Original English version
Dieser Beitrag ist die versprochene Fortsetzung des Augenzeugenberichtes aus dem Wald von Białowieża,
Der „Wisentwald“ von Białowieża wird platt gemacht.
Der alte Wald von Białowieża wird weiterhin von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht abgeholzt von bis zu mehr als 3 Harvestern die in der Lage sind, mehr als 500 Bäume pro Tag umzulegen.
Doch nach einer einwöchigen Pause schlägt der Anti-Abholzungs-Widerstand wieder zu. Als Morgenpatrouillen Lastwagen beobachteten, die Holz aufluden, das an verschiedenen Stellen im Wald verteilt liegt, verließen über 30 Aktivistis das Camp in den Urwald. Nach dem Erreichen der nahe gelegenen Stelle, schlossen sich 6 Lock-on-Duos, später ergänzt von zwei weiteren, mit Metallrohren an ein 18-Rad Fahrzeug, das schon mit Holz beladen war und an ein anderes, das praktisch leer war. Die Aktivistis machten sich oben auf der Holzladung fest, an den Seiten und hinten sowie und an die Holzstützen auf dem teilweise leeren Fahrzeug.
Von den Seiten und vorne an den Fahrzeugen wurden Banner ausgerollt. Unterstützung und Medienteams waren anwesend. Brote, Bücher und Isomatten wurden über die Polizei hinweg auf die Lastwagen geworfen. Die Fahrer der Lastwagen kletterten hinauf, zerrissen einige der Banner und drohten denen, die versuchten, das zugeworfene Material einzusammeln, mit einem Messer. Es gab einen ständigen Zustrom von Unterstützung von Besucher*n des Nationalparks und von Einheimischen, die vorbei kamen um ihre Dankbarkeit und Wertschätzung für die Verteidigung dieses letzten europäischen Tiefland-Urwaldes auszudrücken. Eine lokale astroturf-Gruppe Santa, die von der polnischen Forstverwaltung finanziert wird, trat ebenfalls auf. Sie versuchten, die Aktivistis durch Spott, Beleidigungen und Drohungen zu beschäftigen und abzulenken. Ihre konfrontative Taktik wurde schnell aufgelöst, als viele Besucher* des Naturparks versuchten, mit dieser Pseudo Ökogruppe der Holzindustrie in Gespräch zu kommen.
Der Besitzer des Holztransportunternehmens TrakDrew.pl kontaktierte die Verbindungsleute der Blockade und drohte, mit einer Zivilklage für die Kosten seiner Verluste gegen jede einzelne Person der Blockade zu antworten. Doch als die kürzlich veröffentlichte Liste (https://oko.press/liste-odbiorcow-drewna-puszczy-bialowieskiej-publikujemy-interaktywna-mape/) der Empfänger von Holz von Białowieża Wälder konsultiert wurde, stellte sich heraus, dass TrakDrew.pl ein FSC Zertifikat besitzt, was ihnen erlaubt, Holz beizumischen, das dieses Zertifikat nicht enthält, aber nicht Holz, dem dies verweigert wurde, wie es bei allem Holz der Fall ist, das am Ort der Proteste gefällt worden ist.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass viel Holz aus jüngsten großflächigen Rodungen in der Gegend keinerlei Label oder Markierung hat, was es einfacher macht, es mit anderen Chargen mischen und dass die Gruppe, die diese Zertifizierung heraus gibt nicht einmal wirklich eine NGO ist, denn laut Satzung hat die Holzindustrie ein Drittel des Stimmrechts und kann nicht überstimmt werden. Es ist daher eine wichtige Strategie, diese Dynamik bloßzustellen, um es schwerer zu machen, dieses Holz und seine Produkte grün zu waschen, das aus einem der artenreichsten Hotspots auf dem Planeten stammt und es als Produkt nachhaltiger Forstwirtschaft zu verkaufen. Der Verlust dieser Zertifizierung wäre ein erheblicher Gewinnverlust als FSC-zertifiziertes Material, denn dieser Liebling von „Öko“ Papierherstellern und Möbelproduzenten ist derzeit sehr gefragt. Die Drohung durch eine solche Entlarvung führte zu einem ungewöhnlichen Ende dieser Blockade. Der Forderung, das Holz im Wald zu belassen, wurde nachgegeben und die Demonstranten entriegelten sich vom LKW voller Holz, auf den dann auch die wenigen Stämme vom anderen Fahrzeug umgeladen wurden, das noch blockiert war und wo noch Leute „angeschlossen“ waren. Als nur noch die letzten 3 angeschlossenen Gruppen bereit waren, sich vom inzwischen völlig leeren LKW ab zu koppeln, fuhr das volle Fahrzeug in den Wald, um seine Last dort wieder abzusetzen. Während dies geschah, gab es noch genug Aktivistis, um wieder darauf und davor zu springen, wenn der Fahrer versuchen sollte, aus dem Wald zu fahren. Und es gab nicht genug Polizisten, um sie daran zu hindern. Nach diesem surrealen Zurücklassen des (leider immer noch toten) Holzes im Wald fuhr einer der Lastwagen mit dem Ladekran weiter in der Gegend herum und eine Patrouille blieb in der Nähe, um sicherzustellen, dass er nicht wieder die selben gefällten Bäume auflud.
Es gab nur eine Verhaftung. Die stand im Zusammenhang mit einem gegenwärtigen Shitstorm der rechten Medien und mit dem Versuch, davon abzulenken, wie sehr sowohl die Forstverwaltung als auch ihre Vertragspartner in der Defensive stecken. Es stellt einen eher schändlichen Versuch der Schadensbegrenzung und Rufmord der Bewegung dar, an dem auch ein Mitglied des katholischen Klerus als Hauptakteur beteiligt ist. Es handelt sich dabei um einen gewissen Tomasz Duszkiewicz, ein Priester der nicht nur in der zentralen Direktion der Nationalen Forstverwaltung und dem Umweltministerium sitzt, sondern auch im Jägerverband. Er ist auch dessen Vorsitzender, indem er sich offenbar ohne die sonst übliche Wahl durch die Jägerkollegen in diese Position gedrängt hat mit einem Brief von ganz oben aus Warschau an die Vereinigung, in dem er für diese Position empfohlen wurde. Natürlich ist er ein eifriger aktiver Jäger mit einem Haus voller Jagdtrophäen. Es wird gemunkelt, dass da auch geschützte Arten dabei sind. Duszkiewicz ist ein Günstling des Umweltministers Szyszko, der hinter der gegenwärtigen Abholzung des Białowieża Urwaldes steht. Er veranstaltet regelmäßig katholische Messen bei exklusiven Jagden, bei denen, na klar, auch Minister Szyszko und andere hohe Regierungsbeamte und Geschäftsleute anwesend sind. In dem Teil von Europa steht Polen hoch auf den Listen über Korruption und Mangel an Transparenz und Erzpriester Tomasz Duszkiewicz ist in etlichen Skandalen selbst verwickelt. Zum Beispiel – aber das ist nicht das einzige – hat er von der Regierung eine Residenz im Herzen des Białowieża-Reservats bekommen. Und es gab ein geheimnisvolles Feuer in einer der Wohnungen die er später gekauft hat. Das Haus liegt in der Nähe einer der vorherigen Besetzungen und Duszkiewicz tauchte auch bei dieser letzten Blockade auf. Er hat da ununterbrochen Aktivistis gefilmt, indem er ihnen sein Telefon direkt vors Gesicht hielt. Dann beleidigte er die Frau eines der anwesenden Aktivistis, nachdem der ihm die Kamera aus der Hand genommen und sie in seine Tasche gesteckt hatte. Von Medien und den zahlreichen Aktivistis war keine Auseinandersetzung gemeldet oder gar aufgezeichnet worden, aber einige Minuten später wurde der betreffende Aktivist von den Polizisten wegen tätlichen Angriffs verhaftet. Duszkiewicz zeigte sich bei seinem nächsten Auftritt mit einem Arm im Gips und seltsamerweise hielt der Umweltminister bereits innerhalb einer Stunde eine flammende Rede auf dem rechten Sender Radio Maria, der wiederum Teil eines Medienimperiums ist das ältere Menschen um Spenden bittet und das natürlich ziemlich verdächtige Bankpraktiken hat.
Die darauf folgenden Berichte, die nur von den rechten Medien aufgegriffen wurden, bezeichneten nicht nur Naturschützer als gefährliche Terroristen, sondern zitierten auch die Aussage des Priesters, wonach er mit Enthauptung bedroht worden wäre, wenn er sein Filmmaterial veröffentlichen würde. Er muss dieser Bedrohung wohl nachgegeben haben, da zwar die Aufnahmen von seinem Telefon nicht veröffentlicht wurden, dafür auf diesen Sites nur ein körniges Filmchen erschienen ist, mit einer Hand darauf, die in seine Richtung zeigt, das von einem feindlichen Blogger eines nicht existierenden Blogs aus einiger Entfernung aufgenommen wurde. Rechte, nationalistische und neonazistische Elemente sind in Polen besonders aktiv, wobei zahlreiche Angriffe auf Emigranten, Flüchtlinge und Zentren von Aktivismus stattgefunden haben. Duszkiewicz, der nach einer angeblichen Konfrontation, die von über 30 Zeugen nicht bemerkt wurde, seine Hand eingegipst hat, macht ihn persönlich für alle Angriffe verantwortlich, die in Zukunft aus der Koalition von Aktivistis, Botanikern, Entomologen, Künstlern und Einheimischen kommen könnten, die sich engagieren im Kampf, um die Zerstörung dieses unersetzlichen Białowieska-Urwaldes zu stoppen, des letzten Zufluchtsortes einer langen Liste von endemischen und gefährdeten Arten.
Die gegenwärtige PIS-Regierungspartei hat die staatlichen Medien vollständig übernommen und sie zu einer Propagandamaschine gemacht, indem sie irgendwelche verbleibenden, wenn auch illusorischen Trennungen zwischen der Regierungsgewalt und der Justiz beseitigt, Frauenfragen aufs Korn nimmt und queere Menschen und Immigranten gezielt verunglimpft. In dieser Realität von Profitgier, Hass und Korruption, reagieren Teile der lokalen Bevölkerung regelmäßig auf zündelnden Berichten in den staatliche Medien, die strategisch versuchen, zu teilen, zu zerstören und davon zu profitieren, mit Drohungen Orte in Brand zu setzen, die dem Protest sympathisch gegenüber stehen, und sie zielen auf sie mit explosiven und sexuell bedrohlichen Flyern. Die Aktivistis bekommen bei Protesten und Blockaden von den staatlich finanzierten Marionetten auch zu hören, dass sie hingerichtet werden sollten. In diesem Klima ist es nicht wahrscheinlich, dass die Abholzung, ohne weiteren Widerstand, in Kürze aufhören wird. Es ist mehr als wahrscheinlich, auch durch die jüngsten Machenschaften von Mitgliedern des Klerus, dass das Niveau der Bedrohung und der Repression weiter zunehmen wird.
Mehr als wahrscheinlich, es sei denn, es gibt Solidaritätsaktionen, die auf Botschaften zielen, auf Konsulate und auf diejenigen, die mit den Resten und Knochen des alten Białowieża-Waldes ihre Geschäfte machen.
Verstärkt eure Unterstützung, egal wo ihr seid, erweitert sie auf alle diejenigen, die bereit sind, sich in diesem Kampf engagieren, unabhängig davon, wo sie sein mögen…