Zur Konfrontation am Mittwoch

Disclaimer: Die Besetzung des Hambacher Forst ist keine einheitliche Gruppe sondern eine äuserst heterogene Gruppe. Dieser Blogbeitrag stellt deshalb nur die Meinung einer Einzelperson oder einer Gruppe von aktiven dar, nicht die der gesamten Besetzung. Das gilt im Prinzip für alle Beiträge die hier veröffentlicht werden, sollte aber bei so kontroversen Themen noch einmal betont werden.

Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen,
Liebe Mitstreiter*innen und Gleichgesinnte für den Erhalt des Hambacher Forstes und für ein Ende des Braunkohleabbaus,

seit Mittwoch Abend haben sich viele von Euch große Sorgen gemacht, weil es einen Zusammenstoß mit dem Kontaktpolizisten Ingo M. gab. Ich (eine*r von vielen Aktivist*innen, welche*r nur für sich selbst sprechen kann) kann gut verstehen, wenn viele von Euch das Verhalten einzelner Menschen im Wald falsch oder kontraproduktiv finden. Die Situation war allerdings sehr unübersichtlich; deshalb will ich sie erstmal erklären, soweit ich sie mitbekommen habe.

Auf dem ehemaligen Autobahnzubringer zur alten A4 befindet sich seit dem Abzug der Polizei nach dem Rodungsabbruch eine große Barrikade. Diese Straße wird im Forst Secu-Straße genannt, weil sie seit Langem hauptsächlich von RWE-Sicherheitsdienst (Secu-rities), sonstigem Werksverkehr und Polizei genutzt wird.
Am Mittwoch Abend kam der Kontaktpolizist Ingo M. dort an, um darüber zu verhandeln, dass die Aktivist*innen die Barrikade doch bitte „freiwillig“ verlassen sollten, und dass die Polizei sie sonst mit Gewalt räumen würde. Ihm wurde unter anderem geantwortet, dass keine Notwendigkeit zur Räumung bestehe, da die Straße ja sowieso nur für die Infrastruktur der Rodung nötig sei – und die war ja abgeblasen.
Viele der Anwesenden Aktivist*innen waren von Anfang an unzufrieden damit, überhaupt mit der Polizei zu verhandeln. Nach unserer Erfahrung räumt die Polizei sowieso, wenn sie die Befehle dazu bekommt. Viele Aktivist*innen erleben die Polizei regelmäßig als diejenigen, die mit Gewalt durchsetzen, was sie selbst ja angeblich auch verkehrt finden – und dann doch immer wieder unnötig und unverhältnismäßig brutal vorgehen. Ja, einzelne Polizist*innen haben unterschiedliche Meinungen – aber alle haben sie sich für einen Beruf entschieden, in dem sie am Ende Befehle befolgen, auch wenn diese ihrem Gewissen widersprechen.
Vor dem Hintergrund kann ich gut nachvollziehen, dass viele in der Bewegung überhaupt nicht mit Polizist*innen reden wollen und es eigentlich auch nicht gut finden, wenn andere das tun – das gewachsene Misstrauen ist zu groß.

Dieses Misstrauen wurde M. irgendwann immer deutlicher mitgeteilt. Die Aussage vieler Anwesenden war klar: Wir wollen nicht mit Dir reden; ihr räumt oder ihr lasst es; aber tut bitte nicht so als würde euch unsere Meinung ernsthaft interessieren.
Manche hätten durchaus gerne mit ihm diskutiert, die Situation war hektisch, emotional und unübersichtlich. Es stand der Vorschlag im Raum, dass M. abseits der Hauptgruppe mit denen redet, die das wollen – aber er bestand darauf, seine Mitteilungen unbedingt auch allen anderen aufdrängen zu müssen, die offensichtlich nicht an einem direkten Dialog interessiert waren.
Das alles passierte ausschließlich auf deutsch und ohne Raum für Übersetzungen, auch nachdem mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass damit viele ausgeschlossen wurden, die kein Wort verstanden. Die bekamen nur mit: Die reden alle die ganze Zeit mit dem Bullen. Und das eben teilweise mit der tief empfundenen Überzeugung, dass das immer nur ein schwerer Fehler sein kann. Diese Überzeugung muss nicht jeder*r teilen; wichtig ist aber doch ernst zu nehmen, dass sie oft auf schwer traumatischen Erfahrungen beruht.

Eine*r von diesen Personen hatte lange nicht mal mitbekommen, was der Beruf von Ingo M. ist. Irgendwann fragte er*sie nach, mit wem denn da alle so lange diskutieren, hörte, dass es ein Bulle ist, und sah rot. Bevor irgendwer reagieren konnte, war der Mensch bei M., um noch ein bisschen physischer mitzuteilen, dass er*sie sich nicht für dessen Meinung interessierte.
Wie physisch genau das geworden ist, kann ich nicht sicher sagen. Aus meiner eher schlechten Perspektive sah es lediglich nach einem Schubser aus, manche wollen eine Faust gesehen haben, andere eine Klatsche. Gespuckt hat wer anders, und zwar auf den Boden. (Anders als in der Polizei-PM behauptet.) Auf diese Details kommt es meines Erachtens aber auch nicht so sehr an. Relevant ist, dass M. nicht ernsthaft verletzt wurde – dazu wurde er zu schnell von den anderen Autonomen geschützt, die eingegriffen und die Situation physisch deeskaliert haben.

Ich will das nicht beschönigen: Die Geschichte ist ungünstig gelaufen und gießt Wasser auf die Mühlen von RWE, deren Lobbyisten und sonstigen Komplizen. Sie gefährdet eine Chance für den Wald und ein baldiges Ende des rheinischen Reviers, wie es sie so lange nicht gegeben hat. Aber ich hoffe, durch die Schilderung wird klar, dass die Lage für uns nicht so einfach war.
Bestimmt wäre es möglich gewesen, schneller und souveräner zu einer Deeskalation zu kommen. Ich glaube, dafür waren in dem Moment alle einfach zu verdattert von M.’s Schnapsidee, an ausgerechnet diesem Ort auftauchen und diskutieren zu wollen. Nachher ist mensch immer schlauer, und das nächste Mal haben wir hoffentlich Konzepte parat, um so einen Unsinn eleganter auszubügeln.

Eine wichtige Frage ist: Warum legte M. so viel Wert darauf, unbedingt an der großen Barrikade mit allen Menschen zu sprechen, die dort waren? Es ist einer der Orte, wo wir uns am bedrohtesten fühlen, wo wir im Licht der Flutscheinwerfer und Kameras der so genannten „Sicherheitsdienste“ von RWE stehen. Wenige Meter weiter hatten zwei Tage vorher Polizist*innen Pfefferspray gegen friedliche Demonstrant*innen eingesetzt. Auf dieser Straße sehen wir regelmäßig die übermächtigen feindlichen Truppen zum Angriff auf unser zu Hause auffahren. (Ja, genau so fühlt sich das an.) M. musste wissen, dass das genau der Ort ist, wo sein Auftreten am ehesten zu einer Eskalation führt. Und genau das haben ihm einige von uns auch ausdrücklich gesagt, bevor erdarauf bestand, genau dorthin zu fahren.
Warum wollte er unbedingt allen Anwesenden seine Meinung aufdrängen, wenn unmissverständlich klar war, dass viele absolut nichts mit ihm zu tun haben wollten? Und wenn er sich so dringend allen mitteilen wollte, warum war er dann nicht bereit eine Sprache zu benutzen, die auch alle verstehen? Ehrlich gemeinte Dialogversuche sind ja schön und gut. Aber wenn man den Dialog in der falschen Sprache und Situation Menschen aufdrängt, die ausdrücklich mitteilen, dass sie kein Interesse daran haben, kann man damit auch bewusst eine Eskalation herbeiführen.

Ich kenne Ingo M. nicht persönlich. Vielleicht ist er ja ein ganz netter Typ. Vielleicht ist er tatsächlich zu blauäugig um zu sehen, dass die massive Gewalt, die von der Polizei ausgeht, in den Seelen der Betroffenen und ihres Umfeldes traumatische Spuren hinterlässt. Vielleicht scheint es aus meiner Perspektive einfacher als für ihn, die Momente zu erkennen, in denen es für einen Kontaktbullen deeskalativer wäre, zu schweigen und sich zurück zu ziehen. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht und weiß es nicht.
Eine Alternativerklärung wirkt für mich plausibler: Die Vermutung, dass der gesamte „Dialogversuch“ vom Mittwoch von vornherein eine bewusste Provokation war. Wäre es ihm um Kommunikation gegangen, hätte er ja auch anrufen können. Ich könnte mir vorstellen, M. und/oder Weinspach hätten der Presse liebend gerne eine blutige Nase präsentiert, aber dafür haben die umstehenden Vermummten zu schnell und umsichtig reagiert. Trotzdem wird den Kollegen von der Polizeipressestelle diese Eskalation ohne ernsthafte Verletzungen sicherlich bei der Öffentlichkeitsarbeit helfen, falls es einen Räumungsbefehl geben wird.

Das ist natürlich alles Spekulation, und da können wir unterschiedlicher Meinung sein. Hoffentlich ist zumindest verständlich geworden, dass die Situation für uns wirklich nicht so einfach war. Aber nach allem was ich gesehen und gehört habe, wurde M. nun wirklich nicht schwer verletzt – das deckt sich ja auch mit der Polizeipressemitteilung.
Manche in der Bewegung und in der Gesamtgesellschaft sind schnell dabei, einen Schlag oder Schubser gegen einen Polizisten schwer zu verurteilen. Ich kann die Bauchschmerzen verstehen, aber ich hoffe dabei wird nicht vergessen, wie viel Gewalt regelmäßig von der Polizei ausgeht. Wenn jeder Schlag oder Schubser von Polizist*innen gegen friedliche und unbewaffnete Mitmenschen einen eigenen Zeitungsartikel bekäme, könnte die Presse nichts anderes mehr drucken. Ist denn das Recht auf körperliche Unversehrtheit in dieser Gesellschaft so viel weniger Wert, wenn die Betroffenen zufällig nicht Polizist*innen sind? (Antwort: Ja, leider, eindeutig, neuerdings sogar per Gesetz.)

Wichtig finde ich jetzt, nach vorne zu schauen: Wir sind eine starke Bewegung im Aufwind. Wir stehen womöglich kurz vor der historischen Chance, den Riesen RWE zum Umsturz zu bringen! Gerade die Vielfalt unserer Bewegung macht unsere Stärke aus: Die Vielfalt der sozialen Hintergründe, der Aktionsformen und der Meinungen. Das gilt sowohl im Hambacher Forst als auch für die ganze Klimaschutzbewegung.
Vielfalt bedeutet dann natürlich auch Meinungsverschiedenheit über Methoden und Strukturen. Aber wenn wir diese historische Chance nicht vertun wollen, müssen wir unsere Meinungsverschiedenheiten aushalten können! Ob die Eskalation an der Barrikade nun bewusst provoziert war oder einfach blöd gelaufen, sie wird diejenigen auf den Plan rufen, die uns schon immer in die Guten und die Bösen spalten wollten. Um so mehr müssen wir als Bewegung zusammen halten und uns an unsere gemeinsamen Ziele und unsere Solidarität erinnern, wenn wir erfolgreich sein wollen.
Kommt gerne weiter vorbei, sprecht mit den Leuten vor Ort und macht euch ein eigenes Bild. Und dann lasst uns weiter gemeinsam streiten, um unseren Wald und unsere Welt zu retten!

Dieser Beitrag hat 54 Kommentare

  1. Manuel

    Danke für dieser Post. Ich stand direkt links vom Polizist und habe ihm mehrmals höflich gebeten, dass er weg geht. Ich wusste, dass er von vielen nicht erwünscht war und ich kann mich gar nicht entscheiden ob es Taktik oder Blau-augigkeit gewesen ist, in der Masse von Aktivisten zu kommen.

    Ich rechtfertige den Gewalt nicht, aber hätte er englisch gesprochen wäre das vielleicht nicht passieren. Er kann Englisch. Sehr gut. Er hat sich mehrmals wiederholt und irgendwann war es zu spät. Dazu muss man nicht vergessen dass der Polizist von andere Aktivisten geschützt ist [Edt: wurde]!

    Immerhin ist es seitdem von alle Seiten ruhig und ich hoffe auf eine wunderbare (im Sinne von Still) Zeit für uns alle bis mindestens der 31.1.

  2. Privatmeinung

    Es ist wieder da 🙂 Also noch mal.

    Triggerwarnung!
    Ein Satz, den so zu sagen ein Tabu ist:
    „Wenn der Aktivist den Polizisten geschlagen hat, dann wird er schon seinen Grund gehabt haben.“

    Andersrum ist ein Satz, der in Gesprächsversuchen mit der Polizei leider (in vielen Versionen) immer wieder zu hören ist: „Wenn der Polizist/Secu den Aktivisten geschlagen hat, dann wird er schon seinen Grund gehabt haben.“

    Ein zweites Tabu wäre:

    „Für Beschwerden über AktivistInnengewalt nutzen Sie bitte das Kontaktformular der Beschwerdestelle Hambacher Forst. Diese wird unabhängig vom Plenum der AktivistInnen des Hambacher Forstes geprüft. Bitte vergessen Sie nicht, Ihren vollständigen Namen nebst Adresse anzugeben. Haben Sie keine Sorge, dass demnächst eine Farbbombe in ihrem Briefkasten landen könnte. Haben Sie Vertrauen, wir melden uns!“

    Wie sieht es in der Realität aus?

    Opfer von Polizeigewalt müssen diese üblicherweise bei der Polizei selbst anzeigen. In der Regel gibt es Gegenanzeigen. Gerichte folgen in der Regel den Aussagen der PolizistInnen. In der Regel wird Polizeigewalt nicht angezeigt. Warum wohl?

    Ich wünsche mir, dass es nicht nur so eine große Aufregung gibt, wenn ein Polizeibeamter geschlagen wird. Sondern auch jedesmal, wenn einE AktivistIn geschlagen wird. Damit dann vielleicht irgendwann keineR mehr geschlagen wird.

    Gewalt gegen Polizeibeamte ist weder unserer Sache förderlich noch sonst irgendwie wünschenswert. Nicht nur, weil da irgendwo im Landtag Menschen sitzen, die nur darauf warten, eine Kompletträumung durchzuziehen.

    Wie wurde am Dienstag von Polizeiseite mit den Pfeffersprayeinsätzen umgegangen? Da wurden in der Presseerklärung Teilwahrheiten und Halbwahrheiten (Irgendwo mögen Steine geflogen sein, es mögen AktivistInnen versucht haben, die Polizeikette zu durchbrechen, aber zu einem viel früheren Zeitpunkt etc…) verdichtet zu einem: Aktivisten hätten Steine geworfen und versucht, die Polizeisperre zu durchbrechen. Die Polizei hätte dann Pfefferspray einsetzen müssen.
    Dass dem so nicht war, ist auf den zahlreichen Videos gut zu sehen. Die Situation war statisch, es gab keinen Grund, Menschen zu pfeffern, nur weil anderswo früher Steine geflogen sein mögen.

    So eskaliert es wieder mal, wo grade noch alles gewonnen schien.

    Dabei gehts um den Erhalt des Waldes, um Deeskalation…

    Deeskalation geht immer nur auf allen Seiten gemeinsam.

    Das geht die Politik an (die heftig mit den Hufen scharrt), RWE (die ohne irgendwelche Rücksichten ihren Willen durchsetzen wollen), die Polizei (die manchmal zwischen allen Stühlen steht, manchmal aber auch mit Gewalt durchsetzt, was Erstere vorgeben), natürlich auch die (meist als gewaltbereite Ökoterroristen beschimpften, neuerdings auch mal als Helden gefeierten, heute wieder als Terroristen beschimpften) AktivistInnen im Hambacher Forst.
    Gut wäre es, wenn das gegenseitige Vertrauen so groß wäre, dass ein (ob bewaffneter oder unbewaffneter) Polizist (froh über einen Erfolg im Sinne der AktivistInnen) tatsächlich jederzeit mitten in eine große Gruppe hochemotionalisierter AktivistInnen spazieren könnte, ohne irgendwas befürchten zu müssen. Auch wenn einige von denen (weil er nur Deutsch spricht) erst mal gar nicht verstehen, was er da will. Nur sehen, dass da ein „verhasster Bulle“ steht.
    So war es vielleicht vorgestern, gemäß der Schilderung eines bürgerlichen Beobachters. Oben wird das ja noch genauer geschildert.

    Aber die Vorgeschichte zwischen Polizei und AktivistInnen war heftig und hat sich zu oft wiederholt. Das ist auf Polizeiseite leider noch nicht verstanden worden.

    Gewalt gegen PolizistInnen (verwerflich) führt zu heftig drohenden Gegenmaßnahmen.
    Gewalt gegen AktivistInnen (nicht weniger verwerflich) wird abgetan.

    Kommunikation kann nicht gelingen, wenn sie hierarchisch und einseitig bleibt.

    Die Situation ist schwierig und steht (immer noch und immer wieder) auf der Kippe. Aufrechnen und gegenseitige Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. Halten wir inne und atmen tief durch.
    Damit kein Baum fällt und auch keineR mehr geschlagen wird, auf welcher Seite auch immer.

  3. Baum69

    Ein äußerst misslungener Erklärungs- und Rechtfertigungsversuch. Wer friedlich und meietwegen mit zivilem Widerstand gegen Braunkohleverstromung demonstriert, darf bleiben. Dem Rest sollte man (wie RWE auch) die rote Karte zeigen und des Feldes verweisen.

  4. 2. Privatmeinung

    Ein ziviler Polizist, der, als Alternative zur Gewalt, mit den Aktivisten redet, wird von diesen physisch angegangen.

    Vor dem Hintergrund der von dir angesprochenen “unnötigen und unverhältnismäßig brutalen“ Vorgehensweise der Polizei:
    Wie beurteilst das Verhalten des Aktivisten hinsichtlich der Begriffe “unnötig“, “unverhältnismäßig“ und “brutal“?

    1. max

      @ 2. Privatmeinung

      ein Bulle kann seine Uniform oder Jeans tragen. Wenn er den Forst, entgegen aller ´Ausladungen´ der dort lebenden Menschen betritt, ist er im Dienst. Seine Handlungen kann ich nicht von den Taten der übrigen Knüppelschwinger*innen trennen.

      Das Verhalten der Aktivisten beurteile ich als angebracht. In jedem anderen Wohnzimmer brauchen die Bullen eine schriftliche Einladung.

      Im Zusammenhang der Rodungen im Forst, der politischen Kämpfe die dort am Beispiel des Klimakillers Nummer1 ausgefochten werden, passt das Wort „brutal“ doch recht gut in diesen Zusammenhang.

  5. Struggle

    Kurz und bündig :
    Gewalt gegen Menschen ist nicht im Sinne der allermeisten Aktivisten.
    Pauschalisierungen, ganz gleich welcher Seite, sind ebenso zu veruteilen.
    Ähnlich wie bei den Flüchtlingen- baut einer Mist, so sind deswegen noch lange nicht alle Verbrecher.

  6. Andreas Palm

    Es steht immer im Raum, daß ziemlich oft Steine geworfen wurden. Auch schon vor dem Pfefferspray Einsatz. Und dann als der Rodungsconvoi und Polizei auf dem Rückzug war.
    Die Unnötigkeit des Pfeffersprayeindatzes dokumentieren die Videos.

  7. uwe

    Wir befinden uns in einer Zeit der autoritären Restrukturierung. Rechten und konservativen Strömungen ist es gelungen den öffentlichen Diskurs zu bestimmen. Lupenreine Nationalsozialist*innen sitzen zudem nach 72 Jahren wieder im Reichstags-Gebäude. Gemeinsam geht es ihnen zunächst darum, in Zustände der bigotten 60er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückzusteuern und wenn möglich darüber hinaus in eine autoritäre Gesellschaftsstruktur, in der jede Form der Ausbeutung als gesellschaftliche Verpflichtung hingenommen wird und die dazugehörigen Zwangsapparate den Status des sakrosankten erhalten. Jeder wirkliche Widerstand soll diffamiert und kriminalisiert werden. Die aktuellen Verschärfungen im Polizei- und im Versammlungsgesetz sowie im Strafgesetzbuch sind damit eingeleitet worden, dass mit tendenziös erstellten Statistiken die Polizei zum generellen Opfer von Gewalt verklärt wurde. Polizist*innen sollen nun gegenüber den übrigen Bürger*innen mit besonderen Respekt behandelt werden und erhalten einen Sonderstatus, der sie unantastbar macht. Polizeigewalt soll darüber hinaus eine Erfindung linker Protestbewegungen sein und der Begriff der strukturellen Gewalt wieder aus dem Wortschatz verbannt werden.
    Demonstrant*innen, die sich gegen ausufernde Behördenwillkür wehren oder die sich aus Angst vor politischer Verfolgung vermummen, werden zu Terrorist*innen erklärt. Abwehrsituationen zum Selbstschutz gegen eine bewaffnete, übermächtige und übergriffige Polizei werden nun mit Haftstrafen geahndet. Was bislang von den Herrschenden Krawall genannt wurde, wird nun zum Bürgerkrieg erklärt und wer bislang von den Herrschenden als linke*r Chaot*in bezeichnet wurde, wird von ihnen jetzt Terrorist*in genannt. Durchgängig alle Parteien im Landtag rufen nach noch mehr Polizei, noch mehr Bewaffnung der Polizei, noch höheren Strafen für Demonstrant*innen, noch mehr Überwachung und Kontrolle von allem was sich rührt. Jeder Protest soll gespalten werden in „Gewalttätige“ und „Friedliche“, um ihn letzten Endes zu verunmöglichen und Grabesstille zu erzeugen, während für den Profit unsere Körper, unsere Seelen und der ganze Planet der Ausplünderung anheim fallen. So sieht es aus.

    Ein Kontaktpolizist im Wald hat eine polizeiliche Aufgabe. Er soll erkunden wer wer ist und wer was, wie und wann macht. Er soll mit seinen Mitteln die „Gewalttäter“ identifizieren und separieren sowie die „Friedlichen“ zur Denunziation bewegen. Der Kontaktpolizist macht immer „nur seinen Job“, auch wenn er in Zivil daherkommt.
    Einzelne Polizist*innen werden die Vernichtung des Hambcher Forstes innerlich vielleicht verurteilen. Sofern sie vor Ort sind, werden sie jedoch immer „ihren Job“ machen, da er ja „Recht und Gesetz“ darstellt. Genau für diese Haltung werden sie schließlich bezahlt. Wenn sie wirklich verurteilen würden was geschieht, müssten sie im Grunde Widerstand gegen die eigene Truppe üben, in den Streik treten oder ihren Job aufgeben. Wer das nicht begreift, dem/der ist nicht zu helfen.
    Was folgt daraus: Wer es nicht lassen will, kann Polizist*innen vor Augen führen welches Unrecht hier geschieht (hat aber nichts mit Gesetzbüchern und Gerichtsentscheidungen zu tun sondern mit Herz und Mitgefühl, deshalb ist es Polizist*innen unmöglich das zu begreifen ohne in innere Zweifel zu kommen und deshalb reden sie so gerne von Recht und Gesetz). Das Problem ist nur, dass wer immer mit Polizist*innen redet in eine Ermittlungsschublade reinkommt, ob er/sie/es will oder nicht. Wer aber mit Polizist*innen über Strukturen des Protests redet und / oder Leute denunziert, schadet dem Protest auf jeden Fall. Jeder adrenalingesteuerte Hitzkopf, der der Polizei den Gefallen tut, sich als Opfer darzustellen zu können, schadet dem Protest natürlich auch. Take care!

    1. Ink

      @ uwe
      Danke für deinen, wie ich finde hervorragend guten Kommentar, der weitreichende Aspekte anschaulich „beleuchtet“.

    2. max

      @Uwe & @Privatmeinung

      Danke!!!! schön zusammengefasst

  8. Solero

    Ich finde es wirklich mehr als schlimm, dass wir den kleinen Teilerfolg, den wir durch den Beschluss des OVG am Dienstag erzielt haben (und der mit dem Vergleichsvorschlag von gestern zu einem guten Ziel für unseren Wald führen kann) in der öffentlichen Wirkung mit so einem Verhalten, auch von einem „Einzelnen“ kaputt machen.

    Und noch viel schlimmer: Dieser Rechtfertigungsversuch. Ich glaube nicht, dass wir, die für den Erhalt des Waldes kämpfen, sich damit einen Gefallen getan haben. Sehen wir es mal so, wie es war: Da kam ein Mensch, ja er ist Bulle, aber er war allein, wahrscheinlich in dem Glauben, so wäre er keine Bedrohung. Was er in deutlicher Unterzahl ja auch nicht war und versucht, ja auf deutsch, aber aus der Gruppe heraus hätte man ja auch übersetzen können, mit euch zu sprechen. Ich sehe da nicht, was da bedrohlich ist. Wir rufen immer „wir sind friedlich, was seid ihr?“. Nur weil keine Fernsehkameras dabei waren, sind wir plötzlich anders?

    Solche Menschen tun unserem friedlichem Kampf in dieser Art und Weise nicht gut!

  9. Peter

    Oft is es besser, klare Fronten und Verhältnisse zu haben, als mit Gesprächen weitere Verunsicherung zu erzeugen, durch die einzelne Menschen die Nerven verlieren könnten.
    Dass die Lage prekär ist, liegt weder in der Absicht der Polizei noch der Aktivist*innen.
    In dieser Situation zur eigenen Sicherheit ein Minimalverständnis für die andere Seite zu haben, ist unabdingbar.
    Dass der Polizeiberuf ein ordentlicher ist und sich die Polizist*innen im Hambacher Forst ihren Einsatzort nicht selbst gewählt haben ist dabei ebenso wichtig einzusehen wie die Tatsache, dass ein*e Aktivist*in den Wald nicht aus Jux und Dollerei oder aus purer krimineller Energie heraus besetzt.

    Gespräche können nur dann wirksam sein, wenn sie das Problem an der Wurzel packen, was bedeuten würde, sich mit den Ursachen für den Protest auseinanderzusetzen. Das ist der Polizei nicht möglich.

    Das Bild, das die Politik abliefert, ist, wie sehr eindrucksvoll die Aktuelle Stunde im Landtag gezeigt hat, mehr als kläglich. Der Hambacher Forst ist laut „Environmental Justice Atlas“ einer der 70 wichtigsten Konflikte bzgl. fossiler Energieträger weltweit ( http://ejatlas.org/featured/blockadia ).
    Für jede*n Umweltpolitker*in jeder Partei also die ideale Möglichkeit, sich zu profilieren.

    Dass den Grünen im Konflikt um den Hambacher Forst nicht viel besseres einfällt, als einen Politiker einer anderen Partei (was Ministerpräsident Laschet vereinfacht dargestellt ebenfalls ist) zu bitten, sich um die Angelegenheit zu kümmern, macht das Drama am deutlichsten.

    Sicher geht es beim Thema Hambacher Forst um sehr große Energiereserven und damit Geld.
    Aber es geht auch um ein Tagebaugebiet, das achtmal so groß ist wie der Nationalpark Eifel.
    Und da ist ein Waldgebiet, das einen Genpool von Pflanzen- und Tierarten enthält, die teils über 12000 Jahre koexistieren, sicher ein ebenfalls extrem wertvoller Faktor für eine Renaturisierung/Rekultivierung.

    Ebenfalls ist nicht einzusehen, dass ein Land einen Weltklimagipfel ausrichtet, das Weltmeister bei der Braunkohleförderung ist, und nicht in der Lage ist, auch nur den geringsten Beitrag zur Reduzierung der diesbezüglichen Klimabelastung zu leisten.
    Wenn in anderen Ländern Wälder abgeholzt werden, wird das schnell als Frevel dargestellt, vor der eigenen Haustüre ist alles kein Problem. Tihange ist das beste Beispiel, wie gerne man auf andere zeigt.

    Auch die Gewerkschaft IG BCE ist an einem zukunftsorientierten und tragfähigen politischen Konzept interessiert, dem ein Herumbaggern um den Hambacher Forst nicht entgegen steht.

    Eine Lösung des Konflikts scheint mir in einem gesellschaftlichen Konsens gut möglich zu sein.
    Dass alle wie das Kaninchen auf die Schlange auf das OVG Münster schauen, verhindert es leider, dass eine dringend erforderliche Debatte in Gang kommt.

    1. Jürgen7

      Da sehe ich die IGBCE eher auf einem RückWärtsgEwandten Weg. Mit Ihrer Demo am letzten Freitag haben sie das bestätigt.
      Auch sehr erhellend der Artikel in ihrer Mitglieder-Zeitung KOMPAKT 9/17, im Anhang bzw. Beihefter „plus“!

  10. Tatjana

    Schuld sind die Politiker!!!

  11. Emilio

    Zum Ernst der Lage:
    Bei einer weiteren militanten Aktion,damit sind Aktionen nach meinem Verständnis gemeint, die direkt oder indirekt Menschen in ihrer körperlichen Unversehrtheit gefährden, entsteht höchste Gefahr einer Komplett-Räumung der Waldbesetzung.
    Aus meiner Sicht sind Aktionen, wie Sich-Anketten an die Gleise der Kohlebahn oder Besetzungen der Kohlebagger oder weitere direkte gesetzüberschreitende Aktionen ohne Gefährdung von Menschen und auch von anderen Lebewesen legitim:Denn das Berggesetz ermöglicht grosses Unrecht bzw. ZERSTÖRUNG,KOHLE TÖTET, Kohle macht krank.Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.
    Wenn wir gewaltfrei handeln, ist uns breiteste Unterstützung sicher.
    Dann wird es in der jetzigen Situation keine Räumung der Waldbesetzung durch die Polizei geben.Nur,wenn geräumt wird,dann stirbt der Wald.
    Unser Gegner ist RWE – unser Ziel ist, nach meinem Verständnis, der sofortige Ausstieg aus der Braunkohle und ein gutes Leben für alle,eine herrschaftsfreie und gewaltfreie Gesellschaft.

  12. Tagpfauenauge

    Ein Text, der der gesamten Sache vielleicht noch mehr schadet als die Sache am Mittwoch. Die Vorwürfe gegen Ingo M. sind teils abstrus. Ein deutscher Polizist, der in einem deutschen Wald nicht englisch spricht – das soll ernsthaft euer Vorwurf sein? Und dass der Polizist das Gespräch mit allen gesucht hat – das soll als Hilfsargument dienen dafür, dann man ihn anrempelt? Überhaupt: was hat er im Wald zu suchen – der Wald gehört EUCH ALLEIN? Muss man sich jetzt bei euch eine Erlaubnis holen, um alleine den öffentlich zugänglichen Wald zu betreten? Wow. Die Unterstellung, Ingo M. habe wohl eine solche Tat provozieren wollen, ist vollends absurd. So viel heroisches Sicht-selbst-Aufopfern einem ungeschützten Kontaktbeamten zutrauen? Really?

    Ich bin den Leuten im Wald sehr gewogen. Habe auch an Führungen von Michael Zobel teilgenommen und war beeindruckt vom Engagement der Leute dort. Bin immer wieder empört über die pfeffersprayenden Bullen.

    Am Tag, als das OVG Münster die Räumung und Rodung hat vorerst stoppen lassen, wart ihr alle auf der Gewinnerseite. In der publizierten Öffentlichkeit wart ihr weit vorn. Und dann reißen bei euch ein, zwei Leute mit dem Arsch wieder das ein, was andere mühsam mit den Händen aufgebaut haben.

    Ihr wollt Solidarität? Bislang sind alle Impulse an Solidarität von anderen ausgegangen. Es waren die Leute von der Kirche, die Leute aus Buir, die Leute vom BUND, die auf euch zugegangen sind. Nicht ihr habt den Zusammschluss gesucht. Er ist euch angeboten worden.

    Und, machen wir uns nichts vor: ohne diesen Rückhalt in der Bevölkerung wären die Baumhäuser längst schon abgerissen worden. Die Rote Linie war nicht eure Idee, nicht euer Werk. Das soll kein Vorwurf sein. Es zeigt aber, dass von außen euch schon sehr viel Solidarität entgegengebracht wird.

    Verspielt das nicht.

    Auch wenn es sich blöd liest: der Pfefferspray-Einsatz der Tage zuvor ist keine Legitimation, einzeln auftretende und ungeschützte Menschen wie Ingo M. anzugehen. Punkt. Das ist die Wegscheide. Geht ihr diesen Weg weiter, lasst ihr Gewalt gegen einzelne Cops zu oder versucht, diese zu rechtfertigen, werdet ihr die Unterstützung von außen bald verlieren.

    Es sind nicht die Friedlichen unter uns, die den Widerstand zu spalten drohen. Es sind Leute unter uns, die ihre eigene Aggressivität nicht unter Kontrolle halten wollen oder können. Und Leute, die das dann noch zu beschwichtigen versuchen.

    Richtig ist: die CDU/FDP/SPD-verfilzte Politik in NRW sucht im Schulterschluss mit RWE nach Chancen und einem Vorwand, die Häuser zu räumen. Pervers ist, dass dieses Ziel ihnen so wichtig ist, dafür einen ganzen Wald zu opfern. Je mehr es zu solchen Aktionen wie am Mittwoch kommt, je öfter so etwas bagatellisiert wird von euch, desto eher wird der Wald geopfert – euretwegen. Das alles ist pervers, ja, aber so sind die Tatsachen nun einmal.

    Mit mehr Militanz werdet ihr vielleicht ein stolzeres Gefühl bekommen. Aber dem Wald dient ihr damit überhaupt nicht.

  13. Emilio

    Ergänzung zu meinem vorherigen Kommentar:
    Polizei-Gewalt aber auch Gegengewalt lehne ich zutiefst ab. (nur unmittelbare Notwehr ist für mich legitim)

  14. Tagpfauenauge

    Kann es sein, dass hier einige Kommentare nicht veröffentlicht werden?

  15. Jürgen7

    Halt, halt halt!
    Was ist passiert?

    1. Jürgen7

      Die Waldschützer die für die gesamte Bevölkerung aktiv sind und ihren Kopf hinhalten,
      die seit dem 1.10. im Dauerstress sind, die sollen jetzt die Bösen sein?! Und als vor einigen Tagen die Rodungen begannen erhöhte sich diese Stresssituation um ein vielfaches. Videos mit den „freundlich“ gesinnten Polizisten und ihrem Pfefferspray konnte sich jeder daheim anschauen.
      Wer als Waldschützer in einer solchen Stresssituation seine Emotionen/Reaktionen zu 100% unter Kontrolle hat, hat meine Hochachtung.

      Nun suchte ein Beamter mit den so attackierten Waldschützern angeblich das Gespräch.
      Nach Dirk Weinspach der zweite Versuch, den Waldschützern ein Gespräch aufzuzwingen.

      Wer ein Gespräch wünscht, für ihn sollte es selbstverständlich sein, sich vorab zu erkundigen ob das Gegenüber auch den Dialog sucht und wenn ja, dass man dann gemeinsam Ort und Zeitpunkt für das klärende Gespräch festlegt.
      (Die Beseitigung einer Barrikade war nicht unaufschiebbar)

      Dies ist hier in beiden Fällen nicht passiert. Das bedeutet man sieht die Waldschützer nicht als gleichberechtigte GesprächsPartner an. Man kann ihnen ein Gespräch aufzwingen ja? Warum?
      Sind vor dem Gesetz nicht angeblich alle gleich?
      Wie würden sie denn selbst reagieren wenn die Waldschützer vor den Wohnungen von Dirk W. und Ingo M. unangemeldet stehen und sagen würden, so jetzt setzen wir uns in dein Wohnzimmer und quatschen ein bisschen?

      Ingo M. hat auch den Vorschlag zu einem Gespräch abseits der Masse, mit einigen gesprächsbereiten nicht angenommen, das zeigt, dass er absolut nicht kompromissbereit war. Und es stellt sich die Frage welche Ausbildung er als Kommunikationsbeamter genossen hat??
      Er hat den Einsatz so gut wie unbeschadet überstanden. Er wird sich vor seinem Dienstherrn nicht erklären müssen, warum er sich selbst in eine solche Situation gebracht hat und was er unternommen um die Situation zu deeskalieren. Er wird nicht in den Innendienst versetzt werden, wahrscheinlicher ist eine Beförderung!
      Man hat die „Bilder“ die man wollte.
      Und sie maßen sich sogar an, in ihrer Pressemitteilung die Waldschützer in Gruppen zu unterteilen, in Bürgerliche und NichtBürgerliche?
      Warum gibt es hier keinen Aufschrei?

      Was sie damit erreichen möchten, darf niemals passieren – eine Spaltung des Widerstands.

      1. Tagpfauenauge

        @Jürgen7:

        Der Wald ist niemandes „Wohnzimmer“. Der Wald gehört keinem und allen. Der Wald gehört nicht RWE und der Wald gehört auch keinen Aktivisten. Ein Mensch, der sich alleine durch den Wald bewegt und Gespräche sucht, hat – egal, ob es einem passt oder nicht – ebenso den Anspruch auf körperliche Unversehrtheit wie jede Aktivistin auch.

        Eine Gruppe, die diese Normen nicht akzeptieren will, spaltet sich selbst ab von anderen. Menschen, die die Tat vom Mittwoch begangen haben (so verständlich manches in einer aufgeheizten Stimmung auch sein mag), und vielmehr noch Menschen, die diese Sache bagatellisieren wollen, spielen den Gegnern des Waldes in die Hände.

  16. Tagpfauenauge

    Wenn ihr Posts unterdrückt, die gleichsam pro Wald und contra RWE sind, aber dennoch den Text oben kritisieren, geht ihr in eine eher autoritäre Richtung.

  17. Mike

    Was führ ein riesen Geschrei für noch nicht mal ne Schramme. hört auf zu heulen nur weil der verlogene Mistkerl ne Schelle kassiert hat.

    Taktisch klar ein Missgeschick – aber ich kann, als Person die schon öfter in direktem Kontakt mit den Kontaktpolizisten stand, nicht leugnen mich im ersten Moment einfach nur gefreut zu haben. So oft haben diese vermeintlich netten Kontaktpolizisten uns bewusst Falschinformationen gegeben, von seinen kläglichen Versuchen den Widerstand zu spalten mal ganz abgesehen.

    1. Tagpfauenauge

      „noch nicht mal ne Schramme“… und wer die Unwahrheit sagt, den darf man schlagen? Meine Güte, was für ein ordinäres, dumpfes Macho-Gehabe.

    2. Tatjana

      @Mike
      Da kann man mal sehen das Du einer von den aggressiven bist. Mistkerl nennst du ihn, Falsche Informationen. Aber was ihr tut,das ist ok? Nagelbretter legen, Steine werfen, mit Kot schmeissen, spucken und mit Zwillen schiessen. Mitarbeiter von RWE überfallen, Polizisten und Securyties verletzen und das ist vielmehr als die Polizei euch antut. Und dann will man nicht mit einem Kontaktpolizisten reden? Aber Jeder soll mit Euch reden….Das kann es nicht sein!!!
      Und mit solchen Kommentaren verscherzt ihr euch es selber mit dem Bürgern und Gerichten. Selber Schuld wenn geräumt wird.

  18. Tatjana

    @Jürgen7

    Soll der Kontaktpolizist vorher klingeln?
    Das ist nicht Euer Wald.
    Aber wenn ihr die Presse wollt dann könnt ihr quatschen und diskutieren

  19. Tatjana

    @Tagpfauenauge

    Der Wald gehört RWE

    1. Tagpfauenauge

      @Tatjana:

      Wenn man „Wald“ nur als Grundstück sieht, ja.

      Wenn man Wald aber als ein erhaltenswertes Öko-System sieht, gehört der Wald uns allen.

      Und: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (Art. 14 Grundgesetz)

      1. Tatjana

        @ Tagpfauenauge :Ok. Stimmt. Aber was meinst du wie es weitergehen wird wenn der Wald stehen bleibt? Baggern die da drumherum?

        1. Tagpfauenauge

          @ Tatjana

          Ich glaub nicht, dass dort jemals der 240.000er zum Einsatz kommt. RWE will doch am liebsten selbst schnell aus dem ganzen Plumpaquatsch aussteigen. Erst die Sache eskalieren lassen, dann schön fürs Exit ein paar Milliarden an Entschädigung kassieren und anschließend die eigenen Gaskraftwerke anwerfen, also doppelt Kasse machen.

  20. Der Wolf

    Wirklich traurig, dass hier an der Stelle, Posts unterdrückt und schlichtweg nicht veröffentlicht werden.

    Ihr möchtet Solidarität und Unterstützung von Anwohnern und anderen Bürgern aus der Nähe?

    Ja ich war in der Tat häufig im Wald habe immer Unterstützung geboten. Spaziergänge, rote Linie, Spenden, etc.
    Auch am besagten Mittwoch bin ich im Wald gewesen und sogar darum gebeten den Druck heraus zu nehmen und sich auch andere, wesentlich effektiveren Aktionen zu konzentrieren. Ihr wisst doch selber, dass wenn geräumt werden soll, wird auch geräumt.

    Bei sämtlichen Vorfällen habt ihr immer die Kameras drauf gehalten. Jetzt hat niemand gefilmt was wirklich geschah? Euer ernst?

    Wenn ihr friedlichen Aktivisten euch nicht eindeutig von den Gewalt Touristen distanziert, statt hier berichte und Erklärungen zu Posten, die euch noch ungläubiger erscheinen lassen, dann ist es bald vorbei mit der Solidarität.

    Zumindest mit meiner.

    Wäre klasse wenn ihr meinen erneuten Post nicht schon wieder unterdrücken würdet

    Grüße,

  21. Andrea Bensing

    Ich finde die Beschreibung und Erklärung des Vorfalls sehr ausführlich und nachvollziehbar und danke dir dafür! Traurig, wie versucht wird, durch solche Aktionen die Nerven der Aktivisten zu strapazieren und ihre Energie zu binden, indemm sie derartig lange Ausführungen machen müssen. Ich kenne das nur zu gut aus der Tierrechtsbewegung – egal wo man sich kritisch aktiv einbringt, es wird immer wieder versucht, einen in die Ecke won gewaltbereiten und arbeitsscheuen Extremisten zu stellen ….. Eigntlich ist jedes Wort zu viel, das man immer wieder benutzt, um zu erklären ……

  22. Tagpfauenauge

    Ja, Andrea,

    einfach das eigene Ding durchziehen, wozu all die vielen Worte, warum überhaupt versuchen, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Denn du und ein paar andere, ihr wisst, was Sache ist, ihr ganz allein und der Rest ist ignorant, hat keine Ahnung und sollte sich nicht in den Weg stellen.

    Die Moral, die ist ganz allein nur auf eurer Seite. You can feel it! Das muss dann auch reichen. Mit Andersdenkenden diskutieren, Mehrheiten für die eigene Position suchen – alles wumpe. Demokratie ist doch auch nur 1 Wort. Live your own moral superiority! Schließlich hat exakt so der Herrschaftsapparat der katholischen Kirche seinen Machtanspruch über Jahrhunderte verteidigt, das Rezept ist also schon mal gar nicht so erfolglos.

    Und wenn ein (1) Mensch aus seiner Sicht schreibt, wie etwas abgelaufen sei, und wenn das dann lesender Frau gefällt – dann muss es ja stimmen! Es stand schließlich im Internet, was sollte mensch da noch hinterfragen? Traurig, wer das versucht!

    Kritisch aktiv, was für eine nette Phrase, wenn frau nicht willens ist, sich, ihre Motivation + ihre Methodik zu erklären. Übrigens: „arbeitsscheu“ hat hier noch niemand als Vorwurf geäußert. „Gewaltbereit“ fiel hier auch nicht als Vorwurf, sondern wurde vielmehr als (gefälligst von allen zu tolerierende) zulässige Protestform artikuliert.

    1. uwe

      in Deinem Post zu dem Blogbeitrag „Eine Persönliche Sicht auf die Ereignisse der letzten Tage“ legst Du nahe, dass die beitragende Person als Agent Provocateur für die Polizei arbeitet. Außerdem unterstellst Du der Person, dass sie gegen demokratische Grundwerte wäre, weil sie die Gesetze, die RWE den Raubbau ermöglichen, nicht akzeptieren kann. Das ist ein starker und grenzwertiger Tobak.
      Wer Du genau bist, kann der*die Leser*in schließlich auch nicht wissen. Mensch könnte genauso behaupten, dass Du die Arbeit der Polizei machst, wenn Du den Protest in „Gewaltbereite“ und „Friedliche“ spaltest und hier die Leute zu Aussagen provozierst, die dann wieder der Polizei zur Auswertung dienen.
      Was das Einhalten von Gesetzen in Zusammenhang mit demokratischen Werten angeht, besteht da nur ein bedingter Zusammenhang. Es kann durchaus mit demokratischen Werten übereinstimmen und sogar geboten sein, gegen Gesetze zu handeln, die durch Mehrheiten oder Richterbeschluss entstanden sind. Wenn die parlamentarische Demokratie in diesem Lande gefährdet ist, so liegt das ganz sicher nicht an den Leuten, auf die Du es hier abgesehen hast.

      Hier wie auch in Deinem Post zu dem anderen Beitrag stellst Du es so dar, als würdest Du für alle Menschen sprechen, die die Ende-Gelände Aktionen, die Rote-Linie Aktionen und die großen Demos mittragen und stellst sie gegen die Leute, die Dir nicht genehm sind. Lass mal deinen Paternalismus stecken. Du sprichst nur für Dich und für sonst niemanden. Die Leute haben einen eigenen Kopf und die, die häufiger an Aktionen teilnehmen, haben sehr wohl eine eigene und differenzierte Meinung zu dem was hier abläuft, wie die Gewaltverhältnisse gewichtet sind und wie sie sich dazu stellen wollen. Den Herrschaftsapparat der katholischen Kirche mit dem Handeln von Aktivistas gleichzusetzen, die einem übermächten Polizeiapparat gegenüberstehen und darin auch Konflikte eingehen ist mehr als absurd.

      Der Hambacher Forst hängt nicht am Wohlverhalten gegenüber der Polizei vs. wie viele „friedliche Bürger“ an symbolischen Aktionen teilnehmen. Es hat in diesem Land eine Friedensbewegung gegeben, die zu hunderttausenden demonstriert hat, die Pershings wurden trotzdem aufgestellt. Das AKW Mülheim Kärlich wurde gestoppt, nicht weil in großer Zahl so oder so demonstriert wurde, sondern weil nachgewiesen wurde, dass das Genehmigungsverfahren fehlerhaft war. Das AKW in Wyhl wurde nie gebaut wegen des entschlossenen und geschlossenen Widerstands der ländlichen Bevölkerung usw. Es kommt darauf an, dass verschiedene Umstände so zusammen kommen, dass es für die Betreiber*innen der zerstörerischen Projekte unrentabel wird. Alles was dazu beiträgt kann helfen, wobei der Zweck natürlich nie die Mittel heiligt.

      Der Wald ist doch nicht weniger schützenswert, weil es dort Leute gibt, die sich in Konflikte mit der Staatsgewalt begeben. Wenn den Leuten was am Wald liegt, dann werden sie kommen, wenn nicht, dann lassen sie es bleiben. Jede*r ist dafür selbst verantwortlich. Diese Bürde den Menschen im Wald aufzuhalsen, deren Einstellung Du nicht magst, ist einfach lächerlich. Der Wald wird nicht zerstört, weil dort Aktivistas in Baumhäusern wohnen, die die Polizei räumen will. Die Leute im Wald erwarten auch keine Befürwortung von Menschen, die ihnen nicht wohlgesonnen sind, sie wünschen sich Solidarität für den Wald. Und der Wald steht deshalb in Gefahr, weil er dem größten Teil der umliegenden Bevölkerung so am Arsch vorbeigeht, dass sie SPD und CDU trotzdem oder gleich die Rechten wählen, weil die Kommunen an RWE beteiligt sind und weil die Gerichte RWE immer wieder geholfen haben den Tagebau voranzutreiben.

      1. Popel

        Sehr wohltuend nach all denn trolligen Pseudokommentaren.

  23. Tagpfauenauge

    uwe,

    die Art, wie du Dinge aus dem Zusammenhang reißt, wie du falsch zitierst… ich glaube, du bist schon geübt darin.

    These 1:
    „Außerdem unterstellst Du der Person, dass sie gegen demokratische Grundwerte wäre, weil sie die Gesetze, die RWE den Raubbau ermöglichen, nicht akzeptieren kann.“

    Das ist nicht vollständig. Denn der Mensch hat ja auch noch gesagt: „Ich kann mich nicht an Gesetze halten, die mich kriminalisieren, wenn ich für dass einstehe, was meines Erachtens richtig ist.“ Das ist eine universelle Aussage und bedeutet, dass da jemand sich nur an die Gesetze halten will, die ihm genehm sind. Das ist schon ein recht problematisches Demokratieverständnis.

    Aber es geht ja wesentlich nicht um bloßen Widerstand gegen Gesetze. Sondern um die Frage, ob Gewalt gegen Menschen legitim ist.

    These 2:
    „Mensch könnte genauso behaupten, dass Du die Arbeit der Polizei machst, wenn Du den Protest in „Gewaltbereite“ und „Friedliche“ spaltest und hier die Leute zu Aussagen provozierst, die dann wieder der Polizei zur Auswertung dienen.“

    Das ist zugleich unlogisch und auch bedauerlich. Unlogisch deswegen, weil wenn die Polizei so wäre, wie du meinst, warum sollte ein Polizist dann von militantem Widerstand abraten? Es ist doch nur die Eskalation, die den Hardlinern tatsächlich dient. Bedauerlich deswegen, weil du den Leuten unterstellst, sie würden nur militant schreiben, weil sie ach so sehr provoziert worden seien. Das klingt so, als ob diese Leute ziemlich naiv sind und reflexhaft antworten, ohne nachzudenken.

    „Du sprichst nur für Dich und für sonst niemanden.“

    Das ist richtig. Aber hast du den Eindruck, #EndeGelände, Kirchen, bürgerliche Initiativen würden die Dinge anders sehen als ich? Kannst gerne die Zitate hier auflisten, wo solche Menschen Gewalt gegen Leute als Mittel akzeptieren.

    These 3: „Es kommt darauf an, dass verschiedene Umstände so zusammen kommen, dass es für die Betreiber*innen der zerstörerischen Projekte unrentabel wird.“

    Du vergisst die politische Komponente. In dem Moment, wo ein Protest breiter angelegt ist, wird er für die Regierenden zu einem politischen Risiko. Die Pershings sind da ein schlechter Vergleich, weil damals die parlamentarischen Mehrheiten relativ stabil waren. Heute würde sich ein Laschet dreimal überlegen, etwas plattzumachen, wenn ein bedeutender Teil der bürgerlichen Wählerschaft dagegensteht. Gerade deswegen darf es nicht zu einer Spaltung kommen. Und spalten tun nun einmal, da bleibe ich dabei, diejenigen, die mit Gewalt gegen Menschen keine Probleme haben. Übrigens ist es nicht der Kosten wegen zum allgemeinen AKW-Ausstieg gekommen, sondern aus politischen Gründen.

    These 4: „Wenn den Leuten was am Wald liegt, dann werden sie kommen, wenn nicht, dann lassen sie es bleiben.“

    Das wirkt recht arrogant. Es bedeutet: akzeptiert unsere Protestform, auch die militante, oder lasst es bleiben. Und es bedeutet: Unterstützt ihr die Leute nicht, die Gewalt gegen Menschen befürworten, dann seid ihr gegen den Wald.

    Da ist in deinem ganzen Aufwasch nicht ein einziger Moment, wo du mal der Frage nachgehst, ob denn Gewalt gegenüber Menschen überhaupt sein MUSS. Und da ist nicht ein einziger Moment, wo du darüber nachdenkst, ob eine breite Solidarität nicht auch ein Zugehen auf bürgerliche Initiativen erfordert – statt immer nur etwas von anderen zu verlangen.

    These 5: „Der Wald wird nicht zerstört, weil dort Aktivistas in Baumhäusern wohnen, die die Polizei räumen will.“

    Eben. Solange sie nicht Menschen angreifen, denn dann hat der Innenminister einen Vorwand. Dann hilft uns die Pause vor dem OVG Münster null und nichts.

    Schließlich:
    „Und der Wald steht deshalb in Gefahr, weil er dem größten Teil der umliegenden Bevölkerung so am Arsch vorbeigeht“

    Dann gibt es nur eine Möglichkeit. Man muss die Menschen für sich und die eigene Sache gewinnen. Warum ist denn Klima so ein wichtiges Thema? Weil es die Leute nicht interessiert? In den Jahrzehnten zuvor hat man den Leuten erzählt, es gibt keine Alternative zur Braunkohle. Damit konnte NRWE alle Proteste ersticken. Die Zeiten sind vorbei. Mehr und mehr Menschen sind jetzt für einen Ausstieg aus der Kohle.

    Du wirst aber nicht viele Leute für die Sache gewinnen, wenn du Gewalt gegen Menschen als zulässiges Mittel propagierst. Die Antiglobalisierungsbewegung hat ja nun weiß der Himmel nicht von den Krawallen in Hamburg profitiert. Im Gegenteil: die Brutalität der Polizei wurde doch leider weitestgehend kaschiert durch die Penner, die da reihenweise Autos angezündet haben.

    Und du wirst auch so den Wald nicht retten können. Die Häuser werden geräumt, wenn es zu weiteren Vorfällen kommt. Der Widerstand dagegen, so militant er auch sein mag, wird gegen mehrere tausend Polizisten nicht durchzuhalten sein. Das weiß jeder, der eins und eins zusammenzählen kann. Es wird eine miese, dreckige, blutige Schlacht werden, wo am Ende der Polizeiapparat gewinnt. Dann können sich einige gerne den Anarcho-Verdienst-Stern am Band übers Bett hängen, aber der Wald ist trotzdem weg.

    PS: Der Satz
    „Du sprichst nur für Dich und für sonst niemanden.“,
    den solltest du dir auch mal zu Herzen nehmen. So oft, wie du hier so tust, als würdest du die Gesamtheit der Waldbewohner verkörpern, ist das schon recht vereinnahmend. Denn auch im Wald gibt es da durchaus unterschiedliche Ansichten und nicht nur einen „uwe“.

    @Popel: Leute mit anderer Meinung als „Troll“ zu bezeichnen“, ist nun wahrlich nicht kreativ. Das kannst du bestimmt besser.

    1. uwe

      ich habe keine Zitate verwendet und ich habe auch nichts aus dem Zusammenhang gerissen. Deine „Thesen“ kannst Du Dir sparen.

      wenn eine*r sagt, dass er*sie sich nicht an Gesetze halten kann, die ihn*sie kriminalisieren, weil er*sie aus einer ethischen Erwägung für etwas einsteht, dann ist das keine universelle Aussage in Bezug auf das Einhalten von Gesetzen.

      Deine Frage ob Gewalt gegen Menschen legitim ist, erinnert mich an die alberne, autoritäre und sexistische Standardfrage bei der Gewissensprüfung zur Kriegsdienstverweigerung: „Was würden Sie tun, wenn sie im Wald sind und jemand ihre Feundin angreift?“. Selbstverständlich kann ich einen Angriff gegen mich oder einen anderen Menschen auch mit körperlicher Gewalt abwehren, wenn es erforderlich ist. Deshalb muss ich nicht bereit zu sein, für einen Staat das Kriegshandwerk zu lernen und den Schwur auf die Fahne zu leisten. Diese Art von Gewissensprüfung war eigentlich eine Loyalitätsprüfung den herrschenden Gewaltverhältnissen gegenüber und faktisch eine Entmündigung und ein Angriff auf das Gewissen. Die Totalverweigerung wurde mit Gefängnisstrafe geandet.
      „Die andere Wange hinzuhalten“ ist ein religiöses Motiv. Kann Mensch machen, aber wenn autoritäre Gestalten hingehen, um das anderen mit einer verlogenen Doppelmoral aufzuzwingen, da hört dann der Spass auf. Gewalt gegen Menschen kann legitim sein, wenn es um die Abwehr einer drohenden Gefahr geht und andere Mittel nicht möglich sind. Staatsgewalten beanspruchen für sich das alleinige Recht, Gewalt gegen Menschen auszuüben und nennen das „Gewaltmonopol“. Sie setzten Gewalt gegen Menschen als Mittel ein, um sich dieses Monopol zu sichern. Dieses Monopol in bestimmten Fällen anzuzweifeln und sich gegen Angreifer*innen auch körperlich zur Wehr zu setzen, kann jedoch auch nach den Gesetzen dieses Landes legitim sein. Gewalt und erst recht Gewalt gegen Menschen ist allerdings die allerletzte Option im Falle eines Konflikts – unabhängig davon wie die Leute dazu stehen. Ich bin kein*e Befürworter*in von Gewalt, nur weil ich die herrschenden Gewaltverhältnisse klar darlege und sie in Frage stelle.

      Deine These in Bezug auf die Polizei ist genauso verdreht wie weltfremd. Die Polizei rät nicht vom militanten Widerstand ab, wie andere Leute einem raten mit dem Rauchen aufzuhören. Die Polizei verpestet die Luft und droht anderen mit Haft, wenn sie einen Glimmstengel anzünden. Die Eskalation geht vom bedrohlichem Raubbau an der Natur und vom Vorgehen der Polizei aus, die diesen Raubbau absichert.
      Der Sinn einer Provokation ist es Leute aus der Reserve zu locken und sie ihrer Deckung zu berauben. Das funktioniert bei allen Menschen, bei dem*der einen besser und bei anderen weniger gut. Das hat nix mit Naivität oder reflexartigem Verhalten zu tun. Im übrigen zielen Deine Provokationen darauf ab, die Leute moralisch zu verurteilen und ihnen die Schuld an der Rodung des Waldes zu geben. Als Aktivista, der*die einiges auf sich nimmt, darauf nicht zu reagieren, ist nur schwer aushaltbar, das weist Du selbst nur zu gut, sonst würdest Du hier nicht ständig Leute angreifen. Und ja, es ist bedauerlich, dass Du die Leute provozierst.
      Das gleiche Prinzip wendest Du an, wenn Du eine Liste verlangst, in der Menschen „Gewalt gegen Menschen als Mittel“ akzeptieren. Du versuchst Deine autoritärenen Begriffe von Gewalt und Legitimität (die mit den herrschenden Gewaltverhältnissen übereinstimmen) anderen Leuten aufzuzwingen, und sie danach an den Pranger zu stellen, wenn sie damit nicht übereinstimmen. Das fühlt sich an wie die Hetztiraden von Politikern, die Demonstrant*innen als Terrorist*innen denunzieren und gleichzeitig die Diktatoren der Welt zum Gala-Dinner bitten und es hat auch denselben Zweck: die Kriminalisierung von Teilen des Protests.

      Die politische Komponente des Protests habe ich nicht vergessen, sie gehört in die Rentabilität. Wir leben im Kapitalismus. Die Leute reagieren hauptsächlich wenn es sie was kostet. Keine Wählerstimmen – kein Landtagssitz – keine Gefälligkeitspolitik – kein zukünftiger Posten in der Auto- oder (siehe Frau Kraft) in der Kohlindustrie. Damit der Laschet sich wegen Wählerschaft bewegt, müsstest Du schon das gesamte Rheinland auf die Beine bringen. Aber selbst das muss nicht unbedingt was heißen, wie ja Stuttgart21 gezeigt hat; ein Widerstand der ja wortwörtlich eingefriedet wurde.
      Ob ein Protest Erfolg hat, weis mensch hinterher, aber wer nicht kämpft …
      Spaltungen wegen der Gewaltfrage hat es in der Geschichte der Protestbewegungen fast immer gegeben. Sie waren kraftzehrend, aber letzten Endes in der Frage, ob ein zerstörerisches Projekt gestoppt werden konnte oder nicht, nicht entscheidend. Entscheidender waren Spaltungen für die Menschen, die wegen der Spaltungen in den Fokus der Polizei kamen. Die Spaltung lief meistens zunächst von Parteipolitiker*innen und Funktionär*innen aus und wurde von Leuten in der Bewegung aufgegriffen, die meinten den Erfolg des Protest damit zu sichern, indem sie dazu aufforderten sich von den „Gewalttätern“ zu distanzieren. Hat dem Protest nichts genützt, aber den Staatsanwaltschaften.
      Aber ja: wenn das mit dem Streik aufhört, gibts auch die Auffanggesellschaft und wer die Barrikaden räumt, darf auch wieder nach Hause gehen, wenn die Harvester kommen.
      Die als Gewalttäter*innen bezeichneten können Personen, die zur „Gewaltfreiheit“ aufrufen, selbst wenn sie es unsinngerweise wollten, schwerlich denunzieren, deshalb sind nicht sie es, die spalten.

      Ja, Du bist wirklich ein*e Meister*in des Verdrehens: wenn ich geschrieben habe, dass die Leute kommen, wenn ihnen was am Wald liegt, dann meinte ich nicht, das sie alle Protestformen akzeptieren müssen oder dass sie Leute unterstützen müssen, deren Protestform sie missbilligen. Ich meinte es so wie ich es sinngemäß schrieb: Der Wald ist an sich schützenswert und wem was dran liegt, wird sich für ihn einsetzen. Das ist unabhängig von dem, was andere tun oder lassen.
      Und dann wieder Deine Denunziation, dass es im Wald Leute gibt, denen es um Gewalt gegen Menschen geht. Geht es noch?
      Wer hat behauptet, das denn Gewalt gegen Menschen überhaupt sein muss? Muss sie nicht und soll sie nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
      Weder ich noch die Leute, die Du hier ständig angehst, sind für die Gewaltverhältnisse, die durch den Raubbau entstehen verantwortlich. Du operierst mit absurden Schuldzuweisungen und weist Leuten Verantwortungen zu, die sie nicht haben. Der Wald wird nicht gerodet, weil sich dort Menschen mit der Polizei in einen Konflikt begeben, sondern dann, wenn die Rodungen gerichtlich bestätigt werden und die Politik nicht umlenkt.
      Die Politik kann umlenken, wenn eine Bevölkerungsmehrheit den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in einem Maße fordert, dass es eine Wahl entscheiden könnte. Das hängt aber nicht an Auseinandersetzungen mit der Polizei, sondern z.B. an der Empfindung der Bedrohung durch den Klimawandel (scheint noch nicht so ausgeprägt zu sein, wie es müsste).
      Die Politik kann auch umlenken, wenn die Menschen begreifen, dass das Festhalten an der Braunkohle ihnen Zukunftshoffnungen nimmt, weil eine Umstrukturierung für Arbeitsplätze jetzt passieren muss und nicht in 10 Jahren. Aber das wäre eine Aufgabe der Gewerkschaften, die statt dessen den Protest als Feind ansehen.
      Die Politik kann auch umlenken, wenn es auf internationaler Ebene von wesentlicher Wichtigkeit wird. Hier kann ein bunter und vor allem ein geschlossener Protest unterstützen, um die Aufmerksamkeitsspanne zu erhalten.

      Deine Behauptung, ich würde Gewalt gegen Menschen als zulässiges Mittel propagieren, ist nur eine Deiner üblichen Provokationen und Denunziationen. Gewalt kann überall dort eine Rolle spielen, wo ein vernünftiger Ausgleich in gravierenden Konflikten ausbleibt, in dem sich Menschen gegenüberstehen. Das zu verhindern ist überall wichtig, aber nicht überall möglich. Zu dem Thema, um das es in diesem Blog ja geht, habe ich gedacht, was vermutlich die meisten gedacht haben: „Scheisse, jetzt ist mal Rodungsstopp und nun muss es völlig unnötig eskalieren“. Unabhängig davon, dass es von Seiten der Politiker die den Braunkohleabbau befürworten, von RWE und der Polizei kein besonderes Interesse an Ruhe im Wald gibt, solange dort Besetzungen aktiv sind, hat sich die Sachlage dann doch anders dargestellt als es zunächst kolportiert wurde. Der Kontaktpolizist wurde nicht schwer verletzt und er wurde auch nicht bespuckt. Es gab ein (unnötiges) Handgemenge, ob Schlag oder Schubser ist wohl nicht klar, und es wurde von den umstehenden Leuten schnell unterbunden. Unter vielen Leuten hat sich wegen ihrer Erfahrungen eine Wut auf die Staatsgewalt aufgebaut, die schnell in unbedachte Handlungen mit üblen Folgen führen kann. Dein Prinzip ist es jetzt, die Wut der Leute noch ein bisschen herauszukitzeln, sie als Gewalttäter*innen herauszustellen um sie danach zu isolieren. Das führt genau zum Gegenteil von dem, was Du angeblich ja erreichen willst. Ein Zugehen – auf wen auch immer – wird so verunmöglicht. Du willst die Leute weghaben, das ist alles.

      Deine Behauptung, dass ich andere vereinnahmen würde, ist doch nur eine billige Abwehr von dem was ich Dir gesagt habe. Ich vetrete nicht stellvertretend eine Meinung, sondern meine Meinung. Wer auf der Strasse gegen menschenfeindliche Sprüche hält, der*die vereinnahmt nicht die, gegen die sich die Sprüche richten. Wenn ich mich gegen Denunziantentum richte, vereinnahme ich auch nicht die, die denunziert werden. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, wolltest Du hier der Polizei dann noch mitteilen, dass es im Wald einen guten und ein bösen uwe gibt. War zu erwarten …

  24. Tagpfauenauge

    Oh,

    meine Beiträge werden nun nicht mehr sofort freigeschaltet. Da muss wohl erst der Zensor drüberschauen.

  25. Tatjana

    Leute, ich bitte Euch, die können doch nicht von jetzt auf gleich die Maschinen abstellen

  26. Tatjana

    Ach wie gut das Niemand weiss, das ich Rumpelstilzchen heiss!!!

  27. kritisch*e freund*innen

    Heute haben wir die Überschrift „Hambacher Forst: Ein Wald, in dem der Staat nicht viel zu sagen hat“ und dann die ersten Zeilen des Artikels in der Aachener Zeitung gelesen.
    Wir werden mit Interesse beobachten, ob der mit vollem Namen benannte Polizist die Beschreibungen unkommentiert lässt!

  28. Tagpfauenauge

    Kann es sein, dass der Blog-Betreuer große Probleme mit Meinungsfreiheit hat, sobald ihm hier eine Meinung nicht gefällt? Manche Beiträge werden sofort freigeschaltet, bei anderen dauert es Stunden, wieder andere tauchen nie mehr auf. Bei beleidigenden Statements würde ich das ja verstehen, aber wenn es um Gewaltfreiheit geht oder darum, ob hinter dem Posting von „hambacherforst“ wirklich die gesamte Gruppe steckt… ich weiß nicht, besonders kritikfähig wirkt das nicht. Aber vielleicht sind es ja nur technische Probleme, who knows?

  29. Franziska

    Ich habe drei Hoffnungen:

    1. Dass es im Hambacher Forst friedlich bleibt und dass er nicht geräumt wird. Friede dem Walddorf! –

    Vielleicht, wenn der Konflikt zugunsten des Waldes ausgegangen ist, dürfen vielleicht Menschen in Baumhäusern hier wohnen und eine richtige Gemeinde gründen. Ich würde sie „Walddorf Nr. 1“ nennen, das erste Walddorf Deutschlands. Und dann gibt es vielleicht auch irgendwann eine Wald(d)dorfschule? 🙂

    2. Dass das OVG am Ende zugunsten des Hambacher Forstes entscheidet. Logisch. Dann muss nicht mehr Jahr für Jahr gebangt und gezittert werden, dann muss keiner mehr Angst haben, der dort ist, egal auf welcher Seite er steht bzw. gestanden hat …

    3. Dass es ein schnelles Ende für die Braunkohleförderung und -verbrennung in Deutschland gibt. Und dass dies ein Beispiel für alle Länder dieser Welt ist, die – wie zur Zeit Deutschland – auch noch nicht begriffen haben, dass der Klimakiller Nr. 1 abgeschafft gehört!

    Soweit meine drei Hoffnungen bzw. Weihnachtswünsche … Weg mit dem Klimakiller Nr. 1, her mit dem „Walddorf Nr.1“!

  30. Tatjana

    Es wird kein Walddorf geben! Dann dürfte ja Morschenich auch stehen bleiben und das wird es nicht!

  31. Franziska

    Was ist Morschenich? Ein Dorf, das weggebaggert werden soll? Dann wird es wirklich Zeit für den Ausstieg aus der Braunkohle…..

    1. Mike

      Die Zahl der Dörfer die bereits den Tagebauen in Deutschland gewichen sind ist dreistellig…

    2. Kito

      So ist es. Morschenich sollte nach den Plänen mit aufgeraucht werden. Kein weiteres Dorf!!!

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