ht. Gerade eben (12:20) wurde ein Polizeihubschrauber gesichtet, der über dem Camp kreiste, „so niedrig, dass die ‚Polizei‘-Aufschrift deutlich lesbar war“. In letzter Zeit hatten sich die Beamten ja eher zurück gehalten; nur vereinzelt wurden Streifenwagen auf entfernteren Feldwegen gesehen. Ob der neue Heli-Einsatz Auftakt einer neuen Offensive ist, darüber lässt sich nur spekulieren.
Die blamable Scheinräumung auf Befehl des falschen Grundstücksbesitzers inklusive Festnahme des Richtigen war wahrscheinlich nicht gerade motivierend für die Beamten. Als dann der Abriss aller Aufbauten (unter dem Vorwand, das Totholz dafür sei ja aus dem Wald geklaut) nicht zu einer Aufgabe des Camps geführt hat, sondern dazu, dass am nächsten Tag eine bessere Hütte aus gespendetem Material stand, lag es für die Polizei sicher nahe, ihre Strategie zu überdenken und erst mal die Füße still zu halten.
Inzwischen hoffen sie scheinbar, dass Gras über die ersten chaotischen Zermürbungsversuche gewachsen ist. Schlag auf Schlag, am Tag nachdem das Ordnungsamt meckern kommt, wird jetzt der Heli aus der Garage gefahren. Die Menschen auf dem Camp werden also wieder mit immer neuer Repression in Atem gehalten – der Aufbau einer Infrastruktur, um gesund durch den Winter zu kommen, und die Planung von wirksamen Aktionen, wird so natürlich auch nicht einfacher. Und falls die Polizei über solche psychologische Kriegsführung hinaus weitere direkte Gewalt plant, sind natürlich Luftbilder über den Zwischenstand zum Aufbau des Camps hilfreich.
Erfreulich ist das Wachstum des Camps für die Beamten sicher nicht. Nach weniger als einem Monat der Wiederbesetzung stehen dort der Küchenpavillon, eine überdachte Feuerstelle, ein Bauwagen, mehrere Wohnwägen und -mobile und viele Zelte. Das ging natürlich nur durch die großartige lokale Unterstützung – und wegen der wird die Polizei sicher vorsichtiger vorgehen als bisher.
Wenn sie das Protestcamp auf der Wiese wieder angreifen, geht das nicht nur die Leute auf der Wiese was an – gemeint sind alle, die vom Braunkohlebergbau betroffen sind – ob durch RWE im Rheinland oder durch Vattenfall in der Lausitz. Gemeint sind alle, denen es nicht egal ist, dass das aktuell wirksame Wirtschaftssytem mal eben die Erde zerstört. Gemeint sind alle, die sich eine ganz andere Energieversorgung für einen ganz anderen Bedarf vorstellen können. Gemeint sind alle, die nicht nur meckern, sondern effektiv etwas tun möchten. Gemeint sind alle, die sich nicht weiter widerstandslos herumkommandieren lassen.
Bitte bleibt aufmerksam – wenn beim nächsten größeren Polizeieinsatz zig Leute mit Handykameras daneben stehen, wird die Situation für uns schon um einiges einfacher. Gemeint sind wir alle – und gegen uns alle werden sie nicht ankommen.