Polizeigewalt bei Protesten gegen Goldmine in Chalkidiki, Griechenland

Hier einen Bericht über Polizeigewalt mit der der Widerstand gegen eine Mine in Griechenland totgemacht werden soll. Interessant zu wissen dabei ist, dass die griechische Polizei seit einiger Zeit unterrichtet wird … na von wem wohl: der deutschen Polizei!

Augenzeugenbericht noch nie dagewesener Polizeigewalt in Skouries, Chalkidiki: “Skouries, die griechische Rosia Montana”

Ich sitze vor meinem Computer, versuche meine Gedanken zu ordnen und gleichzeitig den Schock zu überwinden, unter dem ich immer noch stehe. Es ist unmöglich… Egal welche Sprache ich benutze, wie viele Superlative ich aufs Papier bringe, es ist immer noch schwer, mich so auszudrücken, wie ich es möchte. Also versuche ich so einfach wie möglich, die Fakten zu beschreiben und hoffe, dass mich die Leute verstehen können.

Die gestrige Demonstration war vielleicht die größte gegen die Minen und sicher eine der größten in der Region Chalkidiki. Über 2000 Menschen aus der Umgebung, aber auch von weiter her, z.B. aus Thessaloniki, Kilkis, Thrakien sammelten sich in Ieriso, wo die Autokarawane in Richtung Skouries startete. Zum ersten Mal beteiligten sich auch junge Leute aus den benachbarten Dörfern an unserem Kampf (wo Ieriso als „Zentrum“ unserer Bewegung gilt). Menschen aus M.Panagia, Ammouliani, Ouranoupoli, Nea Roda, Metaggitsi, Gomati, Ormylia, N.Moudania, Polygiros, Plana, sogar aus Dörfern, in denen Minenarbeiter wohnen (Stratoniki, Stageira, Paleochori) ignorierten die Propaganda und schlossen sich an.

Wir verließen die Autos kurz vor der Kreuzung nach Skouries, an einem Platz mit dem Namen ‘’Hontro Dentro’’ und begannen unsere Demonstration. Nach ungefähr 300 Metern sahen wir viele Polizeiwagen, Polizisten und 200-250 Minenarbeiter (in einer Gegendemonstration), die sich langsam auf uns zubewegten, eskortiert von der Polizei. Ich fragte mich, warum die Polizei die mögliche Begegnung beider Demonstrationen nicht verhinderte. Legten sie es auf unseren Kampf gegeneinander an? Doch nach einer Weile sahen sie, dass unser Demonstrationszug viel größer war und zogen sich zurück. Wir zogen weiter Richtung Skouries.

Die Straße nach Skouries war nicht von MAT-Sondereinheiten gesperrt, wie sie es vorher schon mehrmals gemacht hatte, aber wir erfuhren, dass rund vier Einheiten im Dorf auf uns warteten. Wir gingen 8 Kilometer weiter durch den schönen Wald, den sie vernichten wollen. Eine kleine Gruppe von 200 Menschen blieb zurück in Honto Dentro, um die Polizei zu hindern, aus dieser Richtung zu kommen. Wenn ich jetzt an die Brutalität der Polizei zurückdenke, klingt das wirklich naiv…

Als wir schließlich im Dorf ankamen, blockierte ein Polizeispalier die öffentliche Straße vor dem Werksgelände des Unternehmens. Hinter diesen Polizisten standen MAT-Beamte und hinter diesen Firmenfunktionäre und „Geheim“-polizisten. Um die Atmosphäre ruhig zu halten, standen Frauen vorne und wir alle verlangten, dass sie uns durchlassen. Sie verweigerten es uns total. Wir standen vor ihren Schildern, riefen Slogans und versuchten, mit den Polizisten zu diskutieren, die aber keine Reaktion und keinen Ausdruck zeigten.

„Wir sind eure Frauen, eure Mütter, eure Schwestern und wir beschützen unser Land. Wir kämpfen für unsere Kinder und unsere Zukunft. Warum schlagt ihr uns? Was sagt ihr zu euren Kindern, wenn sie euch fragen?“

Plötzlich sahen wir rechts von uns weniger als 20 Meter entfernt ein Feuer im Wald. Feuerwehrleute und einige der Frauen liefen dorthin, um es zu löschen. Dort entdeckten sie, dass das Feuer vorbereitet worden war mit extra geschlagenem und aufgeschichtetem Holz. Es war eine offensichtliche Provokation. Die Frau, die deswegen als erste anfing, empört zu schreien, liegt jetzt im Krankenhaus mit einem von einem MAT-polizisten gebrochenen Bein.

Als es dunkel wurde, beschloss die Polizei, uns loszuwerden. Der Angriff wurde befohlen ohne irgendeine Provokation oder Tätlichkeit von unserer Seite. Sie warfen massenweise Tränengas, schrien „Huren“, „Schwule“ und verprügelten die, die zurückblieben. Ich konnte nicht rennen, also ging ich in den Wald. Ich lag mitten in einer Tränengaswolke, überall MAT um mich herum. Sobald ich ihnen entkommen konnte, schloss ich mich einer kleinen Gruppe von Demonstranten an, die mit einem kleinen Lastwagen zurückfuhr. Auch ein Junge war dabei, dem brutal in die Rippen geschlagen worden war.

Sie jagten uns eine Strecke von mindestens zwei Kilometern. Demonstranten, die Autos hatten, transportierten so viele Menschen wie möglich. Als ich nach Honto Dentro kam, sah ich mitten auf der Straße einen brennenden Baum als Barrikade, um die Polizei zu hindern, aus der anderen Richtung zu kommen. Ob es mir um den Baum leid tut? Natürlich nicht. Mir tut es um die Zehntausende von Bäumen leid, die dieses Unternehmen abholzt, beschützt von der Polizei. Heute lese ich im Blog von Unterstützern der Firma die lächerliche Überschrift: „Schockierend! Die „Öko“-aktivisten fällten und verbrannten einen Baum, um daraus eine Barrikade zu machen!“ Niemand war dagegen von den alltäglichen Baumfällungen der Firma schockiert oder von den vier Bäumen, die sie abholzten und mitten auf die Straße legten, um uns an unserer Demonstration im letzten Monat zu hindern.

Während wir in Hontro Dentro darauf warteten, dass alle anderen sicher zurückkehrten, sahen wir MAT-Beamte auf uns zurennen auf demselben Weg, den wir zurück gekommen waren. „Es ist unmöglich, dass sie so schnell hierher gerannt sind“, dachten wir. Später fanden wir heraus, dass das neue Einheiten waren, die von einer anderen Straße herkamen.

Das ist das letzte Bild, das meine Kamera gemacht hat. Was dann folgte, ist schwer zu beschreiben… Wie wildgewordene Hunde griffen sie jeden von uns an und warfen Tonnen von Tränengas. Sie zogen Frauen an den Haaren, verprügelten Leute, während sie versuchten, in ihre Autos zu steigen, und traten brutal auf alle ein, die am Boden lagen. Autos kamen nur langsam vorwärts in der Menge von Demonstranten und dem Verkehrsstau. Viele stießen zusammen. Die MAT-polizisten rannten zwischen den Autos umher, zerschlugen Scheiben, rissen wie rasend die Türen auf und zerrten jeden heraus. Einer von ihnen sah, dass ich eine OP-maske trug, versuchte, meine Tür zu öffnen und nannte mich „Hure“.

Ich sah mit eigenen Augen, wie ein Polizist eine Scheibe zerschlug und eine Tränengaskartusche IN DAS AUTO HINEIN warf! Das Innere des Wagens wurde schwarz und der Fahrer wurde herausgezogen und verprügelt. Dasselbe machten sie mit vielen Autos. Einer der Fahrer verlor die Kontrolle über den Wagen und stieß auf einen Polizisten. Diese Person wurde festgenommen und wird heute wegen „schwerer Körperverletzung“ angeklagt!

Ich behaupte ohne jeden Zweifel, dass die Polizei die Order hatte “MACHT SIE FERTIG, SO DASS SIE NICHT MEHR IN DIESES GEBIET ZURÜCKKOMMEN“. Sie wollten nicht einfach die Demonstration auseinandertreiben, (was außerdem kein Problem für sie gewesen wäre mit ihren Gummigeschossen und ihrem Tränengas, während wir unvorbereitet waren). Ihr Angriff (als wir auf dem Rückweg waren und keinerlei Beeinträchtigung für sie darstellten), ist ein organisiertes Verbrechen (ich kann es nicht anders nennen) und ich bin sicher, dass wenn sie Schusswaffen gehabt hätten, sie diese benutzt hätten.

Ungefähr 15 von uns wurden verhaftet. Der Einsatzleiter der Polizei Papoutsis ging in das Krankenhaus in Polygiros, wo viele von den Verletzten behandelt wurden, und forderte, ihre Namen herauszugeben. Die Ärzte weigerten sich, das ist ihnen hoch anzurechnen. Junta…

Dieses Wort kommt mir in den Sinn, nicht ohne Grund. Heute werden die 15 verhafteten Demonstranten dem Gericht vorgeführt unter der ungeheuerlichen Beschuldigung der „Revolte“ gegen den Staat. Dies ist Artikel 170 unseres Strafgesetzbuches. Niemand ist dessen seit der Diktatur mehr beschuldigt worden.

Revolte? Gegen den Staat? Ist ein privates Unternehmen der „Staat“? Ist Bobolas der „Staat“?

Dann sind wir alle schuldig. Alle 2500, die sich in Skouries versammelt haben und die Mehrheit der Bevölkerung, die gegen die Pläne dieses Unternehmens ist. Alle im Land, die sich des Verbrechens bewusst sind, das in unserem Bergwald begangen wird, unterstützen uns und wären hier mit uns gewesen, wenn sie gekonnt hätten. ALLE

Wenn das unser „Staat“ ist, dann sind wir alle der „Revolte“ schuldig.

Videos:

Fotos:

https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1431838

Source:

http://blog.occupiedlondon.org/2012/10/23/an-eye-witness-testimony-of-the-unprecedented-police-violence-in-skouries-chalkidiki-skouries-the-greek-rosia-montana/

griechisches Original:

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