Dies ist die erste Einsendung nach unserem Aufruf vom 28.11., Kötter zu filmen und zu fotografieren. Danke und lasst euch nicht einschüchtern!

Hallo,

bin häufig an der Hambachbahn (alt + neu) mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, um hobbymäßig Bilder der Kohlezüge anzufertigen, betreibe das Hobby „Eisenbahn fotografieren“ schon fast 40 Jahre. Was ich in den letzten 2 Jahren jedoch an der Hambachbahn erlebt habe, machte mich sprachlos – durchgeknallte Sicherheitsdienste (erst AK-Security aus Düren, heute Kötter, dazwischen der RWE-eigene Wachdienst, nicht zu vergessen die normale Polizei, Stichwort „Identitätsfeststellung“) – wilde Verfolgungen mit dem Geländewagen, Beschimpfungen wie „Öko-Terrorist“ oder ”Drecksack“, Beschädigung meines Fahrrades, häufiges Fotografiertwerden aus dem Auto heraus ohne meine Zustimmung, – gut, man passt sich eben an, entstanden sind diverse Bilder von Kötter & Co.

Hänge einige markante Bilder aufgrund der Größe (je Bild ca. 1 MB) in mehreren Teilen an. Wenn auch Bilder vom Vorgängersicherheitsdienst AK-Security sowie vom RWE-Wachdienst gewünscht werden, dann bitte kurze Meldung an mich.

Mit solidarischen Grüßen aus Köln von Michael

PS: Einen Preis für das beste Kötterbild will ich nicht bekommen, wenn ich Euch mit meinen Bildern weiterhelfen kann, bin ich zufrieden.

Gedächtnisprotokoll 30./31.10.2014
Ich sitze an der Barrikade. Allein. Es ist ung. 10Uhr morgens. Ich höre Böller knallen, da kommen die ersten Menschen wieder und ziehen sich in die Barrikade zurück. Ein Mensch steht davor und „empfängt“ die anstürmenden, aggressiven Securitymänner. Ich empfinde es so, als hätten sie nur auf eine Aktion unserer Seite gewartet, um einen Grund zu haben uns anzugreifen. Ihr Gebärden war so erschreckend, wie lächerlich. Symbolisch hauen sie sich auf die Brust, einige schnappen sich Stöcke und es wird herumgebrüllt. Das Feuer vor der Barrikade wird ausgetreten und dann gehen sie auf die Person los. Gleich mehrere stürzen sich auf den Menschen, schlagen und treten auf ihn ein, werfen ihn zu Boden.

Ich drücke mich aus dem Barrikadeneingang heraus, fange an die Secu´s anzubrüllen, dass sie Mensch in Ruhe lassen sollen, aufhören sollen ihn zu verprügeln, dass sie feige sind mit so vielen auf einen, dass sie von dem am Boden liegenden runtergehen sollen, dass sie sich bescheuert und völlig unangemessen der Situation gegenüber verhalten. Ich versuche einen wegzuschupsen, da reisst mir einer meine Vermummuung vom Kopf, ich spüre Adrenalin und Wut. Ich schreie weiter, zu dem Zeitpunkt wird Gesichtserkennung für mich egal. Ich brülle weiter da schmeißen sich schon einer oder zwei auf mich. Ich liege schnell auf dem Boden, werde in die Pfütze gedrückt, meine Arme werden nach hinten verdreht, ich höre Schreie, sehe die anderen das selbe versuchen wie ich, sehe jemanden zu Boden sinken, ein anderer Mensch beugt sich über die Person. Ein Securitymensch packt mich an der Kaputze und schleift mich hinter die Fräse, die auf dem Weg steht und die ich gar nicht hatte kommen sehen. Der Motor läuft. Ich werde vom Gewühl aus Aktivist_innen und Securitymenschen und aus dem Kamerasichtfeld weggerissen, Meine Jacke würgt, ich werde rückwärts geschleift. Andere Secu´s bespritzen mich mit Pfützenwasser, ich werde durch den Schlamm gezogen. Dann sitzen zwei auf meinem Rücken, fesseln meine Arme mit Kabelbindern, ruppig und schneidend. Sie ziehen sie sehr fest.

Ich kann wieder brüllen, habe wieder Luft. Ich liege auf meinen Schienbeinen, mein Kopf wird in den Matsch gedrückt, ich versuche ihn zu heben und er wird auf den Boden zurückgetreten. Mein Blick ist in Richtung Wald gerichtet, ich höre nur was hinter mir passiert, höre wie andere Menschen auf den Boden geschmissen werden, höre immer wieder „Ich kann nicht atmen! Lass mich atmen!“ und andere Schmerzensausrufe. Auch ich schreie immer wieder: „Sie tun mir weh!“. Ich brülle, sie sollen die Menschen atmen lassen. Ich höre die gezischten Worte des Securitymenschen, während er eine Person hinter mir maltretiert. Er sagt, dass er, wenn er nicht mehr im Dienst ist sie suchen und umbringen wird und andere Abscheulichkeiten. Er zwingt sie zu antworten, sonst schlägt er sie, nennt sie „Baby“. Zwischendurch werden meine Beine langezogen, sodass ich mit hochgerutschtem Pulli in der Pfütze liege. Eine dumme Idee. Ich trete sie, wenn sie an mir vorbeilaufen. Zu dem Zeitpunkt ist meine Kleidung schon durchnässt und über und über mit Schlamm bedeckt. Auf mir sitzt ein Securitymensch, drückt sein Knie zwischen meine Schulterblätter und drückt mit einem Arm auf meinen Rücken oder auf meine Hände. Mein Kopf wird immer wieder auf den Boden gepresst, wenn ich versuche mich zu bewegen, werde ich stärker hinuntergedrückt. Neben mir liegt eine andere Person, sie wird auch sehr ruppig behandelt. Es setzen sich viel zu schwere Secu´s auf sie drauf. Ich kann sehen das sie auch Probleme beim Atmen hat. Ich sehe mindestens vier Secus die dem Anschein nach Pfefferspray abgekriegt haben, sie waschen ihre Augen mit dem Pfützenwasser aus.

Die Situation beruhigt sich ein wenig. Musik ertönt, es sind Menschen in der Barrikade. Ein paar werden noch zusammengetrieben. Ein Bagger oder ein anderes Fahrzeug startet auf der anderen Seite der Barrikade und fährt ohne Rücksicht auf die Warnschilder hinein. Sie gefährden die Leben der Menschen, eine Megafonansprache macht sie darauf aufmerksam. Nach geschätzen zwei Stunden auf dem Boden liegen, kommt die Polizei. Die Barrikade wird umstellt. Einige Kabelbinder werden durch Handschellen ersetzt. Meine auch, da ich, als ich mich aufsetzen durfte, entdecke, dass ich sie mit einer Achtbewegung abstreifen kann. Die vorher vor mir liegende Person ist viel zu eng und außerdem an ihrer Hose gefesselt. Ich sehe ihre Hände. Sie sind blau. Die Polizei hat Pfeffer, Handschellen, Waffen und allerlei anderen Krams dabei, aber nichts zum losschneiden. Erst kurz vor dem Abtransport schneiden sie sie los. Zuerst sitzen wir vor der Fräse, sind erst zu dritt, dann kommt noch eine eingekreiste Person dazu und kurz darauf noch zwei weitere. Wir fragen, was uns vorgeworfen wird. Nach mehrmaliger Aufforderung kriegen wir ein gemurmeltes: „Ach.. Landfriedensbruch mindestens.“ zu hören. Irgendwann wo wir hingebracht werden. Jemand schreit die Informationen den Menschen auf der Barrikade zu. Sehr umständlich werden wir irgendwann ein paar Meter weiter bugsiert und die Fräse fängt auf der anderen Seite des Weges an zu fräsen. Nur ca. 5m von uns entfernt.

Ich sehe mehr Polizist_innen ankommen. Sie haben große Schilde dabei und Hunde. Wir bellen zurück. Nach langem auf dem Boden rumsitzen werden wir letztenendes gegen ungefähr 13Uhr abgeführt. Die Person vor mir wird unnötigerweise nach vorne gedrückt und mit Armverdrehungen abgeführt. Ich darf eigenermaßen frei gehen. Wir laufen an wartenden Menschen und Räumfahrzeugen vorbei. Nach einer kurzen Durchsuchung sitzen wir in Zweierkabinen in einer Wanne. Wir werden nach Düren gebracht. Dort bin ich nur eine Nummer. Erst werden wir fotografiert, dann die Fingerabdrücke abgenommen. Ich werde als Vorletzte in eine Zelle gebracht. Ausziehen, bücken, Schmuck ablegen. Ich merke das mir ein Orhring heraugerissen wurde, ein Ohrläppchen ist geschwollen und verkrustet. Mein Ohr tut weh, vom auf-den-Boden-gedrückt werden. Ich spüre den getrockneten Schlamm überall. Meine Klamotten sind durchnässt und vollkommen dreckig, ich hinterlasse überall Erde. Dann werde ich allein gelassen. Ich ziehe nur meinen Pullover wieder an, der Rest ist zu klamm. Irgendwann krieg ich Wasser und eine Decke durch ein Loch in der Tür. In meiner Zelle ist eine Holzbank und ein Klo ohne Klobrille und Spülung. Ich begutachte meine Verletzungen. Beulen, blaue Flecken und Schrammen an Schienbeinen und am Kopf, geschwollene Handgelenke, leichte Würgemale am Hals. Nach ein paar Stunden werden mir nochmal Fingerabdrücke und Spuckeprobe abgenommen. Ganz nebenbei wird mir etwas von einer scharfen Bombe erzählt, die ich beschuldigt werde gelegt zu haben und die, wenn sie hochgegangen wär, alles im Umkreis von 200m zerstört hätte. Bei der Vernehmung sage ich nichts und unterschreibe nichts, also war der Part schnell vorbei. Mir wird gesagt, dass ich noch dem Haftrichter vorgeführt werden soll. Ich teile mir mit einer anderen Person eine Zelle, weil wir so viele sind. Wir bekommen vier Butterkäsebrote, obwohl wir auf unser Recht auf veganes Essen bestehen. Irgendwann Nachts um ca. drei Uhr werden wir geweckt und von vier Polizist_innen in die Gefangenensammelstelle des Aachener Polizeipräsidiums transportiert. Dort schließe ich aus den Schuhen, die vor den Zellen stehen und aus den Jacken, Rucksäcken und Klettergurten im Vorraum, dass die Barrikade wie erwartet geräumt wurde. In der Zelle dort haben sie mich morgens einmal zum Duschen und zwischendurch für weitere Erkennungsdienstliche Behandlungen (ED) rausgeholt. Als ich nicht alles so gemacht habe wie sie es sich vorgestellt haben meinte die eine :„Wir können sie zwingen. Auch dazu sich auszuziehen um ihre Tatoos zu zeigen“ und da rufe ich, dass das ja kein Problem sei, habe mich schnell nackt ausgezogen, mich im Kreis gedreht und meinte das sie das alles fotografieren können wie sie wollen. Die anderen in den Zellen neben mir habe ich nur durch Rufe, Getrommel und Pfiffe hören können. Zwschendurch höre ich jemanden schreien, der von der ED-Behandlung wiederkommt. Er schreit, dass ihm Körperverletzung angetan wurde und das er ein Anrecht auf Wasser hat. Der einzige Moment in der Zelle, wo ich Angst gekriegt habe.

Morgens habe ich ein Marmeladenbrot (wenigstens vegan) und einen Becher Kaffee bekommen und Mittags eine Schüssel dünne Suppe. Nach ca. 27Std. Haft wurde ich freigelassen, ohne das meine Identität festgestellt werden konnte. Mir werden Verstoß am Kriegswaffenkontrollgesetz, schwere Körperverletzung und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen.

Der Donnerstag aus unserer Sicht

++++ Rodungsarbeiten für mehrere Stunden verhindert ++++ Grubenblick-Besetzung geräumt ++++ 14 Festnahmen ++++ Wiesenbesetzung von Polizei durchsucht ++++ 6 zwangsweise DNA-Abnahmen ++++ Misshandlungen an Aktivist_innen auf den Polizeirevieren ++++ 1 Person weiter in U-Haft

Am Donnerstag war die Waldbesetzung im Hambacher Forst mit einem gigantischen Schlag an staatlicher Repression konfrontiert. Massenweise Festnahmen, vielfältige Anklagen und ein Presseecho, dass sich hauptsächlich auf Dokumentation des Polizeieinsatzes und Mitleid mit den armen, verletzten RWE-Angestellten beschränkte. Dies ist der Versuch einer Schilderung aus Sicht einiger Aktiv_innen, der natürlich niemals alle Perspektiven wiedergeben kann.

Am Donnerstagmorgen begannen, wie so oft seit Anfang Oktober, wieder die Räumungsarbeiten im Hambacher Forst. Der alltägliche Wahnsinn: Für den Klimakiller Braunkohle, der weltweit das Leben von Millionen Menschen bedroht, wird eines der ältesten und wertvollsten Waldökosysteme vernichtet, dass es in Mitteleuropa noch gibt. Das nur zur Klarstellung, denn das sind die Dimensionen, in denen sich unsere Aktionen bewegen: Den Tod von Millionen Lebewesen vor Augen, Menschen, nichtmenschliche Tiere, Bäume, wenn wir den Tagebau nicht stoppen.

Bereits in den vergangenen Tagen wurden Rodungsmaschinen durch Blockaden und Ankettaktionen am Arbeiten gehindert. Am Donnerstag war jedoch das Aufgebot an Sicherheitskräften ungewohnt stark, deshalb kam eine andere Strategie zum Einsatz: Um Fällungen zu stören bzw. die Waldarbeiter und Securities zu irritieren , wurden auf dem Waldboden Feuerwerkskörper gezündet. Sie wurden nicht geworfen, wie also können diese als Angriff gewertet werden?! Der Sicherheitsdienst reagierte auf diese ihm neue Ebene der Auseinandersetzung mit ungewohnter Dynamik und einem plötzlichen Angriff.

Vier Personen wurden brutal zu Boden geworfen, gewürgt und unter Androhung von weiteren physischen Schmerzen in den Schlamm gedrückt. Hierbei ist eine Person ohnmächtig geworden. Sicherheitsdienstleistende verfügen zwar über das Jedermensch-Festnahmerecht (laut Gesetz), dürfen aber keinesfalls solche exzessive Gewalt anwenden, wie sie es getan haben. Und egal, ob legal oder illegal – so überzureagieren, um den Profit RWEs zu sichern, ist aus unserer Sicht völlig unverständlich.

Um die Securities abzuwehren kam Pfefferspray zum Einsatz – in dieser Situation entstanden die von RWE beklagten Verletzungen. Unterdessen besetzen weitere Aktivist_innen eine Barrikade – mit dem Ziel die weitere Räumung hinaus zu zögern. Die vom Sicherheitsdienst gerufene Polizei brachte die vier Ingewahrsamgenommen aufs Polizeirevier und nahm zwei weitere Menschen fest.

Bei dem nun folgenden Einsatz wurden von den Polizist_innen (Bullen) einige Munitionskörper gefunden, die noch aus den ersten beiden Weltkriegen stammten. Daraus wurde von Polizei und Medien eine „Bombenbedrohung“ durch linke Aktivist_innen konstruiert und allen Festgenommenen ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen(Hierzu ist zu sagen: Davon, alte Munitionskörper zu sammeln, um sie als Hindernis zu verwenden, dazu, sie als Bomben zu benutzen, ist es ein weiter Schritt. Und ganz ehrlich: Da müsste mensch schon ganz schön blöd sein, schließlich kann niemensch vorhersagen, wann die Dinger hochgehen.

Die Räumung der Barrikade dauerte den ganzen Nachmittag. Vier Menschen befanden sich darin. Eine Person hatte sich angekettet, in der Barrikade standen Tripods. Die Polizei musste eine Hebebühne einsetzen. Bei der Räumung ging die Polizei sehr fahrlässig vor – Sicherheitshinweise wurden ignoriert und dadurch auch das Leben der Aktivist_innen in Gefahr gebracht. Als direkt im Anschluss auch die Baumbesetzung geräumt wurde, war es bereits Dunkel. Von den drei Personen auf den beiden Eichen hatten sich zwei angekettet. Zwei Hebebühnen kamen zum Einsatz. Die Polizei benötigte etwa zwei Stunden, um die Räumung abzuschließen.

In den Abendstunden umstellten währenddessen mehrere Hundertschaften die Wiesenbesetzung in der Nähe von Morschenich und durchsuchten diese. Dabei wurden zwei weitere Menschen festgenommen und eine größere Unordnung angerichtet. Beschlagnahmt wurden nur wenige, vom Staat als illegal kriminalisierte, Gegenstände, allerdings nichts für uns wirklich relevantes. Nebenbei wurden ein Handy, ein MP3-Player und ein Navigationsgerät von den durchsuchenden Polizist_innen gestohlen.

Die Festgenommenen wurden im Anschluss in die Gewahrsamsstellen Düren, Jülich, Aachen und Kerpen gebracht. Die Festnahmegründe setzten sich aus „Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz“, „ (schwerem) Landfriedensbruch“, „Nötigung“, „(schwere) Körperverletzung“ zusammen. Die Mehrzahl der Menschen blieb etwa 24 Stunden (bis Freitagabend) in Gewahrsam. Eine Person wurde nach Aachen verbracht und sitzt dort in U-Haft. Ihm_ihr gilt unsere volle Solidarität! Wir werden uns um eine tragfähige Unterstützung des_der Gefangenen aus der Besetzung kümmern.

Auch im Gewahrsam wurde weiter Repression gegen Aktivist_innen angewendet. In Düren gab es sechs erzwungene DNA-Abnahmen. Darüber hinaus wurde der Kontakt zu Anwält_innen verweigert und mit massiver Gewalt die Abgabe von Fingerabdrücken erzwungen (jeweils in verschiedenen Fällen). Sämtliche Kletterausrüstungen, ein Rucksack, dazu einige Handys und mp3-Player, die sich im Besitz der Menschen befunden hatten, wurden einbehalten. Vor der Wache in Düren gab es eine Solidaritaetskundgebung. Freitagabend waren fast alle Leute wieder draußen, die Abholung klappte sehr gut. Auch von Passant_inne gab es immer wieder spontan Unterstützung.

Zusammenfassend betrachtet hat der Staat auf eine neue Ebene der Aktion im Hambacher Forst sofort mit höchst umfangreicher Repression reagiert – indem für einen kompletten Tag annähernd alle, die sich im Gebiet Hambacher Forst aufhielten, verhaftet wurden, und alle pauschal der festgestellten „Straftaten“ beschuldigt wurden, egal, ob es dafür einen konkreten Anhaltspunkt gab oder nicht. Es ist wichtig festzustellen, dass dies nichts mit der Verfolgung von Straftaten zu tun hat – das ist für den Staat Nebeneffekt. Durch Durchsuchungen, Massenverhaftungen, Misshandlungen, Beschlagnahmen, wird ein realer Schaden an uns bewirkt – sowohl praktisch als auch psychisch.

Wie wohl allen klar ist, werden wir uns davon nicht einschüchtern lassen. Der Hambacher Forst bleibt eines der wichtigsten Kampfgebiete gegen die globale Erwärmung. Der Donnerstag hat bei uns auch viel Wut entstehen lassen. Es wurden neue Methoden erprobt, die im Kampf gegen diese umfassende Zerstörung durchaus angemessen erscheinen. Aber auch für weniger eskalative Aktionsformen ist im Wald immer noch Raum – das Gebiet ist groß, das Gemisch an Aktivist_innen bunt, und die Möglichkeiten, RWE zu Fall zu bringen, zahlreich!

FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!
HAMBACHER FORST BLEIBT!

Räumung, Verletzung und Blockaden

RWE-Wachschutz verletzt Aktivistinnen. Eine Person vom Wachschutz bewusstlos geschlagen und Aktivistinnen gewürgt, mit Kabelbinder festgenommen und abgeführt.
Am heutigen Tag kam es zu einer weiteren Blockade der Rodungsarbeiten im Hambacher Forst, im Rahmen der „Kein-Baum-fällt“-Kampagne.
Dabei griffen RWE-Wachschützer mehrere Aktivistinnen mit Schlagstöcken und Pfefferspray an. Zu dem Zeitpunkt wurden die ersten AktivistInnen verletzt. Daraufhin kam es zu einer zweiten Blockade, um dem Wachschutz und den Rodungsarbeitern bewusst zu machen, dass in ihrer Nähe Menschen in Bäumen und auf dem Boden leben und sie durch die Rodungsarbeiten in Kauf nehmen, diese zu verletzen. Im Zuge der zweiten Blockade kam von allen Seiten Wachschutz mit Metallschlagstöcken und Pfefferspray und griff die Aktivistinnen an. Auch die Rodungsmaschine fuhr in voller Fahrt auf die AktivistInnen zu. Dabei wurden drei Personen so verletzt, dass eine von ihnen kurz das Bewusstsein verlor und regungslos am Boden lag. Im gleichen Moment nahm der RWE-Wachschutz drei Menschen fest, indem sie sie würgten und ihnen Kabelbinder anlegten um sie abzuführen. AktivistInnen verteidigten sich. Nach einer Stunde tauchte die Polizei auf und nahm die drei von dem Wachschutz festgenommene Personen an sich und nahm drei weitere fest. Die Polizei ist aus Dürren und wird sie dort inhaftieren…
Kommt ‚rum unterstützt die Besetzung, solidarisiert euch, denn das können die Menschen hier gerade gut gebrauchen…
Presse Kontakt: o15754136100
Weiter zum Ticker:
-mehre Sanitätsfahrzeuge fahren in den Wald mit Blaulicht.
-Polizei Räumt mit RWE die Barrikaden
-im Haufen (Fort zur Baumbesetzung in der Rodungskante) ist umstellt und AktivistInnen harren auf den Tripods und Bäumen aus.

12 Uhr – Polizeimeldung: AktivistInnen werden des Landesfriedensbruch wegen abgeführt – Info nach Mönchengladbach, Bergheim und Düren (noch nicht bestätigt)
-circa eine Hundertschaft im Wald
-Polizei und RWE haben versucht, den Haufen mit Maschinen einzureißen, obwohl Menschen sich in ihm befinden
und mit der Konstruktion verbunden sind.

13 Uhr Arbeiten erstmal gestoppt – Polizei gibt durch, dass sie bis 15 Uhr geräumt haben wollen. Vier Personen befinden sich in „Haufen“

13.05 Uhr 6 Personen festgenommen befinden sich aber alle noch im Hambacher Forst
Black flag flying Song

13.50 Uhr Polizei fährt mit Räumpanzer, Gefangenen-Transporter und weiteren Hundertschaft in den Wald
14.00 Uhr Rodungsarbeiten gehen weiter, Bäume werden in der direkten Nähe der Baumbesetzung gefällt, um einen Weg zu den Bäumen zu schaffen und diese zu räumen
14.10 Uhr AktivistInnen werden abgeführt, Hebebühnen fahren in den Wald
15:30 Sieben weitere Wannen (eine Hundertschaft) sind in den Wald gefahren. Damit sind drei Hundertschaften im Wald.
– Im Haufen sind 4 Personen. Eine in den Bäumen, eine im Tunnel und zwei auf Tripods (Dreibein). Der Haufen ist komplett umstellt.
– Die Baumbesetzung ist bis jetzt nur der Weg hin gefräst.
15:45 Die Räumung vom „Haufen“ hat begonnen. Hebebühne wird aufgestellt.
16:07 Zivilpolizei beobachtet die Wiesenbesetzung.
16:30 Aktivisten haben sich jetzt im „Haufen“ festgekettet.
16:50 Eine Person vom Tripod auf dem „Haufen“ geräumt.
– Weitere Hundertschaft in den Wald gefahren.
– Baumbesetzung Grubenblick umzingelt.
– Hebebühne und Flutscheinwerfer aufgestellt.
– Eine Person in den Bäumen über dem Haufen.
17:30 Es sieht so aus, als ob die Polizei die Räumung abbricht.
– Der Haufen ist geräumt. Eine Person ist dort noch in den Bäumen. Drei weitere Personen sind verhaftet.
18:00 Die Barrikade wird gerade von der Polizei mit Bulldozern zusammen geschoben. Dabei wird immer wieder der Baum gestreift auf dem der letzte Aktivist sitzt. Dies gefährdet das Leben des Aktivisten. Die Polizei ist mehrfach darauf hingewiesen worden und fährt trotzdem mit den Arbeiten fort.
– Kletterpolizei ist unter der Baumbesetzung Grubenblick aufgetaucht.
18:20 9 Polizeiautos sind auf dem Weg in den Teil des Waldes bei der Wiesenbesetzung.
20:30 Die Durchsuchung des Camps ist beendet. Details zur Durchsuchung findet ihr hier.
21:45 In den letzten drei Stunden sind folgende Sachen passiert:
– Die Baumbesetzung Grubenblick wurde geräumnt. Die Aktivistinnen sind verhaftet worden.
– Die Person auf dem Baum beim „Haufen“ ist noch oben. Kletterpolizei ist vor Ort und aktuell wird die Hebebühne an ihn herangefahren.
– Die erste Person ist in Düren von der Polizei wieder entlassen worden.

Tagebucheintrag

……Sonnenstrahlen durchdringen die Baumkronen ,die mich umsäumen. Blätter leuchten in all ihren Farben. Es ist Herbst und ich lebe seit über einem Jahr hier oben in den Bäumen der Reste des Hambacher Forsts. Die Autobahn die einst die Hintergrundmusik bestimmte, ist seit einem Monat stumm. Das Dröhnen der Maschinen aus dem Tagebau Hambach dringen zu mir durch. Stück für Stück fressen sich die Schaufeln der riesigen Bagger durch die Erde. Dort wo einst sich Bäume im Winde wiegten, Tiere und Menschen den Wald durchstreiften, klafft jetzt ein Loch. LKWs rasen im Minutentakt vorbei. Sie tragen die letzten Reste, der von Menschen bewohnten Orte ab, um dem voranschreiten des Tagebaus den Weg frei zu machen. Die Kettensägen und Harvester sind geschärft und betankt. Sie warten auf ihren Arbeitseinsatz um wieder einen Teil des Hambacher Forsts zu ermorden. Menschen flüchten, aber die Bäume können dies nicht. Dies alles für die Energiegewinnung aus dem „Braunen Gold“. Nutzen tut dies dem Kapital. Konzerne wie RWE, Tyhssenkrupp und die Chemieindustrie feilschen. Der Verlierer ist das Klima. Eine Kuppel aus Elend, Leid und Verunsicherung umgibt diese Region. Wie Marionetten ziehen die Menschen tagtäglich raus, um den Konzernen ihr Dasein zu verkaufen. Wiederholen die Parolen um ihre Existenz und ihr Dasein zu bestätigen. Ein Trauerzug der weltweit kein Ende zu nehmen scheint. Vögel musizieren, Spinnennetze glitzern im morgendlichen Sonnenlicht. Blätter tanzen zu Boden.
Romantik und der schleichende Tod…..
Tim

Kampf um den Wald -alle drei Teile-

Von TIM
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Ein Dreiteiler über Bäume, luftige Höhen, eine Räumung und darüber, was ich damit zu tun habe. All dies geschah vor nicht allzu langer Zeit in den Bäumen des Hambacher Forst bei Köln. Der kommende Text soll Menschen einen Einblick in meine Gedanken, Gefühle und Emotionen ermöglichen. Einen Einblick in eine Situation, in der ich mich befand und wie sie zu Stande kam.

Der Hambacher Forst.

Der Hambacher Forst gehörte mit seinem einzigartigen Ökosystem zu den letzten großen Mischwäldern in Mitteleuropa. Von seinem ursprünglichen 5.5oo Hektar sind heute noch nicht einmal mehr 1.000 Hektar vorhanden. Der Wald wird von RWE, einem der größten deutschen Energiekonzerne, abgeholzt. In den kommenden Jahren soll er ganz dem Braunkohle-Tagebau Hambach weichen. Der Hambacher Forst, einst Bürgewald genannt, hat eine über mehrere Jahrhunderte alte Geschichte. Mit seiner einzigarten Vielfalt an Flora und Fauna bietet er vielen Lebewesen ein zu Hause. In den jetzt noch stehenden Resten finden sich Stieleichen und Rotbuchen, die über 200 Jahre alt sind. Er bietet vielen Zugvögeln jedes Jahr einen Zwischenstopp und wird von Waldkäuzen, Fledermäusen und Haselmäusen bewohnt.
Der Tagebau Hambach ist mit seiner Größe von ca. 8×10 Kilometern und einer Tiefe von fast 500m der größte in Europa. Das gesamte Rheinische Braunkohlerevier umfasst 3 Tagebauten und mehre Kohlekraftwerke sowie Kohleveredelungsanlagen. Sie verarbeiten jährlich ca. 100 Mio. Tonnen Kohle. Für die Braunkohleförderung mussten in den letzten 70 Jahren über Tausende ihre Dörfer verlassen und weitere Dörfer stehen vor der Zwangsumsiedlung.

Teil 1.
„Der Anfang“

Vögel fliegen am Fenster vorbei. Der Wald erwacht aus seinem Monate lang erscheinenden Winterschlaf. Die ersten Bäume fangen an, ihre Blätter zu zeigen. Das Leben am Waldboden ist im vollen Gange. Ameisenstraßen bahnen sich ihren Weg zu Tausenden durch das Laub, über Totholz und an den Baumstämmen in die Höhe. Kräuter mit saftigen, grünen Blättern schießen überall aus den Boden. Schneeglöckchen bilden einen grünen Teppich mit weißen Blüten.
Es ist der 27. März 2014, wir liegen im Bett und rauchen gerade die erste Zigarette des Tages ca. 20 Meter über dem Boden in einem mit Stroh isolierten Baumhaus in Monkey Town im Hambacher Forst. Unser Zuhause ist eine ca. 200 Jahre alte Rotbuche mit dem Namen Testimo. Wir genießen die Strahlen der Sonne, die durch das Fenster auf uns herabfallen.
Wir vernehmen leise und stumpf klingende Stimmen unter dem Baumhaus. Ich schaue aus dem Fenster und sehe…….Polizei , RWE.
Sie ziehen durch den Wald und sperren großflächig den Bereich um die Baumhäuser ab.
“Räumung!”, schießt es durch die Synapsen meines Kopfes. Mein Puls fängt an zu rasen, ich zittere, kann keinen Gedanken fassen. Gelähmt in einem mir kurz scheinenden Moment. Heute soll es soweit sein. Sieben Monate lebe ich hier in den Bäumen und heute soll es zu Ende sein. Schluss, aus und vorbei. Ich fasse meine derzeitigen Gedanken und drücke sie weg. Nach draußen, telefonieren, Funkgerät einschalten, Anwalt und Presse kontaktieren. Du musst frühstücken und trinken jagt es mir durch den Kopf. Ein wenig Müsli, Tee, der letzte Kaffee und eine Zigarette hier oben in Testimo. Die anderen Bäume kommunizieren uns die selben Gedanken. Heute wird geräumt.
Polizistinnen ziehen in ihren Zügen, wie Ameisen wirkend von hier oben, gehörig in Reih‘ und Glied durch den Wald. Ich lege mir die vorgefertigten Handfesseln an meinem linken und rechten Arm . Suche Teddy und verwahre ihn nach kurzem Knuddeln in meinem Rucksack. Alles, was in meinen Rucksack passt, wird reingestopft. Die Regensachen, Teller, Besteck, Taschenlampe, das kleine Stopp-Kohle-und-Atom-Transparent von der Wand, bis hin zu meinem Lieblingsbeil und Latthammer. Den für die Räumung zusammen gepackten Rucksack ziehe ich unter dem Bett hervor und kontrolliere seinen Inhalt: Wasser, Schokolade, Nüsse, Obst, Geld für zwei Anrufe aus der Polizeiwache oder dem Gefängnis, Handynummern, dicke Klamotten und Handschuhe.
Das kann ein langer Tag werden, denke ich mir. Desweiteren kann es noch dauern, bis die Polizei hier auf 20m Höhe ankommt. Kletterpolizist_innen kommen mit ihren herausstechenden Uniformen sowie Ausrüstungsgegenständen auf Testimo zu.
Meist sind sie schon mit einem Gurt bekleidet, haben einen festen ohne Visier bestückten Schutzhelm auf dem Kopf oder haben erstmal nur ihren Ganzkörperoverall an. Vom Bundesland sowie Polizeieinsatzbereich abhängig unterscheiden sich auch oft Farbe und Beschriftung der Uniformen.
Sie stehen jetzt schräg unter mir und beratschlagen sich bestimmt, wie sie es jetzt am besten anstellen, zu uns rauf zu kommen.
Aus der Funke spricht eine Stimme und informiert uns, dass sich gerade schweres Gerät seinen Weg durch den Wald bahnt. Es dröhnt und knackt, als sie die Wege planieren und auffüllen. Sie bereiten so den Waldweg für andere Maschinen vor, damit diese sie befahren können. Das Geräusch der Fräse, einiger Kettensägen und das Rattern von Maschinen nehmen wir im Hintergrund wahr. Sie machen alles dem Erdboden gleich, um eine passende Startposition für die Hebebühnen zu schaffen. Ich sehen nur wenig, da sich alles bisher im vorderen Bereich von Monkey Town abspielt. Mehrere Augen berichten mir über Funk, was sich in dem, für sie sichtbaren Bereich abspielt oder was sie hören. Forstarbeiterinnen fräsen die Buchenhecken um die bewohnten Bäume um, fällen Bäume um neue Wege und Flächen zu schaffen. Drei Hebebühnen werden vorgefahren und aufgebaut.
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Es wird sich so langsam auf den eigentlichen Einsatz vorbereitet, die drei Personen im vorderen Bereich von Monkey Town aus den Bäumen zu holen.
Ich schaue aus dem Fenster, blicke auf die Äste und Zweige von Testimo. Die Sonne wärmt mich und lässt mich kurz vergessen, dass unter mir hunderte von Polizistinnen stehen, unterstützt von riesigen Maschinen und Gerätschaften, um ein Ziel zu verfolgen: uns mit allen Mitteln hier raus zu holen.
Die Technische Einheit der Polizei macht sich auch so langsam bereit. Diese wird meist zum Knacken von Lock-Ons, das heißt Vorrichtungen, an denen sich ein Mensch festketten kann, Einreißen von Hütten sowie zum Fahren von Maschinen wie Hebebühnen, verwendet.
Wir hören noch, wie uns gesagt wird, dass sie dabei sind, in die ersten Bäume hochzusteigen und kurz darauf Funkstille. Das war das letzte, was wir von den drei Baumbewohnerinnen im vorderen Bereich von Monkey Town gehört haben.
Wir können jetzt nur vermuten, was dort geschieht. Das dröhnen von Kettensägen und anderem Werkzeug dringt durch den Wald bis hin zu Testimo.
Eine Fräse auf Ketten bahnt sich ihren Weg zu uns hin. Sie zerstückelt alles, zerkleinert Wurzeln, Lebewesen und ihre Behausungen. Eine Schneise der Vernichtung wird erst zu Testimo, danach in Richtung des zweiten Baumhauses in ca. 150m Nähe gefräst. Ich sehe, wie Forstarbeiterinnen mit Kettensägen bewaffnet Bäume, die sie hindern, verstümmeln, umsägen und zerstückeln.
Ich mache mich auf den Weg in die Krone über mir, um ein Metallrohr, die Hängematte und Windschutz anzubringen. Dies tue ich auf 25m über den Boden.
Immer wieder tauchen Polizistinnen unten auf und beraten sich.
Als ich alles erledigt habe, klettere ich wieder zum Baumhaus hinab. Wir sitzen zusammen, essen Schokolade und hören Musik, als uns eine Idee durch den Kopf schießt. Diese wird gleich umgesetzt. Wir kombieren das Mikro von dem Megaphon mit der Box von einem Radio mit Hilfe von Gaffer, einem stabilen Allzweckklebeband. Dann richten wir das Megaphon zu den anderen Bewohnerinnen in den Bäumen. Zwischendurch werden die Forstarbeiterinnen und Polizistinnen direkt mit Hilfe des Megaphons angesprochen. Schon bekannte RWE-Mitarbeiterinnen bekommen Pfiffe und die Sirene zu hören. Meistens endet dies mit Antworten wie: “Wir kriegen euch schon”, lachen, “Ich befolge meine Befehle und Anweisungen“ ,sowie irgendwas mit “Dies ist Eigentum von RWE”.
Ok. Das mit dem Hirn abschalten und alles nachplappern scheint mir hier ein weit verbreitetes Problem heute zu sein. Gleichschaltung des Denkens, alles andere wird geräumt, umgesiedelt, verhaftet oder eingesperrt. So wie ich gerade. Ich passe nicht in das Schema. Springe aus der gesellschaftlichen Logik heraus. Stelle mich quer. Bin unbequem.
Ich sitze auf dem Balkon und im Hintergrund spielt die Musik. Schaue dem Treiben unter mir gespannt zu. Rufe den Polizistinnen unter mir zu, dass sie noch eine Nackenverspannungen bekommen, wenn die so weiter zu mir rauf schauen. Ja, ich hier oben, ihr da unten.
Schon eine andere Sicht. Ich schaue auf euch herab. Trotz der Situation ,genieße ich die Aussicht um mich herum, die Bäume, die sich tagtäglich verändern. Klettere in meinen Gedanken hoch in die Krone, zu dem Ort, wo sich das Metallrohr befindet.
Während der ersten Tage der neuen Waldbesetzung Anfang September 2013, kurz nach dem Klimacamp in Manheim, einem Dorf, das dem Tagebau Hambach ebenfalls weichen soll, hatte ich ein längeres Gespräch mit Aktivistinnen aus vielen Teilen der Erde. Wir redeten über Sich-Festketten und die daraus bereits entstandenen Erfahrungen. In diesem Gespräch stießen wir auf dem Begriff “Liebe” und diese zur Natur zu zeigen. Ich meinte, dass Festketten auch Liebe sei. Das Gefühl, mit etwas verbunden zu sein, mitzufühlen und etwas zu schützen.
Es war eine längeres und sehr interessantes Gespräch, voller Liebe, Hingabe und Romantik. Dies an einem Ort wie dem Hambacher Forst, der neuen Besetzung. Das Gefühl, etwas hier gerade in diesem Augenblick zu bewegen. Da kam das Wort Testimo. Es bedeutet soviel wie “In Liebe” im katalanischen. Ein Wort, das beim Aussprechen Ruhe und Ernsthaftigkeit zeigt, stehend für Hingabe und vieles mehr. Es wurde dieser Begriff in den kommenden Tagen oft verwendet. Am letzten Tag vor der Abreise schrieb mir eine der Personen “Testimo” auf mein Metallrohr. Seitdem habe ich das Rohr an mir getragen und wusste, ich werden es benutzen, wenn der Tag kommt.
Mit dem Gefühl “Ich liebe die Natur, bin ein Teil von ihr und was du liebst, zerstörst du nicht” ging ich durch die Monate. Es ließ mich nicht los. Jeder Tag war ein neuer. Hier im Wald ist immer etwas los, ich muss nur meine Augen aufmachen, den Klängen lauschen und mit der Hand den Baum berühren. Ich habe eine Verbindung mit meiner Umgebung aufgebaut, erkunde sie, bewundere und respektiere sie.
Das Dröhnen und Krachen der zu Boden fallenden Bäumen, löst immer wieder einen unangenehmen Impuls meiner Nervenbahnen im Körper aus, der vom Fuß ausgehend über den Rücken in die Arme wandert.
Eine auf Ketten fahrende Hebebühne macht sich auf dem Weg zum zweiten besetzten Baum neben mir. Dieses Baumhaus befindet sich noch im Aufbau und besteht derzeit aus einer Plattform.
Zwischen diesem und Testimo wurden spezielle Seile, teils Walkways und teils Traversen gespannt. Diese ermöglichen uns das Hin- und Her bewegen zwischen den einzelnen Bäumen, ohne auf den Boden zu müssen. Ein sozusagen eigens geschaffenes Netz aus Wegen und Plattformen. Insgesamt wurden in dem hinteren Bereich von Monkey Town sechs Bäume erklommen, um eine Verbindung zwischen der Plattform und Testimo zu schaffen. In dem Baum auf halber Strecke hängen Stämme für eine weitere Plattform.
In diesen wird gerade von Kletterpolizist_innen mit Hilfe von einer großen Zwille (Bigshot) ein Seil geschossen. Nach mehrmaligem Probieren hängt das Kletterseil und ein Polizist macht sich an dem Aufstieg. Oben angekommen kappt er die Walkways, sowie die Material Schlingen, an denen die Baumstämme hängen. Es regnet Baumstämme und Seile.
Ein mit Steigeisen (mit Metallhacken bestückte Schuhe) ausgerüsteter Kletterpolizist macht sich auf dem Aufstieg, direkt an dem Baum neben Testimo, um uns den letzten Walkway zu kappen. Damit besteht nicht mehr die Gefahr, dass wir in andere Bäume klettern werden. Die zweite Bewohnerin macht sich auf dem Weg über den Walkway, um den Polizist in Empfang zu nehmen. Sie reden lange. Verständnis, aber unterworfen dem Chef und der Stadt gegenüber. Die meisten der Polizistinnen sind nicht das erste Mal im Hambacher Forst im Einsatz. Seit dem am 14. April 2012, als die ersten Aktivistinnen während des “Wald-statt-Kohle”-Fests die Bäume erklommen haben, kam es zu unzähligen Einsätzen. Sei es wegen Schienenblockaden, weil bis zu Hunderte von Menschen sich auf die Gleise der Kohleeisenbahnstrecke setzen.
Wegen immer wieder stattfindenden Camps, Konzerten oder anderen Veranstaltungen.
Oder als Unterstützung bei der Beseitigung von immer wieder neu errichteten Barrikaden auf den Waldwegen.
Zur Durchführung von Durchsuchungen oder wie jetzt die Räumung der 3. Waldbesetzung.
RWE und ihre Anhängerschaft brauchen ihre Unterstützung, denn sie selbst trauen sich selten alleine durch den Wald oder in die kommenden, vom Bagger zufressenen, Dörfer. Sie wissen, dass ihnen die Gegend hier nicht wohl gesonnen ist, dass ihnen kein fruchtbarer Boden bereitgestellt wird, damit sie ihn verderben können. Sie, der Grund für lebensfeindliche Verhältnisse.
So können Probleme schnell aus dem Weg geschafft werden, wenn Menschen gleichzeitig von RWE, Polizei und Politik Geld kriegen und mitreden. Genauso wie die, die von ihnen geschaffene Zerstörung von Leben, mit der Schaffung von künstlichen „Fakten“ totschweigen. Sie propagieren die Sicherung von Arbeitsplätzen aber hinterlassen einen toten Planeten. Sie sagen wir sollen arbeiten gehen um die Familie zu ernähren und den Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Dass sie selbst diese Erde für uns, unsere Kinder und deren aller Kinder vergiften und zerstören, erwähnen sie mit keinem Wort. Es ist ein schleichender Mord, den ihr an euch selbst und noch mehr an denen nach euch verursacht. Keine Jobs auf einem toten Planeten.
Liebe Gewerkschaftlerinnen, Genossinnen, die sich immer noch an das Großkapital, sowie die SPD klammern.Ihr erinnert euch, als zwischen 1919 und 1933 die Räder der Fabriken und Zächen still standen und die SPD den Schießbefehl sowie Reichswehr einschreiten Ließ. Mehrer General und Politische Streiks zeichneten diese Zeit, bis sie Hindenburg die Macht gaben der den schließlich Hitler ernente. Die Forderungen waren „Weniger Arbeit für alle“. Heute lautet sie „Mehr Arbeit für alle“. General-und Politische Streiks sind seit dem Verboten in Deutschland. Würde die alte Forderung Ausgerufen und erkämpft, dann hättenen alle Zeit für sich, der Familie, die Kindern, sich zu beschäftigen und zeit gemeinsam den Hambacher Forst zu erkunden.
RWE ist verantwortlich für bleibende gesundheitliche Schäden. Sei es durch die Feinstaubbelastung, die erhöhte Radioaktivität und den psychischen Druck den sie auf betroffene Menschen ausüben. RWE ist verantwortlich für Schäden an den Häusern durch das Abpumpen des Grundwassers, für Verminderung der Lebens- und Wohnbedingungen. Ebenso wird die Existenz von zahlreichen Bäuerinnen durch das großflächige Abpumpen des Grundwasser bedroht. Da beschweren sich sogar die Bäuerinnen in Belgien. Überlegst du dagegen zu, klagen wird es durch die gerichtlichen, lang andauernden Verwaltungsakten manchmal Jahre kosten bis ein Urteil gesprochen wird. Dadurch wird das Handeln von Betroffenen erschwert und meistens unmöglich gemacht. Gutachten erstellen von RWE bezahlte Prüferinnen. Diese bezeichnen die Staubbelastung als völlig unbedenklich. Schäden an Ökosystemen werden als „Im Rahmen“ dargestellt. Bei erhöhten Schwermetallwerten soll/braucht Mensch sich keine Sorgen zu machen, denn der Grenzwert wird angepasst.
„Ihr habt doch selber nen Bergbauschaden”, antworteten Anwohnerinnen bei einer Veranstaltung zum Thema Bergbauschäden mit Vertreterinnen von RWE. Zahlen verdrehen, Statistiken gestalten und dies in Dimensionen angeben, dass ich mir dies selten Vorstellen kann. Schaut euch das Loch hier an. Dass das nicht ohne Folgen ist, ist doch klar.
Unter mir wird die auf Ketten fahrende Hebebühne positioniert. Sie wird mehrmals umgestellt sowie ihre Stützauflageflächen verändert. Es scheint, als hätte sie ein paar Probleme. Da fängt wohl das Gerät an zu bocken. Eine Technikerin wird ran geholt. Dies sind Probleme im Betriebsablauf wie ich sie begrüße. Wir steigen aufwärts in Testimos Krone. Es mag an die 15 Grad sein. Die ersten Kletterpolizistinnen stellen sich für den Aufstieg in die Kabine am vorderen Ende der Hebebühne auf.

Monkey Town

Eine kühle Briese streift durch mein kurzes Haar. Die Krone schaukelt ruhig und sanft. Ein letzter Blick in Richtung der künstlich aufgeschütteten Sophienhöhe, die aus den letzte Resten des Waldes empor ragt. Mit ihren Absetzern, die den sogenannten Erdabraum aus dem Tagebau Hambach zur Sopienhöhe aufschütten. Die zwei großen Bagger mit ihren hohen Türmen, die auf der ersten Kante des Tagebaus tagtäglich die Erde fressen, egal ob Wald, Straße oder Dorf. Alles verschwindet ins Nix. Nur alte Karten, Straßenschilder oder Straßen, die auf einmal im Nichts enden, erinnern noch an die ursprünglichen Orte.
Gegen dies stelle ich mich, deswegen bin ich hier und werde dies jetzt tun. Ich stecke beide Arme um den Baumstamm in das Metallrohr. Testimo mein Freund.
Klack macht es und das Schloss ist zu.

Teil 2.
„Gebunden“

Ich sitze aufrecht in meiner Hängematte, mit beiden Händen in einem Metallrohr um den Baum Testimo, in dem ich lebe, 25 m über dem Boden festgekettet. Die Befestigung meiner Sicherung liegt zwei Meter über meinem Kopf in Testimos Krone. Mit dem Arsch Richtung Tagebau und vor mir den Kirchturm des Dorfes Buir. Mich wärmt ein BW-Schlafsack mit integrierten Ärmeln und Füßen sowie dazugehörigem Wind- und Regenüberzug. Dicht hinter mir sitzt die zweite Baumbewohner_in und versorgt mich mit Wasser, Schokolade oder einem Stück Obst. Mit Testimo verbunden sitzen wir hier oben, blicken über die Kronen und betrachten das Treiben am Boden. Ich bin nicht mehr nur ein Besetzer, ich bin ein Bewohner des Waldes, der Natur. Im Kreislauf, nicht außerhalb. Wenn er gefällt wird, werde ich mit gefällt. Es wurde viel geredet, jetzt ist Schluss. Wir zeigen unsere Entschlossenheit.
Ihr da unten an den Absperrungen, ihr, die gerade zu uns hinaufruft, ihr, die die Pressearbeit leistet und den Internet-Blog aktualisiert, Bienennester in die RWE-Zentralen werft, Tee und Suppe zu uns bringt, den Internet-Blog gespannt mit Tränen und Texten fült, gerade vor Wut auf die Straße geht, uns Eure Solidarität bekundet. Danke! Dies zu wissen hält uns stark.
Ich würde euch zuwinken, meine Freude zuschreien, mit euch telefonieren. Dies kann ich aber gerade nicht. Ich habe mich aus Liebe und Achtung gegenüber dem Wald an Testimo gebunden. Für den Kampf, der mir hier oben noch bevorsteht, muss ich meine Energie und Sprache sparen.
Ein Knacken und das Geräusch von zerberstendem Holz schallt durch den Wald. Der Stamm vibriert. Soeben wurde eine der im vorderen Bereich stehenden großen Bäume ermordet. Wut. Mein Blut kocht. Mir fließen die Tränen. Ich schreie laut. Ein Freund ist tot, ermordet, über 15O Jahre mag er schon gewesen sein. Die Trauer und Tränen zeichnen die kommenden Minuten. Das Leben im Wald hat mich verändert. Hier wird Dir keine Feindschaft entgegen geschmissen, er schenkt Dir Sauerstoff, Essen, Leben. Er wirkt ständig auf mein Wesen und beeinflusst, sensibilisiert meine Wahrnehmung, sagt „Achte auf das, was hier passiert, schaue und lerne. Du bist willkommen.“ Der Schmerz, nun einen Freund verloren zu haben, treibt neue Tränen in mein Gesicht. Ich denke an Testimo, der heute oder spätestens in zwei Jahren den hier stattfindenden Raubbau nicht überleben wird.

Monkey Town

Er ist hier fest verankert, kann nicht abhauen, umgesiedelt werden, so wie die Menschen in den Dörfern oder wie ich, der hier oben sitzt. Er wird sterben. 200 Jahre stand er hier und bald wird er in Minuten ermordet, dann zerstückelt, nummeriert und verkauft, um ihn dann weiter zu zersägen, zu verarbeiten und mit einem Preisschild zu versehen. Beim Raumausstatter rumzustehen, ein Objekt, ein Warengegenstand, Baumaterial oder Brennstoff.
Mein Freund.
In der Kabine der Hebebühne kommen so langsam zwei Polizistinnen hochgefahren. Sie fragen, wie es uns geht. „Beschissen“, schließlich seid ihr ja da. Die Bütten von RWE. „Andere Frage, wie geht es euch körperlich?“ „Na, wir hängen hier ab.“ Ein Polizist steigt aus der Kabine und klettert langsam zu uns hinauf.
Als er auf unserer Höhe angekommen ist, macht er die Plane, die mich vor dem Wind schützt, zur Seite. Er schaut sich kurz das Metallrohr an, was sich zum Teil noch in der Tragetasche befindet und mit Schlingen am Baum gehalten wird.
Wir weisen ihn darauf hin, dass ich mit der Krone des Baumes über mir gesichert bin und dass falls sie die Überlegung haben, die Krone so rauszuschneiden oder alles im Weg stehende für die Bühne einfach weg zu sägen, werde ich aufgrund meiner Verankerung im Metallrohr mir beim Fallen mindestens beide Arme brechen.
Was ich hier tue, habe ich mir im Voraus gut überlegt, habe mich darauf vorbereitet und geübt. Mental und körperlich versuche ich Ruhe, sowie innere Stärke zu finden, mich nicht provozieren zu lassen und meine Aufgabe nicht zu vergessen, die bestimmte und ausgewählte Aufnahme von Wasser und Lebensmittel, bevor die Polizei sie mir entzieht. Training der Muskulatur und Bewegungsabläufe, um den Kreislauf in Schwung zu halten. Damit die Beine nicht taub werden, drücke ich sie öfter durch oder Stämme oder gegen etwas. Meine Hände presse ich zusammen und öffne sie wieder. Das Schlimmste ist aber, Ruhe und Fassung zu bewahren wenn Du ausgelacht oder beschimpft wirst oder sie sagen, sie seien auch gegen RWE, aber machten jetzt trotzdem diesen Unsinn. Im Ernstfall spielt soviel eine Rolle, was auf dich wirkt, deine Kraft und Stärke raubt, das psychische und das körperliche Befinden einzuschätzen. Die Länge, in der Du in dieser Position bei der Räumung ausharrst, das Wetter sowie das Vorgehen der Polizistinnen. Des weiteren, die Tatsache, dass ich keinen Schlüssel habe, um im Notfall das Schloss selbst öffnen zu können. Wir nehmen uns aus folgendem Grund absichtlich die Möglichkeit, das Schloss im Notfall öffnen zu können. Würden die Polizistinnen erfahren, dass wir uns hätten befreien können, würden sie bei zukünftigen Ankett Aktionen uns wahrscheinlich quälen, bis wir aufgeben und uns selbst befreien. Ich werde mich ganz darauf einlassen. Sei es, dass ich hier ohnmächtig werde, runter gesägt werde oder sonstwas.
Einige sagen, das sei Unsinn, so weit zu gehen. Für mich nicht. Für mich macht es Sinn. Ich weiß, dass ich alles in meiner Kraft stehende tun werde, um diesem System ein Ende zu bereiten. Ich habe diese Form der Aktion gewählt, denn im Augenblick scheint mir nichts anderes mehr zu bleiben. Ich werde so zu verstehen geben, wie wichtig es mir ist. Mein Drang von der Natur zu lernen, zur Liebe und zum leben bestärkt mich. Ihr geht mit der Erde um, als gäbe es eine Zweite. Alles wird verwertet, worin Profit gesehen wird. „produktiv“ oder „unproduktiv“ sind die Stempel in den Köpfen dieser Zeit. Alles hat einen Warenwert, kalkuliert, berechnet, eine Nummer im System. Es sterben an den Grenzen um Europa täglich Menschen. Wir bauen diese Grenzen. Menschen verhungern und werden ermordet. Wir betonieren ganze Ökosysteme, stellen Teile dieser in Zoos aus und nennen das Artenschutz. Ich weiß nicht, wie ich den Menschen verdeutlichen soll, Konzerne und ihren Raubbau sichtbar zu machen. Ich werde alles Mögliche tun, um mich ihnen in den Weg zu stellen, zu sagen “Stopp, hier nicht weiter!” Ich werde mein Leben riskieren. Ja, dies ist meine Entscheidung.
Der_die Polizist_in steigt in Richtung des Baumhauses ab. Immer mehr Polizistinnen werden mit dem Hubsteiger hinauf gebraucht.
Sie schauen sich das Baumhaus genauer an, inspizieren das Innere und bekunden ihren Respekt vor diesem Bauwerk. „Scheint mir gemütlich zu sein” und “sogar mit Holzofen” sind einige der Sätze, die sie in unsere Richtung abgeben.
Jedes Baumhaus ist einzigartig und wird mit Rücksicht auf die Gegebenheiten und Wuchseigenschaften jedes Baumes erbaut. Das Baumhaus in Testimo hatte zwei Etagen. Auf ihnen fand mit ca. 8 m² viel Leben in den letzten Monaten statt. Es beinhaltet eine Küche, einen Balkon, einen Holzofen und ein gemütliches Bett. Die Wände, das Dach und der Fußboden sind mit Stroh isoliert. Fenster ringsherum geben einen eindrucksvollen Ausblick auf den Wald und sein Leben. Den schönsten Garten, direkt vor der Haustür.
Die zweite Hebebühne wird langsam in Position gebracht. In der Kabine machen sich drei Polizistinnen für den Aufstieg bereit. Sie haben Werkzeuge wie Sägen, Brechstangen und Kettensägen geladen. Alles, was ihnen und der Hebebühne im Weg scheint, wird kurzerhand mit der Kettensäge entfernt. Das Sägen in den Ausläufern von Testimo spüre ich im Metallrohr. Es schmerzt mich wie eine Verletzung an meinem eigenen Körper. Sie verstümmeln ihn. Mein Puls rast. Es kocht in mir. Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Reg‘ dich nicht auf, Du brauchst deine Kraft noch. Wut, Hass, Angst in diesen Momenten zu kontrollieren ist das Schwierigste. Sie dürfen nicht Herr deines Kopfes werden. Ich muss stark bleiben, obwohl ich ausgeliefert bin. Ich bin festgekettet und sehe und höre, was fünf Meter unter mir passiert.
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Stunde um Stunde vergeht. Die Sonne zieht ihre Bahn. Sie reißen mein Baumhaus ein. Meine Wohnung, mein Zuhause der letzten Monate. Stück für Stück tragen sechs Polizistinnen es ab.
Das Dach einzureißen würde bei jedem normalen Haus einfacher sein. Ich habe in den letzten Monaten alle Winde und Stürme hier oben erlebt. Bis zu 120 km/h und es hat gehalten. Nichts ist gebrochen, runtergefallen oder drohte zu brechen. Es ist ein Baumhaus, es wird für so etwas gebaut.
Jedes für sich ist eine architektonische Leistung. Es beinhaltet Verständnis für Konstruktion und Bewegungsabläufe, desweiteren Kenntnisse über Knoten- und Wickeltechniken, da kein einziger Nagel in die Bäume geschlagen wird. Eine Bauweise, die im Stahlbeton-Denken schwer vorstellbar ist.
Ein starrer Baum würde brechen. Jedoch ein gesunder Baum mit Haus drin, der sich im Sturme wiegt, der bricht nicht. Als ich die ersten Tage im vollen Winde hier oben verbrachte, sah ich, wie das Baumhaus sich bewegte, sich hob und senkte, das Essen in den Regalen heraus fiel. Geräusche um mich herum, die ich nicht kannte.
Das wachsame Auge sieht, wie sich die Konstruktion verhält. Immer wieder raus gehen und schauen, wie sich der Baum verhält. Die Balken und Knoten regelmäßig überprüfen. Kleinere Reparaturen durchführen. Das Vertrauen zu der Konstruktion wuchs, wie das Sicherheitsgefühl beim Klettern im Gurt und beim Bauen. Spaziergänger verlaufen sich selten und treffen selten auf die Waldbesetzung. Meist suchen sie gezielt die Baumhäuser. Sie einmal gesehen zu haben und ein Foto zu machen. Ein eigenes Bild von dem Ort zu machen. Den Wald erkunden, sich ein kurzes Stück erholen, dem Trubel des Alltags entziehen, die Flucht in den Wald, raus ins Grüne treibt so manch einen in den Hambacher Forst.
Ich durchlebte mit Testimo das Blätterfallen im Herbst, den Frost im Winter und jetzt den Anfang des Frühlings.
Bei Wind und Regen fühlte ich mich in ihm sicher, wohl und geborgen. Und soeben wird mein Haus abgerissen und der Baum verletzt, getötet. Sie reißen alles bis auf die Plattform ab. Decken, Lebensmittel, Matratze, Glasfenster und der Ofen werden runter geschmissen. Hinter mir sitzt die gesamte Zeit die zweite Bewohner_in und zittert, weint leise und kocht vor Wut. Zwischendurch gibt sie mir Wasser zum Trinken und Nüsse zum Essen. Dicht an mir sitzend, stützen wir uns gegenseitig, schenken uns Kraft und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Was im vorderen Bereich geschieht, wie es den anderen geht, und was außerhalb des Waldes so passiert, wissen wir nicht. Abgeschottet von der Außenwelt.
Hunderte Polizistinnen mit schweren Maschinen haben ein Ziel. Uns hier rauszuholen. Feuerwehr, Sanitäter und diese immer grinsenden Mitarbeiter von RWE. Sie können nur so stark sein, wenn sie ihre „Wachhunde“ von der Security dabeihaben oder Polizistinnen.
Alleine trauen sie sich nicht durch den Wald oder durch die Straßen der abzubaggernden Bereiche. Die Bosse verschanzen sich hinter Stacheldraht, Kameras, hohem Sichtschutz, Zäunen und Panzerglas.
Um ungestört ihren Raubbau an der Natur durchzuführen und ihre Geldgeschäfte auf dem Computer steigen zu sehen. Auf Landkarten neu Grenzen zu ziehen und darüber zu entscheiden, wie viele nun ihre Arbeit verlieren, um den Profit weiter in die Höhe zu treiben.
Eine riesige Maschinerie, die sich aufgebaut hat und mit unserem Leben verflochten ist.
Wir haben sie mit geschaffen, gestützt, gefüttert und konsumiert, also liegt es an uns, diese zum Einsturz zu bringen.
Die Sonne steht dicht über den Baumkronen des Hambacher Forst.Es wird allmählich dunkel. Seit heute Mittag hänge ich jetzt hier oben und warte darauf, dass sich die Polizei uns widmet. Die Polizei kommt mit Hilfe der Hebebühne an uns herangefahren. Sie teilt uns mit, das das Land NRW nicht mehr Geld/Zeit eingeplant hat für diesen Einsatz und sie nun abbauen würden. Taktik ?! Nach all den polizeilichen Einsätzen muss denen doch bewusst sein, dass sie nie wissen, was auf sie zukommt. Unkalkulierte Situationen waren bis jetzt immer vorhanden. Es hat immer länger gedauert, als geplant und dass sie uns nicht so einfach aus den Bäumen bekommen, das steht ja schon lange fest. Ich sage ihnen, dass es hierfür keinen Schlüssel gibt und wenn sie räumen wollen, müssen sie es durchziehen oder die Finger ganz vom Hambacher Forst lassen. Herkommen, alles einreißen, Bäume fällen, keinen Beschluss von einem Gericht, der Stadt Kerpen vorlegen, Testimo verstümmeln und dann wieder fahren. Sie kommen nicht drum herum: Sie werden auch mich herausholen müssen. Oft bekunden sie mir ihr Verständnis, dass sie Familie haben und sich auch Gedanken über die Zukunft machen. Das entschärfen die Situation nicht.
Ich habe Angst um meine Zukunft, um die Kinder, die einst geboren werden. Meine Mutter hat gerade in diesem Augenblick auch Angst um mich. Was bringt uns ein toter Planet, verseuchte Flüsse, abgeholzte Wälder und kaum Luft zum Atmen? Damit später einst die Menschen Wälder aus Videos kennen, Tiere weiter im Zoo bestaunen. Medikamente schlucken, um Krankheiten zu heilen, die noch keinen Namen haben? Das Ökosystem aus einem Buch lernen, die ausgerotteten und vom Aussterben bedrohten Arten …. .

Teil 3.
„Kein Ende in Sicht“

19 Uhr. Die zweite Aktivistin reißt die Polizei von mir weg. Wir erklären ihnen, dass sie für meine Versorgung von Wasser und Kontakt zu den Polizistinnen verantwortlich ist. Egal. Mehrere Polizistinnen packen sie und stecken sie in die Hebebühne. Die Taschen und Versorgungspackete sowie Wasser werden mit in die Kabine der Bühne verfrachtet. Alles kommt mit. Freundlich wirkend und ruhig sprechend aber mordsgefährlich. Alle Kletterpolizistinnen haben ihre Schusswaffe und Pfefferspray bei sich. Mit diesen schwarzen Gestalten, auf 25m in der Baumkrone von Testimo alleine.
Meine Kraft fängt langsam an zu schwinden. Ich rede mit den Polizistinnen und versuche soweit wie es noch möglich ist, meinen Körper zu bewegen. Die Arme werden langsam schlaff. Als erstes sichern sie mich um, damit sie an die Krone über mir kommen, um mich rauszuschneiden. Ein Polizist drückt mich näher an den Stamm, um so meinen Rücken zu entlasten der das Gewicht des Metallrohrs trägt.
Langsam arbeiten sie sich mit der Hebebühne nach oben und sägen sich ihren Weg frei. Die Sonne verschwindet hinter den Baumkronen und färbt dabei den Horizont rot-orang.

Auf der zweiten Bühne wird eine Art Scheinwerfer aufgebaut. Der sieht aus wie eine Kugel, aus der am unteren Teil Licht dringt. Dies wird „Moonlight“ genannt und meine Sicherung „Windel“ erklärt mir ein Polizist. Ich grinse und sage, dass ich auch eine Windel an habe. Die Temperaturen sinken und das Metallrohr kühlt langsam ab. Zum Glück habe ich den Schlafsack angezogen. Ich werde von den Polizistinnen um den Stamm gedreht. Zum einen, um mich direkt in eine Astgabel zu setzen und zum anderem die Ausläufer über mir absägen zu können. Alle Schritte, die sie vorhaben, werden mit mir kommuniziert. Es ist jetzt Nacht. Ich sehe vereinzelt Sterne und blicke auf die hell erleuchtete Sopienhöhe mit ihren Absetzern. Zuletzt habe ich heute Mittag auf sie geschaut. Am Boden werden überall Beleuchtungen aufgestellt. Polizistinnen , Sanitäterinnen stehen oder sitzen in kleinen Gruppen zusammen, unterhalten sich und schauen nach oben. Es wird immer kühler.
Mir wird Gehörschutz und ein Helm aufgesetzt. Dazu eine Decke darüber gelegt. Sie fangen über mir an, die Kronen Ausläufer Stück für Stück mit der Kettensäge ab zu trennen. Es vibriert, Späne fallen und ein strenger Geruch nach Abgasen liegt in der Luft. Äste fallen zu Boden. Lampenkegel streifen durch das Dunkle der Nacht. Generatoren rattern. Die zweite Hebebühne wird abgebaut, da diese sich in einem Bereich befindet ,wo einer der dicken Ausläufer von Testimo abgetrennt werden soll. Die Beleuchtung wird auf der Plattform unter mir aufgebaut. Nachdem die Bühne beiseite gefahren wurde, wird der Stamm durchgesägt. Es knackt, Holz berstet, indem Moment des kurzen Falls Stille und der Aufprall.
Weiter wird nicht mit der Kettensäge gearbeitet.
Es wird der letzte Ast, der im Weg ist, mit der Handsäge durchtrennt, ca. 20 cm von meinem Kopf entfernt.
Meine Kraft ist fast aufgebraucht. Arme und Beine fangen an zu kribbeln. Durchtreten der Beine, Bewegen der Zähen und Finger halten meinen Kreislauf weiter am Laufen. Meine Hand fühlt sich aufgeweicht. Der Korb der Hebebühne wir so nahe wie es geht an mich rangefahren. Ich werde über den Stumpf mit dem Metallrohr gehoben und in den Korb gesetzt. Sitzen bleiben-Kauerhaltung ( Fötushaltung ) einnehmen-ist mein Gedanke. Ein Polizist meint, dass ich aufstehen soll.
Ich verneine und sage, dass dies scheiße enden kann. Der Kreislauf ist runter, mehrere Stunden hängend in einer Position und dann schnelle hastige Bewegungen können zur Ohnmacht führen.
Die Bühne fährt langsam runter. Ich komme dem Boden immer näher. Sehe Kameras, Sanitäterinnen und die sich in Bewegung setzenden Polizistinnen. Ich blicke nach oben. Testimo, zerstückelt, stehend und trotzend wirkend. Am Boden angekommen, wird eine Trage ran gebracht und mich auf sie gelegt.
Foto blitze, Lampen und viele Gesichter starren auf mich herab. Ich merke, wie sie mich wegtragen und wieder absetzten. Sie betrachten mich, schauen und machen Fotos mit Kameras und Handys.
Ein Sanitäter setzt sich zu meiner Rechten und fragt, „wie es mir geht“. Ich erkläre ihnen das Kribbeln in meinem Händen und Füßen. Darauf macht sich die Technische Einheit vorstellig und begutachtet das Metall-Rohr und schickt eine Stab Kamera in das Rohr. Sie erklären mir den weiteren Vorgang. Als erstes werden mir auf der linken und rechten Seite zwei Edelstahlplatten reingeschoben. Diese dienen dem Schutze meiner Hand, wenn sie das Rohr mit einem Trennschneider aufmachen. Es werden mir Decken, Hörschutz und Sichtschutz aufgesetzt, über meinen Kopf eine weitere Decken gelegt. Dann wird der Trennschneider angeschmissen. Ein Geräusch …. Vibrieren, das ich nur schwer zu erklären vermag. Metall wird zerschnitten, Funken fliegen in das Metallrohr und es wird warm um die Hände.
Als sie sich ein Fenster freigeschnitten haben, ziehen sie die Kette raus, an der ich fest bin und trennen diese durch. Das Metallrohr wird mir abgenommen und die Handballen mit den Gipsfesseln kommen zum Vorschein. Die Gipsfesseln werden mir abgenommen.
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Es ist 21 Uhr und ich werde mit Ärzten und Polizistinnen zusammen in den Sanitätstransporter (von RWE) verladen. Es folgt eine holprige Fahrt durch den Wald.
In meinen Gedanken sitze ich immer noch in Testimo.
An der Autobahn Ab/Auffahrt nach Buir angekommen, werde ich in ein anderes Sanitätsfahrzeug verladen und die Fahrt geht weiter. Keine Ahnung wohin. Rechts von mir steht ein Polizist, der mich anstarrt und links ein Sanitäter, der wissen will wie ich heiße, usw. Ich werde in das Christliche Krankenhaus Frechen verschleppt.
Angekommen werde ich von zwei Kriminalpolizistinnen im Empfang genommen. Das Gefühl in Händen und Beinen kommt allmählich zurück. Ich ziehe mir den Schlafanzug und Klettergurt, den ich bis jetzt an hatte, aus. Ein Polizist folgt mir auf die Toilette und ein anderer bewacht den Ausgang.
Daraufhin geht es in einen Raum im Krankenhaus mit Bett, Lampen , Handschuhen, irgendwelchen Geräten und diesen beiden Polizistinnen. Sie bestehen darauf, mich in diesen Raum zu bringen. Im Aufenthaltsraum mit mir sitzen war nicht. Hätte auch etwas mit Sicherheit oder so zu tun. Nach einer gefühlten Stunde wird diesen beiden etwas ungemütlich. Sie drängen darauf, dass sich Ärztinnen um mich kümmern sollen.
Meine Kraft kommt wieder und mein Verstand und Zunge wird schärfer. Da ich auch aus Sicherheitsgründen nicht alleine meinen Becher mit Wasser füllen darf, schenken sie mir ein. Sie wirkten locker und eher zu den Silverlinnern der Polizei zu gehörend.
Eine Ärztin betrit hastig den Raum und scheint sehr gestresst. Sie bekundet mir und den Polizistinnen ihren Unmut über die „Besetzter“. Der Unmut beruht auf die vielen Einsätze, die schlechte Bezahlung, Überstunden und das Aktivistinnen ihren Namen nicht angeben möchten. Ich entscheid mich genauso und kann aus diesem Grund nicht behandelt werden.
„Wir müssen doch einen Namen haben und Adresse, damit unser Computer dies zu sortieren kann und damit wir wissen, wen wir die Rechnung zuschicken können, des Weiteren deine Adresse der Polizei zu kommen lassen ,auch wenn dies gesetzlich nicht stattfindet“. Ein Arzt setzt sich zu mir und redet eine halbe Stunde mit mir und erklärt mir, wie wichtig es sei, meinen Namen anzugeben. Ohne Erfolg, mir wird erklärt, dass ich mich der Behandlung dadurch widersetze. Ich sage, dass ich mich nicht der Behandlung widersetze, sondern der Angabe meines Namen und die Unterschrift. Deswegen kann ich nicht ärztlich untersucht werden. Ich werde darauf hingewiesen, dass die Hände oder Füße absterben könnten, ein längeres Hängetrauma entstehen und ich impotent oder sogar sterben kann. „Wenn es sonst nichts ist“, antwortete ich. Ich werde nicht behandelt.
Darauf gehe es dann weiter mit dem Zivilauto der Polizistinnen durch die Nacht. Einer von ihnen sitzt neben mir auf der Rücksitzbank. Es wird die Wache angerufen, zu der wir unterwegs sind, um eine ED( Erkennungsdienstlichen) Behandlung mit mir durchzuführen. Dies soll in Hürth(Rand von Köln) sein. Dort angekommen, werde ich auf einen Stuhl mit Rollen gesetzt und mir mit einem Computer die Fingerabdrücke genommen. Eine Minute später spuckt das System meinen Namen, Foto und andere Informationen über mich aus. Mir wird ein Telefon bereitgestellt, von dem ich anrufen kann und meinen Aufenthaltsort durch gebe. Die Polizistinnen drückten mir meinen Klettergurt und den Schlafsack in die Hand und bringen mich zur Tür. Ich, mit meinem Klettergurt unter dem Arm, sage ihnen, dass ich schon morgen wieder in den Bäumen sein könnte. Darauf kommt, dass es nicht ihre Zuständigkeit ist.
Ich gehe durch die Nacht. Mein Kopf dröhnt, die Bilder schießen an mir vorbei. Heute morgen noch lag ich in meine Decke eingekuschelt in Testimo und jetzt stehe ich hier. Leere. Kraftlos. Kurz vor Mitternacht .
Ich setze mich in eine der Bushaltestellen, ziehe mir den Schlafsack an und starre ins Nichts. Die Kälte fängt an, mich zu durchdringen. Ich zittere und bin müde.
Aktivistinnen kommen nach einer Weile und holen mich mit dem Auto ab. Umarmung, Freude und doch bedrückend zugleich. Mir fehlen die Worte.
Die Fahrt kommt mir ewig vor. Die Dörfer und ihre Lichter ziehen an mir vorbei.
In den kommenden Tage realisierte ich erst, was alles passiert war. Las die Presseberichte, hielt Interviews und begrüßte Unterstützerinnen. Mehrmals am Tag ging ich zu dem Ort an dem ich und viele andere vorher lebten. Es kam mir ein jedes Mal sovor, als wäre ich fremd. Ich erkannte den Ort nicht mehr. Überall lagen die Kronen der mächtigen Bäume verteilt und Schneisen durchziehen den Wald.
Am dritten Tag nach der Räumung brach ich dann endgültig zusammen. Mir ging es schlecht, ich konnte nichts essen, trinken, sowie aufstehen. Mein Kopf fühlte sich schwer und unter großen Druck. Knochen schmerzten.
Ich verließ die kommenden Tage nur selten das Bett und wenn, trudelte ich durch die Gegend und war abwesend. Alle kümmerten sich stark um mich, Tee, Suppe gemacht und nach mir geschaut. Dies wurde mir erst im nachhinein bewusst. Danke dafür.
Der Drang, raus zu müssen, wurde stärker.
Ich verließ den Wald für über eine Woche körperlich. Im Kopf verlasse ich ihn nie. Ich verbrachte viel Zeit mit mir und kümmerte mich ausschließlich um Essen und Trinken. Die erste warme Dusche nach dem Ganzen, frische Klamotten und das Gefühl unter der eignenden Last zusammen zu brechen, verfrachtete mich auf das Sofa vor dem Kamin. Mein Körper fuhr langsam runter, die Muskeln entspannten sich nach den Tagen. Alles zog in Bildern und Emotionen an mir vorbei. In dieser Zeit entstanden die ersten beiden Teile. Sie halfen mir das Erlebte aufzuschreiben und zu realisieren. Die Verarbeitung dieser Erlebnisse, bis sie Teile von dir sind, brauchen länger.
Ich schreib dies hier gerade nieder und mir kommen die Tränen, es ist, als würde ich in diesem Augenblick das letzte Mal in der Krone von Testimo sitzen. Den Sonnenuntergang über den Bäumen beobachten. Die leichte Brise im Gesicht spüren. Das leichte Schwingen der Äste im Wind erleben. Die Vögel an mir vorbei fliegen zu sehen. Wie sie ihre Nester in der Kronen bauen, dies mitunter aus dem Stroh aus dem Baumhaus. Den Baum spüren, ihn anfassen, die Energie in ihm aufnehmen. Jetzt ist der dritte Teil draußen, den du jetzt gerade liest oder dir vorlesen lässt.
Als ich wieder im Wald oder auf der Wiesen-Besetzung ankomme, empfangen mich die Menschen . Wir sitzen viel und quatschen über das Erlebte.
Der Wald hat seine Kraft für mich nicht verloren. Tagtäglich kommt es zu Zusammenstößen und Konfrontationen mit Polizei, Wachschutz und Behörden. Es findet ein zwei wöchiges Skillsharing-Camp statt mit über 70 Menschen und die anschließende Wiederbesetzung des Hambacher Forst.
In dieser Zeit kettete ich mich mit beiden Armen an einen der Radladern von RWE um ihn die Zufahrt zum Hambacher Forst zu verwehren. Zu zeigen, jeder Schritt, den ihr macht, müsst ihr euch freiräumen. Aber dies sind andere Erlebnisse. Sie verdeutlichen, das der Kampf weiter gehen wird. Räumt ihr eine Besetzung, bekommt ihr drei weitere. Um jeden Meter, den ihr zerstören wollt, werden wir kämpfen.
Mit Solidarischen Grüßen an die Kämpfenden, Vagabunden, Landlosen da draußen, ihr seid nicht allein.
Tim

Infos zu Fotos:
Foto Nr.1 Aktivisten sitzen auf Testimo (Wiederbesetzung 26.April 2014)
Foto Nr.2 Testimo (Foto Nov. 2013/ Für Polizei Baum Nr.5)
Foto Nr.3 Karte von Monkey Town
Foto Nr.4 Zeichnung wie Ich Festgekettet war/ Walk way und Traverse
Foto Nr.5 Polizei bei der Räumung von Testimo mit zwei Hebebühnen
Foto Nr.6 Testimo nach der Räumung

Ein paar Gedanken zu Solidarität und Gewalt

In letzter Zeit haben uns einige Stimmen erreicht, die ausgehend von mehreren Zeitungsartikeln das Camp infrage stellen. Kritisiert wird vor allem die angebliche Aggressivität der Aktivistis und die Zerstörung eines Polizeiautos, die ebenfalls der Wiesenbesetzung zugeschrieben wird. Deshalb haben wir uns vor einigen Tagen zusammengesetzt, um uns darüber auszutauschen.
Dazu erstmal zwei Punkte vorab:
Zum einen gibt es kein kollektives “Wir”. Die Personenkonstellation auf dem Camp ändert sich laufend und die gesamte Bewegung ist glücklicherweise sehr vielfältig und will und kann nicht vereinheitlicht werden.
Zum anderen ist es sehr schwer, den Gewaltbegriff zu definieren – schon dazu existieren viele verschiedene Vorstellungen.
Deshalb erhebt dieser Text auch nicht den Anspruch, allgemein gültig für die gesamte Bewegung zu sprechen, sondern möchte vielmehr einen Teil zur Diskussion beitragen.
In erster Linie wollen wir mit euch teilen, welche Meinungen und Fragen in unserer Runde geäußert wurden.
Ist zum Beispiel Gewalt gegen Sachen überhaupt Gewalt?
Kann es nicht sogar verantwortungslos sein, keine Gewalt auszuüben, wenn dadurch Schlimmeres verhindert werden kann? Ist eine Person automatisch gewaltfrei, wenn sie keine Waffen in die Hand nimmt oder nicht mit eigener Hand prügelt?
Ist es nicht auch Gewalt, andere dafür zu bezahlen Menschen zu verletzen? Oder Menschen zu unterdrücken? Was bedeutet es dann Kleidung zu kaufen, die von Kindern oder Kranken unter Zwang hergestellt wurde? Oder Fleisch zu kaufen, für welches Lebewesen ein Leben lang gefoltert und anschließend ermordet wurden? Ist es illegitim größere Gewalt zu verhindern, selbst wenn dafür ein gewisses Maß an Gewalt angewendet wird? Ist es illegitim eine Person zu verteidigen, damit ihr keine Gewalt angetan wird, selbst wenn es dazu Gewalt bedarf? Was ist Notwehr? Wer entscheidet darüber? Wieviel Macht haben diejenigen, die darüber entscheiden?
Andererseits wurde auch angemerkt, dass Aktionen wie das Demolieren von Polizeiautos kontraproduktiv sein können, da sie ein schlechtes Licht auf die Besetzung werfen und für mehr Abfall sorgen.
Und wir haben uns gefragt, ob wir mit Gewalt überhaupt etwas ausrichten können? Schließlich ist uns die Polizei zahlenmäßig überlegen, verfügt über mehr Mittel und Macht und hat die sogenannte Rechtsprechung auf ihrer Seite. Einige von uns haben Angst davor, dass jegliches zur-Wehr-setzen auf unserer Seite zu einem Mehr an Gewalt auf deren Seite führen könnte.
Allerdings kann es auch sehr schwer sein, sich nicht zu wehren, wenn die Polizei einen verprügelt und/oder mensch tagtäglich mit der Zerstörung, die von RW€ ausgeht, konfrontiert wird. Es ist für das emotionale Wohlergehen hilfreich und wichtig, in einer Gewaltsituation nicht wehrlos zu sein. Posttraumatische Belastungsreaktionen können entstehen, wenn mensch einem Angriff ohnmächtig ausgeliefert ist (also Kampf oder Flucht nicht möglich ist)- und nicht selten haben Aktivist*innen nach einem Polizeikontakt damit zu kämpfen. Somit kann es langwierige und schwere Folgen haben, wenn mensch sich nicht wehrt. Oder führt es tatsächlich nur zu noch mehr Brutalität auf Seiten der Polizei?

Viele waren wütend oder traurig darüber, dass die Reaktionen auf einen vermeintlichen Angriff von Besetzer*innen auf ein Ding so stark ausfällt, während ungerechtfertigte Polizeigewalt oft kaum auch nur wahrgenommen wird. Dabei bedeutet Polizeigewalt in vielen Fällen brutales Verprügeln, Freiheitsberaubung und Folter.
Es schockiert immer wieder, wie einseitig die Presse berichtet: Es ist nicht bewiesen, wer die Scheiben des Autos eingeschlagen hat. Scheinbar hielt es keine*r der Journalist*innen, die darüber berichteten, für nötig, auf die Besetzung zu gehen, um sich eine zweite Meinung einzuholen. Dennoch werden die Artikel von vielen als “die Wahrheit” gesehen. Das ist umso erstaunlicher, wenn mensch sieht, dass direkt neben einem solchen Artikel RW€-Werbung geschaltet ist: Wer Geld bekommt, hat anscheinend kein Interesse daran, sich möglichst offen und unvoreingenommen eine Meinung zu bilden. Da ist es auch nicht weiter überraschend, das die Gewalt, die von RW€ ausgeht, gerne mal übersehen wird: Da wird ein (derzeit noch) 82km² großes Loch ausgebaggert, ein wunderschöner alter Wald für immer vernichtet, Menschen umgesiedelt und sich ein Dreck um die langwierigen und schweren Folgen für Mensch und Natur geschert. Trotzdem werden denen, die sich mit den wenigen Mitteln, die sie haben, dagegen wehren, kriminalisiert bzw. anscheinend sogar gefürchtet. Schade…

Womit ich nicht sagen möchte, dass es nicht verständlich ist, wenn Menschen sich z.B. wegen der Vermummung eingeschüchtert fühlen. Trotzdem ist dies leider aus Selbstschutz oft notwendig. Es kann schon passieren, dass die Polizei Fotos zur Identitätsfeststellung nutzen. Und das kann zur Folge haben, dass die betroffene Person eine Anzeige bekommt, auch wenn ihr einziges “Verbrechen” darin besteht, einen Waldspaziergang gemacht zu haben. Die Phantasie der Polizei ist in dieser Beziehung groß und was die Glaubwürdigkeit vor Presse und Gericht angeht, hat sie ebenfalls einen großen Vorteil. Aktivistis vermummen sich nicht nur aus Lust und Laune, schon gar nicht, um Menschen einzuschüchtern – und schon garnicht bei diesem Wetter!
In einem Zeitungsartikel wurde außerdem noch erwähnt, dass Besetzer*innen im Wald Fallen aufgestellt hätten. Solche Fallen sind uns nicht bekannt. Diese Behauptung halten wir eher für eine weitere Strategie, den Protest zu kriminalisieren. Wenn wir Barrikaden bzw. Gräben errichten, achten wir darauf, dass sie gut sichtbar gekennzeichnet sind und Fußgänger*innen ungehindert den Wald genießen können.

Wir sind nicht auf diesem Camp, um Gewalt anzuwenden, sondern um etwas gegen sie zu unternehmen. Wir setzen uns für den Erhalt von Natur und Dörfern ein, die Zerstörung geht von anderen aus.
Die Besetzung soll ein Ort der Solidarität mit Mensch und Umwelt sein – und wir hoffen, dass sie in Zukunft auch als solche gesehen wird.
Weitere Kritik, Anregungen und Meinungen sind natürlich nachwievor willkommen und wir würden uns auch sehr freuen diese Diskussionen mit euch hier auf der Wiese fortzuführen.

28.04.14 -brutale, rechtswidrige Personenkontrolle & Festnahme-

Achtung PolizeiZunächst eine kurzer Text dazu, was vorgefallen ist, weiter unten kannst du auch das Gedächtnisprotokoll der mitgenommenen Person lesen – Achtung, es wird Polizeigewalt geschildert!

Die Polizei Düren hat heute Nacht einmal mehr ihr konservatives, faschistoides Profiling betrieben:

Ein Auto, welches von Düren nach Morschenich fuhr, ist diese Nacht von einem Polizeiauto angehalten worden, um eine “Fahrzeugkontrolle” durchzuführen. Nachdem die Beifahrerinnen die Polizei belehrten, dass eine Fahrzeugkontrolle keine Personenkontrolle ist, kamen noch 2 weitere Autos hinzu.

Neben den allgemeinen KfZ-Papieren wollten sie dann folglich die Personalien ALLER Insassen (???) kontrollieren. In diesem Zusammenhang wurden Rucksäcke und Brieftaschen vorübergehend konfisziert.

Eine Person wollte den Grund für den “Einsatz” erfahren, bevor sie die Personalien rausgibt. Unter der wohlbekannten Blankovollmacht “Gefahr im Verzug” wurde unsere Freundin und Genossin schließlich brutal aus dem Auto gezerrt und zu Boden geworfen. Zwei Polizisten setzten sich teilweise auf sie und wandten Schmerzgriffe an. Dann wurde sie hochgerissen, auf die Motorhaube eines der Fahrzeuge gedrückt und in Handschellen gelegt.

Auf der Wache hat unsere Freundin ihre Personalien dann schließlich angegeben. Dies reichte den Überzeugungstäter_innen von der Gewaltbehörde allerdings nicht. Denn nun wurde eine ED-Behandlung (Fingerabdrücke) erzwungen. Im Anschluss wurde die Person dann entgegen aller rechtlichen Voraussetzungen einfach so, mir nichts dir nichts im Sinne von “ich bin das Gesetz” die komplette Nacht als Gefangene in einer Zelle festgehalten.

Heute Morgen dann wurde sie endlich wieder aus dieser politisch motivierten Haft entlassen und nach Rücksprache mit unserem Anwalt kam ein weiteres, übles Detail heraus: Trotz, dass letzte Nacht eindeutig von unserer Freundin und Genossin gefordert wurde, mit ihrem Anwalt sprechen zu dürfen, wurde diesem heute Morgen von der Polizei gesagt, dass es gestern Nacht explizit zu der Aussage gekommen sei, dass “kein Kontakt zum Anwalt” gewollt wäre.

Unsere Solidarität gegen eure Repression!

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Fahrzeugkontrolle & In Gewahrsamnahme – Gedächtnisprotokoll – 28.04.2014
– Es wird Polizeigewalt geschildert

Wir fahren mit dem Auto am 28.04.2014 so in etwa gegen 2 Uhr morgens durch 0Morschenich. In der Unterstraße hält uns ein Streifenwagen an. Allgemeine Fahrzeugkontrolle. Der Fahrer gibt seine Papiere heraus, steigt aus, öffnet den Kofferraum. Auf die Frage, wohin wir wollen, antwortet er: Richtung Wiese. Die beiden Bullen wollen auch die Ausweispapiere der beiden Beifahrerinnen sehen. Diese lehnen ab, da es sich bloß um eine Fahrzeugkontrolle handelt. Der Bulle am Fenster sagt: „Ja, dann ist das jetzt eine Personenkontrolle“. Er wird von den Beifahrerinnen darauf hingewiesen, dass das so nicht geht und sowieso müssten für eine Personenkontrolle Gründe vorliegen. Anstatt Gründe zu nennen, sagt er: „Wollen Sie mir jetzt sagen, wie ich meinen Job zu machen haben?“. Es wird geantwortet, dass dies anscheinend nötig ist. Ein zweiter und dritter Streifenwagen treffen ein. Die hintere Seitentür wird aufgerissen, wo ich sitze. Ich rede weiter auf die Bullen ein, dass sie mir eine Begründung für ihre Maßnahme nennen sollen. Einer der hinzugekommenen Bullen guckt mich entgeistert an, zögert 1 – 2 Sekunden, sagt: Gefahr im Vollzug“. Ich frage, welche Gefahr denn vorliegt. Ich kriege keine Antwort (später im Auto wird mir gesagt, die Gefahr sei, dass angeblich von der Wiese im Allgemeinen Straftaten ausgingen und das würden sie verhindern wollen → reine Spekulation). Zu meinen Füßen wird eine Brieftasche gefunden. Es ist nicht meine. Für die dritte Person wird ein_e Dolmetscher_in angefordert, aber die Bullen lehnen das ab. Sagen, sie müssten gar nichts. Ich rede weiter auf sie ein, dass ich eine Begründung für die Maßnahme will, die auf einer tatsächlichen rechtlichen Grundlage beruht. Ich habe nie gesagt, dass ich in einem solchen Fall meine Personalien nicht angeben würde.
Sie drohen mir, wenn ich jetzt nicht sofort aus dem Auto aussteige und ihnen meinen Ausweis gebe, wäre das Widerstand und das sei ein Straftatbestand und sie würden Gewalt anwenden. Ich sage, Widerstand bestünde nur, wenn die Maßnahme der Polizei begründet und legal wäre und dieser Zustand sei nicht gegeben. Ich werde aus dem Auto gezerrt und direkt auf den Boden gedrückt. Ein Bulle sitzt auf mir, ein anderer dreht mir den Arm auf den Rücken bis es weh tut. Ich belehre die Bullen weiter über ihre rechtliche Situation und will den Grund wissen, weshalb ich festgenommen bin. Ich erhalte keine Antwort. Ich werde hochgerissen und zum nächsten Fahrzeug (Bullenfahrzeug glaube ich) gezerrt, wo mein Oberkörper mit Wucht auf die Motorhaube gedrückt wird. Mir werden Handschellen auf dem Rücken angelegt. Der Länge nach werde ich auf die Rückbank des Streifenwagens gezerrt. Bevor die Türen zuschlagen kann ich noch erfragen, wohin ich gebracht werde (Düren) und rufe es den draußen stehenden Leuten zu. Die Dienstnummern werden mir auch auf Nachfrage nicht mitgeteilt. Wir fahren los mit über 60 km/h in einer Dreißigerzone und innerhalb einer Ortschaft. Weder ich, noch der Bulle neben mir ist angeschnallt. Ich weiße die Bullen auf die Straßenverkehrsordnung und die damit verbundene Geschwindigkeitsbegrenzung und Anschnallpflicht hin. Ich fordere sie auf, mich anzuschnallen, sowie der Bulle neben mir sich anschnallen solle. Das wird abgelehnt. Die Geschwindigkeiten werden weiterhin bedeutend übertreten, obwohl ich weiterhin und regelmäßig auf den Tachostand hinweise. Ich belehre die Bullen erneut über die rechtliche Situation und dass diese Maßnahme komplett rechtswidrig ist und es sich daher gerade um Freiheitsberaubung handelt. Der Bulle neben mir guckt mich an und sagt: „Ja, da hast du Recht. Und jetzt? Was willst du tun?“ Ich fordere mit einem Anwalt zu telefonieren. „Das geht auch später noch“ ist die Antwort. Ich will die Begründung für die Maßnahme schriftlich: Antwort: Ja, später.
An der Wache angelangt steigen die Bullen aus und klingeln. Ich steige auch aus, vertrete mir ruhig ein wenig die Beine. Die Bullen packen mich, einer kneift mir dabei in den Arm. Ich fordere sie auf, mir zumindest die Jacke, die sie mir in Morschenich heruntergerissen haben, wieder anzuziehen, denn es ist kalt. Ansonsten würde ich mich halt gerne bewegen. Der Bulle kneift mir fester in den Arm, die Jacke bleibt unten. Niemand öffnet die Tür. Ich werde auf die andere Seite des Gebäudes zum anderen Eingang gebracht und dann Richtung Zelle. Ich frage, mit welcher Begründung sie mich festgenommen haben, sie sagen: Zur Personalienfeststellung. Ich sage: „Gut, dann gebe ich jetzt meine Personalien und dann gehe ich“. Keine Antwort. In einem Protokoll wird die Uhrzeit 2:34 Uhr vermerkt. Eine Bullin kommt, um mich zu durchsuchen. Ich frage, was das denn mit der Personalienfeststellung zu tun habe. Ich werde in die Zelle und dort aufs Bett gedrückt. Die Tür geht zu. Die Bullin sucht mich ab – nichts, was es zu finden gibt. Die Tür geht wieder auf. Ich sage erneut, dass ich jetzt meine Personalien angeben und dann gehen will. Mir wird gesagt, das sei jetzt zu spät. Mehr Bullen kommen hinzu; ich wiederhole meine Forderung bis schließlich meine Personalien von einem Bullen auf einen Notizblock geschrieben werden. Auf meine Frage, ob ich sicher sein kann, dass das ganze weitergeleitet wird, erhalte ich nur ein „jaja“ als Antwort. Nachdem meine Personalien aufgenommen wurden, will ich gehen. Ich werde zurück in die Zelle geschubst, aufs Bett geworfen und schon wieder werden mir meine Schuhe ausgezogen. Die Tür geht zu.
Einige Minuten später werde ich in einen anderen Raum gebracht, um mir Fingerabdrücke abzunehmen und mich zu fotografieren. Ich will schriftlich haben, dass ich Widerspruch gegen diese Behandlung einlege. Dies wird mit einem „jaja, du willst alles schriftlich“ abgetan. Ich fahre fort, zu betonen, dass ich meine Personalien bereits abgegeben habe und dass ich Widerspruch gegen die Behandlung einlege. Mir werden die Fingerabdrücke abgenommen. Ich verlange, nun endlich gehen zu können. Die Bullen sagen mir, ihr Computer hätte kein Ergebnis angezeigt und daher wüssten sie ja nicht, ob ich wirklich meine richtigen Daten angegeben hätte. Sie sagen, sie würden mich jetzt 12 Stunden dort behalten. Ich erläutere, dass diese 12 Stunden die Maximale Zeit der Gewahrsamnahme zur Identitätsfeststellung ist. Da ich ja aber bereits alle meine Daten angegeben habe, ist der Bestand zur Gewahrsamnahme zur Identitätsfeststellung nicht mehr gegeben und ich würde dann jetzt gehen. Ich werde zurück in die Zelle gebracht.
Ich fordere erneut, mit meinem Anwalt zu telefonieren. Ich gebe Namen und Telefonnummer des Anwalts an (ein Bulle schreibt es auf) und betone, dass ich persönlich mit dem Anwalt reden will. Der Bulle fragt mich wiederholt, ob der Anwalt mich kenne und ich frage wiederholt zurück, ob das irgendeine Relevanz hätte. Die Tür der Zelle geht zu.
Sie öffnet sich erst gegen 7 Uhr morgens wieder. Der Bulle, der die Tür öffnet, schnauzt mich an, ich solle ihm einen guten Morgen wünschen. Ich weise ihn darauf hin, dass ich gar nichts muss und frage, warum ich jetzt erst raus komme. Er sagt, er wisse von gar nichts, er sei gerade erst gekommen. Ich soll etwas unterschreiben, verweigere die Unterschrift, bestehe darauf, dass notiert wird, dass ich sie verweigere und gehe. Die ganzen versprochenen schriftlichen Ausführungen habe ich nie bekommen.
Draußen erfahre ich, dass mein Anwalt auf der Wache angerufen hat, um mit mir zu reden und dass ihm gesagt wurde, ich hätte gesagt, NICHT mit ihm reden zu wollen. S etwas habe ich nie gesagt und mir wurde auch nie mitgeteilt, dass der Anwalt angerufen hat.

Meldung von der Polizeiwache Düren

Polizeiwache Düren Polizeiwache Düren Polizeiwache Düren

Heute Morgen um halb 5 Uhr sind zwei Menschen in Düren von drei Polizeiwägen angehalten und nach ihren Personalien gefragt worden. Nachdem sie diese nicht rausgegeben haben, wurden sie von den Polizist_innen in Handschellen gelegt und durchsucht. Dies alles geschah ohne Angabe eines Grundes, die die Personalienfeststellung gerechtfertigt hätte.
Als sie bei den Personen keine Ausweise finden konnten schleppten sie die beiden mit auf die Polizeistation. Dort wurden sie von den Polizist_innen zum ausziehen genötigt. Eine Person wurde gewaltsam nackt ausgezogen. Als gegen 5 Uhr sie immer noch nicht am verabredeten Ort auftauchten wurde bei der Polizeidienststelle Düren angerufen. Diese bestätigte die Ingewahrsamnahme von zwei Personen. Darauf hin wurde ein Anwalt eingeschaltet, warmer Tee, Decken und Essen eingepackt. Gegen 6 Uhr machten sich vier Unterstützer_innen die sich mit den in Gewahrsam genommenden solidarisch erklären auf den Weg zur Polizei. Die erste Person wurde nach dem sie ihre Personalien abgab rausgelassen und kam den Unterstützer_innen entgegen. Die zweite Person wurde mehrfach unter Druch gesetzt, es der anderen Person gleichzutun. Einmal wurde noch der Spruch: „Dann leide!“hinterhergeschoben.
Nach mehreren Stunden wurde sie genötigt, ihre Fingerabdrücke zu geben und es wurden Fotos von ihr gemacht. Die Pointe des Ganzen: Ein Verhör, bei dem sich herausstellt, dass keine Straftat und keine Anzeige vorliegt. Weiter meint „der Verhörer“ dann aber dass die Kollegen noch keine Anzeige geschrieben hätten…
Als die zweite Person rausgelassen wurde, machten sich alle gegen 10.30 Uhr auf den Weg nach Hause.
Immer wieder kommt es zu solchen Übergriffen seitens der Polizei in Düren. Straftaten werden sich aus dem Hut gezaubert, Personenkontrollen werden willkürlich durchgeführt. Menschen müssen mit Schikanen und Einschüchterungen durch Polizist_innen umgehen.

14.04.2014 Düren

Angriff auf Menschen im Wald

Heute, am Donnerstag, den 6.2.2014, wurden am Nachmittag im Wald einige Menschen von einem „Spaziergänger“ beleidigt und bedroht. Dieser machte zudem Fotos speziell von Personen. Als dieser „Pöbler“ auf seinem Weg im Zickzack durch den Wald in der Nähe der Besetzung von einer Person mit viel Abstand begleitet wurde, um sicherzustellen, dass keine Seile gekappt werden o.ä., zog der „Spaziergänger“ aus seinem Rucksack eine Art Säbel (ein Messer mit gebogener und am Ende gerade zulaufender, zwischen 20 und 30 cm langer Klinge) und rannte damit auf die andere Person zu.
Im Endeffekt wurde zum Glück niemand verletzt und der ca. 1,70m große, kurzhaarige Mann verließ unter Beobachtung den Wald und fuhr in einem dunkelblauen BMW-Kombi mit einem Hundekäfig darin auf der L276 Richtung Buir davon.

Aufgefallen war dieser „Spaziergänger“ bereits einen Tag zuvor, als er zwischen den Baumhäusern in der Besetzung hin- und herlief, Menschen von Anfang an beschimpfte und bedrohte und viele Fotos im speziellen von Menschen und Infrastruktur machte.

Erlebnisbericht der Inhaftierung vom 25.12.13

es ist der 25 dezember 2013 fuer manche ein hoher feiertag – fuer mich und
viele andere aktive ein tag wie viele: zu zweit auf dem weg mit dem
fahrrad durch die gegend zu fahren ist ja normalerweise kein problem nur
wenn du in der gegend um den hambacher forst durch das oberflaechliche
raster der rwe-securitons gefallen bist muessen wir scheinbar auf
ueberwachung und verfolgung gefasst sein: das weis auch ich jetzt: wir
fuhren die hambachbahn entlang und bemerkten unsere verfolger das erste
mal und da wir nicht so gerne ueberwacht werden versuchten wir sie
abzuhaengen und fuhren in grossen boegen durch und um manheim herum: nach
mehreren stunden teilten wir uns auf und ich fuhr allein immer im kreis
durch manheim: mit der zeit wurde der eine securitonwagen von einem
zweiten unterstuetzt und meine versuche ihnen ueber ein feld zu entkommen
schlugen immer mehr fehl: als ich ein weiteres mal nach manheim hineinfuhr
kam mir die polizei entgegen und ich wurde von einem polizeiwagen und
einem securitonfahrzeug gestoppt: sie wollten eine allgemeine
personenkontrolle bei mir durchfuehren und begruendeten dies damit das ich
an einer straftat beteiligt gewesen sein soll: da ich keinen pass
herausgeben wollte und auch keinen mit mir fuehrte forderte mich der cop
ein weiteres mal auf das er bis 3 zaehlen wuerde und ich ihm in der zeit
meinen ausweis geben solle: da ich nicht auf sein zahlenspiel reagierte
zerrte er mich vom rad und legte mich auf den boden: sie tasteten mich ab
und stellten fest das ich keinen ausweis bei mir hatte: danach packten sie
mich ins auto und brachten mich nach kerpen um eine
idenentitaetsfeststellung machen zu koennen: sie schleiften mich in eine
zelle und sperrten mich ein: nach einer weile kamen sie wieder und
forderten mich auf meine kleidung abzulegen dieser aufforderung kam ich
nicht nach sie versuchten mir meine kleidung auszuziehen was ich durch
versteifen und mich winden zu verhindern versuchte sie sassen zu 4 oder zu
5 auf mir und verdrehten mir arme und beine und wuergten mich indem sie
meinen hals im kniegelenk eines bullen einklemmten und druck ausuebten:
meine untersten kleidungsschichten zerschnitten sie: mein kopf wurde
mehrmals auf den boden fallen gelassen und als sie bei meinen handschuhen
angelangt waren schlug einer der bullen meine faust mehrmals an die wand
und bruellte mich an ich solle nicht nach der polizei schlagen: nach einer
langen zeit hatten sie erfolg und ich lag nur noch in der unterhose am
boden der zelle: sie liessen von mir ab und nach einer weile schlief ich
in der zelle ein: ich vertrieb mir die zeit erst mit pfeifen spaeter mit
lautem singen und fasste wieder etwas mut: irgendwann als es dunkel war
kamen die bullen wieder mit zwei frauen in zivil die von sich behaupteten
von der kripo zu sein: da ich meine fingerabdruecke nicht freiwillig
abgeben wollte zerrten sie mich von der pritsche und das biegen ziehen und
zerren an meinem koerper ging von vorne los: es war endlos doch irgendwann
hatten sie meine finger aus meiner hand herausgebogen und sie steckten mir
spitze gegenstaende unter meine fingernaegel um mich am bewegen meiner
finger zu hindern: nach einem langen auswegslosen kampf hatten sie was sie
wollten und sie liessen mich heulend und verschwitzt am boden liegen: ich
war vollkommen fertig mit der welt: ich verbrachte noch einige zeit in der
zelle und hoerte irgendwann den radau den meine freunde und freundinnen
vor der wache machten und wusste es ist so weit ich bin nicht allein: ich
komme hier wieder raus: nach einer weiteren weile kamen die bullen wieder
und sprachen mich mit meinem namen an: sie boten mir an mit meinem vater
zu telefonieren was ich in diesem moment ablehnte und liessen mich bald
darauf gehn:

das recht mit meinem anwalt zu telefonieren wurde mir auch nach
aufforderungen verwehrt sie waren nur dazu bereit meinen anwalt zu
kontaktieren: ueber all die dummen witze die sie ueber mein aussehn meinen
geruch meine lebensweise und unseren protest machten berichte ich nicht
mehr ausfuehrlich es war einfach zu stumpf und ich hatte nichts anderes
von ihnen erwartet: ich wurde beleidigt geschlagen gequaelt und ausgelacht
sie haben nun meinen fingerabdruecke meinen namen und eine anschrift von
mir – aber sie haben mich (noch) nicht gebrochen: der kampf gegen rwe und
das ganze scheiss dreckssystem geht weiter bis zum schluss:

fuer ein leben in freiheit fuer die anarchie

Tagebucheintrag

Liebe Leser_innen,
mein Name ist Tim. Ich bin einer der Baumbesetzer_innen des zurzeit wieder besetzten Hambacher Forstes bei Köln ( D ).
Dabei geht es um den Widerstand gegen den hier stattfindenden Kohleabbau durch RWE.
Vor dreieinhalb Monaten habe ich ein Teilstück des Hambacher Forstes mitbesetzt.
Derzeit lebe ich in einem Baumhaus in einer ca. 200 Jahre alten Rotbuche, in etwa 20 Meter höhe. Die Buche selber ist 30 Meter hoch, ich nenne sie Tèstimo. Téstimo kommt aus dem Katalanischen und steht für „ich Liebe“.
Um euch diesen Protest und die Hintergründe näher zu bringen habe ich die folgenden zwei Texte aus meinen Aufzeichnungen digitalisiert und mithilfe von anderen Aktivist_innen zur Veröffentlichung gebracht.

Vor nun dreieinhalb Monaten wurde wieder ein Teilstück des Hambacher Forst besetzt.
Am Anfang der Besetzung waren es 4 Plattformen, in einer Höhe von ca. 20 Metern. Diese wurden mit Zelten oder Planen bestück, um vor Regen und Wind zu schützen.
Heute sind es bereits 7 Plattformen in 5 Bäumen, jeweils mit einer Grundfläche von ungefähr 2×2 Metern. Die Zelte sind festen Holzhütten mit Strohisolation gewichen.
Es stehen nun Baumhäuser mit Fenstern, meist mit einer Art kleinen Balkon und eigener Sanitärer Einrichtung (PET-Flaschen und 20L-Eimer).
Die Hütten sind jeweils auf die unterschiedlichen Baumkronen angepasst, sowie nach den vorhandenen Baumaterialien und Vorstellungen derr Bewohner_innen errichtet und ausgestattet.

Im Sommer mit T-Shirt und Mückenstichen wurde der Forst erneut besetzt, heute sind es Temperaturen bis 0 Grad, Stürme wie vom Orkantief „Xaver“ und erster Schneefall.
Ausgestattet mit reichlich Decken, dicken Schlafsäcken und Klamotten wird sich auf den bevorstehenden Winter vorbereitet.
Solidarische Hände helfen Tag für Tag die Besetzung auszubauen, sie mit Essen und Decken zu versorgen sowie gemeinsam am Feuer zu sitzen.
Staatliche und unabhängige Presse berichtet regional wie international seit nun mehr 2 Jahren von dem Protest hier vor Ort.

Durch die immer wieder stattfindenden Versuche, die Besetzung zu unterbinden, befinden sich keine Unterstände, Sitzgelegenheiten oder Küche mehr auf dem Boden. Sobald welche errichtet wurden, kam RWE im Schutze der Polizei, riss sie nieder und nahm das Material mit.
Dasselbe passiert mit unzähligen Barrikaden, die zum Schutze des Forstes erbaut wurden, um RWE und Polizei die Räumung zu erschweren und die Waldwege und Spaziergänger_innen zu schonen. Zudem machen sie sichtbar, dass es Menschen gibt, die den Umgang von Staat, RWE und anderen mit der Umwelt nicht hinnehmen wollen.

Die Besetzung ist ein Teil des Widerstandes gegen den „Tagebau Hambach“ und dem Energiekonzern RWE der mit Kohle und Atom Geld macht.
Es geht jedoch nicht nur um den Forst, Kohle und RWE. Vielmehr ist dieser Protest ein Teil eines weltweiten Widerstandes, der sich gegen die Zerstörung dieses Planeten und allem sich darauf befindlichem Leben, durch Geldgier, Macht- und Herrschsucht einiger weniger Menschen oder Konzerne, wendet.
Nicht nur der Protest ist hier wesentlich, sondern auch das Hinterfragen des eigenen Handeln und Denken.
Weltweit werden sogenannte „Ressourcen“ durch Abkommen, Gesetze, Sanktionen und Kriege von Europa gesichert. Doch „Ressourcen“ sind heute nicht nur Öl, Kohle und Uran, sondern auch Wasser, Wälder und Lebensmittel.
Menschen werden durch diese Strategie Europas dazu gezwungen bestimmte Produkte zu produzieren und bereit zu stellen. Güter wie Kohle und Uran, aber auch Holz und Lebensmittel, welche ihnen dann häufig selber fehlen und wiederum in die Abhängigkeit von Europa treiben. Für die Betroffenen bedeutet dies Einschüchterung, Vertreibung, Enteignung, Hunger, Inhaftierung und Ermordung.
Diese Kriege werden dann hier in Europa mit der Sicherung des Wohlstandes, der Freiheit oder der Sicherheit begründet.
RWE produziert nicht nur Strom, sondern unterstützt auch weltweite Kriegstreiberei. Denn Hauptabnehmer_innen sind nicht bloß die Einzelhaushalte, sondern vor allem auch die Großindustrie, die im Rheinland unter anderem mit dem Sitz von Rhein Metall und TyssenKrupp vertreten sind.
Rhein Metall gehört in Deutschland mitunter zu den größten Rüstungsproduzenten, die auch für das dritten Reich produzierten. Waffen zum Morden mit Genehmigung der Regierung, die sie dann um die ganze Welt schicken, um Kriege für Rohstoffe zu führen, um „den Frieden und die Deutsch/Europäischen Interessen zu wahren“. Desweiteren auch der Bundesgerichtshof , der vor Tagen bestätigte, dass Kohleabbau als Gemeinwohl diene und die dadurch resultierenden Folgen hinnehmbar seien (Zwangsumsiedlung, Naturzerstörung).
RWE und andere Großunternehmen sind Teil des weltweiten Wirtschaftshandels und bestimmen dadurch die Geschehnisse und Preise mit.
In Kolumbien werden Gewerkschafter_innen verfolgt und ermordet, genauso wie indigene Gemeinschaften, die sich gegen die dortigen Lebensverhältnisse wehren, die durch den Kohleabbau geschaffen wurden. RWE bezieht seine Kohle unter anderem aus Kolumbien.
Beim Abbau von Uran im Norden Finnlands werden Böden verseucht und Wälder abgeholzt. Europäische Energiekonzerne werden auch von dort beliefert.

Deshalb ist es wichtig sich bewusst zu werden, was hinter einem Produkt steht, das Menschen kaufen.
Deshalb ist es wichtig, sich zu fragen, ob ein Produkt auch das Wert ist, was dahinter steckt.
Deshalb ist es wichtig, sich zu fragen, ob der Strom von RWE und anderen es wirklich Wert ist, dass dafür zahlreiche Menschen vertrieben verfolgt und gemordet werden.
Deshalb ist es wichtig, nicht bei der Energieversorgung stehenzubleiben:

Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit werden viele Produkte gekauft. Viele Produkte, mehr als sonst im ganzen Jahr. Es werden Kleidung, Spielzeuge, Elektronische Geräte, Schokolade und viele andere Dinge konsumiert.
Doch werden sich auch Fragen gestellt wie:
Warum hat mein Produkt diesen Preis? Wo kommt es her? Wer verdient daran? Die Arbeiter_innen oder der Konzern? Wie sind deren Arbeitsbedingungen? Wie sind die Auswirkungen auf andere Tiere, Pflanzen und das Ökosystem dieses Planeten? Brauch ich es überhaupt?
Dies sind nur einige Fragen, die gestellt werden könnten, um sich bewusster zu werden, was wir konsumieren und was wir mit unserem Konsum bewirken. Es ist doch ziemlich klar, dass auf die Weise, wie im Moment in Europa konsumiert wird, nicht mehr lange so konsumiert werden kann.
Daher lasst uns Alternativen schaffen und nutzen.
Lasst uns regional, unabhängig und bewusst entscheiden und konsumieren.
Lasst uns Widerstand leisten, gegen die, die sich gegen diesen Planeten und den auf ihm lebenden Lebewesen stellen.
In was für einer Welt möchten wir leben? Und was für eine Welt wollen wir der Generationen nach uns hinterlassen?
Großkonzernen den Stecker ziehen, gegen Krieg Ausbeutung und Unterdrückung!

Ausschnitt aus meinem Tagebuch.
…….
Ich habe den Wald im grünen kennengelernt, Beeren die hier wachsen genascht, die Blätter fallen sehen, Pilzarten kennen gelernt und erfahren, wie sie zubereitet werden können.
Wenn ich heute mit einer Tasse Tee in der Hand aus dem Fenster meines Baumhauses blicke, sind nur noch vereinzelt Blätter an den Bäumen zu sehen.
Ich habe Winde erlebt mit über 11okm, die einem das Gefühl gaben, sie würden die Plattform im kommenden Augenblick zerreißen.
Tage an denen der Wind tobte, es nur regnete und nun der erste Schnee.
Nebel, der die Sicht gerade mal bis in die nächste Baumkrone erlaubte und nur erahnen ließ was sich dahinter befindet.
Das regelmäßige Auftauchen von RWE und Polizei.
Ich habe mit angesehen, wie sie immer wieder aufs Neue die Feuerstelle, Sitzgelegenheiten, Unterstände und ihnen im Weg stehende Bäume niederrissen.
Wie sie den Boden unter uns mit ihren Maschinen zerstörten.
Wie sie lachten und sich bewusst machten wie sie den Wald und das darunter liegende verstehen: als Objekt, als Ware die Mensch zu Geld machen müsse.
Mit der Argumentation, „wir müssen unsere Familie ernähren“, versuchen sich viele aus der Verantwortung zu ziehen. Daran, dass die Arbeitsplätze verschwinden, wenn RWE es will, scheinen sie nicht daran zu denken, wie es weitergeht, wenn der Tagebau geschlossen wird. Es scheint in weiter Ferne.
Es wird in Kauf genommen, dass wir und die kommenden Generationen auf einer zerstörten Erde groß werden, wo die letzten, noch stehenden Wälder mit Maschinen niedergerissen werden.
Wo die Meere und Flüsse durch Müll, Chemikalien und Abwässer vergiftet sind. Das gleiche mit ganzen Landstrichen, die zerstört werden, weil Pflanzen darauf im Akkord angebaut werden, ohne sich die Böden regenerieren zu lassen. Die Luft wird durch Abgase und Treibhausgase verpestet. Diese Teile stehen wiederum untereinander in Beziehung. Ein Kreislauf, der durch uns (die wir ebenso Teil dieser Natur sind) zu Grunde gerichtet wird, was letztlich auch uns selbst richten wird, da dies unsere Lebensgrundlage ist.
Ich muss feststellen, wie Politiker nebenbei mehre hohe Positionen in der Wirtschaft bekleiden oder ihre eigenen Interessen wahren. Sei es SPD , Bündnis 90 die Grünen oder CDU. Wie z.B. Wolfgang Spelthan von der CDU, der zum einen Aufsichtsrat bei RWE und des RWE-Beirats Mitte und zum anderen Leiter der Kreispolizei der Behörde Düren ist.
Eine Verflechtung die von vielen Menschen als normal empfunden wird. Mit Äußerungen konfrontiert zu werden, wie: “Es ist vergebens sich gegen RWE zu stellen, der Wald ist doch sowieso schon verloren“ kann ich, angesichts des Zustandes dieses Planeten, nur schwer nachvollziehen. Statt es als Tatsache zu betrachten, dass der Wald zerstört wird und RWE ungestört machen zu lassen, möchte ich diese Menschen motivieren, sich gegen diese Zerstörung zu stellen und Widerstand zu leisten!

EARTH FIRST! IT‘S ALL WE‘VE GOT!
[Zuerst die Erde! Sie ist alles, was wir haben!]
La pachamama!

Tim

Tagebuch

Waldbesetzung

Ausschnitt aus den Aufzeichnungen eines Baumbesetz‘A aus dem Hambacher Forst.
… Nieselregen fällt auf einen hinab. Schwarz eingehüllt ist der Wald. Ein kleines Feuer wärmt mich von vorne, während sich die Kälte von hinten anschleicht. Konturen von in die Höhe ragenden Eichen heben sich von dem Dunkel der Nacht ab.
Es ist Freitag der 1 November 2013. Die 3. Baumbesetzung im Hambacher Forst besteht seit 2 Monaten.
Ein Wind kommt auf. Blätter in sonst nie gesehenen Farben – Orange, Rot, Gelb – fallen tanzend in dem Licht meiner Taschenlampe zu Boden. Die Wege durch den Wald sind ein Erlebnis für sich – nach dem tagelangen Regen. Aufgeweicht und mit unzähligen Wasserlachen übersät. Verbrennendes Holz, sowie den Geruch von verrottenden Pflanzensubstraten liegt in der Luft. Das Klingen der aufeinander prallenden Karabiner übertönt das Geräusch des fallenden Regens. Das Feuer erhellt die nahestehenden Bäume und mich.
Es geht aufwärts. Erst auf 16 m, dann über einen gespannten WalkWay zur neben stehenden Eiche und dann auf 21 m. Sitzend auf der Plattform blicke ich auf den Wald und auf das was sich dahinter befindet. Die in der Ferne stehenden Kohle-Kraftwerke, mit ihren Beleuchtungen und rauchenden Schornsteinen. Die Stadt Köln, mit ihrem in die Dunkelheit schmeißenden Lichtkegel. Das Dröhnen der Autobahn, sowie das Rattern der vorbeifahrenden Kohle-Eisenbahn. Der Regen der auf das Dach prasselt. Dies alles ergibt die Hintergrund Musik. Bedrohlich, alles zerstörend, ragt der immer näher kommende Bagger, mit seinem hell leuchtenden Turm, aus den Baumkronen.
Hier lebe ich seit 2 Monaten. Wiederständig – Kreativ – Radikal. Den Wald auf mich wirkend, faszinierend und verführerisch in jedem Augenblick.
Eine Brise, Wind, Regen trifft angenehm mein Gesicht. Meine Zunge erfasst eine von meinem Haaren übers Gesicht rinnende Wasserperle. Salzig im Geschmack. Die Plattform bewegt sich sanft und ruhig.
Dies ist eines von vielen Ereignissen im Wald.
Ich liebe den Wald, bin Teil der Natur.
Und das was du liebst zerstörst du nicht.
Ich werde alles mir mögliche tun.
Kämpfen, Leben, Lieben

Kommentar vom Besetz’Arrrr : Pirates of Hambach Forst, Ready to Enter

Erlebnisbericht der letzten Polizeiaktion / The Hambach forest occupation is under direct threat of eviction

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Erneute Zerstörung der Infrastruktur der Waldbesetzung des Hambacher Forstes durch Polizei und RWE

10/10/2013 Hambacher Forst — Gestern Nachmittag ist die Waldbesetzung im Hambacher Forst zum zweiten Mal seit September direkt angegriffen worden: Von einer Hundertschaft eskortiert bahnten sich Kettensägen und Radlader ihren Weg durch den Wald. Behelmt und obrigkeitshörig leisten PolizistInnen ihren Beitrag zur Zerstörung der Lebensgrundlage menschlichen und nicht-menschlichen Lebens weltweit. Die Vernichtung des Hambacher Forstes, der Dörfer und Felder werden stillschweigend vorangetrieben. Was sich der Maschine im Weg befindet, wird durch die riesigen Räder zerdrückt: Sträucher, junge Bäume, Ameisenhügel, Erdwespennester, seltene, blau fluoreszierenden Pilze, … Was den stählernen Zähnen des Radladers zu widerstehen vermag, wird von den Kettensägen zerkleinert. Zurück bleibt eine Schneise aufgewühlter, planierter Erde und umgeknickter Bäume.
Stoppt die zerstörerische Prozession!
Wo sich Polizei und RWE bereits am 9. September ihren Weg gebahnt hatten, um die inzwischen dritte Besetzung in einem Jahr zu „unterbinden“, befindet sich nun eine rund zwei Meter hohe Palisade, gebaut aus den gefällten Bäumen eben jenes Angriffs. Sie wird verstärkt durch Metall und einen Erdwall und ist besetzt mit Stacheldraht. Zu den anderen Seiten schützen Camp, dichtes Hainbuchen-Gestrüpp und alte, über 20 Meter hohe Eichen sich gegenseitig.
RWEs uniformierte Handlanger umstellen die Besetzung, während die Orange-Bewesteten mit Seitenschneidern dem schützenden Drahtgeflecht zu Leibe rücken. Stück für Stück werden die äußeren Holzpfeiler freigelegt und mit Kettensägen zerschnitten.
Der Motor des Radladers dröhnt dumpf auf, als Tonnen von Stahl immer wieder mit Anlauf in die Barriere prallen. Es kracht und knackt.
Sie sind drin. Machen sich daran, Unterstand und alles sich auf dem Boden befindende zu zerstören. Geheul der Zwei-Takt-Kettensägenmotoren.
Alles wird in die Schaufel des Radladers und auf einen Anhänger geworfen und sie ziehen – nach einem freundschaftlichen Händeschütteln für die gute Zusammenarbeit – mit Ihrer Beute ab. Zurück bleiben wieder aufgeschobene Erde, ein paar Baumstämme und AktivistInnen, die noch entschlossener sind als zuvor.
Das respektlose Auftreten gegenüber dem Ökosystem Wald zeigt ganz klar auf, dass RWE den Hambacher Forst als industrielles Betriebsgelände sieht und ihn lieber sofort als in ein paar Jahren roden würde, um ihn der Mondlandschaft des Tagebaus anzugleichen.
„Wir dürfen ja immer nur den Wald entfernen, der sich im Tagebauvorfeld befindet“, betont Lang. Bis der gesamte Forst verschwunden sei, würden noch Jahre vergehen. (quelle: ksta 09.09.2013)
Über die skrupellose Zerstörungswut täuscht auch die sogenannte Rekultivierung (Stichwort Sophienhöhe) nicht hinweg, welche niemals die angerichtete Verwüstung in irgendeiner Weise wieder ausgleichen kann.
Der Winter naht und die Räumung kann jeden Tag stattfinden.
Seit 18 Monaten ist Widerstand unsererseits an verschiedenen Orten in und am Hambacher Forst wahrzunehmen: 547 Tage entschlossenes, kreatives Handeln und der Versuch eines radikalen und selbstorganisierten Lebens.
Wir möchten euch einladen, dabei zu helfen, in den kommenden Wochen die beiden Orte des Widerstands gegen den Tagebau winterfest zu machen sowie den Wald gegen die drohende Rodung zu schützen.
Du kannst dir vorstellen, uns zu besuchen oder sogar längere Zeit hier zu leben, gemeinsam vegan zu kochen, zu bauen, Musik zu machen, Bäume zu besetzen, Barrikaden zu errichten oder auch dich den Rodungen rebellisch entgegenzustellen:
Komm vorbei! Ob du einfach mitmachen möchtest oder neue, eigene Ideen hast: Es gibt viele Möglichkeiten, sich an dem Protest zu beteiligen. Hier ist es auch egal, ob du klettern kannst oder nicht. Es gibt auch auf dem Boden immer viel zu tun und des Weiteren gibt es fast täglich die Möglichkeit für Interessierte, Klettertechniken zu erlernen.
Der gestrige Überfall bestärkt uns weiter darin, ein Dorn im Auge von RWE und dem vorherrschenden System zu sein. Wir wollen dem Kapitalismus mit seinen ausbeuterischen Fabriken, Kraftwerken und den zerstörerischen Auswirkungen ein für alle Mal den Stecker ziehen.
Lasst uns gemeinsam RWE und der Polizei entschlossen entgegentreten!
Wir werden nicht tatenlos zuschauen, wie Konzerne, Politik und andere Machtstrukturen die Erde als Ware verstehen und systematisch zerstören. Leben ist nicht verkäuflich! Und wir wollen leben und zwar nicht nur noch gerade so!
Daher stellen wir uns gegen jegliche Strukturen, die einen Angriff auf ein gutes und freies Leben darstellen: sei es RWE oder andere Energie-, Öl- oder Gaskonzerne weltweit, sei es die Politik, Polizei Militär, Gerichte, sei es die Gruppe von Nazis nebenan oder alltäglicher Sexismus.
Für einen lebenslangen Kampf in Liebe und Solidarität!
Für das Leben!
Für die Anarchie!

Anmerkung:
Auch über Spenden von Essen (besonders Eingemachtes für den Winter), Klettermaterial, Bau- und Feuerholz, Planen, Dämmung (z.B. Stroh), Werkzeug, Nägeln, Schnur und Seil oder Ähnlichem freuen wir uns sehr.

The Hambach forest occupation is under direct threat of eviction. For the second time in one month the police has been attacking the camp. Guarded by riot cops a flying squat of RWE workers equipped with chainsaws and a bulldozer entered the protest site. Without questioning the order that had been given to them they pushed forward the destruction of the planet we’re all living on, helping to erase one of the oldest forests in Europe. The huge bulldozer just squeezed everything in front of it: young trees, anthills and wasp’s nests as well as rare blue shining mushrooms which have been growing on some barricades were destroyed by this huge technological monster. Everything resisting was chopped to pieces. They left nothing but an aisle of destruction behind.
At the same place where they had entered last time in an attempt to prohibit this year’s third forest occupation there was a more than two meter high wall, built from the fallen trees of the authorities last attack, enforced by metal, soil and a crone of barbwire. The other ways to the site are naturally protected by beech thicket and up to 20 meter high oak trees.
The police surrounding the camp is of course doing their dirty job for RWE. Workers dressed in orange vests started opening the mesh of wire with bolt cutters. As soon as they undid the knotting they started to chop the stilts with their chainsaws. Then there was a low noise coming from the bulldozer’s engine when tons of steel were crashing into the barricade several times. Finally the barricade broke and finally they entered to destroy everything they were able to find on the ground.
After the bailiffs loaded everything up and exchanged some shake-hands for an obviously successful operation they left with the haul. What was left were some piles of soil, some stumps and activists utterly determined to struggle on.
The disrespect for the ecological system of the woodland expresses the belief of RWE that the Hambach forest is just property and nothing more than an pre-open-cast-mine-site. They sure would like to clear cut as fast as possible, turning everything into a dead and moonlike landscape to dig for lignite as well as hinder any more protests against their devious plans.
It is not possible to blind us by the so called re-cultivation on the Sophienhöhe which obviously will never be able to compensate at all the environmental impact of destroying life, soil and plants which had centuries time to grow and form a unique eco-system.
Winter is coming and eviction is pretty likely
Since 18 month we are resisting from different sites at the Hambach forest. 547 days of creative and determined struggling as well as the attempt to live a radical and self-organized life full of solidarity, autonomy and mutual aid.
We`d like to invite you to visit us and help us to prepare the two sites (the protest camp on the meadow, located at the forest’s edge and the occupation in the forest) for the fast approaching winter and the anticipated eviction as well and to share our fight against the ongoing clear cutting between October and March.
You would like to come and join for one day? One week or longer? To cook collectively (vegan)? Build things? Make music? Occupy trees? Build barricades and fight against the harvesters?
Just come over!
You can help us with what is going on already or establish your own ideas. There are plenty of ways to support the struggle. It doesn’t mind whether you can climb or not, almost every day we do have all kinds of skill sharing – and we’d like to share all your different interests and experiences too! And there’s always enough things to do, to enjoy and to gain knowledge about – on and above ground!
The raid yesterday confirms us to remain at least the necessary thorn in the paw of RWE and the existing and rotten system. We want to unplug capitalism in general, to deny the logic of growth and to stop the exploitation of the earth through all sorts of means, amonsgt them factories and power plants.
Let`s oppose RWE and police relentlessly.
We don’t stand by and watch big companies, policies and other structures of power to destroy everyone’s and everything’s means of living. Life is not for sale! We want to live and we want the whole freaking bakery.
So we fight every structure threatening a good and free life. It doesn’t matter if it’s RWE or another corporation, politicians, police, military, courts, the fascists next door or the daily sexism, racism, homophobia, etc.
For an ongoing life- struggle in love and solidarity!
For life itself!
For anarchy!
Pirates of Hambi
By the way:
There’s always a need for donations of (preserved) food, climbing gear, construction and fire wood, tarpaulin, isolation, tools, nails, string,rope, etc.

Otra vez destrucción de la infraestructura de la ocupación del bosque por la policía y RWE
10/10/2013 Hambacher Forst – Ayer al medio día la ocupación del bosque fue atacada directamente por segunda vez desde septiembre. Escoltadas por una centuria las motosierras y una excavadora se abrieron paso por el bosque. Con cascos y sometida a la autoridad la policía hizo su aporte para la destrucción de cada base de vida humana y no-humana en todo el mundo. El exterminio del Hambacher Forst, de las ciudades y campos se está llevado adelante sin protestar. Lo que se encuentra en el camino de la maquina está aplastado por las ruedas gigantes: arbustos, árboles jovenes, hormigueros, avisperos, hongos azules fluorescentes extraordinarios, … Lo que puede resistir los dientes de la excavadora está cortado por motosierras. Lo que queda es una vereda de tierra revuelta y nivelada y árboles doblados.
¡Detengad a la procesión destructora!
Donde la policía y RWE ya se abrieron paso el 9 de septiembre para impedir la tercera ocupación del bosque en este año ahora se encuentra una empalizada de dos metros de altura, construido con los árboles cortados de dicho ataque. Está reforzada por metal, un terraplén y alambre de puas. Por los otros lados la ocupación, matorrales de carpes jovenes y robles de más que veinte metros de altura se dan protección mutualmente.
Lxs cómlices uniformadxs de RWE rodean la ocupación mientras que lxs con los chalecos naranjas cortan el alambre. Poco a poco despejan los pilares de madera y los cortan con motosierras.
El motor de la excavadora zumba cuando toneladas de acero chocan con carerilla contra la barrera una y otra vez. Hace ruido y cruje feo.
Están adentro. Empiezan a destruir el refugio y todo lo demás que se encuentra en el suelo. Aullido de los motores de dos tiempos de los motosierras.
Lanzan todo a la pala de la excadora y a un remolque grande y – después de darse las manos contentxs por la colaboración buena – lxs hipócritxs se retiran con su botín. Lo que queda es tierra revuelta, tocónes, unos troncos y activistas que están aún más enojadxs y decididxs que antés.
El comportamiento irrespetuoso con el ecosistema bosque muestra sin dudas que RWE ve al Hambacher Forst como un recinto industrial de la empresa y que les gustaría desmontar todo mejor ahora que en unos años para adaptarlo al paisaje de la luna de la explotación a cielo abierto.
Ni la “recultivación” (la “Sophienhöhe”), cual nunca podrá arreglar la devastación causada, puede hacer olvidar el vandalismo sin escrúpulos de RWE.
El invierno se acerca y el desalojo puede ser en cualquier momento
Hace 18 meses se nota la resistencia de nuestra parte en y en distintos lugares al alrededor del Hambacher Forst: 547 días de acción decidida y creative y el intent de una vida radical y autoorganizada.
Lxs queremos invitar a participar en hacer los dos lugares principales de la resistencia contra la explotación a cielo abierto listos para el invierno en las proximas semanas y a proteger el bosque del desmonte inminente.
Te puedes imaginar visitarnos o aun vivir para un tiempo aquí, cocinar juntxs comida vegana, construir cosas juntxs, hacer música, ocupar árboles, levantar barricadas y oponerte al desmonte: ¡Pasa por aquí!
Si solamente quieres engancharte o tienes propias ideas nuevas: Hay un millón de posibilidades de participar en las protestas. No importa si sabes trepar, siempre hay cosas que hacer también el el suelo y además casí cada día hay la posibilidad de aprender técnicas de trepar para lxs que están interesadxs.
El ataque de ayer nos corroba que somos un incordio para RWE y el sistema prevalecente. Queremos desenchufar el capitalismo con sus fábricas explotantes, centrales eléctricas y las consecuencias destructivas para siempre.
¡Oponemosnos juntxs a RWE y a la policía!
No vamos a mirar de brazos cruzados como empresas, la política y otras estructuras de poder entienden la tierra como mercancía y la destruyen sistemáticamente. ¡La vida no se vende! ¡Y queremos vivir y no solamente a penas!
Por eso nos oponemos a todas estructuras que representan un ataque a la vida buena y libre: sea RWE u otras empresas de energía, petroleo o gas en todo el mundo, sea la política, la policía, el militar, la “justicia”, sea el grupo de Nazis del barrio o el sexismo diario.
¡Para la lucha para toda la vida con amor y solidaridad!
¡Por la vida!
¡Para la anarquía!
Nota:
Donaciones de comida (por ejemplo conservas para el invierno), ropa, equipos para trepar, madera , leña, toldos, aislamientos (p.e. paja), herramientas, clavos, cordon, soga, … siempre son necesitadas y bienvenidas.