+English below+
Wie immer äußern sich hier nur einige Menschen der Waldbesetzung und nie die gesamte Bewegung!
Bei der Waldbesetzung im Hambacher Wald gibt es am 14. April 2022 Grund zum Feiern,
denn an diesem Tag ist seit exakt 10 Jahren der Wald besetzt.
Am 14. April 2012 begann ein neuer Abschnitt im Anti-Braunkohle-Widerstand. Bei einem Waldfest, unter Beteiligung verschiedener Menschen und Gruppen, wurden die ersten Bäume besetzt und Baumhäuser gebaut.
Es war ein langer und zehrender Weg bis heute. Mit viel Repressionen seitens des Staates und viel Gewalt von der Polizei. Mit Versuchen die gesamten Protestbewegung zu kriminalisieren. So gab es seit Beginn zwar immer wieder Räumungen. Doch auf jeder Räumung folgte immer eine Wiederbesetzungen, sodass zu Recht gesagt werden kann: Der Wald ist seit 10 Jahren besetzt!
Warum das zehnjährige Jubiläum der Waldbesetzung ein Grund zum Feiern ist? Weil so lange durchgehalten wird, obwohl kein Ende in Sicht ist. Der lange Atem und das Durchhaltevermögen wird hier genauso gefeiert, wie die Verbindungen, die über Jahre hinweg geknüpft wurden. Wir wollen uns darauf besinnen, was passiert wenn Menschen sich zusammentun und gemeinsam aktiv werden. Wir wollen aber nicht vergessen, darum werden auch die Erinnerungen an Verluste und Schmerz aufrecht erhalten.
Der Kampf geht weiter.
Ein Kampf für Klimagerechtigkeit, für Antifaschismus und für die Zukunft kommender Generationen, ein Kampf gegen lebensfeindliche Konzerne, gegen korrupte politische Institutionen und gegen eine nicht zeitgemäße Wirtschaftsphilosophie, die Lebewesen ausbeutet.
Der Widerstand im Hambacher Wald war immer schon mehr als nur ein lokaler Kampf. Es geht um eine Auseinandersetzung mit den Unterdrückungsmechanismen und eine Sichtbarmachung von Herrschaftsverhältnissen des Kapitalismus im Patriarchat.
Auch wenn es ein bisschen still geworden ist um die Waldbesetzung, sind wir hier noch lange nicht fertig. Der Hambacher Wald ist noch lange nicht gerettet. Die angrenzenden Dörfer Manheim und Morschenich werden weiter zerstört und von RWE verspekuliert.
Solange RWE hier noch Grundwasser abpumpt, die Bagger im Tagebau 50 m vom Wald entfernt weiter baggern und RWE als Eigentümerin von Wald und Landflächen gilt, ist der Kampf noch nicht zu Ende.
Ob der Hambacher Wald oder andere (Wald-)Besetzungen ein notwendiges Mittel sind, steht außer Frage. Denn trotz des steigenden Drucks von unten, scheint kein schneller Ausstieg aus fossiler Energiegewinnung in Sicht. Währenddessen stuft die EU Erdgas und Nuklearenergie als „grün“ ein.
Die vom Kolonialismus verursachen globalen Ungerechtigkeiten wurden immer noch nicht ausgeglichen. Geflüchtete vor Krieg, Hunger, Verfolgung und den Folgen des Klimawandels sterben weiterhin auf der Flucht wie z.B. im Mittelmeer oder vegetieren in Lagern. Die Verursacherstaaten im globalen Norden weigern sich weiterhin, ihre Verantwortung zu tragen.
Deshalb ist es notwendig und legitim auf vielfältige Art und Weise zu protestieren. Und deshalb bleibt der Hambacher Forst weiter besetzt!
Als Ort des Widerstands gegen die Kohle und die herrschenden (Miss-) Verhältnisse.
Als Ort der Begegnung für Menschen, die nicht bereit sind, ein Weiter-so zu akzeptieren.
Als Ort des Austauschs mit denen, die unter Klimawandel, globaler Ungerechtigkeit, patriarchalen Strukturen und Postkolonialismus zu leiden haben.
Als Freiraum, um neue Wege menschlichen Zusammenlebens zu erproben.
Wir bleiben weiterhin unräumbar und hier, bis sich endlich etwas ändert!
<!
10 years occupation of the Hambach Forest
As always, only a few people from the forest occupation express themselves here and never the entire movement!
There is reason to celebrate the forest occupation in the Hambach Forest on April 14, 2022,
because on this day the forest has been occupied for exactly 10 years.
On April 14, 2012, a new phase in the anti-lignite resistance began. At a forest festival, with the participation of various people and groups, the first trees were occupied and tree houses were built.
It has been a long and arduous journey to this day. With a lot of repression from the state and a lot of violence from the police. With attempts to criminalize the entire protest movement. Since the beginning there have been repeated evictions. But every eviction was always followed by a reoccupation, so it can rightly be said: The forest has been occupied for 10 years!
Why is the tenth anniversary of the forest occupation a reason to celebrate? Because we endured for so long, although there was no end in sight. Stamina and perseverance are celebrated here as well as the connections that have been made over the years. We want to reflect on what happens when people get together and become active together. But we don’t want to forget, so also the memories of loss and pain are being remembered.
The fight goes on.
A fight for climate justice, for anti-fascism and for the future of coming generations, a fight against life-hostile corporations, against corrupt political institutions and against an outdated economic philosophy that exploits living beings.
The resistance in the Hambach Forest has always been more than just a local struggle. It is about dealing with the mechanisms of oppression and making visible the power relations of capitalism in patriarchy.
Even if it has become a bit quiet about the forest occupation, we are far from finished here. The Hambach Forest is far from being saved. The neighboring villages of Manheim and Morschenich continue to be destroyed and speculated by RWE.
As long as RWE is still pumping out groundwater here, the excavators continue to excavate in the opencast mine 50 m from the forest and RWE is considered the owner of forest and land, the fight is not over yet.
Whether the Hambach Forest or other (forest) occupations are a necessary means is beyond question. Because despite the increasing pressure from below, there does not seem to be a quick exit from fossil energy production in sight. Meanwhile, the EU classifies natural gas and nuclear energy as “green”.
The global injustices caused by colonialism have still not been corrected. Refugees from war, hunger, persecution and the consequences of climate change continue to die while fleeing, e.g. in the Mediterranean or vegetate in camps. The polluter states in the Global North continue to refuse to take responsibility.
It is therefore necessary and legitimate to protest in a variety of ways. And that’s why the Hambacher Forst remains occupied!
As a place of resistance against coal and the prevailing (mis)conditions.
As a meeting place for people who are not willing to accept business as usual.
As a place of exchange with those who suffer from climate change, global injustice, patriarchal structures and post-colonialism.
As a free space to try out new ways of human coexistence.
We’ll remain unevictable and here until something finally changes!