Hambacher Forst wiederbesetzt

Am heutigen Nachmittag wurde wieder ein Teil des Hambacher Forstes besetzt. Der Hambacher Forst der einst 5.500 Hecktar groß war wurde zum größten Teil vernichtet, für den Hambacher Braunkohletagebau. Wenn es nach den Plänen von RWE geht fallen auch die restlichen etwa 1000 Hecktar dem Tagebau zum Opfer. Dass sich dagegen Widerstand gebildet hat ist bekannt. Ab letztem Frühjahr an, war ein Teil des Waldes besetzt, und konnte nur mit der längsten Räumung aller Zeiten (im deutschsprachigen Raum) beendet werden. Daraufhin wurde eine Wiese besetzt, die am Waldrand liegt und auch Teil von RWEs Verwüstungsbegierden ist. Nun wurden ein weiteres Mal Bäume im Hambacher Forst direkt besetzt. Der Widerstand geht weiter!

„Widerstand ist zwecklos!“ diese Message versucht RWE in die Köpfe der Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier einzupflanzen. Der Braunkohleabbau – und die mit ihm einhergehenden Folgen der Landschafts- Gesundheits- und Klimazerstörungen – soll als Naturgesetz wahrgenommen werden. Die einen finden ihn gut, die andern schlecht, nur daran ändern kann eh niemand was. So in etwa soll der Diskurs verlaufen. Nur: Mit jeder durchgeführten Aktion, die zeigt wie schnell RWE in Bedrängnis kommt, bekommt diese Selbstverständlichkeit immer mehr Risse, werden die eigenen Handlungsoptionen sichtbarer. Mit jeder – die Verhältnisse offenbarenden – Polizeiaktion, sei es die Festnahme des Besitzers der besetzten Wiese, seien es die Skandale bei der Tunnelräumung im Herbst, wächst die Wut. Eine breite Wut, gepaart mit sichtbaren Handlungsoptionen kann schnell dazu führen, dass die herrschende Ohnmacht überwunden wird, dass Menschen massenhaft anfangen sich zu wehren und dass die Illusionen über die Verfasstheit der Gesellschaft in der wir leben überwunden werden.

„Widerstand ist fruchtbar!“, wurde vielen klar, als durch die Waldbesetzung letztes Jahr hunderte Menschen aus der Region und von überall her sich dem Braunkohlewiderstand angeschlossen haben, teilweise selbige Praktiken des Widerstandes seither teilen, teilweise mit ganz anderen Aktivitäten den Widerstand ebenfalls bereichern. Dass die Rodung eines Teils des Hambacher Forstes diese Wintersaison nicht verhindert werden konnte, muss als bisherige Schwäche der Bewegung anerkannt werden. Aber nicht um selber der Resignation zu verfallen, sondern um sich bewusst zu machen, was alles fehlt zu einer Bewegung, die eine Rodung faktisch verhindern kann, und sich daran zu machen diese Defizite abzubauen.

Mit der erneuten Besetzung eines Teils des Hambacher Forstes soll auch ein neuer Treffpunkt erschaffen werden, um die Kontakte und die Ansätze des gemeinsamen Widerstandes die sich im letzten Jahr auf der Besetzung gebildet hatten zu vertiefen. In einer Welt in der die Menschen atomisiert werden, aufgrund der Interessenslagen die sich aus einer kapitalistischen Ökonomie ergeben, ist es ein revolutionärer Akt, Orte zu schaffen, die der freien Begegnung, dem Treffen freier Vereinbarungen, dem finden gemeinsamer Ziele und der Entwicklung einer gemeinsamen Widerständigkeit dienen. Denn Widerstand tut nicht bloß gegen RWE und seine Tagebaue not, sondern auch gegen die Logiken, die die quatratkilometerweise totale Zerstörung zur „rationellen Handlung“ macht. Nämlich die Logiken des kapitalistische verursachtem Wachstumszwang – sogar kapitalistische Logiken an sich, die nicht die Frage nach dem Nutzen und den Schäden von wirtschaftlichen Maßnahmen stellen, sondern nur die Frage nach dem Profit.

Kommt also in den Hambacher Forst und unterstützt die neue Waldbesetzung. Nehmt die besetzte Wiese als Anlaufspunkt.

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Jan

    Juhu,dann bis bald!

  2. Peter Singer

    Liebe Freunde,

    Hut ab vor Eurem Mut.

    Solidarische Grüße

    Peter Singer
    Sprecher der Gruppe DIE LINKE
    im Braunkohlenausschuss
    Mitglied des Regionalrates Köln

  3. hoempi

    Danke für euren Mut und euren Einsatz!
    solidarischste Grüße aus Bonn!

  4. Franz

    Was soll die ganze Besetzung eigendlich bringen? Erstens könnt ihr RWE niemals stoppen, bestenfalls eine zeitliche verzögerung erreichen. Zweitens rechnet doch auch mal die ganzen Flächen, die von RWE wieder aufgeforstet wurden und noch aufgeforstet werden. Hier verschwindet zwar ein Wald, aber dafür entsteht an anderer stelle ein neuer Wald mit vielen Freizeitmöglichkeitet, die es hier nicht gibt. Dann kommt der nächste punkt. Wenn ihr RWE wirklich stoppen könntet und die würden ihren Betrieb einstellen, was würde aus den rund 70000 Beschäftigten und ihren Familien? Alle die, die sich auf grund der sicheren Beschäftigung bei RWE ein Eigenheim angeschafft haben und dieses noch abbezahlen müssen, die würden dann ihre Häuser verlieren und ihre Kinder ihr zuhause. Das ist aber noch nicht alles. Dazu kommen ja auch noch die ganzen Firmen, die mehr oder weniger von den Aufträgen von RWE Leben. Auch diese müsten dann ihre Leute entlassen und schliessen. Wenn ihr dann mal weiter überlegt, das ihr nicht die einzigen seit, sondern zb die Atomkraftgegner, die ja auch die Unternehmen zum Ausstieg zwingen wollen, was dann auch wieder zig 100000 Arbeitsplätze kostet, dann frage ich euch, wie ihr denn die ganzen Arbeitslosen mit Essen, Trinken, Unterkunft usw Versorgen wollt? Strengt doch mal eure Köpfe an und denkt nicht nur von einem Baum zum nächsten, sondern etwas weiter, so wie ich es oben geschrieben habe.

  5. Anna

    wir freuen uns! bis dieser tage!

  6. Roter Traktor

    DANKE für euren Mut und Einsatz!

    Solidarische Grüße vom Aachener Baumschutzbündnis und vom Kreisvorstand der Aachener Linken.

  7. Fabian

    Wird schon geräumt? Ich könnte ab morgen, Freitag, Abend kommen. Bitte haltet mich auf dem Laufenden.

  8. Innozenz

    @Franz – Was die Wirtschaftsethik die doppelte Freiheit des Menschen nennt ist nicht im Sinne von doppelter Portion sondern von doppelter Verneinung zu verstehen. Dass so viele Lohnabhängige am Tropf des Monopolkonzerns hängen ist die absehbare Nebenwirkung davon dass dieser sie ihrer Lebensgrundlagen beraubt hat. Vermeidbare Schadensfunktionen als alternativlos anzupreisen ist koloniale Abhängigkeitsmentalität. Die Arbeitsplätze sind nicht auf kommende Generationen übertragbar.

Schreibe einen Kommentar