-Sprecher*innen meinten, sich distanzieren zu müssen. Im Folgenden wollen wir einige Annahmen über militantere Aktionen, wie sie von der Presse, der Öffentlichkeit und leider auch Teilen des Blockupy-Bündnisses geäußert wurden, kritisch beleuchten, um somit um Verständnis für unsere Militanz zu werben.
1. „Die Ausschreitungen waren gewaltvoll“
Der Vorwurf der Gewalt ist oft zu hören, wenn es um Aktivst*innen geht, die sich ihren Aktionsspielraum nicht vom Gesetzbuch vorschreiben lassen wollen. Für die Dortmunder Polizei waren selbst Sitzblockaden gegen Nazis eine Form von Gewalt. Wenn mit dem Gewaltbegriff um sich geschmissen wird, dann sollte zuerst geklärt werden wie dieser überhaupt definiert wird. Die engere Definition könnte auch als körperliche Gewalt bezeichnet werden: Eine Person fügt einer anderen körperliche Schmerzen und/oder Verletzungen zu. Nach dieser Definition waren die allermeisten Aktionen am Mittwochvormittag keine Gewalt. Wie es für Beteiligte aus den Medien leicht zu entnehmen ist, wurden die allermeisten Polizist_innen durch ihr eigenes Tränengas verletzt. Wenn Schaufensterscheiben eingeschlagen und Autos oder Mülltonnen angezündet werden, dann ist das Sachbeschädigung, tut aber niemandem (körperlich) weh. Aber auch körperliche Gewalt kann unserer Meinung nach legitim sein. Nur die eingefleischtesten Pazifist*innen würden sich nicht selbst verteidigen, wenn sie bedroht werden. Und ist es nicht Selbstverteidigung bzw. die Verteidigung anderer, wenn Polizist*innen angegriffen werden, die mit aller Gewalt eine Politik und ein System schützen, die für den Tod von unzähligen Lebewesen verantwortlich sind?
Eine weiter gefasste Defintion von Gewalt, die die psychische Ebene mit einbezieht und durch den Ausdruck von Wut/Aggression bzw. das Erzeugen von Angst gekennzeichnet ist, würde auch Demos, auf denen laute Parolen gerufen werden, oder Sitzblockaden miteinbeziehen. Niemand im Blockupy-Bündnis würde solche Aktionen als illegitim bezeichnen. Wir finden, dass solche Aktionen – zusammen mit militanteren Aktionen wie dem Anzünden von Polizeiautos – eine Form von wichtiger und notwendiger Gegengewalt gegen die alltägliche Gewalt des Kapitalismus sind.
2. „Der schwarze Block hat wahllos randaliert, es ging ihm nicht um die Message sondern nur um Krawall“
Zwar wurden alle möglichen verschiedenen Dinge Ziel von Sachbeschädigung, doch gab es zu den meisten davon einen politische Bezug. Es wurden Scheiben von Banken eingeschlagen, die Profit mit Lebensmittelspekulation, Atomkraft, Waffenproduktion oder anderen zerstörerischen Geschäften machen, es wurde die Tankstelle eines Ölkonzerns geplündert, (sexistische) Werbetafeln zerstört, die uns zum Konsum unnötiger und mit Ausbeutung hergestellter Produkte bringen sollen und viele weitere Aktionen gegen ausbeuterische Großkonzerne und Banken durchgeführt. Auch die Polizei ist ein legitimes Ziel, ist sie doch die Institution die dieses kapitalistische System schützt und die uns in vergangenen Jahren mehrfach selbst an angemeldetem und genehmigtem Protest gehindert hat. Es wurden zwar auch Dinge zerstört, zu denen wir keinen direkten Bezug hatten, dies diente aber entweder dem Barrikadenbau (z.B. brennende Mülltonnen), der notwendig war, um einigermaßen unbehelligt von der Polizei agieren zu können, oder aber wurde von der Mehrheit des schwarzen Blocks missbilligt (als z.B. ein*e Aktivist*in eine Straßenbahn mit Insassen darin angriff, äußerten andere laut ihren Unmut darüber, und die Person stellte die Aktion ein), zumindest soweit wir das mitbekommen haben.
3. „Friedlicher Protest ist gut, aber Krawall ist nicht gerechtfertigt“
Durch die Austeritätspolitik der Troika werden Gesundheits- und Sozialsysteme zerstört, die Lebenserwartung sinkt. An den Aussengrenzen der EU sterben tausende durch das rassistische Grenzregime von Frontex. Im globalen Süden sterben zahllose Menschen an Hunger, weil die Industrienationen und -konzerne ihre Länder ausbeuten. Der Klimawandel, für den die kapitalistische Wachstumslogik verantwortlich ist, zerstört unser aller Lebensgrundlagen. Angesichts dieser Ausmaße des globalen und alltäglichen Leidens ist für uns jede Form des Protests dagegen erst einmal gerechtfertigt und begrüßenswert. Sich von Widerstand gegen dieses zerstörerische System zu distanzieren, weil dabei auch Scheiben zu Bruch gehen oder Autos abbrennen, finden wir zynisch.
4. „Scheiben einschlagen und Autos abfackeln bringt doch nichts“
Wenn ihr euch da so sicher seid, was glaubt ihr bringt es dann, genehmigte Demonstrationen durchzuführen, Petitionen zu schreiben oder Parteiarbeit zu machen? Wir denken dass direkte Sachbeschädigung effektiver sein kann, als einige dieser Formen, Politik zu betreiben.
Zum einen entsteht ein wirtschaftlicher Schaden für die Konzerne und Banken, deren Eigentum zerstört wird. Zum anderen schafft es auch mehr Aufmerksamkeit für unser Anliegen – oder denkt ihr etwa, Blockupy hätte es an die erste Stelle in der Tagesschau geschafft, wenn es bei Sitzblockaden geblieben wäre?
Darüber hinaus ist Militanz auch eine Form von Selbstermächtigung. Es tut gut, sich nicht von der Polizei sagen zu lassen, was wir zu tun und zu lassen haben, und unserer Wut Ausdruck zu verleihen. Gerade für die Gefährt*innen aus Südeuropa, die direkt von der Austeritätspolitik der Troika betroffen sind, war dies bestimmt sehr wichtig. Doch es tut nicht nur gut, sondern eröffnet auch weitere Perspektiven – auf ein Selbstverwaltetes Leben ohne Staat und Kapitalismus. Und zwar, indem für den Anfang auf einer bestimmten Fläche für eine bestimmte Zeit das staatliche Gewaltmonopol aufgebrochen wird und die staatlichen Gesetze keine Gültigkeit mehr haben. Es bietet auch die Chance, Wut und Trauer in etwas heilsames und kreatives zu verwandeln zu können.
5. „Militanz ist schlecht für das Bild von Blockupy in der Öffentlichkeit“
Es mag stimmen, dass viele Menschen abgeschreckt waren von den Aktionen und dadurch eine negative Meinung über Blockupy haben. Allerdings schrecken auch Demonstrationen und Blockaden einige Leute ab. Der Trennstrich, ab wann Aktionen eine zu große Ablehnung in der Öffentlichkeit schaffen, ist nicht eindeutig zu ziehen. Wir denken aber, dass wir uns auch nicht zu sehr davon beeinflussen lassen sollten, was die restliche priviligierte Bevölkerung in Deutschland über unsere Aktionen denkt. Wenn, angeblich, für die Demokratie die Barrikaden brennen, ist das für die Medien und viele Leute okay, aber völlig inakzeptabel, wenn sie gegen das bestehende System brennen. In einigen anderen Ländern scheinen militante Aktionen weitaus akzeptierter zu sein als hier. Natürlich ist es trotzdem wichtig, möglichst viele Menschen mitzunehmen. Doch sollte dies nicht darüber geschehen, dass sich von Militanz distanziert wird, sondern eher dadurch, dass die Gründe dafür erklärt und vermittelt werden.
Uns ist klar, dass bei militanten Aktionen, wie z.B. Sachbeschädigungen, nicht alle mitmachen wollen und auch nicht alle mitmachen können (beispielsweise ist es noch gefährlicher für Menschen mit Rollstuhl an Straßenschlachten teilzunehmen). Deshalb finden wir es wichtig, dass es viele verschiedene Aktionsformen, wie z.B. Kundgebungen, Demonstrationen oder Sitzblockaden gibt. Aktionen wie die des schwarzen Blocks am Mittwochmorgen sollten aber gleichberechtigter Teil eines bunten Fächers an Aktionsformen sein, denn wir wollen uns nicht anmaßen zu beurteilen welche Mittel etwas bringen und welche nicht – wir denken, jede*r sollte einfach das tun, was sie*er für das Effektivste hält. Eine Distanzierung sorgt für die Spaltung unseres legitimen Widerstandes gegen Troika, Austerität und Kapitalismus, und bringt uns nicht voran.
Wir hoffen deshalb, dass die Äußerungen von einigen Sprecher*innen von Blockupy im Bündnis noch weiter diskutiert werden und so nicht stehen bleiben.
Einige Aktivist*innen, die am Widerstand gegen die EZB-Eröffnung teilgenommen haben
Nachgestellt, das Gedicht „Der Revoluzzer“ von Erich Mühsam
War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.Und er schrie: ‚Ich revolüzze!‘
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonsten unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.Aber unser Revoluzzer
Schrie: „Ich bin der Lampenputzer
Dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Laßt die Lampen stehn, ich bitt!
Denn sonst spiel’ ich nicht mehr mit!“Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.Dann ist er zuhaus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich, wie man revoluzzt
Und dabei doch Lampen putzt.
Ernsthaft ? auf dieser Seite ?
Gerade versuche ich Leuten ( keine AktivistInnen) die aktion im Hambacher Forst nahezubringen. Bitte nehmt den Link weg, damit ich weiterhin mit Friedfertigkeit argumentieren kann.
Schön, hier seid Ihr oder einige ja mal so frei, wie Ihr zu Zerstörung und Gewalt wirklich steht! Lächerlich das Ihr Euch dann gegen den Begriff Terroristen wehrt! Terror gleich Furcht und Schrecken! Terrorismus sind gewalttätige Anschläge, nichts anderes! Jetzt legitimiert ihr es offen hier auf der Seite!!! Herr Zobel und sie Spenden für diese friedfertigen freundlichen Menschen ?? Was sagt denn die Bürgerinitiative hierzu ? Nun ja, wenn Sie sich bisher nicht geäußert haben , frage ich nachdem wann jetzt nicht mehr! Herzliche Grüße, ebenso von Pluto und Kasperl!
Endlich mal ein vernünftiges Statement! Lasst euch nicht verunsichern, weil der ein oder andere Troll hier in den Kommentarspalten gegen euch hetzt, weiter so mit allen Mitteln, denn wer sich die Form seines Widerstands vorschreiben lässt von eben denen, gegen die er Widerstand leistet, kann auch gleich zu Hause bleiben und weiter zugucken, wie die Welt vor die Hunde geht.
In Liebe und Anarchie wünsche ich euch alle Kraft und Entschlossenheit!
Verbrecher!
Kontra , natürlich und zur Orthographie kommen wir dann nochmal später! Oder meint Ihr, ich stell für Euch lekotoriche Ansprüche, dass tippt das Handy selbstständig !
damit habt ihr euch endgültig lächerlich gemacht.
Wer soll euch und euer Anliegen denn jetzt noch ernst nehmen. Aufrufen, verharmlosen und rechtfertigen von Gewalt gegen Mitmenschen und deren Eigentum ist absolut inakzeptabel.
In jeder Uniform steckt auch ein Mensch.
Ihr seid einfach nur Stresstouristen. Auf Gewalt und zivilem Ungehorsam spezialisiert, ein Pack, welches gegen jede normale Staatsform rebelliert. Gruß auch an den Vadder (Abraham der von den Schlümpfen), der euch auf einer kleinen Wiese „Obdach“ gewährt.
Wolfgang
PS: Die Hambacher Themen müssen euch ja wohl ausgehen, wenn ihr wieder einmal z.B. Frankfurt veröffentlicht.
Haut einfach ab.
NEIN NEIN NEIN,
nur weil irgendwer auf indymedia so einen oberflächichen Blödsinn schreibt, müsst ihr es doch nicht auf eurer Seite verlinken.
Nein Nein Nein.
Oh man. Das ist alles so infantil das einem die Spucke wegbleibt.
Solche Wohlstandsblagen wie ihr, habe ich lange nicht mehr gesehen.
Wenn Mama und Papa den Geldhahn zudrehen, werdet ihr sehen das man vom Bäume umarmen nicht satt wird.
Wäret ihr 80 Jahre früher geboren wäret ihr bestimmt gute Rotgardisten oder SA Schläger geworden.
Ideologie ist nur was für Leute die das Denken aufgegeben haben.
Ich würde euch dringend einen Ausflug in die reale Welt empfehlen.
Mit entsetzten Grüßen,
euer Hempelpei.
Wenn euch der gleiche „bunte Fächer an legitimen Aktionsformen“ entgegen wirkt ,dann fordert ihr Hilfe von der Staatsmacht die ihr vorher mit Steinen und Molys bombardiert habt.
Ich verstehe Leute die von Krisenpolitik betroffen sind, von denen vielleicht deshalb schon Angehörige gestorben sind, weil die Kürzungen auch Medikamente, Krankenhäuser usw. betreffen. Ich selbst freue mich innerlich, wenn ein leeres Politeiauto, ein Symbol für tägliche Gewalt gegen die Armen, Unkonventionellen (Dreadträger*innen) und Flüchtlinge (hier sind wieder Syrer von der Abschiebung nach Rumänien bedroht, während die Prosches durch die Straßen brausen) in Flammen aufgeht.
Nachdenklich macht mich aber erstmal eine Tatsache, die ich in Heiligendamm selbst erlebt habe: Zivilpolizisten sind nicht selten diejenigen, die in schwarzen zivilen Kleidern verkleidet, den Krawall anzetteln. In Heiligendamm wurden zwei, die die ersten beim Steinewerfen waren, später als Zivilpolizisten enttarnt. Daraus schließe ich, dass das Interesse der Herrschenden an den Krawallen größer ist, als das unsere.
Deshalb denke ich, dass die Krawalle, so okay ich sie eigentlich finde, solange sie keine Zivilisten verletzen, strategisch falsch sind. Blockupy hatte das jährliche potential zu wachsen, jetzt wo es mit Feuer in Verbindung gebracht wird, ist dieses Potential erloschen. Die Ausschreitungen werden hier als Herrschaftsinstrumente eingesetzt und wenn sie nicht von unten kommen, dann werden sie von bezahlten Einheiten (Polizei oder private Dienstleister) angezettelt.
Wir als radikale Linke müssen einen Umgang finden, uns nicht zu spalten und trotzdem so zu organisieren, dass wir wachsen können. Und Terror ist das, was die Medien machen: Ich denke wer in Frankfurt auf der Staße war, ob als Passant*in oder Aktivist*in, hat gespürt, dass es keinen Grund zur Angst gibt. Die Medien verbreiten gemeinsam mit der Politik und der Polizei Angst und Schrecken, sie sind die Terroristen!!!
Matt123 schrieb: „Gerade versuche ich Leuten ( keine AktivistInnen) die aktion im Hambacher Forst nahezubringen. Bitte nehmt den Link weg, damit ich weiterhin mit Friedfertigkeit argumentieren kann.“
Das wäre wohl echt albern, jetzt wo’s einmal raus ist, das Internet vergisst ja nix.
Aber du kannst ja, wenn du es nötig findest, die Menschen auch immer wieder hinweisen auf den „Disclaimer: Wie jeder andere Artikel auf dieser Website repräsentiert auch dieser hier nicht die Meinung sämtlicher Menschen, die auf der Besetzung aktiv sind.“
Ich persönlich würde mir aber auch nicht wünschen, dass du mir Friedfertigkeit unterstellst. Das wäre eine verkürzte Darstellung meiner gewaltlosen Strategie. Ich halte mich für einen überaus friedfertigen Menschen, aber im Zusammenhang mit diesem Thema ist es für mich ein Kampfbegriff, mit dem die Bewegung gespalten wird. Bring deinen Freunden lieber folgendes näher: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Sachbeschädigung und körperlicher Gewalt, es gibt einen großen Unterschied zwischen zwischen Notwehr/Nothilfe und unprovozierter Gewalt, und es gibt außerdem einen großen Unterschied zwischen herrschaftsolyaler Gewalt von oben und emanzipatorischer Gewalt von unten.
Zitat konstrukt: „In jeder Uniform steckt auch ein Mensch.“
Zitat aus dem Artikel: „Wie es für Beteiligte aus den Medien leicht zu entnehmen ist, wurden die allermeisten Polizist_innen durch ihr eigenes Tränengas verletzt.“ Wenn mensch in der Lage ist, einen mentalen Trennstrich zu ziehen zwischen Sachbeschädigung und körperlicher Gewalt, dann ist allein schon damit klar, dass die meiste Gewalt in Frankfurt von der Polizei ausging.
Aber dein Satz stimmt natürlich. In Frankfurt wurden ja auch kaum Polizist*innen durch die „Krawalle“ verletzt, und im Text geht es auch kaum um körperliche Gewalt abgesehen von Notwehr. Wenn mensch sich dann anschaut, wieviele Demonstrant*innen in Frankfurt verletzt wurden, ist bei den wenigen verletzten Polizist*innen durchaus von Notwehrsituationen auszugehen.
Nebenbei: In jeder SA-Uniform steckte auch ein Mensch. Die trugen aber – ebenso wie die Polizist*innen heute – tödliche Schusswaffen und machten durch ihr „Präsenz Zeigen“ klar, dass bei Widerstand gegen das Regime mit Gewalt zu rechnen ist. Diese Form der Gewalt, dass auch heute überall schwerbewaffnete Staatsbemate rumlaufen, scheint so normal, dass sie vielerseits gar nicht mehr als Gewalt wahrgenommen wird.
Aber ja. In jeder Uniform steckt nicht nur ein Täter, sondern auch ein Mensch. Ich hoffnungsloser Menschenfreund gebe deshalb auch die Hoffnung nicht auf, dass auch Polizeibeamte einsehen können. dass sie auf der falschen Seite der Barrikaden stehen und in ihrem Job mehr Verbrechen schützen als sie bekämpfen. Wenn allerdings andere auf dieses Umdenken der Uniformierten Krawalltouristen nicht warten wollen, und wenn sie vor Allem nicht bereit sind, sich ohne Gegenwehr verdreschen zu lassen, dann kann ich das gut verstehen.
Zitat Prorwe: „Lächerlich das Ihr Euch dann gegen den Begriff Terroristen wehrt! Terror gleich Furcht und Schrecken! Terrorismus sind gewalttätige Anschläge, nichts anderes!“
Zitat DasHmepelpei: „Wäret ihr 80 Jahre früher geboren wäret ihr bestimmt gute Rotgardisten oder SA Schläger geworden.“
Merkt ihr eigentlich nicht, wie gedankenlos ihr Massenmorde (!!!) mit einfachen Sachbeschädigungen an Konzerneigentum vergleicht? Schämt ihr euch nicht, die Opfer von Völkermorden so zu beleidigen, indem ihr sie vor euren ideologischen Karren spannt? Seht ihr nicht, dass das die reinste demagogische Hetze ist, die ihr da betreibt, und dass damit ihr und manche andere (die hier in den Kommentarspalten teilweise schon zu Mord an uns durch die Polizei aufgerufen haben) euch selbst weit näher an Diktaturen stellt als irgendeine von unseren Handlungen, die ihr kritisiert?
Und wie gesagt:
Zitat DasHmepelpei: „Ideologie ist nur was für Leute die das Denken aufgegeben haben.“
Toller Spruch. Aber wie kommst du denn darauf, dass das, was du denkst, keine Ideologie sein soll? Weil alle deine Kollegen auch genau so denken? Hmmm, war das nicht irgendwann anders auch schonmal so, dass alle das gleiche dachten und das im Nachhinein trotzdem irgendwie ne doofe Ideologie war…?
weiter im Zitat „Ich würde euch dringend einen Ausflug in die reale Welt empfehlen.“
Gleichfalls. Ich persönlich erkenne ja Menschen, die das selbstständige Denken aufgegeben haben, meistens daran, dass sie alle Meinungen außer ihrer eigenen als Ideologie disqualifizieren, und dass sie nur ihre eigene kleine Perspektive unkritisch für „die reale Welt“ halten.
Viel Spaß weiterhin in deiner ganz persönlichen kleinen Realität. Stell ruhig weiter nie die Frage, ob die tausenden anderen, die in einer ähnlichen Realität leben, möglicher Weise einfach nur genau so Gehirngewaschen sind wie du.
Zitat Rene: „Wenn euch der gleiche „bunte Fächer an legitimen Aktionsformen“ entgegen wirkt ,dann fordert ihr Hilfe von der Staatsmacht die ihr vorher mit Steinen und Molys bombardiert habt.“
Das behauptet ihr immer, soviel steht fest. Meines Wissens tun viele Leute auf der Wiese das aus Prinzip nicht. Was ich für strategisch unklug halte, denn obwohl keine*r von uns ernsthaft darauf hoffen würde, von der Polizei brauchbare Hilfe gegen die regelmäßigen, unprovozierten gewaltsamen Übergriffe von RWE-Mitarbeitern zu bekommen, wäre es doch trotzdem hilfreich, wenn wir sie alle aktenkundig hätten. Dann würde auch mal noch en Bisschen sichtbarer werden, aus welcher Richtung die Gewalt im Hambacher Forst ausgeht und vor wem Spaziergänger*innen sich tatsächlich fürchten müssen. Aber da die meisten von uns soviel konsequenter sind als ihr es unterstellt, fällt es Spelthahn und Konsorten um leicht, weiter ihr Zerrbild der Realität zu verbreiten.
Zitat Moralisch oder Strategisch: „In Heiligendamm wurden zwei, die die ersten beim Steinewerfen waren, später als Zivilpolizisten enttarnt. Daraus schließe ich, dass das Interesse der Herrschenden an den Krawallen größer ist, als das unsere.“
Das Bedenken habe ich allerdings auch. Anderes Beispiel: Im letzten Herbst sind innerhalb einer Woche in Sichtweite der Wiese drei Hochsitze in Flammen aufgegangen. Ich bin fest davon überzeugt, dass kein Mensch von uns so blöd war, das zu tun – wer kackt auch da, wo er*sie schläft – sondern dass diese Aktionen aus der RWE-Richtung kamen, um sie uns unterzuschieben und damit die Lokalbevölkerung gegen uns aufzubringen.
Allerdings würde ich die Konsequenzen der Ausschreitungen in Frankfurt auch nicht so schwarz malen wie du. Weil Blockupy vorher schon so groß war, hatten schon viele Demonstrant*innen, die tw. vorher der gewaltfreien Ideologie anhingen, (sprich: Wir halten geduldig die andere Wange hin um zu beweisen, dass wir moralisch Recht haben) die massive, unprovozierte Gewalt der Polizei beobachten können. Die dürften nach diesen Erfahrungen jetzt auch besser verstehen, wenn andere kein Vertrauen mehr darauf haben, dass massive Polizeigewalt in Deutschland allzu viele Leute zum Nachdenken bringt. Nach den Gemetzeln der letzten Jahre hatten daher sicherlich viele sowieso keinen Bock mehr, die Anreise auf sich zu nehmen, nur um sich verdreschen zu lassen. Mit dem Wissen, dass es Gegenwehr gegen die Polizeigewalt gibt; dass wir uns autonome Räume schaffen können, wo wir in Sicherheit vor der Polizeigewalt demonstrieren können, werde ich im nächsten Jahr weniger Angst vor Blockupy haben.
Die Frage über die Legitimität von Gewalt ist schon uralt und es ist gut, sie immer neu zu stellen. Aber eine andere Frage wird dabei fast immer übersehen: die nach ihrer Effektivität. Es ist keine Frage: Bei all der herrschenden Gewalt, die viele Opfer fordert, ist Gegengewalt legitim. Aber nur dann, wenn sie auch effektiv ist. Ein Beispiel das vermutlich sogar alle der hier Reagierenden unterschreiben würden: wenn ein Attentäter mit einer Bombe in der Tasche nur durch einen gezielten Schuss gestoppt werden kann, dann ist das eine effektive Gegengewalt. Was ist mit den oben erwähnten sexistischen Werbetafeln? Wenn es durch die Aktion selbst vermittelt werden kann, um was es hier geht, beispielsweise mit einer Sprühdose, dann kann das auch effektiv genannt werden. Aber bei gebrochenen Fensterscheiben wird es schon schwieriger. Auf der einen Seite – angenommen sie gehört einer Bank – ist sie der Ausdruck der legitimen Wut gegen ein Wirtschaftssystem, das vor Todesopfern nicht zurück schreckt. Hier muss sich aber gefragt werden: wie effektiv ist dieser Ausdruck? OK, es führt dazu, dass die Tagesschau aufmerksam wird. Und Werbestrategen sagen ja immer: schlechte Werbung ist auch Werbung. Und was ist, wenn die Scheibe eines Weltladens bei einer Demo zu Bruch geht? Da, so nehme ich an, würden die Verantwortlichen sogar helfen zu verhindern, dass anschließend der Laden geplündert wird. Der negative Effekt wäre nicht auszudenken. Als der Vietnamkrieg auf dem Höhepunkt war, zerstörte eine Bombe in Deutschland einen Computer, der beim Nachschub der US-Armee über Deutschland eine wichtige Rolle spielte. So wurden viele Leben gerettet, auch von US-Soldaten. Wenn dabei jemand zu Schaden gekommen wäre, hätte ich trotzdem Verständnis dafür gehabt. Wenn in den USA ein schwarzer Jugendliche von einem „Ordnungshüter“ grundlos erschossen wird, und es bei den anschließenden legitimen Unruhen Plünderungen gibt, und es brennen Autos von schwarzen Anwohnern, dann ist das begreiflich aber nicht gut. Und darum gibt es immer wieder Provokateure, die gerade das fördern. Wenn in Frankfurt das Auto einer Bankangestellten zum Barrikadenbau angezündet wird, dann ist das nicht nur „Pech, hättest ja nicht gerade da arbeiten müssen“, dann ist das einfach schlecht.
Wenn ein vier- oder zweibeiniger Kettenhund daran gehindert werden kann, Gewalt auszuüben, dann ist das prima. Aber ich kann in den meisten Fällen das Leben eines scharf gemachten Hundes respektieren und dennoch effektiv das System bekämpfen, das diesen Hund scharf gemacht hat. Ich plädiere also dafür, die Diskussion etwas zu verlagern: nicht nur davon zu reden, ob Gewalt legitim ist, sondern auch die wichtige Frage, wie effektiv sie ist. Es darf nicht darum gehen, NUR Wut damit auszudrücken. Denn wir brauchen auch die Wut anderer! Und wir brauchen diese Diskussion, immer und immer wieder, auch wenn da irgendwelche Trolls, Orks, Kettenhunde und andere Zaungäste stehen, die nichts verstehen.
Man man man. Einige von euch haben zu viel Zeit!
@ hmepelpei: wenn du sonst keine Argumente mehr hast und nicht in der Lage bist anzuerkennen, dass deine Pöbelsprüche vorher alle widerlegt sind…
Ja stimmt, Stammtischhetze lässt sich wesentlich schneller in die Tastatur rotzen als sachliche Argumente zu wichtigen Themen. Viel Spaß weiterhin mit deiner vorgefertigten und niemals hinterfragten Meinung