Seit nunmehr 8 Jahren dauert der Kampf um den Hambacher Forst und den Kohleausstieg an. Wir müssen abermals feststellen, wie schwer es ist, den Regierenden etwas abzuringen. Hambi bleibt! Ist aufgrund der aktuellen Entwicklung wieder so fraglich wie zu Beginn des Protestes. Dabei sind sich die politisch Handelnden nicht zu schade, gemeinsam mit den Profiteuren aus Wirtschaft und Industrie ein Lügenkonstrukt aufzubauen und die Menschen in NRW wieder und wieder zu täuschen.
Wie oft haben wir denn in den vergangenen 4 Jahren A. Laschet in Siegerpose den Erhalt des Hambi verkünden sehen? Wie oft hat er sich feiern lassen, als Versöhner, als Antreiber für den Kohleausstieg?? Wie oft hat RWE gelogen? Hat man uns nicht immer, entgegen unserer Überzeugung, versichert, 50m Abstand zwischen Tagebau und Wald seien ausreichend, nur um jetzt Alt-Manheim doch noch gänzlich vernichten zu müssen – um den benötigten Abraum zum jetzt notwendigen Absichern der Böschung gewinnen zu können!?
Wir mussten miterleben das alle Gutachten, alle Expertisen von BUND, Greenpeace, UNI Potsdam etc. keine Berücksichtigung fanden. Warum auch, wenn sich die wenigen Player in der Region – Politik, RWE und Bergbaubehörde handelseinig sind!? Warum sollte man diese beachten, wenn man die Entscheidungen doch ganz bequem an der Wissenschaft und allen Mehrheiten vorbei im kleinen Machtzirkel treffen kann?
Davon unberührt haben wir mit dem Protest im und um den Hambi viel erreicht. Das Verständnis und die Bereitwilligkeit des bürgerlichen Spektrums für direkte Aktionsformen und deren Unterstützung sind aufgrund der eingangs geschilderten Entwicklung stark gestiegen. Die Menschen suchen nach Alternativen, nach Antworten und Handlungsoptionen, und wir können diese bieten. Wir können Menschen des bürgerlichen Spektrums einbinden, sie mitnehmen auf eine Reise, auf die wir selbst uns irgendwann begeben haben. Die Voraussetzungen für eine außerparlamentarische Bewegung, die sich in der radikalen Linken verortet und die in der Lage wäre die Verhältnisse wirklich ins Wanken zu bringen – sie waren selten so günstig wie dieser Tage. Die Menschen sind frustriert, viele haben verstanden, dass dieser völlig enthemmte Kapitalismus nicht allen, sondern nur einer kleinen Elite zu Gute kommt – und Natur und Klima an den Rand des Kollapses treiben. Die Menschen fühlen sich von der Politik nicht mehr ernst genommen, belogen und verschaukelt. Sie hören die immer gleichen Phrasen, hören nur noch Bekundungen von Machtanspruch, Gezerre um Posten und um Profite. Sie selbst, Ihre Anliegen, Wünsche und Hoffnungen – ihre Lebensrealität spielt längst keine Rolle mehr. Der Gang zur Wahlurne ist eine demokratische Pflicht ohne Hoffnung darauf, damit wirklich eine Veränderung herbei zu führen.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren erfolgreich vernetzt, haben potenzielle Bündnispartner*Innen gesucht und gefunden. Wenn wir miteinander reden, funktioniert es, das haben uns die Jahre im Hambi, die vielen hundert Supporter*Innen aus dem bürgerlichen Spektrum bewiesen. Wann immer es uns gelang, Vorurteile uns gegenüber durch direkte Kommunikation aufzulösen, wann immer wir bereit waren, auf die Menschen zuzugehen, sind diese nicht zurück gewichen! Sie sind neugierig, stellen Fragen und verstehen. Viele sind im Anschluss bereit, direkte Aktionen mit ihrem Know-how, Sachspenden und finanziellen Mitteln zu unterstützen – wir müssen es nur offensiv einfordern, die Menschen einladen. Wir werden uns und unsere Freiräume also weiter für das bürgerliche Spektrum öffnen müssen, gerade dann wenn wir den Freiraum „Hambacher Wald“ etablieren wollen, eine weitere Räumung verhindern wollen.
Der Protest rund um den Hambacher Wald muss ein Erfolg werden. Es muss erstmalig gelingen, die Verhältnisse umzukehren. Startbahn West, Wackersdorf, Gorleben, Stuttgart 21 – es ist an der Zeit einen positiven Kristallationspunkt zu schaffen, auf den sich eine Bewegung auch zukünftig beziehen kann, aus der sie Kraft schöpfen und neuen Mut nehmen kann.
Wir benötigen die Revolution – die Revolution in den Köpfen unserer Mitmenschen, müssen diese massenhaft von unseren Ideen und Ansätzen überzeugen, möchten diese als echte Perspektive inhaltlich darstellen, weg von öden Theorie-Papieren und rein in die Praxis der Menschen. Gegenmacht aufbauen, Druck machen! Wir müssen den Menschen die Angst vor radikalen linken Ideen nehmen. Wir sind keine Bedrohung für die Massen. Wir sind die Bedrohung für die Eliten, die Mächtigen, für all diejenigen, die meinen, das Land unter sich aufzuteilen, und die den Menschen als beliebig verschiebbare Masse sehen und die Natur als eine einzige große Ressource, die es restlos auszubeuten gilt.
Wir werden den Kohleausstieg, ebenso den Erhalt von „Alle Dörfer“, jetzt erzwingen.
Wir denken dabei an die vielen von Repression betroffenen Genossen*Innen, die sich vor Ihren Gerichten verantworten müssen – in Ihren Knästen sitzen. Wir denken dabei an die Menschen, die seit Jahrzehnten im Widerstand gegen RWE sind, finanziell ruiniert – und an die vielen Menschen, die ihr zu Hause verloren haben, die den Tagebauen und der Vernichtung der Natur weichen mussten. Wir denken an Steffen.
Und wir spüren wieder diese Wut in uns, spüren Sie wie am ersten Tag. Sie treibt uns an und ist uns Verpflichtung zugleich.
Hambi bleibt! unversöhnlich, widerständig und selbstbestimmt!!
Einige Menschen aus dem Wald