Der Widerstand der in Instanbul anfing gegen die Umwandlung des Gezi-Parks in eine Shopping-Mall hat sich inzwischen ausgeweitet zu einem generalisiertem Aufstand. Nicht nur in Istanbul, sondern in der gesamten Türkei. Das legt nahe, dass die Wut unter der Oberfläche des täglichen Funktionierens kapitalistischer Disziplinierung schon lange prodelt. So scheint der Widerstand gegen die Zerstörung des Parkes keine Besonderheit zu sein, sondern an vielen Ecken gibt es Wut bis Widerstand gegen die neoliberale Politik der autoritären Durchsetung technischer Großprojekte, mit denen ein Wirtschaftsaufschung erreicht werden sollen.
In Istanbul gibt es Beispielsweise schon seit längerem Widerstand gegen einen geplanten Großflughafen, genauso wie es schon lange bevor das Thema Gentrifizierung in Deutschland besprochen wurde zu heftigen städtischen Auseinandersetzungen gegen die Vertreibung durch Mieterhöhung kam, wie dieser Hintergrundartikel zu den Auseinandersetzungen in Istanbul zeigt.
Auserhalb der großen Städte christallisiert sich der Widerstand zum Beispiel an den durchgesetzen (Attatürk-Staudamm) und in der Durchsetzung befindlichen Großstaudämmen (Islia-Staudamm, durch den laut Wikipedia 78.000 Menschen umgesiedelt werden müssen) im Osten der Türkei. Diese Staudämme dienen nicht der Bewässerung und auch nicht nur in erster Linie der Stromerzeugung, sondern auch geo-strategischer Machtdurchsetzung: Mit diesen Staudämmen kann die Regierung Syrien oder dem Irak das Wasser des Euphrats abdrehen – aber auch den Menschen in der Türkei selber. So dienen die Staudämme auch der Aufstandsbeämpfung gegenüber kurdischen Widerstandskämpfer_innen. Ein Beamter des staatlichen Wasseramtes sagte: „Der Stausee flute tausende Höhlen, welche als Verstecke benutzt werden können und schneide „die Wege der PKK ab“ (Quelle: D. Setton/H.Drillisch (2006): Zum Scheitern verurteilt. Der Ilısu-Staudamm im Südosten der Türkei. 05/2006. (S.18-19) )