Kunstprojekt im Hambacher Forst soll Bäume schützen

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Quelle:http://www.ksta.de/
Der Aachener Künstler Sebastian Schmidt hat aufgerufen „Baumschutzbilder“ zu kreieren und ihm zu schicken. Die Bilder sind im Hambacher Forst verteilt worden.

Kerpen-Buir.Über das Internet hatte der Aachener Künstler Sebastian Schmidt dazu aufgerufen, „Baumschutzbilder“ zu kreieren und ihm zuzuschicken. Binnen einer Woche seien 126 Bilder eingegangen, berichtet er, darunter Fotomontagen, Zeichnungen und auch Kinderbilder. Es kamen Werke aus Berlin und aus der Schweiz an. Auch Schulklassen sollen sich an der Kunstaktion im Hambacher Forst beteiligt haben.

Sicherheitsleute greifen nicht ein

Die Werke hat Schmidt in wetterfeste Klarsichtfolie gesteckt und am Mittwoch mit seinen Helfern – darunter auch Menschen aus der Szene der Waldbesetzer – an der vordersten Rodungskante am Tagebau an den dort noch stehenden Bäumen aufgehängt. „Jeder Baum soll durch ein solches Bild geschützt werden“, erklärt Schmidt die Aktion. Die solle vielen ein „Forum“ bieten, sich zu den Vorgängen im Wald zu äußern.
Die Aktion des Künstlers wurde von RWE-Sicherheitsleuten beobachtet. Einen Grund zum Eingreifen sahen sie offenbar nicht.
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Sebastian Schmidt (r.) und Todde Kemmerich bringen Bilder an den Bäumen im Wald an. Foto: Meisen

Weniger entspannt scheint die Lage aber nachts um den Tagebau herum zu sein: Wie RWE meldet, seien gerade diese Woche wieder Betriebseinrichtungen bei Übergriffen zerstört worden: „Am frühen Dienstagmorgen ist ein Schaltschrank an der Hambachbahn in Brand gesetzt worden. In der Nacht zuvor waren zwei Kompaktstationen und ein Pumpenschaltschrank angezündet und zerstört worden“, heißt es in einer Mitteilung.

Seit Jahresbeginn habe die Zahl und die Intensität von Angriffen auf RWE-Mitarbeiter und Beschäftigte von Partnerunternehmen sowie auf Betriebseinrichtungen deutlich zugenommen. Seit Anfang Januar sei es schon zu mehr als 25 Übergriffen „gewaltbereiter Aktivisten“ gekommen.

RWE betont, das Unternehmen unterstütze die Behörden, wenn diese wegen der Vorfälle ermitteln. In Bezug auf einen Zwischenfall vor zwei Wochen, bei dem ein Aktivist möglicherweise absichtlich von einem Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes angefahren worden sein soll, heißt es: „Konsequent wird dabei auch etwaigen Vorwürfen gegen Mitarbeiter von Partnerunternehmen nachgegangen. Bis zur Klärung derartiger Sachverhalte sind diese Sicherheitsfirmen angewiesen, diese Mitarbeiter nicht mehr für RWE einzusetzen.“

Die Dürener Landtagsabgeordnete Gudrun Zentis (Grüne) forderte RWE unterdessen auf, in der Auseinandersetzung ein „deeskalierendes Signal“ zu setzen, um die „Gewaltspirale“ zu stoppen. So solle das Unternehmen sämtliche Arbeiten südlich der alten Autobahntrasse im Wald einstellen, um einem Schlichtungsvorstoß eine Chance zu geben. Den hatten die Grünen im Dürener Kreistag angeregt. Zentis weist darauf hin, dass die Restflächen des Hambacher Forstes und der angrenzenden Wiese, auf der ein Teil der Aktivisten leben, bei ungebremstem Kohleabbau erst in einigen Jahren in Anspruch genommen würden.

Nach wie vor stelle sich hier die Grundsatzfrage: „Brauchen wir die komplette Kohle des Tagebaus Hambach, um die Energieversorgung in den kommenden 30 Jahren sicherzustellen?“

Einer Schlichtung könnte jedenfalls auch die SPD im Rhein-Erft-Kreis etwas abgewinnen: Deren Vorsitzender Guido van den Berg forderte Landrat Michael Kreuzberg auf, sich dieser Idee nicht zu verschließen. Aus Sicht der SPD könne eine Schlichtung aber nur das Ziel haben, die Proteste gegen den Tagebau gewaltfrei zu halten: „Es kann nicht sein, dass man mit Straftaten genehmigte Betriebsflächen verhandeln kann. Das würde den Rechtsstaat und die Demokratie ad absurdum führen“, sagt van den Berg.

Eine Schlichtung würde vielleicht auch klären, „ob es sich bei den Besetzern um Menschen mit demokratischer Debattenkultur handelt oder um Vertreter einer sogenannten Anarcho-Szene, die letztlich auch den Staat mit demokratischen Institutionen ablehnen“.

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