Kampf gegen die Braunkohle in der Türkei: Auffällige Parallelen mit dem Rheinischen Revier

| français | English see below: Struggle against lignite excavation in Turkey:
Striking parallels with the Rhenish mining area

Auch in der Türkei wird Braunkohle gefördert, obwohl die Erneuerbaren auch dort auf dem Vormarsch sind und schon lange klar ist, dass die Verstromung von Braunkohle nicht nur eine soziale und ökologische Katastrophe ist, sondern auch wirtschaftlich immer fragwürdiger. Aber die LİMAK Holding ist anscheinend entschlossen, diese Zitrone bis zum letzten Tropfen auszupressen. Was bisher so einfach schien, scheint auch da auf einmal nicht mehr zu klappen. Im letzten Sommer, als es durch die Dürre überall Waldbrände gab, schickte die Kraftwerksfirma Fälltrupps aus, angeblich um die Brände zu bekämpfen. Seitdem stehen die Leute aus dem Dorf Wache. Sie bekamen bald Hilfe aus den Städten und so entstand ein Widerstandsdorf aus Zelten und Bauwagen, das inzwischen landesweit bekannt ist. Es kam nicht nur die Unterstützung von Menschen, die bei der Bewachung des Waldes halfen, sondern auch von spezialisierten Umweltjuristis. Eine weitere Parallele mit dem Rheinischen Revier (Lützerath): bis zur Klärung der Lage dürfen LİMAK und die Forstbehörde keine weiteren Fällungen vornehmen. Noch eine Parallele: Nicht weit von İkizköy entfernt, in Turgut, hat eine Bäuerin einen anderen Prozess gewonnen. Doch ihr Haus ist das letzte, das in ihrem Dorf noch steht.

Eine BäuerIN. Denn die Leute aus dem Dorf, das sind vor allem Frauen. Viele Männer arbeiten anderswo und die Frauen haben etwas gemacht, was eigentlich nicht von ihnen erwartet wird. Sie kämpfen. Darum haben wir einen Artikel übersetzt, der die Situation aus der Sicht der Frauen schildert. Am Ende finden sie weitere Links, darunter einen auf Deutsch zu einem Artikel aus der taz.
Der hier folgende Text ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Hier findet sich das Original:
Women pioneers of the İkizköy resistance: we breathe from these forests

Pionierinnen des Widerstands in İkizköy: Wir atmen von diesen Wäldern

Pionierinnen des Widerstands gegen die Bemühungen der LİMAK Holding Gesellschaft zur Erweiterung eines Braunkohletagebaus für ein Kraftwerk im Akbelen-Wald in İkizköy, Bezirk Milas in Muğla: „Wir können sagen, dass dieser Widerstand hauptsächlich von Frauen geleistet wird, denn hier ist in erster Linie ein Frauenfeld“ . Wir ernähren uns von diesen Wäldern, wir atmen von diesen Wäldern.“

Der Akbelen-Wald in Milas (Muğla) wird abgeholzt, um das von der LİMAK Holding betriebene Heizkraftwerk Yeniköy Kemerköy mit Braunkohle zu versorgen.

Die Menschen aus dem Dorf İkizköy, wo sich der Wald befindet, kämpfen gegen die Genehmigung des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, ein Braunkohlebergwerk im 740 Hektar großen Akbelen-Wald zu eröffnen.

Menschen aus der lokalen Bevölkerung und der Umweltbewegung verklagten das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft und die Generaldirektion für Forstwirtschaft beim 1. Verwaltungsgericht von Muğla. Nach Erhalt der Verteidigung der Verwaltung entschied das Gericht für eine Sachverständigenprüfung im Wald.

Ohne das Gerichtsurteil abzuwarten, kam die Generaldirektion für Forstwirtschaft am 17. Juli mit Baggern in den Wald und begann, Bäume zu fällen. Die Bevölkerung von İkizköy erstattete daraufhin Strafanzeige gegen die Beamten der Generaldirektion wegen „Fehlverhaltens im Amt“.

Dank des Kampfes der Bevölkerung, die Zelte aufstellte und anfing, am Eingang des Waldes Wache zu halten, hörte das Fällen von Bäumen auf.

In zwei getrennten Verfahren haben die Verwaltungsgerichte für den Akbelen-Wald von Muğla ein Stillhalten verfügt (Es dürfen bis zur gerichtlichen Klärung keine weiteren Tatsachen geschaffen werden)
Zur aktuellen Situation in der Region nach diesen beiden Gerichtsentscheidungen sagt Esra Işık, Pressekontakt des Umweltausschusses von İkizköy: „Es hat uns nach all diesen Bemühungen sehr gefreut. Aber wir halten am selben Ort immer noch Wache.“

Pionierinnen des Widerstands in İkizköy

Nejla Işık, die Sprecherin der Umweltgemeinschaft İkizköy, die als eine der ersten in den Wald lief, als sie von der Abholzung der Bäume hörte, über ihre Erfahrung vom ersten Tag: „Als ich in diesem Video sagte: Ich kann nicht atmen, konnte ich wirklich nicht atmen, da meine Bäume, mein Wald weg war. Denn wenn sie nicht atmen können, kann ich nicht atmen. Ich werde für diese Wälder kämpfen bis zum letzten Tropfen meines Blutes. Ich werde mein Leben opfern, wenn es nötig ist.“

„Hier ist in erster Linie Frauenbereich“

Işık erklärt, dass, da sie in einem touristischen Gebiet leben, ihre Ehepartner immer in dessen Zentren arbeiten, daher gibt es mehr Frauen im Dorf, die Wälder sind auch Sache der Frauen, und daher ist dieser Widerstand für die lokalen Frauen sehr wichtig: „Wir können sagen, dass dieser Widerstand hauptsächlich von Frauen geleistet wird, denn hier ist in erster Linie das Feld der Frauen. Wir ernähren uns von diesen Wäldern, wir atmen von diesen See: Women pioneers of the İkizköy resistance: we breathe from these forests
Wäldern. Unsere Tiere sind hier, unser Job ist hier. Wenn diese Wälder verschwinden, werden unsere Tiere, unsere Arbeitsplätze, unser Leben zerstört“, sagt sie.

„Wir werden nicht zulassen, dass sie uns unser Leben wegnehmen“

Auch Aytaç Yakar protestiert mit in İkizköy. Yakar erklärt, dass sie ihre Heimat nicht verlassen wollte: „Wir wollen kein Geld, wir wollen in unserem Land bleiben. Wir wollen nicht, dass unsere Natur, unser Lebensraum zerstört wird. Wenn du einen Olivenbaum pflanzt, bekommst du in zehn Jahren eine Olive. Wir haben all diese Anstrengungen unternommen, wir haben ein Leben hier. Wir, vor allem Frauen, verdienen hier unseren Lebensunterhalt. Männer sind außerhalb des Bezirks, aber wir als Frauen sind im Dorf. Wir werden nicht zulassen, dass sie uns unser Leben wegnehmen“, sagt sie.


Links:
taz: Braunkohleabbau in der Türkei: Bittere Oliven
beyond-coal.eu: Akbelen struggle gives hope in these difficult days


Struggle against lignite excavation in Turkey:
Striking parallels with the Rhenish mining area

Lignite is also being mined in Turkey, although renewables are gaining ground there too and it has long been clear that generating electricity from lignite is not only a social and ecological disaster, but also increasingly questionable from an economic point of view. But LİMAK Holding is apparently determined to squeeze this lemon to the last drop. What seemed so simple until now seems to be suddenly not working out there either. Last summer, when there were forest fires everywhere due to the drought, the power company sent out felling crews, supposedly to fight the fires. Since then, villagers have been standing guard. They soon got help from the towns and so a resistance village made of tents and construction trailers came into being, which is now known all over the country. Support came not only from people who helped in guarding the forest, but also from specialised environmental lawyers. Another parallel with the Rhenish mining area: until the situation is clarified, LİMAK and the forest authority are not allowed to carry out any more felling (see Lützerath). Another parallel: not far from İkizköy, in Turgut, a farmer has won another lawsuit. But her house is the last one that is still standing in her village.

A female farmer. Because the people from the village are mainly women. Many men work elsewhere and the women have done something that is not really expected of them. They fight. That is why we translated an article that describes the situation from the women’s point of view.
See: Women pioneers of the İkizköy resistance: we breathe from these forests

Schreibe einen Kommentar