Die Netzbetreiberfirma und RWE-Tochter Amprion plant in Meerbusch/Osterath bei Düsseldorf eine gigantische Konverterhalle zu bauen. Angeblich geschieht dies im Rahmen der „Integration erneuerbarer Energien“, in diesem Fall Windenergie aus einem Offshore-Windpark bei Emden, mit der die Leistung des AKW Philippsburg in Baden Württemberg nach dessen Stilllegung ersetzt werden soll. Dafür wird eine „Stromautobahn“ aus Gleichstromtrassen gebaut, weil der Transport über weite Strecken so mit geringeren Verlusten möglich ist als bei Wechselstrom. Die Konverterhalle ist in diesem Bild quasi eine „Stromautobahnauffahrt“ – hier kann Gleichstrom fürs lokale Wechselstromnetz umgewandelt werden und umgekehrt.
Spannender Weise wird der Abschnitt Osterath-Philippsburg zuerst gebaut. Für RWE ist das praktisch, weil so Braunkohlestrom aus dem übersättigten Nordrhein-Westfälischen Netz exportiert werden kann. Überhaupt ist die Konvertierung für die kürzeren Streckenabschnitte Emden-Osterath und Osterath-Philippsburg gar nicht rentabel – außer für RWE, deren Anlagen im rheinischen Braunkohlerevier so besser ausgelastet werden, deren Kapital also mehr Rendite abwirft.
Lokal regt sich Widerstand: Eine neu gegründete Bürgerinitiative wendet sich gegen das intransparente Verfahren, bei dem nie ein alternativer Standort in Erwägung gezogen wurde, und gegen die Bauplanung in direkter Siedlungsnähe, die für die Anwohner_innen massive Beeinträchtigungen in ihrer Lebensqualität bedeuten würde. Die BI ruft unter anderem für kommenden Sonntag, 02.12. zu einer Demonstration auf.
Natürlich werden RWE und Amprion – sofern sie sich überhaupt zu einer Äußerung herablassen – mal wieder rumjammern, man könne es ja auch keinem Recht machen. Da will man schon tolle erneuerbare Offshore-Windenergie integrieren, und dann ist wieder der Ausbau der Stromtrassen verkehrt. Dass der zu aller erst mal den Absatz von Braunkohlestrom fördert wird mal eben vergessen. Und dass gigantische Stromautobahnen nur in einem zentralisierten Stromnetz „nötig“ sind, wie es den Energiemonopolisten genehm ist, kommt gar nicht zur Sprache.
Hier wird nicht der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert, sondern eine bedrohte Herrscherclique versucht ihre Marktmacht durch eine zentralistische „Energiewende“ zu retten. Das Stromnetz wird so umgebaut, dass es weiter von zentralistischen Großkraftwerken beherrschbar ist – statt Kohle- und Atommeilern eben Offshore-Windparks und Solarfelder.
Aber nachhaltiger Wandel sieht anders aus. Großtechnische Lösungen haben fast immer größere Folgeschäden als dezentrale, kleingliedrige Alternativen. Zur Erinnerung: Die Fundamente für die Offshore-Windparks werden (weil es so billiger ist) mit Gewalt in den Meeresboden gehämmert. Dies verursacht einen gewaltigen Lärm, der zum Beispiel für die vom Aussterben bedrohten Schweinswale tödlich werden kann – sie orientieren sich über das Gehör und werden vom Krach unter Wasser verwirrt oder sogar taub. Andererseits werden Solarpanele auf Privatdächern mehr und mehr Alltag, und die so genannten Bürgerinititativen gegen „Landschaftverschandelung durch Windräder“ existieren größtenteils nur durch das Sponsoring der Monopolistenlobby. Echter Widerstand von unten kommt immer da auf, wo es echte Beeinträchtigungen und Zerstörungen gibt. Und die werden regelmäßig durch die Großprojekte der Monopolisten verursacht.
Eine nachhaltige Energiewende ist möglich – aber nicht mit, sondern nur gegen RWE, EnBW, E-On und Vattenfall. Solidarische Grüße aus dem Hambacher Forst nach Osterath!
Bürgerinitiative Osterath
Gesammelte Informationen von der Stadt Meerbusch
Ich hab’s geahnt: Als ich die Grafik der genehmigten Trassen gesehen habe, habe ich genau das gedacht. Interessant auch: Warum starten zwei der Gleichstromtrassen bei den AKWs Emsland und Brokdorf? wollen die etwa auch ihren Strom besser verteilen, der im Norden meistens gar nicht mehr gebraucht wird? Und warum sind keine „Megatrassen“ vorgesehen in Ostdeutschland, wo so viel Windräder pro Kopf (als pro Stromverbrauch) drehen wie sonst nirgendwo in der Republik.
Ich denke auch: Für die Erneuerbaren sind die Stromautobahnen nicht nötig.
Und sowieso: Warum eigentlich offshore Wind? Der kostet pro KWh mehr als Solarstrom von den Dächern. Die PV-Anlagenbesitzer*innen werden dann als die Bonzen hingestellt, während Merkel, Rösler und Baggage RWE, e-off und co. die Milliarden in die Taschen schaufelt. Ein Irrwitz! Ab Januar bin ich wieder dabei und mobilisiere solange zu Hause.