1. Oktober 2015> Die Rodungssaison hat begonnen!

Am heutigen Vormittag wurden gegen 10 Uhr auf dem Patroullienweg auf der Lochseite der Hambachbahn Barrikaden errichtet. Eintreffende Securityeinheiten von RWE wurden ignoriert, bis sie ueberhand nahmen und mit Hunden anfingen eine Bedrohung zu werden. Nach einem relativ geordneten Rueckzug wurde die stillgelegte Autobahn A4 verbarrikadiert. RWE baut, trotz laufendem Verfahren fuer die Rueckfuehrung der A4, die Autobahn zurueck als Vorarbeit fuer den Tagebau Hambach.
Ein Transportfahrzeug wurde gestoppt. Nach anfaenglichem Weiterfahren und einem Ausweichen der Aktivist_innen wurde die Maschine beklettert und der arbeitende Mensch stoppte. Einigen Reifen wurde die Luft entlassen und eine Tasche, Werkzeug und Schluesselbund wurden kollektiviert.

Die fahrzeugfuehrende Person wurde beruhigt und ermuntert, seine ungeplante Pause zu geniessen und sich nicht zu sehr zu aergern, da das Ziel nicht sie, sondern der Konzern RWE und alle profitierenden Unternehmen der Zerstoerung sind.
Als festgestellt wurde, dass die Tasche dem Menschen wichtige Dinge und sein Mittagsmahl enthielt, wurde sie ihm wieder zurueckgebracht. Auch seinen Schluesselbund erhielt er zurueck. Der Fahrzeugschluessel wurde einbehalten.

Dann loesten sich alle Beteiligten Aktivist_innen in Luft auf und der Polizeiapperat kam auf den Spielplan. Hubschrauber besichtigten Camp und Wald, ein riesiger Auflauf von ‚Verbrechensbekaempfer_innen‘ drehte sich im Kreis um die Wiesenbesetzung und durchs Tagebauvorfeld. -ungezaehlte Streifenwagen und Wannen postieren sich um die Wiese und fahren ins Tagebauvorfeld und fahren auf und ab.

Tick.Tick.Ticker! :

12:45 Am sabotierten Fahrzeug, mindestens 2 Streifenwagen, viele Menschen (teils auch im Wald)

12:46 Am TriPod alles ruhig, alles besetzt, 2 Hebebuehnen zur Secu-Bruecke gefahren

12:47 2 Wannen, 1 Streife bei Morschenich. 4 Polizist_innen beobachten die Wiese

13:00 Ein Mensch, der zur Wiesenbesetzung moechte, wird angehalten und kontrolliert und fotografiert

13:20 Bullen ziehen sich nach Bergung der zur Blockade umfunktionierten Maschine von der alten A4 zurueck.

13:45 Streifenwagen besichtigt den Waldeingang naehe Securitystuetzpunkt

13:58 Koeln, Karthauserwall 14 ist geraeumt!!!

…wir werden sehn was der Tag noch bereithaellt!

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Wurzelkoch

    Glückwunsch zum gelungenen Führungstreffer 🙂

    Ich finde den mittleren Absatz von vorn bis hinten wichtig. Persönliche Sachen zurückgeben, aber den Fahrzeugschlüssel behalten (oder zerstören, je nach Plan…). Weiter so!

  2. Kurt Classen

    Warum darf der Kölner Stadt-Anzeiger heute über diese aus Sicht des Innenministers Ralf Jäger (= Polizei) und der Regierung NRW „schwerverbrecherischen“ Aktionen nicht bzw. nicht mehr in der bisherigen Form berichten?

    Mutmaßlicher Grund: Anti-Korruptionsgesetz der USA, „RICO-Act“ = „Racketeer Influenced and Corrupt Organisations Act“, dessen Grundsätze im Kern auch in und gegen NRW und gegen den Kölner Stadt-Anzeiger gelten. Vgl. meinen Blogbeitrag vom 30.09.2015.

    Erste schlüssige Schuldeingeständnisse?!?

    Kurt Claßen
    02.10.2015

  3. Ardilla

    Ich frage mich die ganze Zeit, wie cool denn eigentlich die ganze Aktion war.
    Was die Blockade angeht und damit grundsätzlich die Aktion: Das ist schon o.k.
    Aber aus Perspektive des „arbeitenden Menschen“ vielleicht doch nicht ganz so cool? Wie hätte ich es eigentlich gefunden, wenn ich in dieser Situation gewesen wäre. Da kommen (es schienen ja mehrere zu sein) einige AktivistInnen auf einen zu. Das kann für sich gesehen ja schon äußerst bedrohlich wirken, ohne dass überhaupt irgendwas passiert ist. Für mich wäre es das definitiv! Und dann wird mir meine private Tasche und ein (wahrscheinlich auch privater) Schlüsselbund abgenommen. Spätestens da wäre es ein für mich sehr traumatisches Erlebnis mit einem sehr hohen Bedrohungspotential. Und das hat dann gar nichts mehr mit Braunkohle und RWE zu tun. Sondern einfach damit, dass eine Gruppe von Menschen für einen einzelnen Menschen zu einer nicht zu kalkulierenden Bedrohung wird.
    Der Mensch wurde beruhigt? Hmm, ich weiß eigentlich ziemlich genau, dass Menschen, von denen für mich eine Bedrohung ausgeht, mich nicht beruhigen können. Im Gegenteil, dadurch würde das Bedrohungsgefühl noch viel weiter gesteigert, ich würde mich eher noch verhöhnt vorkommen.
    Da hilft es auch nicht mehr, dass die Tasche anschließend zurückgegeben wurde. Und der Schlüsselbund auch. Die traumatische Erfahrung ist dann schon da.
    Ich kenne solche ähnlichen Situationen (dass von einer Gruppe ein Bedrohnungsgefühl für mich ausgeht) leider selbst zur Genüge. Wie gesagt, auf den politischen Hintergrund kommt es dabei gar nicht an. Sondern auf die Umstände, wie die Aktion auf diesen einen Menschen gewirkt hat.
    Heiligt der politische Hintergrund die Mittel eines solchen Vorgehens? Ich finde nicht. Mit mehr Achtsamkeit und Vorsicht hätte da bestimmt einiges an Schaden bei dem Menschen vermieden werden können. Und damit wäre es politisch viel glaubwürdiger gewesen. An der Aktion selbst, nämlich die Blockade, ist ja gar nichts auszusetzen.
    Wie sähe es eigentlich umgekehrt aus? Wenn einE einzelneR AktivistIn von Sucu’s angegangen würde? Der Aufschrei wäre sehr groß – zu Recht.
    Ich teile eure Ziele und ich komme auch sehr gerne zu euch auf die Wiese. Aber den Ablauf dieser Aktion, so wie er hier geschildert wird, finde ich ganz und gar nicht cool. Dafür schäme ich mich fremd und ich habe tiefes Mitgefühl mit dem „arbeitenden Menschen“, der einer Situation ausgesetzt wurde, die auf mich in jedem Fall sehr sehr traumatisch gewirkt hätte.

    Aber vielleicht täusche ich mich ja auch und die Situation war ganz anders. Aber die Darstellung hier, so wie da nun mal steht, wirkt auf mich so, wie ich es beschrieben habe.

    Sicher wird es während der kommenden Rodungssaison noch zu einigen Aktionen kommen. Ich würde mir wünschen, dass da auch mehr Rücksicht auf die betroffenen Menschen genommen wird. Insbesondere auf solche, die sich die Baustelle, auf der sie gerade arbeiten, nicht frei aussuchen können. Darin unterscheiden sie sich auf jeden Fall von den Secu’s, die einen Dauereinsatz bei RWE haben.
    Nein, bei dem hier habe ich gar kein gutes Gefühl! Leider!

  4. Holger

    Wenn einer dieser „Umweltaktivisten“ meinen Schlüsselbund hätte, würde ich sofort einen schloss Wechsel an meiner Haustüre veranlassen und denen diesen „Aktivisten“ in Rechnung stellen. Da wurde eindeutig eine Grenze überschritten. Wenn die meinen Schlüssel haben, wo meine Frau und meine Kinder im sicheren zu hause sitzen dann ist es vorbei. Das ist eine Straftat.
    Ich weiß. Das wird eh nicht gepostet da es gegen die Seite spricht. Die „angebliche“ Meinungsfreiheit interessiert hier eh keinen.

    Edit: „Meinungsfreiheit“ bedeutet, dass Menschen frei sind, ihre Meinung zu haben und zu äußern, aber nicht, dass wir ein Internetportal betreiben müssen, um uns dort von jeder/jedem beleidigen und beschimpfen zu lassen, der grad Lust dazu hat.

  5. @ holger_ ich habe es so verstanden, dass der person alle persönlichen gegenstände wiedergegeben wurden – auch der schlüsselbund. lediglich der fahrzeugschlüssel wurde entwendet.

    ich teile ardillas meinung über den artikel selbst. allerdings gehts mir schon etwas besser mit der beschriebenen aktion, seitdem ich mehr über die hintergründe direkt informiert wurde. der artikel selbst ist mE etwas zu heroisierend. zu sagen: „es wurde aus Versehen eine persönliche tasche genommen. dieser fehler wurde jedoch erkannt und die tasche zurückgegeben. Es tut mir leid, wenn das die betroffene Person unnötig gestresst hat“ hätte auf mich besser gewirkt.

    mir wurde es so erklärt: es wurde eine tasche aus dem fahrzeug genommen – hier finde ich, wurde einfach nicht gut darüber nachgedacht, dass sie privat sein könnte, das kann ich aber darauf schieben, dass in der situation selbst evtl nicht so viel zeit zum nachdenken war. nachdem sie darauf hingewiesen wurden, dass die tasche privat ist, wurde dem menschen die tasche zurückgegeben.

    den ausruck „beruhigt“ finde ich ebenfalls unpassend. ich habe es nun so verstanden, dass versucht wurde, deutlich zu machen, dass sich die aktion nicht gegen ihn*sie richtet, sondern gegen rw€ und dass niemensch vor hat, der arbeitenden Person persönlich zu schaden. Das kann als beruhigend interpretiert werden. Wenn mensch den Hintergrund dazu nicht kennt, wirkt das Wort an dieser Stelle tatsächlich allerdings eher verhöhnend.

    niemensch wollte der arbeitenden person schaden, es wurde niemensch beleidigt und der Irrtum mit der Tasche wurde erkannt und sofort behoben. es ist ein (vielleicht auch mehrere) fehler passiert, das kommt vor, gerade in einer solchen angespannten situation und das kann ich den beteiligten nicht übel nehmen.

    ich hoffe sehr, dass es der person, der das passiert ist, gut geht.

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